Oesterreich- Ungarn.

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In Wien   ist einer der thätigsten Fachvereine aufgelöst worden. Der Fachverein der Bäcker" hatte sich eingehend mit der Lage seiner Berufsgenossen beschäftigt, ein eigenes Fachorgan, die Bäcker- 8tg." herausgegeben, eine umfassende Sozialstatistik angestellt, welche durch Veröffentlichung es ermöglichen sollte, die schreienden Uebelſtände im Bäckergewerbe zu beseitigen. Nun mit einem Handstreich ist all' diese Thätigkeit vernichtet worden. Am Mittwoch wurde die Monatsversammlung verboten und am Donnerstag der Verein sistirt! Die statistische Untersuchung, die Aussendung der Fragebogen durch die Redaktion ist plöglich eine Handlung des Vereines geworden, und zwar eine solche, durch welche er fich eine Autorität in einem Bweige der Die Thätigkeit des Vereins ruht; Exekutivgewalt anmaßt." einen Refurs giebt es nicht, die ,, Ausnahmsverfügungen" tennen diese Einrichtung nicht. Vorläufig müssen die Bäcker Wiens zu sehen, wie ihre beste Absicht, auf vollständig gefeßliche Weise, durch gesetzlich erlaubte, öffentliche Agitation das Bäderelend zu beseitigen oder wenigstens zu mildern aufgeschoben wer­den muß. Jm Abgeordnetenhause wurde an demselben Tage von den Abgg. Dr. Kronawetter, Pernerstorfer und Genoffen eine Interpellation an den Minister des Innern gerichtet, ob derselbe von der Maßregel des Polizeiraths Franke gegenüber dem Fachverein der Bäder unterrichtet ist, und wenn ja, ge­denkt derselbe im Interesse der Wahrung des Gesetzes und der Aufrechterhaltung der gesellschaftlichen Ordnung die zeitweilige Einstellung der Thätigkeit des Fachvereins der Bäder Wiens fofort aufzuheben, resp. an die Polizeidirektion Wien dazu das Nöthige verfügen zu wollen?" Man ist begierig, welche Ant­wort der Minister geben wird. Wir sind es nicht. Wozu hat das österreichische Abgeordnetenhaus der Polizei Macht befugniffe ertheilt, welche ihr jederzeit erlauben, unliebfame Er örterungen hintanzuhalten. Und unliebsame Erörterungen wären gepflogen worden über die traurigen Verhältnisse der Bäcker Wiens. Aber daran sind die Bäckergesellen Wiens nicht schuld und müssen dennoch büßen.

Schweiz  .

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Wie aus der Schweiz   gemeldet wird, hat die Untersuchung in Sachen der Lockspizel durch die kompromittirenden Dinge, welche fie zu Tage förderte, der deutschen   Regierung mancherlei Verlegenheiten bereitet und was auch in unserem Blatte die diplomatische Aktion der schon früher angedeutet wurde deutschen   Regierung unangenehm durchkreuzte. Es war den Schweizer   Behörden einfach nicht möglich, die Ausweisung einer Anzahl von Sozialdemokraten zu bewilligen, nachdem durch die richterliche Untersuchung und durch die freiwilligen Geständnisse der Schuldigen selbst festgestellt war, welche Rolle gewiffe bes weffen Sold fte ge tannte Personen gespielt und in standen haben. Gegen diese Logik der Thatsachen" Und die Bundes nicht anzukommen. mar einfach behörden, so nachgiebig fie sich auch sonst zeigten, hielten doch in der Hauptsache fest und es gelang nicht, fie von ihrer festen Position abzudrängen.

Die nachtheilige Wirkung der Lockspißel Enthüllungen spielte auch auf das Gebiet der internationalen Politik hinüber. Was hier vorgegangen ist, wird noch von einem mystischen Dunkel umhüllt. So viel steht aber fest, daß toelche Tragweite die Wünsche oder Forderungen der deutschen   Regierung immer ge­habt haben mögen die Schweiz   eine weit entschiedenere ab­lehnende Haltung beobachtet hat, als erwartet worden war.

