willkommene Gelegenheit zur Entfaltung feines künstlerischen Könnens, und wirklich bilden solche Bauten für die Land­schaft häufig eine Zierde, deren Verschwinden nur mit Be­dauern gesehen werden fann. Aber Rücksichten ästhetischer Natur fönnen, wo es gilt, dem stetig wachsenden Verkehr neue Wege zu schaffen, nicht maßgebend sein; die Spannweite der steinernen Bogen ist ziemlich eng begrenzt, die Fundirung der Pfeiler in raschfließenden Strömen oder auf lofem Terrain mitunter nahezu unmöglich. Zur Uebers brückung breiter Wasserläufe oder Abgründe, bei welchen keine Zwischenpfeiler angelegt werden können, bedarf es daher an­derer Systeme. Abgesehen von den bereits erwähnten Hänge= brücken tamen für größere Spannweiten zunächst die hölzernen Fachwerk- und Sprengwerkbrücken, in das System der Balken­brücken gehörig, in Anwendung. Im Prinzip gleicht dieses Eyitem dem einfachen, an beiden Enden aufgelagerten Balken; da aber ein solcher nur beschränkte Länge haben kann, auch durch sein eigenes Gewicht eine unnöthige Belastung erfährt, so treten an seine Stelle bei größeren Di­Stanzen die bekannten Fachwerk- und Gitterkonstruktionen, welche geringeres Gewicht mit größerer Festigkeit verbinden und zu­gleich dem seitlichen Winddruck eine kleinere Angriffe fläche bieten. Auf Holz aufgeführt finden sich derartige Brücken schon im vorigen Jahrhundert; doch konnte den Holzbrücken nur eine beschränkte Anwendung beschieden sein; durch irgend ein Ver­fehen fielen die meisten bald dem Feuer zum Opfer und über­haupt befizt das Holz nicht diejenige Dauerhaftigkeit, welche von den Materialien für den Bau großer Verkehrswege ge­fordert werden muß. Das herrschende Bückenmaterial unserer Tage ist das Esen, welches anfangs als Gußeisen, später als Schmiedeeisen verwendet wurde; leßteres muß hcute seinerseits wieder mehr und mehr dem Stahl meichen.

Gußeiserne Bogenbrücken wurden zuerst vor etwas mehr als hundert Jahren in England eingeführt und erfreuten sich eine Zeit lang großer Gunst, dank der Leichtigkeit, mit welcher das Gußeisen die verschiedensten für die fonstruktiven Zwecke geforderten Formen annimmt, ohne dabei einfachere Berzie rungen ganz auszuschließen. Aber der Mangel an Elastizität, die Ungleichmäßigkeit, ja brüchige Beschaffenheit der Eisengüsse, die geringe Widerstandsfähigkeit derfelben gegen wieder­holte Erschütterungen konnten nicht lange verborgen bleiben und so ist das Gußeisen heute vollständig aus der Reihe der Materialien gestrichen, welche für die wesent­lichen Theile einer Brücke Verwendung finden können. Die zahllosen Brückenbauten für das immer gewaltiger sich entwickelnde Eisenbahnwesen wurden zumeist aus Schmiedeeisen hergestellt, während neuerdings der Stahl auch dessen Stelle mehr und mehr einzunehmen beginnt. Mit diesen Materialien fonftruirte Bogenbrücken gestatteten zunächst bisher ungeahnte Spannweiten zu realisiren. Dem Einflusse der Temperatur­schwankungen wird dadurch begegnet, daß man dem Bogen an feinen Auflagerungspunkten, bisweilen auch im Scheitel, Gelenke einfügt, welche eine gewisse Drehung und damit der ganzen Kon­struktion innerhalb der vorkommenden Temperatur- Renderungen die nöthige Freiheit der Bewegung gestatten. Die größten bis­her ausgeführten eisernen Bogenbrücken sind wohl diejenige über den Douro   bei Oporto  , herrührend von dem Erbauer des Riesen­thurmes im modernen Babylon  , und der Garabitviadukt über die Trueyre auf der Linie von Marvejols nach Neußargues, welche die Eisenbahnlinien der Auvergne   mit denen des südlichen Frankreich   verbindet. Leptere Brücke, nach dem Muster der Dourobrücke von Leon Boyer entworfen, wurdeb eenfalls unter Sie hat eine Gesammtlänge von Eiffel's Leitung erbaut. 564 Meter; der Bogen ist von parabolischer Gestalt und feine Sehne, das heißt die gerade Distanz zwischen den Auf­d. i. die Höhe lagerungsstellen, beirägt 165 Meter, der Pfeild. i. die Höhe des Bogenscheitels über der Bafislinie nahezu 52 Meter, während die Schienenbahn, den Bogen noch beträchtlich über­ragend, mehr als 120 Meter über den Spiegel des Trueyre­fluffes lieat. Man sieht, es ist ein gigantisches Wert, bei deffen Aufführung die gewöhnlichen Stüßgerüste, wie sie für fteinerne Bogen unentbehrlich sind, gänzlich ausgeschlossen waren; die einzelnen Bogentheile wurden bis zu ih er endgiltigen Aneinanderschließung an über das Thal gespannten Kabeln gewiffermaßen aufgehängt.

