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r. 186.
Sonntag, den 11. August 1889.
6. Jahrg.
Berliner Volksblatt.
Organ
"
Das Berliner Volksblatt"
für die Interessen der Arbeiter.
tfbeint täglich Morgens außer nach Sonn- und Festtagen. Abonnementspreis für Berlin frei 5 B. Sonntags- Nummer mit dem Sonntags- Blatt" 10 Pf. Bei Abholung aus unserer in's Haus vierteljährlich 4 Mart, monatlich 1,35 Mart, wöchentlich 35 Pf. Einzelne Nummer Expedition Simmerstraße 44 1 Mart pro Monat. Postabonnement 4 Mart pro Quartal. ( Eingetragen in der Postzeitungspreisliste für 1889 unter Nr. 866.) Für das Ausland: Täglich unter Kreuzband durch unsere Expedition 3 Mark pro Monat. Redaktion: Beuthstraße 2.
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daß man Erfolge gegen die Eingeborenen nur auf dem Gebiete erwarten könne, das von den Schiffsgeschüßen beherrscht werde. Das wird auch richtig sein und die Kolonialschwärmer werden schwerlich angeben können, was man thun soll, um über die Eingeborenen im Inneren des Landes Herr zu werden, ganz abgesehen davon, daß ein solches Unternehmen gar keinen sichtbaren 3wed hat. Nichtsdestoweniger soll eine
Herr Wikmann. Der Sieger von Bagamoyo ist seinem Vaterlande in burzer Zeit ein sehr theurer" geworden, denn wie sogar eigene Abtheilung für Rolonialangelegen bie Kreuzzeitung" zugesteht, haben die Kosten seiner Expedition die dazu bewilligten Summen schon um das
Doppelte überschritten. Wir zweifeln nicht daran, daß weiterung der Kolonialpolitik hindeutet. Man
zu den Aufgaben eines guten" Patrioten" nach dem Herzen jenes Junkerblattes gehören wird, sich über die erwachsenen und noch erwachsenden Ausgaben in Ostafrika machen. mit dem Kriegsruhm zu trösten, den Hauptmann Wißmann in feinen Rämpfen mit dem Häuptling Bus chiri er
den, was auf eine abermalige mit Kosten verknüpfte Er= glaubt dadurch die kolonialpolitischen Unternehmungen von mehr sa chverständigen Erwägungen abhängig zu Ob dieser Glaube nicht ein frommer Glaube
ist?„ sachverständige Erwägungen" im eigentlichen Sinne des Wortes können doch nur in den Kolonialgebieten
worben hat. Wir können uns indessen für jenen Kriegs- felbst getroffen werden, während zur Zeit dort, wie es uhm nicht im mindesten begeistern, ganz abgesehen davon, scheint, eine abenteuerlustige Kampfesstimmung den Aus
jener Buschiri eigentlich ein Patriot ist, der seine schlag giebt.
gegen eine fremde Invasion vertheidigt und der
Nun aber kommt eine andere Frage: Wenn Herr
Don feinen Landsleuten sicherlich auf dieselbe Stufe gestellt wird, Wißmann sein Unternehmen fortsetzen soll, so müssen dazu wie von den Deutschen jene Krieger, die Deutschland gegen die Einfälle der Napoleone vertheidigt haben. Wir sehen uns auch vergebens nach der Kulturmission" um, die von bem Wißmann'schen Unternehmen getragen werden soll.
erst die Mittel bewilligt werden, d. h. ohne die 3 ustim= mung des Reichstages kann die Kolonialpolitik in Ostafrika nicht auf neue Gebiete ausgedehnt werden.
Die sogenannte nationale Presse ist gleich mit der
ber Sllavenhandel nach wie vor in vollem Gange ist und müssen. baß die deutschen Kaufleute in Ostafrika keineswegs so große Feinde beffelben sind, wie man in den Versammlungen
Rolonialverein und ihre Genossen solche Unternehmungen absolut brauchen, so mögen sie dieselben auf ihre eigenen Kosten veranstalten.
Man kann in Ostafrika viel verlieren: Geld, Mannschaften und Schiffe. Gewinnen kann man gar nichts mehr. Und dafür große Summen auszuwerfen, daß ist dann doch etwas viel verlangt.
