folgerung, daß unter den Handwerkern und Arbeitern sich Mitglieder des Adels glücklicherweise bis jetzt doch nur sporadisch finden". Die Handwerker und Arbeiter werden- darüber sei das Deutsche Adelsblatt" beruhigt wirklich da­durch nicht herabgedrückt, daß sich einige sozial heruntergekom­mene Adelige unter fie mischen, und der uns aus den Ver­sammlungsberichten bekannte Maurer ist sogar ein sehr Klassen­bewußter Arbeiter. Diese Statistik, welche den Adel in allen Ständen vertreten zeigt, sollte das Adelsblatt" eigent­lich darüber aufklären, daß vom Adel selbst als einem besonderen Stande nicht mehr die Rede sein kann und daß ein Adligen­Verein wie Nobilitas  " ebenso unsinnig ist wie ein Verein fämmtlicher Personen, welche Schulze heißen. Adlige Agen­ten giebt es nach der Statistit des Deutschen Adelsblattes" acht, adlige Aerzte fehr wenige, adlige Juristen dagegen ziem lich viele, die jedoch fait ausschließlich dem jüngeren Nachwuchs angehören. Herr von Richthofen hat unter seinen Schußleuten vier Standesgenoffen".

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Behinderte Nasenathmung. Auf dem deutschen Aerzte­tag sprach am Freitag in der Abtheilung für Laryngologie und Rhinologie Dr. M. Bresqen( Frankfurt   a. M.) über Die Be­deutung behinderter Nasenathmung, insbesondere bei Schul­findern." Er macht zunächst darauf aufmerksam, daß bereiis vor 45 Jahren Biorry die Bedeutung der Nasenhöhle als Luft­weg beffer und richtiger gewürdigt habe, als es im Allgemeinen heute noch zu geschehen pflege. Bekannt sei, daß durch Ver­stopfung des Nasenluftweges bei Kindern das Saugen und Schlafen überaus erschwert werde. Die Ent wickelung des Kindesförpers werde gehemmt. Das Kind werde schwächlich und nicht widerstandsfähig. Alle Krankheitsursachen müßten unter folchen Umständen heftiger einwirken. Die Ur­sachen der Verstopfung des Nasenluftweges tönnten in der Nase selbst, aber auch in der Nachenhöhle, insbesondere im fo­genannten Nafenrachenraume, liegen. In der Nase selbst seien es Entzündungen der Schleimhaut, die zu Anschwellung der­selben führten, sowie unregelmäßiger Bau des Nasengerüftes, insbesondere der Nasenscheidemand; Nasenpolypen feien im frühen Rindesalter selten. In der Rachenhöhle seien haupt­In der Rachenhöhle seien haupt­fächlich die Vergrößerung der sogen. Rachenmandel, weniger oft die der Gaumenmandeln an der Verengung des Nasenluft­weges schuld. Die Schädigungen, welche hierdurch das Kind erleide, seien zweifacher Natur; fie erstrecken sich auf Körper und Geist. Mangelhafte Entwickelung des Brustkorbes und der Lungen sei die regelmäßige Folge der oberflächliche ren Mundathmung. Näher foll heute auf die Schä­digungen eingegangen werden, welche der Geist des Rindes erleidet. In Bezug auf den so viel ver­breiteten sogenannten Stockschnupfen, der aber überaus häufig als Vergrößerung der Rachenmandel sich erweise, sei längst bekannt, daß mit ihm nicht selten Stirnbrud, Kopf­schmerzen, Schwindelgefühl, mürrisches Wesen u. dergl. ver­tnüpft feien. Von Rupprecht sei dann 1868 mitgetheilt worden, daß mit Nasenverstopfung oft ein Unvermögen. andauernd geiftig zu arbeiten, verknüpft sei; Michel habe( 1876) Abnahme des Gedächtnisses und erschwertes Arbeiten des Geistes beob achtet; Seiler habe( 1881) als Folgezustand Gedächtnißschwäche und Unfähigkeit, die Gedanken bei einem bestimmten Gegen­ftande festzuhalten, bezeichnet; auch Had habe( 1882) Abnahme des Gedächtnisses und Trübsinnigkeit beobachtet. Bresgen felbst schloß sich 1882 den Seiler'schen Beobachtungen an. Die geistige Niedergeschlagenheit nasenfranker Schulkinder schlage fehr rasch ins Gegentheil um, wenn nur der verstopfte Nasenluftweg durch geeignete örtliche Behandlung unter zweckentsprechenden allgemeinen Maßnahmen für die Athmung wieder frei gemacht werde. Dte früher scheinbar trägen und unaufmerksamen Kinder seien wie mit einem Zauberschlage ver wandelt und holten, wenn frühzeitig Hilfe gebracht werde und wenn ihre Fähigkeiten sonst gesunde feten, das Versäumte rasch nach. Bresgen giebt aus einer demnächst erscheinenden größeren Schrift einen einschlägigen Fall ausführlich bekannt. Er knüpft daran die Bemerkung, daß angesichts solcher Erfahrungen die Bestrebungen, Schulen oder Schultlassen für schwachbefähigte Kinder zu errichten, mit größter Vorsicht aufzunehmen seien. Er fordert vielmehr, daß alle schwachbefähigt erscheinenden Kin­der vor Einreihung in besondere Schulklassen im amilichen Auf­trage durch einen erfahrenen und gewissenhaften Spezialarzt in erster Linie bezüglich ihrer Nase, ihrer Dhren und ihres Halses untersucht würden.

