Laufer und ähnliche Stellen bewerben; ferner, daß für die in Arbeiterkolonien   Untergebrachten der Gehilfenstand ein erhebliches Kontingent stellt und Veruntreuungen und Fälschungen in er­Schreckendem Maße zunehmen. Der Andrang von beschäftigungs Losen Gehilfen richtet sich vorzugsweise nach großen Städten, weshalb dort die Verhältnisse auch am schlechtesten sind, da in dem wüsten Kampf um die Existenz die von Auswärts Hinzu ziehenden nur zu geneigt oder gezwungen find, für wahre Hungerlöhne zu arbeiten. Es ist teine Seltenheit, daß für 10-12 stündige angestrengte förperliche oder geistige Arbeit mit mehr oder weniger Verantwortlichkeit ein Gehalt von monatlich 60 M. gezahlt wird.

Sehen wir nun, welche Ursachen diese Bustände herbeiführen. In erster Linie der Eigennut von solchen Prinzipalen, die ge­werbsmäßig zur Ersparung der Gehilfengehälter Lehrlinge halten, oder wo Lehrlinge für fürzere oder längere Zeit, je nachdem sich Ersatz findet, zu Dienstleistungen benutzt werden, die in anständigen Geschäften dem Haus- oder Komtoirdiener zustehen. Nachdem beschränkt sich der Lehrherr nur auf Ausbildung der Fähigkeiten, die ihm am meisten Vor­theil verschaffen, und nach vollbrachter 3., oder wohl gar 2jähriger Lehrzeit wird dann der Kaufmann" seinem Schicksal überlassen. Ein weiterer Theil der Schuld trifft die unbemittelten Eltern, die sich in ihrer Eitelkeit von dem falschen Namen, welcher der Sache beigelegt wird, blenden laffen und lieber zu der Offerte greifen, welche ihrem Sohn gegen geringe Vergüti gung Ausbildung zum Kaufmann" verspricht, als zu derjenigen, welche nur die wirklich geleisteten Dienste als Packer, Auss Taufer   2c. angemessen honoriren will.

Solche und ähnliche Bustände, denen fich noch mehr anreihen laffen, find geeignet, die soziale Stellung und das materielle Wohlfein der Handlungsgehilfen zu beeinträchtigen. Es wäre vergebens, zur Besserung dieser Zustände Hilfe des Staats und der gefeßgebenden Körperschaften zu erwarten, nur wenn er als Mitglied eines großen Verbandes, der ihm freien Rechtsschutz gewährt, dem Prinzipal gegenübertreten kann, wird die Lage bes Handlungsgehilfen erträglicher werden.

Die Staatsgefährlichen Taschentücher. Bei einem Richtfeste, welches Sonnabend bei dem Richter'schen Bau in der Wilmersdorferstraße in Charlottenburg   gefeiert wurde, brachten die Arbeiter auch einen Richtfranz an, welcher, wie üblich, mit einer Anzahl farbig gemusterter Taschentücher versehen war, die später unter die Bauhandwerker zur Bertheilung kommen sollten. Aber das Auge der Polizei wacht und steht scharf bis in die Höhe des Richtfranzes hinauf. Dort wurden auch einige rothe Taschentücher bemerkt und die Arbeiter wurden von Polizei­wegen veranlaßt, die staatsgefährlichen Sacktücher zu entfernen. Dann erst fonnte das Richtfest gefeiert werden.