Wissenschaft und Sozialdemokratie.
Die Sozialdemokratie stüßt sich auf die Wissenschaft, auf die Forschung, und zwar auf die Gesammtheit der wissenschaft
lichen Disziplinen, fie unterſcheidet fich baburch von der Bhilosophie der zünftigen Gelehrten, welche die Welt in der Regel durch die Brille thres Spezialfachs betrachten, und dabei sich selber noch in einen äußeren" Menschen, welcher dem Tagesgeschmacke speichelleckerisch huldigt, und in einen inneren" Menschen theilen, der die einsame Leuchte" der Wissenschaft nur in seinem verschwiegenen Bibliothetzimmer anzündet. Alle Achtung vor der Gelehrsamkeit selbst solcher Leute, aber ihre Wirksamkeit ist ohne Segen, denn eben, weil man das Volk nicht in dem genügenden Maße in die Wissenschaft einführt, deshalb mit steht es so trübselig um die Gesellschaft.
Denn vom Slavenhandel ist nirgends die Rede Sache fertig; fie meint einfach, das Unternehmen Wißmann's gelangen, weil es die Pflege der Wissenschaften auf die Klöster meye, soweit militärische Operationen in Frage kommen; dürfe nicht aufgegeben werden und der Reichstag werde was wir erfahren, bestätigt nur unsere Auffassung, daß
uns glauben machen will.
Ses Rolonialvereins und anderer überflüssigen Verbindungen ersten Berathung der ostafrikanischen Vorlage erklärt hat.
Was Herr Wißmann bis jetzt an kriegerischen Thaten
Das bestreiten wir auf das entschiedenste. Es ist nun an der Zeit, daran zu erinnern, was die Regiernng bei der Sie erklärte damals, daß sie in ihren Kolonialbestrebungen genau die Grenze einhalten werde, die der
geleiftet, war ziemlich billig, denn die Eingeborenen haben Reichstag bestimme. Sie lud damit dem Reichstag feine Geschüße und vertheidigten sich hinter schwachen Rohr- die Verantwortlichkeit für die Folgen der ost palifaben, während Herr Wißmann bei seinen Angriffen
jelbstverständliche.
Unter
gefehen und sich in das Innere des Landes zurückgezogen, um aus dem Bereich der Schiffsgeschütze zu kommen. Wird
Die Eingeborenen haben dies auch ein
afrikanischen Kolonialpolitik auf, maß ihm aber auch in dieser Frage eine Selbstständigkeit zu, die leider bei anderen Fragen nicht vorhanden ist.
Der Reichstag wird sich im Einverständniß mit dem weitaus überwiegenden Theil des deutschen Volkes befinden, wenn er feine neuen Gelder mehr für die Wißmannschen Unternehmungen bewilligt. Denn Niemand wird
& besondere Rüstungen machen müssen und wird dazu sehr glauben, daß die Ehre Deutschlands in's Spiel komme, viel Gelb brauchen, nachdem er schon so viel verbraucht und noch so gut wie gar keine eigentlichen Vortheile erreicht hat. Bird er im Innern des Landes befestigte Lager er tichten wollen? Wir erinnern daran, daß im ersten Weiß=
buch über Ostafrika Briefe des Reichskanzlers ent- verhältnißmäßig groß sind.
Madbrudt verboten.]
Feuilleton.
wenn man den Kampf mit dem Negerhäuptling Buschiri aufgiebt; andererseits aber wird sich jeder denkende Mensch sagen müssen, daß die Wißmaun'schen Unternehmungen zwecklos, die Ausgaben dafür unnöthig oder wenigstens unWir haben zur Milderung
Das Papstthum konnte nur deshalb zu einer solchen Macht und Universitäten beschränkte, und die Gelehrten thaten hierzu
indem
heißt in einer jolchen Sprache lehrten, welche bie Bölfer in
ihrer Masse nicht mehr verstanden. Die Gelehrten drehten sich dadurch selber den Strick; das Volk hatte für sie, weil es fie nicht verstand, nur wenig Theilnahme, wenn sie sich gegen den heiligen Stuhl auflehnten. Luther verstand das Bolt beffer, de nur, weil er deutsch lehrte, gelang es ihm, das Volk für seine feineswegs freiheitliche und am allerwenigsten fonsequente Weltanschauung zu intereffiren, so daß er ungebraten" seine Tage beschließen konnte.