dern und nehmen. Und will sonst alle Puncte und Articul, die hierinnen nicht genugsam erklähret und verzeichnen seynd, thun halten und laßen, wie es einen getreuen Bürger gegen Sr. Königl. Maj. und feinen Rath von Gewohnheit und Rechts­wegen, zu thun gebühret: So wahr mir GOtt helfe, durch Christum   seinen Sohn!" Obigen End hat Andreas Linde­mann dato würdlich abgeschworen, und ist ihm deshalb das Bürger Recht ertheilet. Uhrkundlich unter hiesigen Stadt­Siegel und regierenden Burgermeisters Unterschrift. Geschehen Spandow, den 28. Man 1781.

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2: mce( Bürgermeister.) Reineke( Rathmann.) Hoffentlich ist Herrn Lindemann der Eid gut bekommen. Schon im November v. J. haben wir auf einen scham­lofen Schwindel hmgewiesen, mit dem ein öfterreichisches Winkelblättchen, die Wiener Chronit", auch in Berlin   Gimpel zu fangen fuchte. Die Mittheilung scheint damals ihren Zwed erreicht zu haben, denn Klagen über das unsaubere Treiben gingen uns nicht weiter zu. Jetzt aber werden, so schreibt die " Boss. 3tg.", diese von Neuem laut, und zwar scheint das ehrenwerthe Blatt diesmal für seine Raubzüge vornehmlich die Nachbarorte Berlins   ausersehen zu haben. Wie bereits früher geschildert, geht der Bauernfung in der Weise vor sich, daß irgend ein ahnungsloser Geschäftsmann mit einer Nummer der trefflichen Chronit" und zugleich einem Anschreiben überrascht wird, woraus der Erstaunte erfährt, daß auch seiner in dem Blatte ehrenvoll gedacht ist. Zum Schluß heißt es dann: Diese Gelegenheit benugend, bitten wir Euer Hochwohlaeboren, unser Journal durch eine Pränumeration gütigst zu fördern. In der That findet der Empfänger in dem mit eitel Lob­hudeleien gefüllten Blättchen auch einen Artikel, der seine unsterblichen Verdienste um die Menschheit preift, aber der­gleichen widrige Beweihräucherung mit 20 M. zu honoriren­so viel beträgt der Abonnementspreis fällt natürlich keinem Verständigen ein; man legt eben das Blatt, nachdem man feinen Spaß daran gehabt, zur Makulatur. Damit ist in­deffen die Sache nicht erledigt. Die Herren von der Wiener Chronit" haben dem zudringlichen Bettler fein Geheimniß ab­gelauscht und wissen, daß mancher durch hartnäckige Belästigung zum Deffnen der Geldtasche gebracht werden kann. In gewiffen 3wischenräumen ersuchen sie um gütige Erledigung des Er­gebenen vom Soundsovielten", wobei fie fich vor direkter Be­drohung sehr in Acht nehmen, denn damit läge unzwei­deutig der Erpressungsversuch vor, und der entsprechenden An zeige würde zweifellos der Wiener Staatsanwalt Folge geben. Aber in Manchem der Beläftigten erwächst