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Bei dieser Gelegenheit sei darauf hingewiesen, daß die Eid­genoffenschaft, so ,, tlein" fie unseren Großmachts- Kraftmeiern er­scheinen mag, doch ganz abgesehen von ihrer inneren Stärke und einen sehr starken Rückhalt nach Außen hat, zwar in der französischen   und der englischen   Regierung, die ihr gegenüber eine besondere Freundschaft befunden. Und auch die Vereinigten Staaten   von Nordamerika   dürfen nicht völlig außer Berechnung gelaffen werden. Dieselben haben die Eidgenossenschaft   stets als Schwesterrepublik betrachtet und behandelt, und wenn die Vereinigten Staaten   auch das Programm haben, sich in die europäischen   Angelegenheiten nicht einzumischen, so würde sich, falls die Schweiz   irgend einer ernstlichen Gefahr ausgefeßt sein sollte, doch bald offenbaren, welch' toloffale materielle und moralische Macht dem transat­lantischen Riesenreich innewohnt.

Also die Schweiz   ist nicht der unbedeutende Frühstücks­biffen, für den er von unseren Chauvinisten ausgegeben wird. Sie ist ein Faftor, mit dem sehr ernsthaft gerechnet werden muß. Apropos, durch die neuesten Geständnisse Des Lockspitels Schröder ist festgestellt, daß er nicht erst seit 1885, wie er anfangs behauptete, sondern schon seit 1881 im befannten Solde stand und damit ist der vermeintliche Be­weis, daß er die Freiheit" im Jahre 1882 nicht mit seinem Gelde habe druden lassen, hinfällig geworden.

Die Untersuchung gegen Schröder wird eifrig fortgeführt, und der Wechsel in der Person des Untersuchungsrichters ist nach dieser Richtung hin ohne Einfluß geblieben. Die schweizer   Be hörden find nicht gesonnen, die Waffen, welche ihnen ein günstiger Bufall in die Hände gespielt hat, freiwillig weg zu werfen.

Aus Kunst und Leben.

Was man in Europa   Mufik nennt. Ein Amerikaner, welcher dem Konzert einer modernen Klavierspielerin in einer europäischen   Metropole beiwohnte, schildert den Eindruck, welchen Die Künstlerin auf ihn gemacht, folgendermaßen: Es war eine junge Dame mit so vielen Volants um sich, daß fie aussah, wie der Planet Saturn mit seinen Ringen. Sie gab dem runden Mufikstuhl eine oder zwei Umdrehungen und flaumte darauf nieder, wie ein mit Seifenschaum gefülltes Lavoir( Waschbecken). Dann stülpte fie ihre Manschetten auf, als ob fte daran ginge, den Preis in einem Ringtampfe zu gewinnen. Darauf bear­beitete fie ihre Handgelenke und Finger, um sie geschmeidig zu machen, wie ich dente, und breitete ihre Finger aus, bis sie aus­faben, als ob fie die ganze Klaviatur von dem brummenden bis zu dem quifenden Ende umspannen wollten. Schließlich mach­ten diese beiden Hände einen Sprung über die Tasten, als ob ein paar Tiger über eine Heerde schwarzer und weißer Schafe berftürzten, und das Piano ließ ein Geheul vernehmen, als ob thm Jemand auf den Schwanz getreten hätte. Plöglich Todten­Man fonnte das Haar auf dem Kopfe wachsen hören. Bulegt ein stärkeres Gebeul, als ob das Piano zwei Schwänze hätte und man ihm auf beide getreten wäre! Dazu ein größeres Geflimper, Gellapper, Gequite und eine Reihe von Sprüngen auf und ab, vorwärts und rückwärts, eine Hand über die andere, mehr wie eine allgemeine Flucht von Ratten und Mäusen. Und das nennen fie in Europa  Mufit!"

stille!

Großbritannien  .