Wir sind also der Meinung, daß die Herren Gelehrten fein Recht haben, am Volfe zu tadeln, daß es für die Wissen schaft tein Interesse habe. Im Gegentheil. Wo dem Volke eine gediegene Wissenschaft geboten wird, und zwar in einer allgemein verständlichen Form, da strömt es herzu und belohnt den Lehrer durch elementaren Jubel.
Dieser gemeinverständlichen Ausdrucksweise hat z. B. das düftere Kirchenlicht Stöcker seinen immerhin beträchtlich großen Erfolg zu darken; wenn die sonst freiheitlich denkenden Gelehrten nur in halbwegs genießbarem Deutsch vor dem Volke und insbesondere den Arbeitern sprechen wollten, so wären Leute wie Stöcker unmöglich. Die Gelehrten Maße die Schuld zustände.
halten waren, in denen vor solchen Unternehmungen unserer inneren Mis re kein Geld und sollten es für oft ausnahmslos derart geistig verweichlicht, daß man sich nach den usbrücklich gewarnt und die Ueberzeugung ausgesprochen war, afrikanische Abenteuer haben? Wenn die Herren vom
Ein Goldmensch.
Roman von Maurus Jotai
dasselbe nur in einem einfachen 3opf aufzustecken brauchen, um die schönste Frisur zu haben, die man sich wünschen [ 36 fann." Möglich, daß Herr Katuschka dies Alles nur aus menschenfreundlichem Mitgefühl für einen maltraitirten schönen Haarwuchs sagte und keine andere Absicht damit verband, als Timea's prachtvolles Haar von den Abenteuerlichkeiten zu befreien, die man ihm aufzwang; seine Worte brachten jedoch eine tiefere Wirkung hervor, als er selbst denken mochte. Von diesem Momente an hatte
Wir müssen ad vocem Frisur dem Leser einige AufDaar. Athalie machte es Spaß, ihre Friseurin die wunderbidften Bauten damit ausführen zu lassen. Einmal ließ sie
tragen ferner ferner in hervorragendem an der Elendigkeit unserer Preß Insbesondere sind die Universitätslehrer faft Zeiten des Mittelalters zurücksehnen möchte, wo die Universi
Sophie lachte in sich hinein. Dies Kind ist ganz närrisch gemacht!
Tarung geben. Timea hatte prachtvolles langes und dichtes Timea das Gefühl, als wollte der Kamm, den sie im Haar fingen dabei fortwährend das Gospodi Pomiluj". Dann
nen Scheiteln und oben einen Thurm aufbauen; ein an
bem Dhre emporragten.
Kurz, das Kind mußte in
getragen und bei der Ausführung dieser archi
stecken hatte, ihr den ganzen Kopf auseinandertreiben, und fie fonnte faum erwarten, daß Herr Katschuka ging. Der der Frau Sophie, welche in seiner Gegenwart beständig mit
bas ganze Haar Timea's hinauffämmen mit glatt gestriche Hauptmann hielt sich auch nicht lange auf; er erbarmte sich bermal mußten die Haare nach zwei Seiten zu einer Fleder - der Aufgabe zu kämpfen hatte, ihre in zerrissenen Schlappmausfrifur auseinandergefämmt werden; dann wieder ließ fe zwei Widderhörner aus den Haaren drehen, welche über sprach, im Laufe des Abends noch einmal vorzusprechen und ben lächerlichsten Frisuren einhergehen, wie kein Mensch sie Timea aber machte er eine tiefe Verbeugung. leltonischen Grillen wurden Brenneisen, Drahträder, Timea den großen Kamm herauszog, die aufgethürmten Papilloten, Bürste und Wachspomade nicht geschont. Sie rebete ihr ein, fie thue das aus Liebe zu ihrer Berwandten, und das arme Kind hatte keine Ahnung
bavon, wie sie dadurch entstellt wurde. Herr Katschuka klärte sie darüber auf. Fräulein Timea, es braucht Ihnen um diese Frisur nicht leid zu thun. ganz einfach trügen. Sie haben so schönes Haar, daß es wirklich eine Sünde ist, es mit dem Eisen zu brennen und mit Wachspomade zu verschmieren. Lassen Sie das nicht mehr zu. Es ist schade um jedes einzelne dieser
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schuhen steckenden Füße zu verbergen; Herr Katschuka verempfahl sich dann. Er füßte Mama Sophie die Hand, vor
Kaum war der Hauptmann zur Küchenthür hinaus, als
3öpfe auseinanderriß und in einem Nu die ganze Frisur zerstörte; dann stellte sie sich an den Wasserkübel und fing an, sich die Haare und den ganzen Kopf zu waschen.