doch, wie uns vorlie liegende Buschriften beweisen, die Furcht, die brave Chronik fönnte, wie sie hinterrücks die Leute mit ihren Lobhudeleien überfällt, fo für die vergebliche Anzapfung sich mit einem Schmähartikel rächen. Welcher Geschäftsmann aber, und wenn er noch so tadellos dafteht, sieht sich gern dergleichen Verunglimpfungen ausgesezt? Auf solche Besorgniß stüßen zweifellos die Wiener Flibustier ihren Feldzugsplan, und daß die Taktik nicht ganz verfehlt ist, dafür scheint doch die Wiederholung der Raubzüge zu sprechen. In der neuesten Anzapfung handelt es sich um einen Brauereibefizer in einem Nachbarorte, dessen Ruhm in einer Weise gesungen wird, die hoch tomisch sein würde, wenn die ganze Sache nicht so erbärmlich wäre. Nachdem der Artikel auf die leppigkeit der Tropenländer hingewiesen, spricht er von der Kargheit unseres Bodens, dem wir die Schäße im Schweiße unseres Angesichts abtrogen und Kummer, Sorgen und Elend hält oft die Unglücklichen in Banden. Befümmerten Herzens bliden sie in die Zukunft, und faft der Verzweiflung nahe, fommt zur letzten Stunde noch der rechte Mann. Solch einen Mann der That haben wir nun heute wieder gefunden, und indem wir des Herin X. Y., Brauereibefizers in 3., er­wähnen, leisten wir ihm nur einen schuldigen Tribut der Dank­barkeit u. f. w. In demselben verzweifelten Deutsch werden dann noch weitere Mittheilungen über den Gefeierten in Aus­ficht gestellt, vorausgesezt natürlich, daß er sich dafür löffeli". Gegen Geld verzapft die Wiener Chronit" Ruhm aller Arten, je höher die Summe, desto größer das Verdienst, und wer sich etwas Besonderes leisten will, fann sogar sein Bildniß der staunenden Mitwelt vorführen. Dabei verbreitet die Chronit" ihren Segen über alle deutschen Lande und alle Stände. In derselben Nummer finden wir Hymnen auf Fabrikanten und Gewerbtreibende aller Art, Männlein und Fräulein, und an der Spike der Besalbten marschirt man höre und staune! ein Bischof daher! Natürlich wird er ebenso un­freiwillig zu dieser Ehre gelangt sein, wie die Mehrheit seiner Leidensgefährten. Es wäre wahrlich an der Zeit, daß dem Treiben der dunklen Ehrenmännein ein Ende bereitet würde, und hierzu fönnte gewiß die anständige Wiener Preffe ihr gutes Theil beitragen. Als Herausgeber der Chronit" ist Albert Langer genannt, als verantwortlicher Rebatteur Stefan Carl Schmitt, und die Fang- und Mahnbriefe find unterzeichnet mit Fried" oder" Friedl.", vielleicht die Abkürzung eines Namens. Den Herrn Schmitt haben wir auch in Rüschner's Literatur- Ka­lender gefunden, allerdings mit einem Fragezeichen hinter dem Namen o richtige Ahnung des Gemüths