Weitaus die meiste Anwendung findet heute das System der Balkenbrücken. Einer an den primitiven Balken erinnernden Form begegnen wir freilich nur noch in den zur Ueberbrückung furzer Spannweiten dienenden massiven Blechträgern, oder in der Röhrenbrücke über die Menaiftraße. Leztere Form ist über­haupt auf diesen einzigen Fall beschränkt geblieben, da man bald fand, daß es feineswegs der rechteckigen Röhre mit massiven Wandungen und innerhalb gelegenen Bahnlinie bedürfe; vielmehr können diese Wandungen vortheilhafter gegliedert sein: wir haben die eisernen Gitter- und Fachwerkbrüden mit ge­raden parallelen Gurtungen. Ebenfalls in die Klasse der Balkenbrücken gehören endlich diejenigen Konstruktionen, bei mit diesem Namen bezeichnet welchen einer der Guriungen man die obere und untere Begrenzung des Brückenträgers oder allen beiden eine gekrümmte oder gebrochene Form ge­geben ist: Polygonalträger, deren beide Gurtungen durch Diagonalstäbe fest mit einander verbunden sind. Diesen Arten der Balkenbrücken begegnet man bekanntlich auf allen Bahnen; sie dienten bisher zur Ueberschreitung der breitesten Flüsse und tiefsten Abgründe, aber neuerdings scheinen auch fie, wo es fich um große Spannweiten handelt, mehr und mehr verdrängt zu werden durch das von den Engländern und Amerikanern eingeführte Cantilever- System, das System des Waagebalkens im Gleichgewicht, so genannt, weil der Träger derartiger Brücken nur in seiner Mitte auf dem Pfeiler ruht und in der That in Anlage und Form der bekannten Die größte nach Gestalt seiner Waagebalten ähnelt. diesem System entworfene Brücke überhaupt bis jet überhaupt bis jeßt weitaus das riesenhaftefte metallische Ingenieurwerk, ist die vielgenannte Brücke, über den Firth of Forth   in Schottland  , welche ihrer Vollendung entgegengeht und dem­nächst dem Eisenbahnverkehr übergeben werden soll.

Diese Brücke ist bestimmt, die Verbindung zwischen Edin­ burg   und dem nördlichen Schottland  , welche bisher durch die 40 Kilometer tief in das Land einschneidende Meeresbucht zu einem großen Umweg gezwungen wurde, ganz erheblich abzu­fürzen, um die Konkurrenz mit den weiter westlich führenden Bahnen aufrecht zu erhalten. Vier große Bahn­gesellschaften, die Nordost, Midland, Nordbritische und Große Nordbahn vereinigten sich zu dem großen Werke, deffen Aus­führung fie zunächst Sir Thomas Bouch  , dem Erbauer der Taybrücke, übertrugen. Als aber die leztaenannte Brücke, wie bekannt, am Abend des 28. Dezember 1879, gerade als sich ein Personenzug auf derselben befand, von einem heftigen Sturme umgeworfen wurde, wurden natürlich auch am Firth of Forth   die Arbeiten zunächst wieder eingestellt; eine nähere Prüfung ergab, daß hier wie dort der Windbrud in der Berechnung der Konstruktionen und der Ver bindung der einzelnen Theile durchaus nicht genügend berück­fichtigt worden waren. Der bisherige Plan mußte infolgedessen aufgegeben werden, aber auf den Bau selbst wurde damit feineswegs verzichtet. Die Ingenieure Sir John Fowler   und Baker wurden mit der Ausarbeitung eines neuen Projekts beauftragt und die nach ihren Plänen erbaute Brücke steht nun mehr vor ihrer glücklichen Vollendung.

