[
L
wahren, daß er das einzig richtige Erkenntniß fällt, indem er fich für inkompetent erklärt.
fb Es ergreift schließlich der Angeklagte Dr. Adler das Wort, um, wie er fagt, die verschwommenen Behauptungen des Staatsanwaltes in sein geliebtes Deutsch zu übertragen. Nach einer Polemit gegen den Staatsanwalt sagt er:„ Wir erheben die Fackel und beleuchten diese Zustände, und wenn es wahr ist, daß einmal ein Funke in das Pulverfaß fliegen kann, so ist nicht die Fackel daran schuld. Man schaffe das Pulver weg, wenn man Explosionen verhüten will. Wir zeigen ja eben mit der Fackel darauf hin. Andere Faktoren sind es, welche die friedliche Lösung nicht wollen. Statt daß die Besigenden der gewaltsamen Aufrechterhaltung der bestehenden Verhältnisse angeklagt werden, flagt man uns an. Wie es denn sei, wir wollen als Sozialdemokraten, aber nicht unter einem falschen Namen verurtheilt werden.( Lebhafter Beifall und Händeklatschen.)
Der Präsident, welcher sich bereits mit dem Gerichtshofe zur Urtheilsberathung zurückziehen wollte, verfügte infolge dessen die sofortige Räumung des Saales, wovon er jedoch die Journalistenbank und das Barreau ausnahm. In dem Publifum erscholl hierauf neuerlich demonstrativer Beifall.
Nach einstündiger Berathung verkündete der Präsident das Urtheil. Dr. Victor Adler wurde durch dasselbe von der Anflage im Sinne des§ 302 freigesprochen, dagegen des Vergehens der§§ 300, 305 und 491 schuldig erkannt und daher zu vier Monaten ſtrengen Arrests verurtheilt und über die Gleichheit" ein Kautionsverlust von 100 fl. verhängt. Ludwig Bretschneider wurde von der gegen ihn erhobenen Anflage freigesprochen, dagegen wegen Uebertretung der pflichtgemäßen Obsorge zu einer Geldstrafe von 30 fl. verurtheilt. od In der Urtheilsbegründung heißt es: Der Gerichtshof mußte vor Allem die Frage in Erwägung ziehen, ob er die Kompetenz des Ausnahmsgerichtes zu prüfen habe. Der Gerichtshof ging von der Erwägung aus, daß es gleichgiltig sei, als welcher Partei angehörig der Angeklagte sich bezeichnet und ob das Blatt früher eine anarchistische Tendenz gezeigt habe oder nicht, sondern daß es hauptsächlich darauf ankomme, ob gerade die inkriminirten Artikel an sich und mit Rücksicht auf die Zeit ihres Erscheinens solche auf Umsturz gerichtete Bestrebungen zum Ausdrucke bringen oder nicht. Dafür ist in erster Linie der Artikel Glossen" maßgebend, welcher zu einer Zeit erschienen ist, während noch die große Masse im zehnten Bezirk und anderwärts sich in heftiger Erregung befand und an den Krawallen sich betheiligte. Da der Angeklagte voraussehen mußte, daß dieser Artikel die Leidenschaften noch mehr steigern werde, so muß man annehmen, daß es dem Verfasser nur um auf sozialistischer Grundlage beruhende Störungen zu thun war, welche Annahme durch die anderen Artikel unterstügt wird. Von der Anklage nach§ 302 mußte Dr. Adler freigesprochen werden, weil der zweite Artikel( den TramwayStreit betreffend) zwar gegen den Besiz, aber auch nur gegen einen bestimmten Kreis von Besitzenden gerichtet ist, nachdem man eine Aktien Gesellschaft nicht einen Stand nennen fann. Die übrigen Punkte der Anklage wurden für begründet gefunden.
=
Der Vertheidiger meldete die Nichtigkeitsbeschwerde und die Berufung für Dr. Adler an und behielt sich für Bretschneider Bedenkzeit vor.
gemacht, und das Schlimmste dabei ist, daß die deutsche Regierung allgemein für die Urheberin dieser Angriffe gilt. Es ist in der That Zeit, daß der Reichstag sich ernsthaft mit diesem Reptilunfug beschäftigt, der Deutschland in der ganzen Welt in Verruf bringt. Denn betrachtet man im Ausland die Reptilien als die Agenten der Reichsregierung, so identifizirt man auch das Deutsche Reich mit der Reichsregierung; und daß das deutsche Volk nicht immer vom Reich und dessen Regierung getrennt wird, das kann sich Jeder an den fünf Fingern abzählen. Am schärfften ist in ihrem Urtheil die englische Presse, deren Auslassungen sich in Deutschland gar nicht wiedergeben lassen dagegen legt die französische Presse, aus leicht ersichtlichen Gründen sich eine große Zurückhaltung auf.