Aus der Bopfzeit. Wir lesen im Anz. f. d. Havell.": Wie in vielen anderen Städten, mußten auch in Spandau  früher diejenigen Personen, welche von außerhalb nach hier ver­zogen und Bürger werden wollten, eine bestimmte Summe an bie Stadtkasse zahlen. Sie erhielten dann einen sogenannten Bürgerbrief und mußten dem Landesherrn und den städtischen Obrigkeiten unverbrüchliche Treue schwören. Uns liegt ein furioses Schriftstück aus dem vorigen Jahrhundert vor, in melchem ein Spandauer   Bürger, Andreas Lindemann mit Namen, so zu fagen beschwören mußte, wie er sich verhalten werde, bevor er zum Bürger geschlagen wurde. Dies historische Schriftstück, welches aus dem Jahre 1781 stammt, gewährt so recht einen Einblick in die gute alte Zeit" und wir wollen daher nachstehend diefe merkwürdige Urkunde im Wortlaut mittheilen: Ich Andreas Lindemann gelobe und schwöre, daß ich den Aller­durchlauchtigsten Großmächtigsten, Fürsten   und Herrn, Herrn Friedrich, Könige im Preußen, Marggrafen zu Brandenburg  , des Heil. Nömischen Reichs Erz- Cämmerern und Curfürsten, Obrister Herzog von Schlesien   Souverainen Prinzen von Danien, Neufchatel, und Vallengin, zu Magdeburg  , Cleve, Jülich  , Bergen, Stettin  , Pommern  , der Caßuben und Wenden, zu Mecklenburg  , auch in Schlesien   und zu Großen Herzogen, Burggrafen   zu Nürnberg  , Fürsten   zu Halberstadt  , Minden  , Camm, Wenden, Schwerin  , Razeburg und Mörß, Grafen zu Hohenzollern  , Ruppin, der March, Ravensberg, Hohenstein, Zedlenburg, Lingen  , Schwerin  , Bühren und Lehrdamm, Mar­quis zu der Behre und Flißingen, Herrn zu Ravenstein  , der Lande Rosted, Stargard  , Lauenburg  , Bütow, Arley und Breda, 2c. 2c. Meinen rechten Erb- Herrn 2c. Auch jeßigen und fünftigen Burgermeistern und Rathmannen dieser Stadt Span­dow getreu, hold und gehorsam zu seyn, ihre Gefeße, Gebothe, Verbothe und Ordnungen halten, Ihren Frommen, Ehre und Nußen fordern, und allen Schaden und Nachtheil nach meinen äußersten Vermögen bei Tag und Nacht warnen und verhüten, auch allen Unglimpf abwenden will. Daß ich auch Thre und gemeiner Stadt Frey= heiten und Gerechtigkeiten, so viel mir immer mög Itch erhalten, Sie dabey schüßen und vertheidigen helfen, und mich in feinem Wege darwieder legen, noch jemand einige An­leitung darzu geben will. Und da ich etwas erführe, was Sr. Königl. Maj. denen Bnrgermeistern, Rathmannen und gemeiner Stadt zum Nachtheil oder Schaden gereichen möchte, folches will ich den Burgermeistern, gestalten Sachen nach sofort an­bringen und fund thun. Ich will auch rechte Gewichte und Maße gebrauchen und meinen Nachbaren feinen Untertauf thun. Und da ich mit Jemand im Streit und Irrungen fommen möchte, oder mir etwas gebohten oder befohlen würde, worunter ich mich beschwehrt hielte; so foll und will ich meine Sachen da anbringen und suchen, wo solche nach denen Landes Verfaßungen hingehöret und da Recht nehmen, wie solches die Geseze und der gemeinen Stadt- Gewohnheiten mit sich bringen. Wo mich auch gedachte Burgemeistern und Rathmanne zu Zeiten bescheiden würden,( so fern ich Leibes- Unvermögenheit oder anderer Ehehafften halber daran nicht verhindert werde), will ich nicht ausbleiben, sondern mich gehorsamlich und gefaft, wie es mir Ich will auch keine andere. gebothen werden wird, gestellen. Ich will auch feine andere. Obrigkeit, dieweil ich meines Bürger- Recht nicht entledigt bin, suchen noch annehmen. Wenn ich dann aus dem Bürger Recht zichen will, so soll und will ich vom Nath Urlaub for­