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Sowohl das Haupt- Telegraphenamt in der Franzö fischenstraße, als auch sämmtliche Neben Telegraphenämter, welche für das Publikum geöffnet sind, befaffen sich während der für den öffentlichen Verkehr bestimmten Dienststunden mit bem Verkaufe aller Arten von Bostwerthzeichen. Um so befremd­licher muß es erscheinen, daß sämmtliche Postämter, welche zu gleich Rohrpostämter sind, während der Stunden, in denen sie nur für den Telegramm und Rohrpoftverkehr geöffnet find, also

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Abends nach 8 Uhr, Postwerthzeichen nicht abgeber, soweit diese nicht für die Rohrpostsendungen gefordert werden. Die Boft­verwaltung hat allerdings amtliche Verkaufsstellen ihrer Werth­zeichen in mar chen, übrigens nicht sehr zahlreichen Läden er richtet. Diese fennt man jedoch in der Regel nicht; sie sind meist nicht mit Plakaten belegt, und wenn sie mit solchen be­legt fint, find sie unscheinbar und halb versteckt. Nur ein sehr erfahrener Post- Benußer weiß die amtlich verpflichteten Ver­kaufsstellen aus dem in der Vorhalle jedes Postamies ausge hängten Bostbericht" herauszufinden. Was fümmert sich jedoch der gewöhnliche Sterbliche um so eiren Post- Bericht"? W nn er etwas wiffen will, geht er an den Schalter und fragt. Hut aber die Postverwaltuna nicht selbst das größte Interesse daran, daß ihre Marken tem Bublifum möglichst zugänglich gemacht und so möglichst viel gebraukt werden? Hat sie doch für den Verkehr innerhalb der Stadt jezt den Wettbewerb der Privat Postanstalt zu bestehen? Auch würde, wenn der Marken­verkauf über 8 Uhr ausgedehnt würde, der Andrang des Publi­fums, dir ja in allen Bostämtern in den legten Dienststunden des Abends so groß und ebenso unangenehm für das Publi­fum wie für die Beamten ist, etwas gemilbert. Zu der keinen Neuerung bedarf es nur einer Verfüsung der Oberpostði eftion Berlin   und einiger Plakate für die Schalter der betreffenden Bostämter des I halts, daß Pofta erthzeichen auch während der Zeit des Schluffes des Postverkehrs an den Rohrpostschaltern zu haben sind.

Ein hübsches Beispiel von Farben- Abänderung bei Filchen zeigt gegenwärtig das hiesige Aquarium. Während es bei Säugethieren und Vögeln, so bei Mäusen, Ratten, Pfauen, Fasanen, Hirschen, auch bei Sperlingen, Staaren, Raben, Ka­meelen u. a. verhältnißmäßig oft vorkommt, daß die Stamm­färbung in Weiß ausartet, zeigen fich weiße Fische höchft selten. Man kennt solche vereinzelten Fälle von Albinismus   oder Leucismus, wie man diese Abänderung der Färbung benannt hat, bis jegt bei Aalen   und Karauschen; ein weißer Aal war ja längere Zeit hindurch auch im Aquarium zu sehen. Vor Kurzem nun erhielt dieses Institut auch einen weißen Wels als ein fehr werthvolles Geschent von dem Fischhändler Herrn G. A. Böse in Stettin  . Derselbe ist vollständig weiß mit Aus­nahme der Floffensäume, welche olivengrau getönt sind, und hat eine Länge von etwa einem halben Meter. Zum Vergleich ist ihm ein gleich großer W: ls in der ursprünglichen Färbung beigesellt worden.

Hochinteressante Taucherarbeiten wurden heute Mor­gen am Schiffbauerdamm neben den Stadtbahngebäuden aus­geführt. In die Taucher- Rüstung gekleidet ging der Taucher mehrere Male unter Waffer um Untersuchungen über die Grund­verhältnisse anzustellen. Zu diesem Zwecke war derselbe mit den geeigneten Werkzeugen verfehen. Wie mitgetheilt wurde, soll der Taucher auch Verwendung bei den Bergungsarbeiten eines an der gegenüberliegenden Spreefeite gefunkenen, mit mächtigen Steinquadern beladenen Brahmes finden, welcher am Montag Morgen aefentert ist. Das versunkene Stein­material, welches zum Bau der Quaimauer bestimmt war, wird übrigens nach Anficht sachverständiger Schiffer schwierige schwierige Hebungsarbeiten verursachen.