Ueber die Thierquälerei, welche bei dem Transport des Federviehs nach Berlin   vielfach noch vorkommt, wird mit Recht Klage geführt. Eine Beseitigung der hierbei vorkommenden Mißstände wäre dringend geboten. Um was es fich handelt, ist folgendes. Die Berliner   Federviehhändler beziehen ihren Be­darf an lebenden Thieren theils aus Ungarn   und Galizien  , theils aus Rußland  . Das Vieh wird ihnen von dort in soge nannten Lattentisten, genau so wie die Eierkiſten gebaut, vers packt zugesandt und trifft in der Regel als Eilgut mit dem Kourierzug gegen 9 Uhr auf dem Schlesischen Bahnhofe ein. Der Transport dauert etwa 36 Stunden und während dieser langen Beit wird den Thieren weder eine Handvoll Futter noch Gänse und Enten, die an ein Trunk Waffer verabreicht. Waffer gewöhnt sind, stehen durch die lange Entbehrung des felben die furchtbarsten Qualen aus und es befinden sich daher auch in jeder Riste stets einige verendete Exemplare. Den Hühnern und Tauben ergeht es nicht beffer, auch von diesen stirbt unter. wegs ein Theil infolge Waffermangels. Es mag ja nun wohl feine Schwierigkeiten haben, die Thiere unterwegs zu tränken, besonders wenn hunderte solcher Riften zu befördern find, wie Dies gegenwärtig der Fall ist; aber wenn dies auf dem Trans­port so ganz unmöglich ist, so sollte es wenigstens bei der An funft auf dem Berliner   Bahnhofe geschehen. Allein auch hier steht die lebende Fracht oft theilweise noch einen vollen Tag, ehe der Empfänger fie abbolt, ohne daß den Thieren Nahrung oder Waffer verabreicht wird.

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tung R.'s, die er vor den Geschworenen abgab, habe ihm 3ach, der in ihm einen Leidensgefährten gesehen, sehr bald die Thäter schaft eingestanden. Der Gerichtshof nahm diese Aussage mit gewiffen Bedenken auf, er fannte aus den Akten die Ante­zedentien des Beugen, wer weiß aber, was geschehen wäre, hätten auch die Geschworenen die Qualität des Zeugen gekannt. Wenn nun im Anschluffe an den Fall Klapperſtüd- wie dies feitens einer hiesigen Lokalforrespondenz geschehen ist über die schwere Mühe geklagt wird, welche die Privatdetektivs der Bolizei machen und über das Unheil, welches dieselben in der Gesellschaft und in der Familie anrichten, so dürfte es der Polizei nicht schwer fallen, solchen Individuen à la Klapperstück das Handwerk zu legen, fie müßten alsdann aber auch dafür sorgen, daß dieselben nicht Gelegenheit finden, im Dienst irgend eines Kriminal kommiffars gewissermaßen amtlich Schule zu machen und ihre der Polizei geleisteten Dienste als Aushängeschild für ihre Privatthätigkeit zu benutzen.

Ein erschütterndes Drama ereignete fich in der Nacht zum Sonnabend in dem Ha se Ackerstr. 54. Dort wohnte seit einiger Beit ein junges, neuvermähltes Paar, der Handwerker Werner und deffen Frau, die in musterhaft glücklicher Ehe lebten. Vor etwa vierzehn Tagen erkrankte der Mann am Nervenfieber, und troß der aufopferndsten Pflege seitens seiner Frau starb W. am vorgefirigen Nachmittag. Jammernd brach die Unglückliche an der Leiche des Heißgeliebten zusammen, und es gelang den anwesenden Verwandten nur mit Mühe, die Verzweifelnde zum Verlaffen des Bimmers, in welchem der Todte lag, zu bewegen. Immer und immer wieder betheuerte die Schluchzende, daß fte, nun ihr Mann todt sei, nicht mehr länger leben möge, und in der That führt Frau W. ihr Vorhaben aus. Nachts gegen awei Uhr hörten die Bewohner des obengenannten Hauses einen Schrei in der.'ichen Wohnung, dem ein dumpforöhnender Schlag folgte. Der Revierwächter war der erste, welcher eine leblose Menschengestalt, die entsetzlich zerfd mettert war, in einer großen Blutlache liegend, auf dem Straßenpflaster gewahrte. Es war die unglückliche W., welche in ihrem namenlos en Schmerz fich das Leben genommen, indem fie aus der vierten Etage her absprang, nachdem sie sich vorher die Pulsadern durchgeschnitten. Die Leiche wurde nach der Morgue geschafft. Die gemeinsame Beerdigung des Ehepaares, deffen trauriges Schicksal allgemeines Bedauern erregt, dürfte am Montag stattgefunden haben.