"
Es würde Ihnen viel schöner stehen, wenn Sie das Haar wie sie sind. Athalie wird schön böse werden, wenn sie
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55 17800
83 91 144
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315 420 16
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34 68 49
1 608 86
49 137 8
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Was treibst Du da, Mädel," herrschte Frau Sophie sie an. Ob Du gleich aufhören wirst! Lasse Deine Haare, nach Hause kommt und das sieht."
Prachthaare, das verloren geht. Durch die Mißhand- in einen bescheidenen dreifachen 3opf zu flechten. Der lungen, welche die Damen Frisuren nennen, wird aber Troß war bereits in ihrem Herzen erwacht. bas Haar nur ruinirt. Es verliert seinen Glanz, spaltet
,, Meinetwegen, mag sie böse werden," antwortete das Kind trotzig, wand sich das durchnäßte Haar aus, setzte sich dann hinter Frau Sophie und fing an, das aufgelöste Haar Sie fing an, sich nicht mehr zu fürchten. Die Worte des Hauptmanns flößten ihr Muth ein. Sein Wunsch, sein Geschmack wur
zugeben an. All dies fünftliche Flechtwerk brauchen Sie den für sie Gefeß. Sie legte den 3opf in ein einfaches Rad
Während Timea sich das Haar flocht, rückte sie ihr näher und suchte sich wieder bei ihr einzuschmeicheln. ,, Nun, jetzt laff' Dir zu Ende erzädlen, wie es bei der Trauung Wo hat dieser närrische Katschuka uns unterzugeht. brochen? Ei, wenn er gewußt hätte, wovon wir gesprochen haben! Ja, ich blieb da stehen, wo Braut und Bräutigam aus einem Pokal trinken. Der Chor und der Diakon
verliest der Pope das Evangelium und inzwischen halten die Beistände die silbernen Kronen über den Köpfen des Brautpaares. Der Pope übernimmt hierauf die silbernen Kronen, legt sie zurück auf die silberne Schüssel und sagt dann zum Bräutigam:" Sei gepriesen wie Abraham , ge= segnet wie Isaak und mehre Dich wie Jakob!" und zur Braut gewendet: ,, Sei gepriesen wie Sara, glücklich wie Rebekka und mehre Dich wie Rachel!" Und nach diesem Segen füssen Braut und Bräutigam sich dreimal vor den Hochzeitsgästen und vor dem Altar."
Timea schloß die Augen vor dieser Szene.
Athalie war nicht wenig erstaunt, als sie nach Hause tam und Timea mit aufgeflochtenen Haaren erblickte.
Wer hat Dir erlaubt, Deine Haare aufzuflechten? Wo ist Dein Giraffe- Kamm? Wo Deine Schleife? Stecke sie gleich auf." Timea preßte ihre Lippen zusammen und schüttelte den Ropf. Wirst Du gleich thun, was ich Dir heiße?" Nein."
icht. Sie haben so prachtvolles reiches Haar, daß Sie und schlang es sich um den Kopf, wie er gesagt hatte. Frau fie, zu Timea hintretend und ihr zornglühendes Antlig Ti
Athalie wur verblüfft von dieser Widerseßlichkeit. Es war unerhört, daß ihr Jemand zu widersprechen wagte. Und nun geschieht ihr das von einem angenommenen Kinde, das hier das Gnadenbrot ißt, das bisher immer so unterwürfig. war und ihr einmal sogar den Fuß gefüßt. ,, Nein?" fragte