Die Herbftarbeiten in unseren öffentlichen Gärten und Bartanlagen haben bereits begonnen. So wurden dieser Tage die Palmen und andere tropische Gewächse am Dönhoffsplaz und den übrigen öffentlichen Anlagen nach den Treibhäusern überführt. Im Humboldtshain werden die fremdländischen Gewächse mit Strohhüllen umgeben und Käften und Zelte für die besonders empfindlichen Sträucher und Pflanzen aufgeführt. Uebrigens schaffen diese Herbstarbeiten unseren Arbeitslosen einen hübschen Verdienst, da Hunderte von Männern und Frauen in den städtischen Parkanlagen jezt beschäftigt find, um das schon start herabfallende Laub von den Gängen zu be­feitigen.

Mit einer seltsamen Verletzung erschien dieser Tage ein Patient im Augusta Hospital, der sich in anscheinend trun­tennen Zustande befand. Aus der Stirn des Mannes ragte ein zwei Bentimeter langes und etwa zwei Millimeter starkes Stück Eisen hervor, und was das Seltsamste war, der Eisen­mann wußte sich nicht zu erinnern, wo und wie ihn sein Miß­geschic ereilt hatte. Die Arzte versuchten, das in den Knochen eingedrungene Stück Eifen mittelst einer Pincette und dann, als dieses Instrument sich als ungeeignet erwies, mittelst einer Kneifzange herauszuziehen. Aber auch dieses Instrument wollte nicht ziehen, und als ein ganz besonders kräftiger Arzt sich ver­suchte, brach er wohl das aus der Stirn hervorragende Ende ab, der Stumpf blieb jedoch im Knochen stecken. Es blieb schließlich nichts anderes übrig, als das Metall aus dem Stirn­knochen herauszumeißeln, mas nicht blos eine schwierige, son­dern auch eine gefährliche Operation ist. Doch der Eifenträger hat Kneifzange und Meisel überwunden und befindet sich bereits wieder in folch launiger Stimmung, daß er schon eine bem­nächstige Bierreife gründlich und allseitig erörtert.

Ueber einen Selbstmord in Reinickendorf   wird be­richtet: Am jüngsten Sonntag. Abends gegen 7 Uhr, hörten einige Gäfte des Restaurants Friedrichsbad" in Reinickendorf  bei einem Rundgang durch den Garten vom Wasser des un­mittelbar an dem Lokal gelegenen Sees ein Schluchzen und gewahrten bei näherem Hinzusehen auf der Oberfläche des Waffers einen Frauenhut schwimmen. In der Annahme, daß hier foeben ein Selbstmord unternommen worden sei, stellte der hinzugeholte Gendarm Eulenburg eine genaue Untersuchung des Sees an und stieß auch baldigft auf eine Leiche, die, ans Land geholt, fich als diejenige eines etwa 20jährigen unbe­fannten Mädchens ergab. Die Leiche wurde zunächst nach dem Reinickendorfer   Leichenhause überführt. Bis jetzt ist es noch Reinickendorfer   Leichenhause überführt. nicht gelungen, die Persönlichkeit der jugendlichen Selbsts mörderin festzustellen. Dieselbe ist mittlerer Statur, hat ovales Geficht, graue Augen und schwarzes Haar. Bekleidet war sie mit einem grauen Jaquet, schwarzem Kleid, einem grauen mit hellrothem Plissee versehenen, sowie mit einem wattirten Unter­rod, weißen Hosen, neubesohlten Stiefeletten, schwarzen Hand­schuhen und einem weißen Hut mit schwarzem Band und weißer Feder. Außerdem trug dieselbe ein Korallen- Armband und Korallen- Ohrringe. In der Tasche des Kleides fand man ein Portemonnaie, sowie ein meißleinenes Taschentuch gezeichnet G. W. No. 2. Etwaige Mittheilungen über die Identität der Leiche nimmt der Herr Amtsvorsteher in Reinickendorf   ent­gegen.