Wegen keleidigter Standeschre will, wie dem Börs.­Cour." berichtet wird, die Frau Fürstin Pignatelli den Klageweg gegen Direktor Reiff vom American Theater beschreiten. In ber neuen Pantomime des genannten Theaters, Die Welsheit Salomonsly's, fommt eine Ballizene aus dem Kursaal, unter Der Bezeichnung Bei Mutter Pignatelli" vor. Nicht die Ver bindung ihres Namens mit dem Kursaal tränkt die hochge­borene Dame: figurirt ste doch wirklich in jenem Lokale als Hauptanziebungsfraft. Aber das Programm legt ihr dort den erhabenen Titel der Ballkönigin" bei, während der respektlose Theaterzettel des American weder ihres neuen, noch ihres alten Hanges gedenkt und ihrem aristokratischen Namen statt deffen eine plebejische Bezeichnung( wie die Frau Fürstin sich aus­drückt) beilegt, gegen welche das blaue Blut sich auflehnen muß. Die Dame hat einen Rechtsanwalt beauftragt, gegen die Direk­tion des American- Theaters die Beleidigungsklage anzuſtrengen, falls man ihrem Namen nicht die gebührenden Rang- Prädifate vorfezen sollte. Die Fürstin Pignatelli will weder vom Parquet des Kursaals, noch von der Bühne des American Theaters ver chwinden, aber fte will dort als Ballfönigin, hier als Fürstin annonzirt werden. Goethe, auch einmal Theater- Direktor, hat den Wint gegeben: Willst Du genau erfahren, was sich ziemt, so frage nur bei edlen Frauen an!" Herr Reiff hätte sich hier­nach richten und fich alle Unannehmlichkeiten ersparen fönnen! Der Weg durch's Fenster. Ein faltgestellter Liebhaber hat in der Nacht zum Sonntag in der Swinemünderstraße vor dem Hause Nr. 16 die Revier- Nachtwächter Fischer und Schmel in Aufregung gebracht. Die Wächter bemerkten dort in der Hausthornische eine weiße Gestalt, die fich bei näherer Be fichtigung als ein nur mit Unterbeinkleidern und Hemd be tleidetes Individuum präsentirte. Der junge Mann, ein Schneidergefelle, hatte einer vis- à- vis im Parferregeschoß wohnen­Den jungen Frau einen heimlichen Besuch abgestattet, war von dem unvermuthet heimkehrenden Ehegatten gestört worden und hatte den Weg durchs Fenster einer Begegnung mit dem Ehe mann vorgezogen. Bebufs Feststellung der Personalien wurde der Don Juan   zur Wache auf der Oberbergerstraße gebracht, von wo er fich Nothlleidung aus seiner Schlafstelle in der Boyenstraße schicken ließ.

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Unglücksfall. Die 72jährige Wittwe Woop, wohnhaft Brunnenstr. 118 a, ging Sonntag Vormittag gegen 8 Uhr nach Markthalle Nr. 6 in der Ackerstraße, um etwas einzukaufen. Dafelbft angelangt, passirte dieselbe die Schlächterstände. In diesen Gang hatte jemand eine faule Birne geworfen, die alte Frau glitt aus, fiel nieder und konnte nicht wieder aufstehen. Man schaffte dieselbe in das Markthallen Verwaltungszimmer und von dort per Droschte nach ihrer Wohnung. Der sofort herbeigeholte Arzt Dr. Prietsch konstatirte am rechten Ober­schenkel einen Splitter Röhrenknochenbruch. Auf Anordnung des Arztes wurde der Lüd'sche Krantenwage telephonisch re­quirirt und die Schwerverlegte nach der Charitee überführt.

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Milchwagen und wurde durch denselben überfahren. Er erl einen Bruch des linten Unterschenfels und wurde nach dem Abg. Sing St. Hedwigs- Krankenhause gebracht.- Um dieselbe Zeit wurd foäter in b in der Potsdamerstraße, an der Ede der Kurfürstenstraße, ei bin.- Au Handwerker durch einen von dem Kutscher Faustmann geführte Austritt au Break überfahren und am Kopf und an der rechten Hand ve erfolgte na legt. Ebenfalls Vormittags wurde in der Corneliusstraße emit meiner Mann fichtlich frant auf dem Straßendamm liegend vorgefunde glied am Borfit und mittelst Droschte nach der Charitee gebracht. Kurz na Mittag entstand in der Bethanienufer 6 befindlichen Metal Löhne Jer schraubenfabrik von Boden u. Marzahn   aus noch nicht aufge Abg. tlärter Veranlaffung Feuer, durch welches das Stockwert zu machen, da großen Theil zerstört wurde. Eine ebendort befindliche Gummi tam. In fabrit, in welcher 40 Kilogr. Benzin lagerten, war in größte die Meister Gefahr. Die Feuerwehr war längere Zeit angestrengt thätig tinnen fel mehrere Feuerwehrmänner wurden dabei durch Stic flammen bestimmen. anscheinend jedoch nicht bedeutend verlegt. Außerdem fanda firmen in Belleallianzestraße 106, Wiesenstraße 31- und Elfaff empfangen, straße 25 unbedeutende Feuer statt. Ferner entstand in Nacht zum 10. d. M. Ruheplasstr. 14 Feuer, durch welches Theil des Dachstuhles des Seitenhauses und die darunter findlichen Bodenverschläge nebst Inhalt vernichtet wurden.