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Die Heilszeit ist über Berlin   wieder hereingebrochen! - Die aus früheren Heilsversammlungen zur Genüge be­fannten Schmeden Fransson und Olsson haben nach längerer Zeit gestern Abend zum ersten Male in dieser Saison mit ihren Vorstellungen wieder begonnen, debutirten jedoch, wie wir von vorn herein bemerfen wollen, nicht glücklich, da es ihnen nur möglich war, eine Seele" zum Heil zu befehren. In dem Missionssaale, Krautstraße 39, hatten sich am Sonntag Abend gegen 8 Uhr etwa 100 Gläubige und ebensoviel Ungläubige vereinigt, die dem Nufe der beiden Offiziere" gefolgt waren. Herr Fransson wurde in seiner etwa eine Stunde währenden Belehrungsrede" nur durch ein 4jähriges Kind gestört, das bei dem Sünden Register des Redners laut bemerkte: Mama, ist das langweilig!" Die Behauptung des Herrn F., daß er früher Sünder gewesen, veranlaßte die Ungläubigen F., daß er früher Sünder gewesen, veranlaßte die Ungläubigen zu der Frage, ob er schon Buchthaus gehabt hätte", und als der Redner schließlich mit Emphase erklärte, hier stehe ich", wurde ihm der wohlmeinende Rath ertheilt, Na denn seßen Sie sich man". Herr Diffon erzählte seine Lebensgeschichte und erklärte auch, er sei schon fromm gewesen, als er ein vier­zehnjähriger junger Mann war, was ihm jedoch die prompte Antwort eintrug: Da waren Sie ja noch ein dummer, grüner Junge". Uebrigens schien der Redner mit seinem Vortrag wenig Glück zu haben, denn als er auch noch ein angestimmtes Lied mittelst Guitarre begleiten wolle, verließ der größte Theil der Zuhörer schleunigst den Saal und nur etwa 50 Ge­rettete und Gläubige" blieben zurüd, um Sündenbeichte" abzu­halten.

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Ueber die Festnahme des unter dem Verdacht des Raubmordes in Rirdorf verhafteten Elias Menzel gehen uns folgende Details zu: Der p. Menzel lebte schon seit längerer Zeit in Rigdorf und als dies der Staatsanwaltschaft bekannt wurde, ersuchte dieselbe die dortige Polizeibehörde, den M., welcher im Verdacht steht, an einem in Krotoschin   verübten Raubmord betheiligt zu sein, vorzuladen und zu vernehmen. Diesem Gesuch der Staatsanwaltschaft wurde Folge gegeben und M. nach dem Nixdorfer Amtsbureau sitirt. Natürlich be­ftritt M. jegliche Schuld, da aber das Signalement des M. mit dem des angeblichen Thäters genau übereinstimmte und zu befürchten war, daß M. flüchten werde, nachdem ihm bekannt geworden. daß man auf ihn fahnde, erklärte der vernehmende Beamte M. für verhaftet und unter Begleitung zweier im Amtsbureau anmelender Gendarmen wurde der Verdächtige nach dem Amtsgefängniß gebracht, von wo aus er sodann dem fgl. Amtsgericht zugeführt wurde. M. leugnet bis jetzt jede Betheiligung an dem Raubmorde.

Ueber die bisher unentdeckt gebliebenen Thäter eines Raubmordes, der vor fast zwanzig Jahren in Alt­ Landsberg   verübt wurde, ist einer Lofalforrespondenz zufolge Landsberg   verübt wurde, ist einer Lofalforrespondenz zufolge

jezt Anzeige erstattet worden. Am 17. Juli 1870 wurde in dem genannten Städtchen die Wittwe Wendt, welche einem der reichsten Eigenthümer des Ortes die Wirthschaft führte, in dem Hause ihres Brotherrn ermordet und beraubt aufgefunden. Die That, mit einem Beile des Kupferschmiedemeisters Wilfe verübt, war mit einer um so größeren Frechheit ausgeführt worden, als fie gegen 10 Uhr Vormittags geschehen fein mußte, wo die Ermordete zufällig für eine halbe Stunde allein im Hause war. Der Verdacht lenkte fich an fänglich auf Wilfe, welcher jedoch sein Alibi nachweifen fonnte, fpäter auf einen in deffen Haufe wohnenden Arbeiter Hoff mann, welcher aber nach kurzer Zeit während der Untersuchungs­haft wahnsinnig wurde, ohne daß es gelang, denselben zu übe führen. Vor mehreren Wochen ist nun die Schwester des Hoffmann, eine Frau Horn, in Friedrichsberg Lichtenberg ge storben, die vor ihrem Tode ein Gefiändniß dahin abgelegt haben soll, daß ihr Ehemann und Hoffmann die That gemein schaftlich verübt hätten. Infolge dessen soll das Verfahren in dieser Anaelegenheit dieser Anaelegenheit sofort wieder aufgenommen sein.