Der in Mek zum Reichstagsabgeordneten gewählte Gemeinderath Lanique hat die Wahl nicht angenommen und zur Motivirung dieses Entschlusses folgenden offenen Brief an seine Wähler gerichtet: An die Wähler des Stadt- und Landkreises Mez. Ich danke allen Denen, welche mir ihre Stimme gegeben haben, ebenso wie Denjenigen, die mich dei der soeben stattgefundenen Wahl unterstützt haben; allein die große Gleichgiltigkeit, die bei der Abstimmung geherrscht hat, erlaubt es mir nicht, anzunehmen, der Vertreter des Landes zu sein. Ich glaube in der That nicht mit einer genügenden Machtvollkommenheit in den schwierigen Verhältnissen, in denen wir uns befinden, ausgerüstet zu sein. H. Lanique."
Das Arbeitsbuch, welches durch die neue Gewerbeordnung für die deutschen Arbeiter im Allgemeinen abgeschafft worden ist, besteht fortwährend für die Bergarbeiter. Nach dem sächsischen Berggesetz vom 16. Juni 1868 find Arbeitsbücher und Arbeitszeugnisse" obligatorisch. Der§ 76 des Berggefeges lautet:
id fisu
"
" Jedem in zulässiger Weise abgesandten oder entlaffenen Bergarbeiter ist von dem Bergwerksbefizer oder dessen Betriebsbeamten ein Zeugniß in sein Arbeitsbuch mit Angabe der Zeit und der Eigenschaft, in welcher er in Arbeit gestanden, seines Verhaltens und der Ursache seines Abganges auszustellen.
Wer wahrheitswidrige Zeugnisse ausstellt, haftet für den Schaden, der daraus einem Anderen erwächst, und ist von der Ortsverwaltungs- Behörde mit einer Strafe bis zu 19 Thalern oder verhältnißmäßigem Gefängnisse zu belegen."
Eine ähnliche Bestimmung enthält das preußische Berggesez.
Da die Gegner der Arbeiter jetzt mit aller Kraft dafür wirken, das Arbeitsbuch, welches als etwas ganz Harmloses hingestellt wird, wieder einzuführen und da der Embryo desselben nun auch bereits glücklich in das Alters- und Invaliden- Versicherungs- Gefeß eingeschmuggelt worden ist, so halten wir es für zweckmäßig festzustellen, daß das Arbeitsbuch bei den Bergarbeitern im vollsten Maße alle diejenigen schlechten Eigenschaften bethätigt, welche zur Zeit, da die Reaktion sich noch nicht offen hervorwagen konnte, zu seiner Abschaffung geführt haben. Es ist ein Mittel der Unterdrückung, wie es nicht schlimmer gedacht werden kann. Wehe dem Bergarbeiter, der sich durch Befürwortung der Arbeiterinteressen den Haß der Arbeitgeber oder der Bergbeamten zugezogen hat das Arbeitsbuch wird ihm zum Kainszeichen, zum Uriasbrief, zur Achterklärung; sobald er es vorzeigt, und vorzeigen muß er es ist sein Schicksal besiegelt.
Der Verband dee sächsischen Bergarbeiter, hat deshalb jezt
Politische Uebersicht. eine Agitation für die Abschaffnung des Arbeitsbuchs und
Die nächste Plenarsihung des Bundesrathes, die aber wohl voraussichtlich die lezte vor der Sommervertagung fein möchte, foll nach offiziöser Meldung am Donnerstag stattfinden. Der Wiederbeginn der Thätigkeit des Bundesraths wird sich nach derselben Quelle kaum zu einem viel früheren Zeitpunkt erwarten lassen, wie in früheren Jahren, und somit etwa in der ersten Oktoberwoche erfolgen. Inzwischen beginnen in ordnungsmäßiger Weise, wie alljährlich, die Arbeiten für den Reichshaushaltsetat, welcher dem Reichstage als erste Vorlage zugehen soll. Seine Gestaltung ist aus den angeordneten bezw. schwebenden Vorarbeiten noch nicht erkennbar. Mehr hat es für sich, wenn hier und da behauptet wird, es ständen neue und nicht unerhebliche Forderungen für kolonialpolitische Zwecke bevor. Der Offiziofus erwähnt hierbei, daß vielfach angenommen wird, die Kolonialpolitik würde in der nächsten Seffion einen breiteren Spielraum beanspruchen; indessen waren ähnliche Angaben auch vor der legten Session verbreitet, ohne daß sie sich bestätigt hätten. Die Novelle zum Krankenkassengesez dürfte trotz der vorangegangenen und abgeschlossenen Berathungen doch noch einmal zu umfassenden Verhandlungen im Bundesrathe führen, da dem Vernehmen nach erneute Wünsche wegen Abstellung einzelner bisher hervorgetretener Schwierigfeiten geäußert worden sind. Indessen darf man nach wie vor mit Bestimmtheit annehmen, daß der Entwurf zu den ersten Arbeiten gehören wird, welche dem Reichstage vorgelegt werden Tollen.