Jm englischen Staatswesen finden sich in ganz zusammen­hangsloser Weise neben den vorgeschrittensten Errungenschaften Der Neuzeit verrottete und mißbräuchliche Ueberreste der Ver­gangenheit, die sich entweder deshalb in die Gegenwart hin­übergerettet haben, weil man über den dringenderen Erforder­niffen wichtiger Neuschöpfungen ihre Abschaffung versäumt hat, oder well die aus ihnen Nußen ziehenden Interessenten eifrigst darauf bedacht find, die Verstopfung dieser Quellen ihres Ein­Es bedarf immer erst einer längeren tommens zu verhüten. Bearbeitung der öffentlichen Meinung, um einen Sturm zu er­regen, der im Stande ist, diese Hindernisse hinwegzufegen Jahre lang haben sich so eifrige Reformfreunde es angelegen sein laffen, dem Pensionsunwesen, insbesondere den immerwäh renden vererblichen Benstonen, ein Ende zu machen, aber erst jezt ist auf Bradlaugh's Antrag ein einstimmiger Beschluß des Unterhauses erzielt worden, der dem alten Uebel die Art an die Wurzel legt. Schon im vorigen Jahre war ein Sonder­ausschuß zur gründlichen Untersuchung der immerwährenden Was deffen Arbeiten zu Tage Pensionen eingesetzt worden. gefördert haben, würde einen trefflichen Beitrag zu den Annalen Die schlimmsten dieser eines Abderitenreiches liefern können.

dem steuerzahlenden Volke aufgebürdeten Lasten entstammen der fläglichen Reaktionsperiode, die England zur Zeit der sog. Ne­stauration unter dem ausschweifenden dritten Stuart, Karl 1., durchmachte. Den vielen Sprößlingen seiner Neigungen pflegte der leutselige Monarch außer hohen Titeln durch Anweisung immerwährender Pensionen den standesgemäßen Lebensunter­halt für sie selbst und ihre Nachkommen zu sichern. So bezieht noch heutigen Tags der Herzog von St. Albans   als penfionirter Großfallonier jährlich 1000 Bfd. Sterl. Auch die Churchill's beziehen eine immerwährende Penfion, doch hatte ihr Ahne, der Feldherr Marlborough, wenigstens Verdienste um den Staat aufzuweisen. Ein großer Theil der immerwährenden Pensionen ist in den letzten Jahren von den Bezugsberechtigten gegen eine einmalige Kapitalzahlung des Staates abgelöst worden, doch find immer noch deren 76 in Kraft. Es liegt im Interesse der meist die Inhaber zu ihren Anhängern zählenden fonservativen Re­gierung, auch die Ablösung dieses Restes jetzt vorzunehmen, so lange fie noch das Heft in Händen hat, da spätere liberale Mini­sterien den Inhabern schwerlich so günstige Bedingungen ge­währen werden, wie ein Ministerium Salisbury  . Aus diesem Grunde beeilte fich auch Mr. Smith, dem radikalen Antrags steller möglichst entgegenzukommen. Sogar der andere Zweck des Bradlaugh'schen Antrages, die Bedingungen der nur lebens­länglichen Benfionen einer Neuregelung zu unterwerfen, fand seitens der Regierung Billigung. Auseinander gehen die An­fichten in dieser Hinsicht nur betreffs der Ausdehnung der zu erwartenden Reform. Dem Wunsche Bradlaugh's und anderer Radikaler, Penfionen nur solchen Leuten zu gewähren, die im Dienste des Staates erwerbsunfähig geworden sind, wird sich die Regierung nicht anbequemen, doch war man allerseits ein­verstanden, daß die auch hierbei vielfach eingewurzelten Mig­bräuche, die ganz jungen Menschen aus diesem oder jenem Grunde eine Benfion verschafft haben, abgestellt werden müssen.

Dänemark  .