Bewegung der Bevölkerung der Stadt Berlin  . In der Woche vom 19. bis 25. August fanden 174 Che schließungen statt. Lebendgeboren wurden 838 Kinder, darunter 101 außerehelich, todtgeboren waren 41 mit 11 außerehelichen. Die Lebendgeborenen find 30,4, die Todtgeborenen 1,5 pro Mille der Bevölkerung, die außerehelich Geborenen sind bei den Lebendgeborenen 12,1, bei den Todtgeborenen 26,8 pCt. Die Bahl der gemeldeten Sterbefälle betrug 558, die fich auf die Wochentage wie folgt vertheilen: Sonntag 76, Montag 95, Dienstag 72, Mittwoch 97, Donnerstag 79, Freitag 77, Sonnabend 72. Von den Gestorbenen erlagen an Ma fern 19, Scharlach 5, Rose 2, Diphtheritis 10, Bräune Reuchbuften 10, Rindbettfieber O, Typhus 4, Ruhr 1, Syphilis 0, Altersschwäche 9, Gehirnschlag 16, Lungenentzündung 19, Lungenschwindsucht 63, Diarrhöe 41, Brechdurchfall 98, Magen­darmfatarrh 28. Durch Veraistung famen 2 Personen um, beide durch Selbstmord. Eines gewaltsamen Todes starben 10 Personen, und zwar durch Ertrinlen 1. Erhängen 5, Er. sticken, Ueberfahren-, Schußwunde 1, Sturz oder Schlag 3. Hierunter find 7 Todesfälle durch Selbstmord, 1 durch Tödtung herbeigeführt. Dem Alter nach find die Gestorbenen: unter 1 Jahr alt 277( 49,6 pCt. der Ge sammtsterblichkeit), 1-5 Jahre 70, 5-15 Jahre 20, 15 bis 20 Jahre 5, 20-30 Jahre 29, 30-40 Jahre 33, 40 bis 60 Jahre 66, 60-80 Jahre 48, über 80 Jahre 10 Personen. In hiesigen Krankenhäusern starben 108, einschließlich 9 Aus­wärtige, welche zur Behandlung hierher gebracht waren. Auf die Standesämter vertheilen fich die Todesfälle folgendermaßen: Berlin   Köln Dorotheenstadt  ( 1) 25, Friedrichstadt  ( U) 17, Friedrich- und Schöneberger Vorstadt( 1) 20, Friedrich und Tempelhofer Vorstadt( IV) 46, Louisenstadt jenseits, westlich ( Va) 45, Louisenstadt jenseits, östlich( Vb) 30, Louisenstadt dies seits und Neu- Köln( VI) 42, Stralauer Viertel, westlich( Vlla) 40, Stralauer Viertel, öftlich( V.Ib) 34, Stönigstadt( Vi) 40, Spandauer Viertel  ( X) 28, Rosenthaler Vorstadt, süd­( Xb) 34, lich( Xa) 38, Rosenthaler Vorstadt, nördlich( Xb) 34, Dranienburger Vorstadt( X) 51, Friedrich Wilhelmstadt   und Moabit  ( XII) 28, Wedding  ( X) 42. Die Sterbefälle find Mille pro der 20,3 fortgeschriebenen Bevölkerungszahl