Ein eigenthümlicher Vorfall hat vor Kurzem die Be wohner des benachbarten Reinickendorf   in Schrecken verlegt. In der Residenzstraße dortselbst wohnt der Milchpächter Müller, welcher schon seit Jahren einen Hund befizt, der nie die ge­ringsten Spuren von Bösarti feit zeigte. Emmes Morgens wird M. durch ein wüthendes Hundegebell und das Hilfe geschrei feines Haustnechts in Schrecken verseßt. Er eilt nach dem Hofe und findet seinen Hausdiener im verzweifelten Kampfe mit dem Hunde. M. springt hinzu und sucht seinen Haus­diener von dem Thiere zu befreien. Dieses aber wendet sich jekt gegen seinen Herrn, zerfleischt ihm den Arm und bringt ihn in solche Bedrängniß, daß auch er um Hilfe rufen muß. Derauf stürzt seine Frau mit einem geladenen Gewehr herbei und erschießt den Hund. Der Hausdiener sowohl als Herr M. mußten in das Krankenhaus gebracht werden, woselbst sich der erstere noch befindet, während M. nach wenigen Tagen ent­laffen werden konnte. Der erschossene Hund ist auf Anord­nung der Behörde untersucht worden, wobei sich ergab, daß das Thier nicht von Tollwuth befallen war. Um so verwunder­licher bleibt es, daß der Hund seinen Herrn anfiel und zer fleischte.

Die Heilsversammlungen" haben über eine hiesige Familie großes Unheil gebracht, indem ein Angehöriger derfelben in einem Anfall von religiöfer Schwärmerei seinem Leben ein Ende machte. Der Selbstmö.der, ein junger Mann, dessen

förperliche und geiftige Ronftitution bisher eine der kräftigten gewesen war, hatte schon im vorigen Jahre einer Versammlun der Heilsjünger beigewohnt. Auch bei der jüngsten in d Krautstraße abgehaltenen Andachtsübung war er zugegen ge wefen und der in derselben zu Tage getretene Spott der Ber liner über die Lehren der Heilsarmee   hatte den jungen Man in eine solche Aufregung verfekt, daß er beschloß. aus diese fündigen Welt zu scheiden, um, wie er sich ausdrückte, in das Reich der Engel einzugehen. Nachdem er vor etwa 10 Tage den Versuch gemacht hatte, fich zu erschießen, ein Verfuch, de noch im legten Moment verhindert wurde, indem die zufäll herzugekommene Mutter ihm das Pistol aus der Hand schlu ward er vorgestern entfeelt in feinem 3immer aufgefunden. Er hatte ein volles Glas Karbol ausgetrunken, was seinen augenbl dlichen Tod herbeigeführt. Als einzige Erklärung seiner That fand sich auf dem Tisch ein Zettel, der die Wort enthielt: 3ch bin au den Engeln eingegangen!

Ein mysteriöser Fund wurde im Laufe der vorigen Woche bei Lichterfelde  , auf dem nach der Domäne Dahle führenden Wege gemacht. Dort lag eines Morgens nur geringer Entfernung von der Potsdamer Chauffee auf einen Haufen ein vollständiges Wildschwein, 20 Rebhühner, 7 Schled würfte, einige Batterbrote, sowie eine volle und eine lee Flasche Wein. Die Finder, in der Meinung, daß die Sache durch Gift ungenießbar gemacht seien, wagten nicht dieselben anzurühren und so blieben diefelben denn liegen, bis sie end lich durch Füchse, Krähen, Hunde und sonstiges Raubzeug bi auf das Schwein verstreut und vert lgt worden sind, das nod am Sonntag an der Fundstelle lag. Diesem war jedoch de Kopf vom Rumpf getrennt und die Schwarte regelrecht abe zogen, so daß wahrscheinlich in der Nacht zuvor ein Feinschmeda sich von demselben einen Baten ausgelöst zu haben scheint Bisher ist es unaufgeklärt, wie diese Gegenstände an die Funl stelle gekommen sind. Allgemein wird vermuthet, daß diefelben aus einem Diebstahle herrühren und aus Furcht vor Entdeckun wie eine dicht dabei befindliche Wegespur ergiebt, dorthin g fahren find.