Die parlamentarische Seffion nähert sich mit schnellen Schritten ihrem Ende und mit diesem Ende wird die Herrschaft der Provisorien wieder beginnen. Weder das Finanzgefeß noch das Kunstbuttergesetz werden zwischen den gesetzgebenden Faktoren vereinbart werden; beide Thinge halten an ihren Be­schlüssen dritter Lesung fest und auch die nunmehr beschloffene Berathung im gemeinsamen Ausschusse wird keine Verständigung herbeiführen. In dieser sicheren Voraussicht haben die be treffenden Ausschüsse des Landsthings die Gutachten über die treffenden Ausschüsse des Landsthings die Gutachten über die drei provisorischen Geseze erstattet, die für die Linke unannehm­bar find, nämlich über die Gendarmerie, über die Presse und über Ergänzungen zum Strafgesetze. Die Mehrheit in den Aus­schüffen erklärte sofort, daß sie die Provisorien durchaus billigt und sie im hohen Grade vortrefflich findet. Die bei dem Volke so sehr verhaßte Gendarmerie soll nach dem Vorschlage allerdings in eine Staatspolizei umgewandelt und dem Justizminister unter stellt werden, aber das Wesen der Einrichtung wird durch diese Alenderung nicht berührt. Die Staatspolizei bleibt ein mili­tärisches Korps mit militärischer Ausrüstung, welches dem Militärftrafgefeßbuch unterworfen ist. Die Bevölkerung wird dieser Staatspolizei ebenso fremd gegenüber stehen, als der Gendarmerie. Nach dem Ausschußvorschlage foll auf je 1200 Einwohner in den Städten und auf je 3000 auf dem flachen Lande ein Staatspolizist fommen. Das Strafprovisorium und das Preßprovisorium find von dem Ausschusse nicht in ein anderes Gewand gekleidet, aber die Rechte des Landsthings hat den Charakter dieser Provisorien als Unterdrückungsmittel der freien Meinungsäußerung der politischen Gegner wesentlich ver­schärft. Werden diese Verschärfungen in die neuen Provisorien aufgenommen, so ist jeder, der sich der Opposition anschließt, dem Strafrichter verfallen; selbst derjenige, der nur zu rechtsstreitigen, wenn auch nicht strafbaren Handlungen auffordert, ist strafbar. Natürlich sind auch solche Aeußerungen, die geeignet sind, das Vertrauen zu der Unparteilichkeit der Gerichte zu erschüttern,

Fräulein Bird erfand eine neue Dampfpfeife, Frau Coſton ein pyrotechnisches Nachtfianal, Frau Beaumont von Ohio   ein an Deres Rettungsboot. Viele an Frauen verliehene Patente schlagen aber auch in den weiblichen Wirkungskreis ein, wie eine von Fräulein Rosenthal verbesserte Nähmaschine, die in einer Hand­tasche tragbar und an jeden Tisch anzuschrauben ist. Neue Ma schinen zum Melken und Aufwaschen sind gleichfalls weiblichen Ursprungs. Unter den Erfinderinnen stehen die Frauen von New- York   obenan, dann folgen die von Massachusetts  , Chio, Indiana   und Wisconsin  .

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Das Elektric- Club- House in New- York  . Am 31. Januar d. J. ist zu New- York   das Elettric- Club House seiner Bestimmung übergeben und, wie das Patent- und tech­nische Bureau von Paul Hartert in Görlig mittheilt, von Pro­feffor Rowland der erste Vortrag gehalten worden. Der Eintritt in das Haus ist nur den Eingeweihten gestattet, denn das Portal unter dem in elektrischem Lichte strahlenden Schilde öffnet fich durch elektrische Vorrichtung nur nach einem auf eine bestimmte Stelle ausgeübten Druck. Im Kellergeschoß sind eine schnellgehende Dampfmaschine und zwei Dynamomaschinen auf­gestellt und von letteren aus die Leitungen nach den verschie denen Räumen des fünf Stockwerke hohen Hauses in einem pielgliederigen System geführt. Das Museum enthält eine voll­ständige Sammlung aller elektrischen Apparate und Maschinen. Beleuchtung und Beheizung für den großen Vorlesungssaal wie für den geringsten Nebenraum werden durch Elektrizität gespeist, ja selbst der Küchenofen des Restaurants durch Elektrizität be heizt und sogar der Stiefelwichsapparat damit angetrieben. Das Elektric Club House dient jedoch in erster Linie nicht Vergnügungszwecken, sondern wissenschaftlichen Vorträgen und Versuchen.