toloffaler Schuldsummer, ist seit etwa acht Tagen der in der Alten Schönhauserstraße wohnende Agent Friedländer. Derselbe betrieb seit mehreren Jahren einen schwunghaften Kommiffions handel in Mehl, anscheinend mußte das Geschäft des F. ein außerordentlich lutratives sein. In der letzten Zeit war es unseren Mehl- Engroshändlern aufgefallen, daß in den im Norden und Often Berlins   gelegenen Vororten verschiedene von ihnen gefuhrte Marken Mehl zu wahren Schleuderpreisen an die dortigen Kunden verfauft worden waren, und auf nähere Recherchen der so Geschädigten stellte es fich heraus, daß F. oegen Baarzahlung zu enorm billigen Preifen e hebliche Quantitäten dorthin verkauft, um die vollen Beträge den Engroshändlern, von welchen er die Waaren entnommen, schuldig zu bleiben. Nunmehr brach über F. der Konkurs herein, der unredliche Agent jedoch hatte es vorgezogen, unter Zurücklaffung von 50 000 Mart Schulden ins Ausland z flüchten. Die Geschädigten dürften feinen Heller ihres Geldes wieder sehen, um so mehr als man den Aufenthaltsort des F. nicht fennt.

Flüchtig gewa unter Hinterlassung

Als der Zehlendorfer   Lokalzug geftern Morgen 8 Uhr 30 Min. in die Halle des Potsdamer Bahnhofs einlief, fube die Maschine in dem Augenblick, als der größte Theil der Paffagiere fich bereits erhoben hatte, mit solcher Heftigkeit auf den Brellbock, daß der ganze Zug etwa anderthalb Fuß weit zurückgeschleudert wurde. In sämmtlichen Wagen fielen die Reisenden einander buchstäblich in die Arme, wobei vers fchiedentlich blutige Verlegungen vorkamen, weil bei dem ge waltigen Anprall Einzelne auf die Mittellehne geworfen wur den. Die Passagiere stürzten fofort nach der Maschine und überhäuften den Lokomotivführer mit heftigen Vorwürfen. Derselbe entschuldigte sich damit, daß er beim besten Willen nicht im Stande gewesen wäre, den langen Zug durch die Maschinenbremse zum Stehen zu bringen, da einmal fein ge nügendes Bremserpersonal auf dem Zuge sich befinde und ans dererseits die absolut sicher wirkende automatische Bremse, die merkwürdiger Weise nur bei den Fernzügen in Gebrauch it, bei den Lokalzügen nicht verwandt wird. Die Reisenden, welche bei diesem Zuge meist mit Permanenzkarten versehen waren, begaben sich zum großen Theil nach dem Stations bureau, um dort ihre Beschwerde zu protokolliren und die Be strafung der Schuloigen zu beantragen.

Verhaftung. Am Sonnabend Abend wurde, der Berl. Abenopost" zufolge, der Schneidermeister J. durch Beamte der politischen Abtheilung auf der Straße verhaftet und in Ge­mahrsam gebracht. Am Sonntag durchsuchte der Wachtmeister Weinert mit einem Kriminalschuhmann die Wohnung und Wertstätte des Verhafteten. Die Beamten beschlagnahmien einige Exemplare des in London   erscheinenden Sozialdemokrat", sowie ein Taschenbuch. Polizei- Bericht. Am 23. d. M. Vormittags stürzte auf dem Grundstück Prenzlauerstraße 20 der Hausdiener Schlipper bei Bedienung einer Winde aus dem dritten Stock des Que gebäudes auf den gepflasterten Hof herab und erlitt außer einem Bruch des rechten Oberschenkels so schwere innerliche Ver legungen, daß er nach dem städtischen Krankenhause gebracht werden mußte. Zu derselben Zeit fiel em 5jähriges Mädchen aus dem Fenster der im dritten Stock des Hinterhaufes Stegligerstr. 58 belegenen elterlichen Wohnung auf den Hof herab und erlitt anscheinend innerliche Verlegungen. Es wurde nach dem Lazarus- Krankenhause überführt. Nachmittags fil