Ein Schwindler. Vom Landgericht Stettin   ist vo einigen Tagen ein Maurergeselle Hartmann aus Stargar me en Betruges zu einem Jahr Buchthaus, zu zwei Jahre Ebroerluft und 300 M. Geldstrafe, bezw. noch vierzig Taz Buchthaus verurtheilt worden. Er war in Stettin   erschien und hatte sich doit als Abgesandter der Maurer Leipzigs   aus gegeben, der den Auftrag habe, die Lohnverhältnisse de Stettiner Fachgenoffen, insbesondere derjenigen, die in de Stettiner Chamottefabrik beschäftigt seien, zu untersuchen und wenn möglich, zu regeln. Obwohl er ferner die handgreifliche Unwahrheit behauptete, der Oberbürgermeister habe ihn en pfangen und ihm polizeilichen Schuß bei Ausführung fein Aufträge zugesichert( in Stettin   ist nicht der Bürgermeiste sondern der staatliche Polizeidirektor Träger der Polizeigewalt) murde Hartmann doch von den Stettiner Maurern freundl aufgenommen und zur Erle chterung seiner Aufgaben mit Geld mitteln, die durch Sammlungen aufgebracht wurden, versehen Glücklicherweise wurde ihm zunächst nur ein Theil des ge sammelten Betrages ausgehändigt; tevor er den Reft erhalten foante, hatten einige Männer, da er ihrer Aufforderung, fid auszuweisen, nicht nachgekommen war, Erkundigungen einge zogen und ihn als Schwindler entlarot. Die Höhe der Stra begründete der Gerichtshof außer mehreren Vorstrafen haupt fächlich durch die seinen Kollegen gegenüber an den Tag gelege ehrlose Gesinnung.

Aus der dritten Etage gestürzt ist gestern Vormittag der 50jahrige Tischlergefelle Whelm Tunte, welcher auf den Neubau Blücherstr. 37 mit dem Einseßen von Fenstern b schäftigt war. Der Genannte wollte gegen 10 Uhr von der britten Etage des Seitenflügels nach derselben Etage in Borderhause. Um den Weg über die Treppen zu erspare schob er eine Planke von dem einen Fenster zum andern un fchickte fich an, auf diesem schwanken Pfade hinüberzuschreit Aber kaum auf halbem Wege verlor er das Gleichgewicht stürzte in die Tiefe. Der Ünglückliche, den einzig und alle die Schuld trifft, verstarb auf der Stelle.

An der Ecke der Linien- und Rosenthalerstrak sprang gestern plöglich ein etma 50 Jahre alter, anfändig 8 fleideter Mann von einem Pferdebahnwagen ab, Iniete aut der Straße nieder und begann laut zu beten. Dann stürz er in eine offene Droschke, deren Sibtiffen er zu zerreißen be gann. Der Tobende erwies sich auf der Polizeimache als ein Schuhmachermeister, welcher an hochgradigem Säuferwahrſtan

leidet.

Pankow   soll einen umfangreichen Güter- und Rangin Bahnhof, ähnlich dem bei Tempelhof  , welcher dem Potsdamer Anhalter und Berlin  - Dresdener   Verkehr dient, erhalten. D geplante Anlage ist eines der augenscheinlich bringendfte Bedürfnisse für die Bahnen jener Gegend und ist nur dur anderw ite Angelegenheiten hintangehalten worden.

Polizeibericht. Am 8. d. M. Vormittags wurde ein Mädchen in seiner Wohnung in der Philippstraße erhängt vo gefunden. Zu derselben Zeit stürzte der Tischlergefelle Fur auf dem Neubau Blücherstr. 37 aus dem dritten Stock auf den Hof herab und erlitt so schwere Verlegungen, daß der Tod au der Stelle eintrat. Nachmittags gerieth ein 13jähriger Knabe beim Spielen auf dem Anhalter Innenbahnhof mit dem Fak in eine von ihm selbst in Bewegurg gefeßte, nicht mehr in Gebrauch befindliche Drehscheibe und zog sich dadurch eine be deutende Quetschung des Knöchelgelenks zu. Bu dirfelbe Zeit fiel der Bauarbeiter Maihold auf dem Neubau Huffiten straße 14 in eine 1,80 Meter tiefe Ausschachtung und erli anfcheinend innerliche Verlegungen, so daß er nach dem Lazarus Krankenhause gebracht werden mußte. Im Laufe des Tages fanden Schönholzerstr. 17 und Waldemorstr. 64A flein Brände statt, welche von der Feuerwehr gelöscht wurden.