Die Angriffe der deutschen Reptilien auf die Schweiz haben im ganzen Ausland den denkbar ungünstigsten Eindruck
aber der Purifikator gerade neben ihm saß, so entstand daraus folgendes 3wiegespräch:
" 1
Warum aber müssen die Herrschaften gerade bei so großem Sturm das Eiserne Thor passiren?"
Warum?". antwortete Johann Fabula, der auch jetzt feine löbliche Gewohnheit nicht vergaß, sich zur Sammlung feiner Gedanken vorher durch einen Schluck aus der strohumsponnenen Branntweinflasche zu stärken ,, warum? aus keinem anderen Grunde, als weil wir Eile haben. Behntausend Megen Weizen sind auf unserem Schiff. Im Banat ist nichts gewachsen; in der Walachei hatten wir eine gute Ernte. Heut ist Micheli, wenn wir uns nicht sputen, ereilt uns der November und wir frieren ein."
Und weshalb glauben Sie, daß schon im November die Donau zufrieren wird?"
„ Ich glaube es nicht, sondern ich weiß es. Der Ko morner Kalender sagt es. Sehen Sie nur in meinem Zimmer nach; dort hängt er über meinem Bett."( Forts. folgt.)
dieser Arbeitszeugnisse begonnen und bereitet eine Position an den Landtag vor. Und es wäre gut, wenn die preußischen Bergarbeiter in gleicher Weise vorgingen.
Wie man in Deutschland in's Gefängniß kommen kann. Seit Pfingsten sizt in Magdeburg ein Arbeiter, welcher zu einem Feste des dortigen Vereins zur Förderung des Volkswohls und volksthümlichen Wahlen" Lieder verbreitet hatte, von denen eins dazu mahnt, den Arm bis zum Sturz des Tyrannen" zustählen“, und hierauf die Freiheit, die Einheit, das Recht" hochleben läßt. Der„ Tyrann" soll nach Auffassung der Staatsanwaltschaft der Monarch sein und der Sturz einen hochverrätherischen Beigeschmack haben obgleich der ganze Tertzusammenhang jede derartige Bedeutung ausschließt, und der Tyrann" jedenfalls etwas höchst Unperfönliches ist, nämlich das kapitalistische System und die politische Reaktion.
Sehnsucht der Bürgermeister nach einer Uniform. Eine Anzahl Bürgermeister möchte sich bei festlichen Gelegenheiten gern in einer besonderen Uniform präsentiren. Dieselben haben sich deshalb petionirend an den Minister des Innern gewandt. Der im September d. J. in Eberswalde zusammentretende Städtetag der Provinz Brandenburg hat deshalb, wie die Berliner Zeitung " berichtet, die Frage: Wie stellt sich der Städtetag bezüglich der Petitionen einzelner Bürgermeister um Verleihung einer Uniform?" auf die Tagesordnung gesezt. Die Ertheilung von Abschriften aus den Wählerlisten hat das Oberverwaltungsgericht für zulässig anerkannt. Bei den letzten Reichstagswahlen, so wird der Königsberger Hart. 3tg." aus Gumbinnen geschrieben, waren bekanntlich Ab
in Weiß gehüllt, mit Blumen in den Haaren und rothgeweinten Augen, erschien am Arm ihres Vaters, nur der Bräutigam läßt immer noch auf sich warten. Statt seiner erschien endlich ein junger Kommis aus dem Holzgeschäft und überreicht dem dem ungefähr folgendes stand: In die Nothwendigkeit verſeßt, Vater ein ziemlich umfangreiches Packet nebst einem Brief, in Ihnen eine schwere Beleidigung zufügen zu müssen, bitte ich Sie, auch meine Gründe anhören zu wollen. Mit dem Gedanken an die bevorstehende Trauung schlief ich gestern fest ein, als ich von einem wüsten Traum jah aus meinem Schlummer gerissen wurde. Im Traum erschien mir meine felige Argafena Wassiliewna, im Himmel throne ihre Seele, und mit zorniger Stimme rief fie: Wie! Du alter Sünder willst ein kleines Mädchen heirathen, dessen Großvater Du sein fönntest?" Sprach