ein etwa 23 Jahre alter unbekannter Mann vor dem Hause Veteranenstr. 15 infolge eines Fehltritts zur Erde und zog sich dabei eine bedeutende Verlegung an der Stirn zu. Er muide nach der Charitee gebracht. Abends wurde vor dem Haufe Spandauerstr. 36 ein Arbeiter von einer Droschte überfahren und am Bein bedeutend verlegt.

Gerichts- Beitung.

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Christus consolators, das kostbare Bild des Historienmalers Profeffor Plodhorst, welches im Schau­fenster der Hanfftaengl'schen Kunsthandlung in der Friedrich Straße   viel bewundert wird, schmückte gestern auf wenige Stunden die tahle Wand des Sigungszimmeis der Stat­fammer IV des Landgerichts Beilin 1 und unterlag der Prüfung nicht nur des Richterkollegiums, sondern auch dem fachverständigen Gutachten der Professoren Becker und Doepler sen., sowie des bekannten Kunsthändlers Quaas. Es handelte sich um eine Antlage wegen unbefugter Nad bildung, auf welche sich Profeffor Plodhorst und der Hof­kunsthändler Eduard Müller( Hansstaengl Nachf.) zu ver antworten hatten. Die Verlagsbuchhandlung M. Heinfius in Bremen   hat von dem Prof. Blockhorst im Jahre 1883 durch Verlagsvertrag acht Originalfompofitionen, grau in grau auf Leinwand çemait, als Illuftrationen für die Jubelausgabe von Spitta's Pialter und Harfe" mit dem unbeschränkten Verlags- und Vervielfältigungsrecht erworben. Diefe acht Bilder sind von Heinsius, phototypisch vervielfältigt, in der genannten Jubelausgabe im Jahre 1884 auch veröffentlicht. Eines dieser Bilder mit der Unterschrift Trost Jesu Liebe" hat nun Prof. Plockhorst noch einmal zu einent foloristisch vollendeten großen Delgemälde verarbeitet, welches im allgemeinen Aufbau jener Jluftration ähnlich ist, aber natürlich in der bewunderungswürdigen Färbung, sowie auch in der Komposition Abweichungen aufweist. Diese zweite Dars stellung desselben Motivs ist durch den Angekl. Müller in photo graphischen Abbildungen in den Kunsthandel gebracht worden und die Firma Heinsius, welche dieses Konkurrenzbild für eine widerrechtliche Nachbildung hält, hat den Strafantrag gestellt. Das Urtheil des Berliner   Sachverständigen- Vereins, welchem nur die Photographien vorgelegen haben, fiel zu Ungunften der Angeklagten aus; die Minorität des Sachverständigen- Vereins hat aber gegen dieses Votum protestirt. Das Urtheil der Minorität, welches mit demjenigen der gestern vernommenen Sachverständigen übereinstimmt, erklärt das Delbild für wesent­lich verschieden von dem Illustrationsbilde und deshalb für ein ganz neues. Im Anschluß an die Ausführungen dieses Sepa rat- Botums legten die beiden Vertheidiger, Rechtsanwalt Tr. Fr. Friedmann und Samter gestern eingehend dar, daß berde Bilder zwar in der den chriftlichen Heilzwedk bedingenden Anlage einander ähnlich sind, der Künstler diese Anlage jedoch auf beiden Bildern ganz verschieden aus­gestaltet hat. Wenn derartige verschiedenartige Ausgestaltung Deffelben Motivs turch eine und denselben Meister verboten wäre, dann würde es schlecht um die Entwickelung der Kunst

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