Die bereits gemeldete Verhaftung des Privat­Det krivs Klapperstück dürfte geeignet sein, einen wunden Bunit unserer Staats- und Gesellschaftsordnung aufzudecken. R. betrieb sein Geschäft als Privat- Detettiv schon seit mehreren Jahren. Seine Befähigung dazu durfte er, der alte Sucht bäusler, aus seiner eigenen reichen Praris" und aus dem Um­stände herleiten, daß er von der Polizei, die sein Vorleben genau tannte, zu Vigilantendiensten benußt wurde. Als im Juni v. J. der Prozeß wider den Diensttnecht Bach vor dem Schwur­gericht am Landgericht Berlin   II verhandelt wurde, der in der Umgegend von Spandau   siebzehn Brandstiftungen begangen haben sollte in elf Fällen wurde er durch das Verditt der Geschworenen thatsächlich schuldig gesprochen- trat R. als Hauptbelastungszeuge auf. Ein Berliner   Kriminal Kommiffar, der mit den Recherchen nach dem Thäter betraut worden war, hatte sich den Herrn Privat Detektio" als Gehilfen attachirt. Die Verhaftung des schwerverdächtigen Bach erfolgte aber nicht durch den Kommiffar, sondern durch einen Gendarmen, indeffen blieb für den Kommiffar noch die Aufgabe zu lösen, die zur Ueberführung des Thäters erforderlichen Beweise herbeizuschaffen, und an diesen fehlte es schlechterdings. Es blieb schließlich nichts anderes übrig. als den Gefangenen aus zuhorchen. Zu diesem Zwecke wurde R. im Amtsgerichtsgefäng wo Bach damals internirt war niffe zu Nauen  terem zusammen in einer Belle eingesperrt. Nach der Behaup

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( 1 440 034).- Die Sterblichfeitsziffer in folgenden Städten des Deutschen Reiches mit mehr als 100 000 Einwohnern betrug in Aachen   34,0, Altona   21.9, Barmen 19,5, Bremen   22,3, Breslau   25,9, Chemnit 36,7, Danzig   28,2, Dresden   16,5, Düsseldorf   24,9, Elberfeld   16, 1, Frankfurt   a. M. 14,3, Hamburg  mit Vororten 21,6, Hannover   22,4, Köln   28,4, Rönigsberg 27,9, Leipzig   24,9, Magdeburg   33,7, München   34,7, Nürnberg   16,9, Stettin   31,6, Straßburg   i.. 27,8, Stuttgart   19,4 pro Mille. In anderen Großstädten Europas   mit mehr als 300 000 Einwohnern betrug die Sterblichkeitsziffer in Amsterdam   20,3, Budapest  ( Vorwoche) 34,4, Dublin   17,9, Liverpool 22,6, London  17,5, Paris   20,9, Petersburg  ( Vorwoche) 28,2, Warschau  ( Bor woche) 31,9, Wien  ( Vorwoche) 22,4 pro Mille.

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Prozeß Singer gegen Dopp und Bachler.

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* Der Prozeß des Herrn Reichstagsabgeordneten Singer gegen den früheren Stadtverordneten Topp und Redakteur Bachler von der Staatsbürger Beitung" beschäftig ftimmung gestern die Berufungsstrafkammer des Landgericht I. Die Voraussetz anlaffung zur Erhebung der Klagen von Seiten des Soft bereit Singer geben folgende Thatsachen: Am 1. Dezember vorig metenswe Jahres wurde in der Stadtverordneten Versammlung über! Einführung des Gewerbeschiedsgerichts diskutirt und die wesenden Vertreter der Arbeiter suchten die bezügliche Magift vorlage durch verschiedene Amendements zu verbessern, was theilweise gelang. Gegen diese Anträge erklärte sich u. a. Der antisemitische Stadtverordnete Dopp, und Herr Singer fri Deshalb mit scharfen Worten deffen Ausführungen, inden g darauf hinwies, daß der Herr Dopp, welcher sich stets so d nach Engl  mit seiner Arbeiterfreundlichkeit brüste, hier wiederum, wo Abged fich doch direkt nur um die Verbesserung der Arbeiterverbizu jede niffe handle, ftritte gegen die beantragten Verbesserung träge aus Stellung nehme. Diese ganz fachlichen Aeußerungen brad preifen nic den Herrn Dopp in eine derartige Erregung, daß er sich zu Borfi Behauptung verflieg, Singer sei durch die verwerfliche thal, foll ugung der Hausindustrie reich geworden, was den Vorfte deffen E Dr. Stryd veranlaßte, den Redner wegen der Beleidigung ein gesagt ha Kollegen zur Drdnung zu rufen.