es und verschwand, nachdem sie mich vorher, wie sie es bei ihren Lebtagen zu thun pflegte, mehrere Male herzhaft gezwickt hatte. Halb todt erwachte ich aus meinem Schlafe, spuckte, den Zauber zu bannen, dreimal aus und schlief wieder ein. Kaum aber habe ich die Augen geschlossen, als meine Selige schon wieder an meinem Bette stand Noch nie habe ich sie so wüthend gesehen„ Höre, Makar Trofimitfch!" donnerte sie mir zu, wenn Du das kleine Mädchen heirathest, so werde ich Dich in drei Monaten zu mir holen. Du weißt, ich spaße nicht!.." Jept spuckte ich nicht schwerem Kopfe bis zum nächsten Morgen wach. Ich ging ernstlich mit mir zu Rathe und fand, daß meine Selige auch im Grabe recht hat. Ihre Tochter ist mir in der That zu jung und dann fürchte ich mich vor meiner Frau zu ſehr! Im Packete finden Sie nebst einer Quittung über bezahlte dreihundert Rubel noch tausend Rubel baar als Mitgift für Ihre schöne, von mir beleidigte Tochter." Lettere war indeß feineswegs beleidigt. Ihre bräutliche Würde ganz vergessend, war sie mit einem Saß aus der Kirche und in den draußen harrenden Galawagen gefprungen, der glückliche Vater eilte seinem Töchterlein freudig nach, die versammelten Gäfte mit verdußten Gesichtern in der Kirche zurücklaffend.
Aus Kunst und Leben. mehr aus, sondern befreuzigte mich breimal und blieb mit
-
Petersburg. Eine verhinderte Trauung hat hier fürzlich ungewöhnliches Aufsehen erregt. Die Braut war ein munterer sechszehnjähriger Backfisch, eines armen Beamten goldblondes Töchterlein, der Bräutigam ein verwittweter Holzhändler von sehr ehrwürdigem Alter. Letterer besaß außer feinem gutgehenden Geschäft in einer der Vorstädte Petersburgs ein großes, schuldenfreies Haus, zu dessen Miethern schon seit Jahren auch der gleichfalls verwittwete Vater unserer Heldin zählte. Die Kleine weinte zwar, als sie von der bevorstehenden Verlobung erfuhr und wollte von dem dicken, alten Holzhändler, der der strikte Gegensatz von dem träumten Ideale war, nichts hören, ihr unglücklicher Vater fonnte aber seinem Kinde diesmal nicht helfen, da er dem Freier 300 Rubel Miethe schuldete, und dieser das Geld oder die Hand der Tochter forderte. Die Verlobung fand statt, und ängstlich sah das frühzeitig aus allen seinen Träumen emporgeschreckte Mädchen den verhängnißvollen Freitag, den 14. Juni, immer näher rücken. Der schicksalsschwere Tag fam, die Gäste waren schon in der Kirche versammelt, die junge Braut
er=
-
Um einem barocken Bedürfnisse der Pariser und in der Folge wohl der Modedamen aller europäischen Städte zu dienen, wird seit einiger Zeit im südlichen Frankreich eine Rohheit verübt, welche durch die indirekte Mitschuld des schönen und zarten Geschlechts nur noch abscheulicher wird; wir meinen die Schwalbenmezelei zu Gunsten der Schwalbenhüte der Damen. Da ziehen sie aus, die bezahlten Schergen der Rohheit, und warten an den Gestaden des Mittelmeers auf die Rückkunft
schriften von Wählerlisten troß eines Verbotes des Regierungspräsidenten an die verschiedenen Parteien gelangt. Daraufhin ertheilte der Regierungspräsident dem Bürgermeister M. einen Verweis, weil er seine Amtspflicht verletzt habe. Die dagegen beim Oberpräsidenten erhobene Beschwerde wurde als unbegründet zurückgewiesen. Nunmehr hat das Oberverwaltungsgericht die Beschwerde als begründet anerkannt und verfügt, daß der angefochtene Bescheid des Oberpräsidenten, sowie die Strafverfügung des Regierungspräsidenten aufzuheben sei.