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Bewegung der Bevölkerung der Stadt Berlin  . In der Woche vo 15 bis 21. September 1889 fanden 340 Eheschließungen statt. Lebend gebo wurden 862 Kinder, darunter 109 außerehelich, todtgeboren waren 31 mit außerehelichen. Die Lebendgeborenen find 30,0, die Tobtgeborenen 1,1 pr Mille der Bevölkerung, die außerehelich Geborenen find bei den Lebendgeboren 12,8, bei den Todtgeborenen 9,7 pet. Die Zahl der gemeldeten Sterbefälle trug 501, die fich auf die Wochentage wie folgt vertheilen: Sonntag Montag 78, Dienstag 66, Mittwoch 77, Donnerstag 81, Freitag 80, Son abend 78. Von den Gestorbenen erlagen an Majern 0, Scharladh Rose 1, Diphtherie 30, Bräune 1, Reuchhuften 7, Rindbettfieber 3, Typhus epidem. Genicftarre 0, Ruhr 0, Syphilis 1, Altersschwäche 12, Gehirnschlag Lungenentzündung 23, Lungenschwindfucht 82, Diarrhoe 29, Brechdurchfall 2 Magendarmlatarrh 12. Durch Vergiftung tam 1 Perfon um und zwar burd Alkoholvergiftung( Delirium tremens). Eines gewaltsamen Todes ftarbe 19 Personen, und zwar durch Verbrennung oder Verbrühung 1, Ertrinten Erhängen 4, Erstiden 1, Ueberfahren 2, Sturz oder Schlag 4. Schu wunde 4. Hierunter find 11 Fälle durch Selbstmord Dem Alter nach sind die Gestorbenen: Unter 1 Jahr alt 174( 34,7 pe der Gesammtsterblichkeit), 1-5 Jahre 58, 5-15 Jahre 26, 15-20 Jahre 20-30 Jahre 28, 30-40 Jahre 39, 40-60 Jahre 97, 60-80 Jahre über 80 Jahre 8 Personen. In hiesigen Krankenhäusern starben 137, el fchließlich 14 Auswärtige, welche zur Behandlung hierher gebracht marc Auf die Standesämter vertheilen sich die Todesfälle folgendermaßen: Berli Kölln Dorotheenstadt( I.) 14, Friedrichstadt  ( II) 7, Friedrich- und Schön berger Borstadt( III) 22, Friedrich- und Tempelhofer Borstadt( IV.) 39, Louife stadt jenseit, wefilich( Va.) 27, Luisenstadt jenseit, öftlich( Vb.) Luisenstadt diesseit und Neu- Kölln( VI) 35, Stralauer Biertel, weftitch( VI 31, Stralauer Viertel, öftlich( VIIb) 38, Königstadt( VIII) 40, Spandauer Biert ( IX) 31, Rosenthaler Vorstadt, südlich( Xa.) 40, Rosenthaler Borstadt, nördli ( Xb.) 30, Dranienburger Borstadt( XI) 53, Friedrich- Wilhelmftadt und Moab  ( XII) 36, Wedding  ( XIII.) 39. Die Sterbefälle find 17,4 pro Mille der fort geschriebenen Bevölkerungszahl( 1500 103). Die Sterblichkeitsziffer in folgende Städten des Deutschen Steiches mit mehr als bunderttausend Einwohnern trug in Aachen   27,8, Altona   16,3, Barmen 17,8, Bremen  -, Breslau  Chemnig 28,6, Danzig   20,9, Dresden   18.3, Düsseldorf   18,9, Elberfeld  Frankfurt   a. t. 20,2, Hamburg   mit Vororten 20,3, Hannover   21,2, Köln   20 Königsberg   26,2, Krefeld   12,7, Leipzig   19,3, Ragdeburg 16,3. München   28 Nürnberg 24,0, Stettin   25,7, Straßburg   i G. 22,6, Stuttgart   17,0, auf Taufen In anderen Großstädten Europas   mit mehr als breihunderttausend Einwohne betrug die Sterblichkeitsziffer in Amsterdam   16,5, Budapest  ( Borwoche) 24 Dublin 28,5, Liverpool   18,9, London   15,2, Paris   21.5, Petersburg  ( Vorwod Warschau( Borwoche) 31,0, Wien  ( Borwoche) 18,4 auf Tausend. Es wu ben 4006 Zugezogene, 2515 Weggezogene gemeldet, so daß sich die Bevölkerung mit Einrechnung der nachträglich gemeldeten Geborenen und des Zuschlage

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