2817 Bugezogene, 2107 Weggezogene gemeldet, so daß sich die Bevölkerung mit Einrechnung der nachträglich gemeldeten Ge borenen und des Buschlages, der den Weggezogenen erfahrungs. mäßig zugerechnet werden muß, um 821 vermindert hat; die Ein­wohnerzahl beträgt sonach am Schluffe der Berichtswoche 1440 855. In der Woche vom 26. August bis 1. Sep­tember famen zur Meldung Infeitions Erkrankungsfälle an Typhus   27, Masern 94, Scharlach 59, Diphtheritis 79. Kind­bettfieber 5.

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Einige Tage später, am 7. Dezember, brachte die Stbg. 3 befannt u einen Artikel, welcher eine Entgegnung auf einen voraufgeg genen Auffaß in dem Berliner Volfsblatt" fein sollte. hielt, habe Diesem Artifel, welcher unter der Spigmatle: Wer fümm Derselbe fich um die Tochter des Proletariers" in genanntem Blatte Sinne da schien, wurde Herr Singer in der gröblichsten und gemein diese Ae Weise beschimpft. Es wurde ihm vorgeworfen, er habe die d durchaus zeitige Mäntelnäherinnenbewegung nur zu dem Zweck ins Leb unter fein gerufen, um die Arbeiterinnen mit dem Lohn abzuspeisen, welche ich mich Diefelben vorher von den Schneidermeistern empfangen hätt Dadurch profitire Herr Singer den Meistergerinn, den er nun aberrn Ro noch in seine Tasche steden fönne. Ferner wurde behauptet, Sing den? habe den Arbeiterinnen, welche sich über die niedrigen Löftelligen, beklagten, Entschädigungen gezahlt, welche aber nicht fontrattlic das Lohnbuch eingetragen worden seien; hieraus wird da werden to Es f gefolgert, daß dies nur zu dem 3wed unterlassen wurde den Meistern die Bücher zu zeigen und dieselben dadurch vor dem veranlaffen, nunmehr auch für den niedrigen Preis zu arbeite ht her Der Artikel schloß mit der Bemerkung, das Berliner   Bollsbloedrigere möge fich mit seinem warmen Herzen zunächst an die Für eing des Herrn Singer wenden.

Polizeibericht. Am 8. d. M. Nachmittags wurde ein auf der Kreuzung der Rosenthaler und Auguststraße aufgestellter Schußmann durch einen übermäßig schnell fahrenden, von dem Kutscher Haffe geführten Bierwagen erfaßt und gegen den Hinter perron eines in demselben Augenblice vorüberfahrenden Pferde­bahnwagens geschleudert, so daß er am linten Oberarm eine nicht unbedeutende Verlegung erlitt. Außerdem wurde im Laufe des Nachmittags in der Andreasstraße ein 5 Jahre alter, Abends in der Pots auf dem Fahrdamm spielender Knabe, damerstraße ein Arbeiter, während er im Begriff war, auf einen Omnisbus zu ft igen und in der Landsbergerstraße ein Schuhmacher Lehrling, welcher von einem anderen Lehr­ber ling vom Bürgersteig gestoßen worden, überfahren; lettere erlitt eine bedeutende Verlegung des Knöchelgelenks, die anderen anscheinend unbedeutende Verlegungen. An dem felben Tage fand in der Selterswasserhalle am Askanischen Platz ein unbedeutendes Feuer statt. Am 9. d. M. früh wurde in der Straße Nr. 25 in der Nähe der Gasanstalt die Leiche eines unbekannten, etwa 40 Jahre alten Mannes vorgefunden und nach dem Leichenschauhause gebracht. Vormittags fiel in der Markthalle Vi infolge Ausgleitens auf einer weggeworfenen Birne eine 72 Jahre alte Frau und erlitt einen Bruch des rechten Unterschenkels. Ferner gerieth Vormittags in der Gipsstraße ein Tapezirer durch eigene Schuld unter einen