Bielefeld . In einer am 29. Juni in der Konzert- Halle abgehaltenen Volksversammlung wurde der Schneider R. 3wiener von hier als Delegirter für Bielefeld zum internationalen Arbeiterfongreß in Paris gewählt.
Aus Dortmund , den 30. Juni, wird uns geschrieben: Der heutige Delegirtentag der Bergleute von Rheinland und Westfalen wurde von Herrn Ludwig Schröder eröffnet und geleitet. Derselbe theilte der Versammlung mit, daß Herr Bunte frank darniederliege und deshalb nicht erscheinen fönnte. So dann ermahnte Herr Schröder die Deputirten, bei Beschwerden vorsichtig zu sein und nur das zu sagen, was bewiesen werden fönnte. Sämmtliche Redner beschwerten sich über die von der Regierung veranlaßte Untersuchung, bei der man nicht die Deputirten der einzelnen 3echen ver nahm, sondern meiſtentheils die Günſtlinge der Grubenverwaltung, die gewöhnlich einen sehr hohen Schichtlohn bezögen und monatlich viele Ueberschichten machten. Daß diefe Leute feine Vertrauensleute der Bergleute seien, wurde allfeitig anerkannt. Ferner wurde gesagt, auch die Knappschaftsältesten seien keine Vertrauensleute der Bergleute, weil diese Männer vom Knappschaftsvorstand abhängig seien und in diesem wieder die Grubenverwaltungen vertreten seien. Nur die Deputirten feien die richtigen Vertrauensleute, und sollten mehrere Depu tirte da sein, so müßte man diese fragen, wer von ihnen den Bericht an die Kommission zu übernehmen hat; denn auf den meisten Gruben haben die Deputirten die Beschwerden auf notirt, da sie aber nicht vernommen werden, so war der Liebe Mühe umsonst, und die Deputirten sagen einfach: Es wär so schön gewesen, es hat nicht sollen sein. Zum Schlusse wurde folgende Resolution angenommen: Die heutige, von 36 Zechen besuchte Delegirtenversammlung beschließt, an geeigneter Stelle dahin zu wirken, daß der Mindest- Nettolohn für verheirathete Bergleute bezw. Hauer nicht unter 3,50 M., für Unverheirathete und Schlepper nicht unter 2,50 M. betragen darf. Von denjenigen Bechen , auf welchen eine Untersuchung der Beschwerden noch nicht stattgefunden hat, soll die Einführung von gewerblichen Schiedsgerichten angestrebt werden; da aber die Vernehmung schon stattgefunden hat, soll diese Forderung als Haupsache ( nachträglich zu Protokoll der Untersuchungskommission) erklärt werden. Diese Schiedsgerichte sollen zur Hälfte aus Arbeit gebern, zur anderen Hälfte aus Arbeitern, die von den Belegschaften mittels Stimmzettel gewählt werden, bestehen. Vorsitz führt ein staatlicher Kommissar. Vertreten waren folgende Bechen: Gottessegen, Fürst Hardenberg, Gneisenau, Dorstfeld, Viktor, Erin, Schwerin , Kaiserstuhl , Westfalia , Tremonia, Clerget, Schacht I und II, Neu- Iserlohn, I und III, Karl Glüß, Zollern, Heinlich Gustav, Bifefeld, Hamburg , Ringeltaube, Schacht I nnd II, Glückauf, Tiefbau Schacht I und 11, Holthausen , Monopol, Wiendalsbank, Brane, Freiberg , Germania I und II, Freie Vogel, Friedrich Wilhelm Rhurbant, Minister Stein, Schleswig- Holstein und Borussia. Viele Delegirte theilten mit, daß die alten Nebelstände noch jezt eriftirten, daß eine Lohnerhöhung fast nirgends eingetreten sei und die Zechenbeamten nach dem Ausstand noch viel rücksichtsloser aufträten als vorher.