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Amerikanische   Erfinderinnen. Aus den Archiven des nordamerikanischen Batentamts hat man nachfolgende Thatsachen gesammelt, welche bezeugen, wie lebhaft dort das weibliche Ge­fchlecht am öffentlichen Leben theilnimmt und selbst auf tech­nischem Gebiet den Männern Konkurrenz zu machen sucht. Nicht weniger als 1900 Batente haben Frauen erhalten, und außerdem follen, wie ein Fachmann versichert, noch vielen Männern er theilte Batente in Gedanken und Anregungen von Frauen wurzeln. Besonders auffallen muß es, daß der erfinderische weibliche Geist so oft Gebiete aufsucht, die dem Frauenleben ganz fern liegen. Das unterirdische Teleskop rührt her von einer Frau Mather in New- York  , eine Panzerung für Kriegsschiffe von Frau Montgomery, ein Fräulein Gosham hat eine neue Kanone erfunden! Eine Dame in Baltimore   will die Koppe lung von Bahnwagen, eine andere die Straßenbahngeleise ver Hebung gefunfener Schiffe und eine Syphon- Propeller- Pumpe, Begleitung des McCartney ging der Inspektor an Bord des brüchige, Frau Tanney von Pennsylvanien eine Vorrichtung zur

Die Angst vor einer bösen Schwiegermutter ver­mag selbst den gutmüthigsten Mann zu einem verzweifelten Schritt zu treiben. Ein Frländer Namens McCartney war im September vorigen Jahres nach Amerika   ausgewandert, fand lohnende Beschäftigung in New- York   und ersparte fich genügend Geld, um seiner Frau ein Reisebillet nach den Staaten zu faufen. Frau McCartney machte alle Vorbereitungen zur Reise und meldete ihrem Mann, daß fie in dem Dampfer British Prince" in Begleitung ihrer Mutter ankommen werde. Diese Meldung verfeste McCartney in folche Verzweiflung, daß er schnurstracks zum Emigrationinspektor ging und ihn warnte, eine gewisse Frau Hunter nicht landen zu lassen, da ste eine mittel­lose Person sei und der Gemeinde zur Last fallen werde. In

strafbar. Damit hört nicht nur jede Kritik, sondern auch jede Besprechung der politischen Prozesse, ja in gewiffen Fällen die einfache Kundgebung des Urtheils auf.

Amerika.

Der Senat in Washington   genehmigte am Mittwoch die Vorlage, welche die amtliche Besichtigung des für die Ausfuhr bestimmten Fleisches verfügt und die Einfuhr von gefälschten und ungefunden Nahrungsmitteln, von Wein, Spirituosen und Bier, die gefälscht oder mit giftigen und schädlichen chemikalischen Stoffen oder anderen gesundheitsgefährlichen Buthaten vermischt find, verbietet. Der Entwurf ermächtigt ferner den Präsidenten, die Einfuhr dieser Artikel zu verbieten, wenn er überzeugt ist, daß sie in gefährlicher Weise gefälscht sind, und gestattet, wenn irgend ein auswärtiges Land Vertheidigungszölle gegen Erzeug­nisse der Vereinigten Staaten   einführt, daß der Präsident Gegen­maßregeln ausüben darf. Ferner untersagt der Entwurf die Einfuhr von frankem oder angestecktem Vieh oder von solchem, das Seuchen oder Ansteckung ausgesetzt ist.

Vereine und Versammlungen.