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Das Schöffengericht hatte sowohl den Herrn Dopp als den Herrn Bachler der öffentlichen Beleidigung für schu befunden und den ersten Angeklagten zu 200 Mart, letteren zu 400 M. Geldstrafe event. für je 15 M. 1 Tag fängniß verurtheilt, auch den Verklagten die Kosten des Proje zur Laft gelegt und Herrn Singer das Recht zugesprochen, Publitation des Erkenntnifies durch vierzehntägigen Aus an öffentlicher Gerichtsstelle bekannt zu machen. Urtheil hatten die Verklagten Berufung eingelegt. Vor der Berufungslammer bestritt Herr Dopp, die leidigung wiffentlich gethan zu haben. Er sei ein Freund modernen Sozialreformen, für die er überall wirle, und halb habe er fich durch die Auslassungen des Herrn Segung di in der Stadtvertretung sehr getroffen gefühlt. Meinung nach habe er auch nur von der verwerflid Hausindustrie" gesprochen und nicht gesagt, daß Singer durch verwerfliche Ausnutung" reich gewor sei. Der Dronungsruf set ihm auch nicht wegen der ang lichen Beleidigung, sondern aus anderen Gründen ertheilt den. Hätte er die Abficht gehabt, Herrn Singer zu beleidig so würde er ganz andere, viel schärfere Ausrüde gebraucht auch keinen Augenblic Anstand genommen haben, fich zu Beleidigung zu bekennen. Wie die vorhandene Wortstellung

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den stenographischen Bericht gekommen sei, wiffe er nicht, wa scheinlich beruhe die ganze Sache auf einem Frithum des Hrn. Ste graphen Engel, welcher die Rede aufgenommen. Die Ausführung babe, des Herrn Singer wären dem Anschein nach im Stenogram Staliens, merklich gemildert worden, da dieser im Sigungsfaal

stärkere Ausdrücke gegen ihn gebraucht habe, als sie der Beri

enthalte.

Der Vorsitzende des Gerichtshofes legt dem Kollegium

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Abg. Singer: Ich erlaube mir, dieser Behauptung geeise in über zu bemerten, daß ich absolut nichts an dem Stenogram geändert habe. Sollte das in Frage gestellt werden, so ich, den Stenographen Engel   als Beugen vorladen zu woll Originalstenogramm vor, welches zum Zwecke der Beweisaufnah von der Stadtverwaltung erbeten war. Aus diesem O politische ginal ist ersichtlich, daß Dopp an dem Sten hoch fura gramm seiner Rede forrigirt hatte und noch die beleidigende Aeußerung stehen li Vorsitzender: Wollen Sie angesichts dieser Thatsache bei Ihrer Behauptung stehen bleiben? Angeklagter Ich fann mir nicht erklären, in welcher Weise das zugegan fiellen, m Angeklagter Do ist. Ich muß indessen betonen, daß lediglich in der Wortfol Singer hat mir durchaus fern gelegen; nur seine verlegen ein Versehen vorliegen fann. Eine Beleidigung des Ge Angriffe wollte ich zurückweisen und dazu mußte ich mich Lage der Sache für berechtigt halten. Ich durite auch erwarten, daß Herr Singer die Klage zurücknehmen würde

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der Wahrheit antreten zu wollen, mußte ich annehmen,

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Abg. Singer: Nachdem Herr Dopp das Stenogram anerkannt und sich auch dahin ausgesprochen hat, den Ben mich bewußt beleidigt hatte, und demnach fand ich feine Vera laffung, von der Klage abzusehen. In Bezug auf die Aus rungen der Staatsbürger Beitung" muß ich erflären, daß Ausdruck reich oder wohlhabend ein sehr deutungsfäbiger Hätte ich mir angelegen sein laffen, in dem Sinne Neichthum

zu sammeln, wie meine Herren Gegner, die Freu der Beklagten Dopp und Bachler, dann, ja dann wi

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ich allerdings der wohlhabende Mann sein, Herren bei jeder Gelegenheit aus mir machen. Wenn aber die Mittel zu einem guten Theil für edle menschliche Zwecke verwendet, so fann man feine Berge

Reichthums anhäufen. Ich lann vor meinem

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Welt mit gutem Recht behaupten, daß ich in sehr vielen Fil Noth und Elend meiner Mitmenschen gemildert und ba

andererseits die sozialdemokratische Partei mit meinen träftig unterstützt habe.

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