Den
Aus dem Saarrevier, 30. Juni, wird der Frff. Sig.". geschrieben: Es geht immer bunter zwischen der königlichen Grubenverwaltung und den Arbeitern auf den staatlichen Bergwerken unseres Bezirkes zu. Nach Beilegung des Streiks ist nicht blos Mitgliedern des Streiffomitees in aller Form gekündigt( Inspektion Friedrichsthal und sonstigen Arbeitern das Vereins- und Versammlungsrecht durch Drohung mit Entlaffung einfach genommen worden( Inspektion Heinik), wie Ihnen schon früher gemeldet wurde, die Verwaltung hat jetzt noch eine neue Maßregelung der Bergleute ausgesonnen. Diesmal handelt es sich um die Inspektion Sulzbach, auf welcher Direktor Leybold gebietet, an deſſent Verseßung man während des Ausstandes wegen der beinahe verbitterten Stimmung der Leute am ehesten geglaubt hatte. Diese Verbitterung wird jezt nachträglich durch folgendes Vorkommniß einigermaßen erklärt. Zu den am meisten gepriesenen Wohlfahrtseinrichtungen der staatlichen Gruben gehören die Bauzuschüsse der Verwaltung an die Arbeiter zur Erwerbung eines eigenen Heims. Alljährlich wird eine kleine Bahl solcher Prämien ausgeschrieben und die vielen Bewerber loosen um dieselben. Bisher blieb es nun stets dabei, daß die glücklichen Zieher den Zuschuß ausgezahlt erhielten, und die Inspektion machte selten oder nie Gebrauch von ihrem Rechte, die Zustimmung zur Auszahlung zu versagen. Die Wohlthat wurde ja ohnedies durch die schlechten Lohnverhältnisse der Leute annullirt. Denn die meisten müssen ihr Besißthum an den Material- und sonstigen Händler hypothekarisch verschreiben
der zarten Thierchen. Bald zappeln diese in den Netzen, bald hängen sie, von einem Köder angelockt, an einer Angel, bald erliegen sie den elektrischen Schlägen. Die letztere Art des Schwalbenfangens besteht darin, daß Eisendrähte an Stangen oder an Felsen isolirt befestigt werden. Ermüdet von der langen Seereise, lassen sich die Thierchen die Thierchen auf den Drähten nieder. Dee verborgene Jäger verbindet nun den Draht mit einer Batterie, und wie vom Blize ge= troffen stürzen die Vögelchen herunter. Tausende solcher Opfer einer Modelaune liegen in den Körben herum, in welchen sie verfaulen, weil es unmöglich ist, alle zu präpariren, ehe sie verwesen. La Nature" wendet sich mit der dringenden Bitte namentlich an ihren weiblichen Leserkreis, nach Kräften diesem heillosen Unfug entgegenzuwirken. Die Schwalbe, welche täglich das dreifache Gewicht ihres Körpers an schädlichen Infeften verzehrt, hat nicht nur einen hohen wirthschaftlichen Werth, sondern sie ist der Vogel unseres Herzens, der Liebling der Kinder und der Großen. Wenn diese Dezimirung, fagt ein französischer Berichterstatter, noch einige Jahre andauert, jo wird man in Frankreich in einem Dezennium die Schwalbe nur mehr in den Sammlungen zeigen können. Die
Die Pasteur'sche Heilmethode in Italien . Methode Pasteurs hat in Italien zahlreiche Gegner, welche das von dem Spanier Ferran empfohlene System der Bekämpfung der Hundswuth vorziehen. In den zu den Universitäten ge= hörigen Instituten wird die Pasteur'sche Methode angewandt, während in den verschiedenen Privatanstalten nach Ferran verfahren wird. In Turin hatte, wie von dort geschrieben wird, seit einiger Zeit ein Dr. Bareggi, übrigens ein Schüler Pasteurs, ein solches eingerichtet, in dem er die Heilmethode seines Meisters gleichfalls nicht anwandte. Dr. Bareggi ope rirte jedoch mit großem Mißgeschick, das in den letzten Tagen sehr bedeutende Dimensionen annahm, indem er kurz hintereinander fünf Todesfälle zu beklagen hatte. Die Sache sprach sich herum und Dr. Bareggi gab das feste Versprechen, die Ferran'sche Methode, deren Unzweckmäßigkeit er nun erkannt, in Zukunft aufzugeben und zu der Lehre seines Meisters zurüc zukehren. Aber die Behörde fand, daß ein Arzt, der dergestalt jene Patienten als Versuchsobjekte mißbrauche und ihr Leben aufs Spiel sege, feine vertrauenswürdige Person sei, der die Leitung eines Heilinstituts überlassen werden dürfe, und ordnete die sofortige Schließung desselben an. Außerdem beabsichtigen die Angehörigen der Opfer seiner Kuren den Strafrichter gegen ihn anzurufen. Der Vorfall wird natürlich der Pasteur schen Heilmethode in Italien sehr zu statten kommen.