Der Fachverein der Rohrleger hielt am 25. März, Alte Jakobstr. 75, eine Versammlung ab. Als erster Schrift­führer wurde Herr Schmidt gewählt. Hierauf fand die Aus­gabe der Billets zum Stiftungsfeste statt. Sodann wurde zum 3. Punkt der Tagesordnung Verschiedenes  " die Nothlage der streifenden Lackirer Berlins   geschildert. Der Vorsitzende ersuchte, die Streikenden nach Kräften zu unterstüßen, worauf eine Tellersammlung für die Streifenden veranstaltet wurde. So­dann schloß der Vorfißende mit einem Glück auf der guten Sache" die Versammlung.

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Allgemeine Kranken- und Sterbekaffe der Metall­arbeiter( E.. 29, Hamburg  ), Filiale Berlin   1. Am 3. April, Vormittags 10 Uhr, im Lofale Lichterfelderstr. 7 u. 8( te staurant Wilhelmshöhe): Außerordentliche Mitgliederversamm­lung. Tagesordnung: Aufstellung der Delegirten zur General­versammlung. Die definitive Wahl findet in demselben Lokale am Sonnabend, den 14. April, Abends 8 Uhr, statt. Das Nähere wird in der Versammlung bekannt gemacht. Da die Versammlung für jedes Mitglied von großer Wichtigkeit ist, werden alle Mitglieder ersucht, ihre Rechte auszuüben und Mann für Mann zu erscheinen. Die Filiale Berlin IV hält am zweiten Osterfeiertage, Vormittags 10% Uhr, in Keller's Lokal, Andreasstr. 21( oberer Saal), eine Versammlung ab, be hufs Vorwahl der Delegirten zur Generalversammlung.

Kranken- und Begräbnißkasse des Vereins sämmt­licher Berufsklaffen, Berlin   1. Sonnabend, den 31. d M., Abends 8 Uhr, Blumenstr. 78 bei Wollschläger: Versammlung Neue Mitglieder werden in jeder Versammlung, sowie zu jeder Tageszeit beim Vorsitzenden Saffe, Hafenhaide 48, und beim Kassirer Schilling, Koppenstr. 48, aufgenommen.

Fachverein der Steinträger Berlins  . Am 2. Diter­feiertag gemüthliches Zusammensein mit Frau und Kind im Louisenstädtischen Konzerthaus, Alte Jakobstr. 37. Mufit, Ge sang, humoristische und komische Vorträge werden als Unter­haltung dienen. Das Mitgliedsbuch legitimirt beim Eintritt. Gäste, durch Mitglieder eingeführt, haben Zutritt. Eröffnung des Etablissements Vormittags 10, Anfang der Unterhaltung Vormittags 11 Uhr. Zur Deckung der Unkosten Entree nach Belieben. Um zahlreiches Erscheinen wird ersucht.

Allgemeine

Verein Berliner   Wohnungsmiether. Miether Versammlung heute, Donnerstag, Abends 8 Uhr, im " Deutschen Vereinshause", Wilhelmstraße 118. Tagesordnung: 1. Die Aufgaben des Vereins( Referent: Herr Malzahn). 2. ut nahme neuer Mitglieder. 3. Freie Diskussion. 4. Ergänzungs­wahl des Vorstandes.

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Der Fachverein der Tischler feiert am Sonntag, den 1. April( 1. Osterfeiertag), in der Berliner   Refsource", Kom­mandantenstraße 57, fein VIII. Stiftungsfest, bestehend aus großem Vokal- und Instrumentalfonzert, ausgeführt vom Ge fangverein Echo 1 und der verstärkten Kapelle des Hauses; Auf­treten des beliebten Mignon Tänzerpaares Martha und Georg Stoster. Nach 12 Uhr großer Ball. Anfang des Konzerts Nachmittags 5 Uhr. Billets find nur vorher bei folgenden Vereinsmitgliedern zu haben: Markmann, Adalbertstraße 14, 1, ( bei Brandt); Apelt, Sebastianstraße 27-28( Möbelhandlung); Wiedemann, Forsterstraße 50; Schulz, Brizerstraße 42; Glode, Wrangelstr. 30, lil; Meinz  , Manteuffelstr. 97, of 11; Noad, Staligerstr. 24, IV; Postel, Manteuffelstr. 22, 11; Merkel, Boffenerstr. 33, Hof 11: Wanke, Nostizstraße 35, 111; Witte, Mödernstr. 95; Normann, Stegligerstr. 3, of parterre rechts; Grabert, Pallisadenstr. 43, IV; Grünwaldt, Prinzenstr. 1: 0, Hof 11( bei Schlüter); Bielstein, Gartenstr. 3a, IV( bei Bieber mann); Müller, Hollmannstraße 23, und Millarg, Lehrter­An der Kaffe des Lokals werden keine Billets straße 22, 11. ausgegeben. Oeffentliche Versammlung sämmtlicher Laciver Berlins   und Ügegend heute, Donnerstag, Abends 8 Uhr, in den Arminhallen, Kommandantenstr. 20. Tagesordnung: Die Lage unserer Streitbewegung.

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Dampfers, um die Schwiegermutter zu identifiziren und benach­richtigte sie, daß er ihr nicht gestatten fönne, zu landen, da ste mittellos fei. Die alte Dame sagte entrüstet, daß sie einen Schwiegersohn habe, der für sie sorgen fönne, bis sie Beschäfti gung gefunden habe. ,, Aber er will nichts mit Euch zu thun haben und Euch nicht helfen", war die Antwort. Die Schwiegermutter wäre auch richtig mit dem Dampfer wieder nach der grünen Insel zurückgereist, hätte nicht ein Arbeitsagent von ihrer Verlegenheit gehört und ihr eine Stelle verschafft. Die Beziehungen zwischen der Schwiegermutter und McCartney haben sich seither nicht gebeffert.

Die Augenblicksphotographie im Dienste der Augenheilkunde. Der Breslauer Augenarzt, Prof. Hermann Cohn  , hat neuerdings versucht, die besonders von Ottomar An schüß gepflegte Augenblicksphotographie für die Augenheilkunde nügbar zu machen. Bunächst war es ihm darum zu thun, Bil­der der Fris und der normalen Pupillenweite bei Lebenden zu gewinnen. Man weiß, daß bei Gesunden die Pupille fich ver­engt, sobald Licht ins Auge fällt, und daß zu enge oder zu weite Pupillen oder ungleiche Pupillen bestimmte Krankheiten des Nervensystems anzeigen. Es ist daher für die Aerzte von Bedeutung, die normale Weite der Pupille bei Personen, die sich im Dunkeln befinden, auszufunden. Prof. Cohn ist es nunmehr gelungen, diese normale Weite vermittelst des Licht­bildes aufzunehmen. Er verwandte bei der Aufnahme des Bil­des sogen. Bligpulver. Dieses Bligpulver wirkt so schnell, daß die im Finstern befindliche Pupille sich erst dann verengt, wenn das Augenblicksbild beendigt ist. Das Bild ist früher fertig. ehe der Lichtreiz die Pupille zur Berengerung zu bringen ver mag. Mit der nämlichen Vorrichtung hat Prof. Cohn zwei Krankheitsbilder der Jris firirt, eine angeborene Spaltung der Fris und Reste einer fötalen Membran, welche die Pupille be deckt. Weiterhin hat Prof. Cohn versucht, was bei Weitem wichtiger ist, mit der nothwendigen Buhilfenahme des Augen spiegels von dem Augenhintergrunde Augenblicsbilder aufzu nehmen. Diese Versuche sind aber bisher am lebenden Auge nicht gelungen, hingegen schon an der fünstlichen Nachbildung des Auges. Werden diese Verfuche noch vervollkommnet, so werden sie voraussichtlich für die Augenheilkunde sehr bedeutsam werden. Vielleicht gelingt es dann, wie Dr. Jeserich an dem Schreibpapier dargethan hat, vermittelst des Lichtbildes auch ganz geringe Veränderungen des Augenhintergrundes wahrzu nehmen, welche mit den jetzt üblichen optischen Hilfsmitteln. nicht erkennbar find.