Fahrleute bezahlt werden sollen. Vor einigen Wochen hat| Lewis( berselbe ist bekanntlich fürzlich in England eingetroffen. D. Red.) an den Kanzler Nels die Anfrage gerichtet, was er zu erwarten habe, wenn er hinauffäme bezw. welche Be bingungen ihm gestellt würden. Herr Nels hat ihm geant­wortet, er dürfe nicht nach oben in's Land fommen, bis Ent­fcheibung aus Berlin   eingetroffen; thäte ers boch, hätte er bie Folgen zu tragen. Herr Nels hat mir jest auf Zfaobis gefagt, daß die Truppe hauptsächlich gekommen fei, um die der deut fchen Schußherrschaft widerstrebenden weißen Elemente zur Unterwerfung oder Abkehr zu bringen. In diesem Bornehmen ließe fie fich auch durch feinen Widerstand der Eingeborenen behindern. Dirett würde sie aber nicht gegen die Eingeborenen vorgehen.

Großbritannien  .

London  , 28. Dezember. Der Streitausschuß der Heizer ber South Metropolitan Gasgesellschaft erklärt in feiner Ant­wort auf die legte öffentliche Erklärung der Direktion, daß das Gratifitationssytem dem Gewerkverein den Todes toß versehen würde; gegen Gratififationen an fich fei prinzipiell nichts in­zuwenden, nach dem von der Gesellschaft entworfenen Plane fchließe der Arbeiter scheinbar nur Kontratte auf 12 Monate, während er fich thatsächlich 3 Jahre in den Diensten der Ge f- lichaft befinden müff, ehe er einen Pfennig von der Grati flation zu sehen bekomme. Da zudem ein Streit alle An­fprüche auf Grat fitationen zerstöre, fo tönne es fehr woh' vor tommen, daß im 4. Jahre ein anderer Direkto: und ein anderer Borstand moralisch zum Streit zwängen, in welchem Falle gar feine Gratifilation gezahlt zu werden brauchten. Der Gew.rt verein der Heizer der Großen Gaslicht und Cote Gesellschaft, welche halb London   mit Gas verfeht, droht mit einem Streit, Eine falls die South Metropolitan fich niht bald fügt. eigenthümliche Streitigene tam gestern auf der Eisenbahnstation Ringsbridge in Dublin   vor. 200 Träger ftellten sich in Parade auf dem Perron auf und trugen dem Geschäftsführer ihre Be schwerde vor, daß ihr Lohn freilich fürzlich um 2 Sh. die Woche erhöht, ihnen aber bie früher für Ueberzeit gezahlten 2 Sh. 8 D. abgezogen worden wären. Mittlerweile fuhr ein Bersonenzug in den Bahnhof ein. Die Träger weigerten fich aber, die Koffer der Reisenden aus den Wagen herauszuschaffen. Frit als der Geschäftsführer erklärt hatte, daß ein Mißver­ftändniß vorliege, gingen sie wieder an die Arbeit.

Amerika.

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Die Polizeiwillfür hat aller Drten eine verhängnißvolle Familienähnlichkeit. Das zeigt fich recht an einem Abenteuer, bas in der argentinischen Stadt Rosario einem jungen Deut fchen augeftoßen ist. Der Weser- Beitung" gehen darüber. Buenos Aires   vom 16. November folgende Mit­theilungen zu:

aus

Groß

Herr Heinrich Haud, dies ist der Name des betreffenden Deutschen  , hatte sich in einem Vaudeville Theater auf einen falschen Stuhl gefeßt und wurde von einem Polizeidienste ver­fehenden Feuerwehrmann( bombero  ) aufgefordert, aufzustehen. Hauck leistete dieser Weisung nicht Folge, sondern entgegnete, bem Bombero   stände tein Recht zu, Besucher des Theaters von ihren Pläßen zu weisen, es sei das Sache der Angestellten der Theaterdirektion. Darauf packte ihn der Feuerwehrmann und führte ihn mit Beiftand einiger anderen Feuerwehrleute und Polizisten auf die Wache. Auf dem Wege wurde Haud, der absolut teinen Widerstand geleistet hatte, mit Fauftschlägen und Fußtritten traktirt. Auf der Wache angelangt, wurde bie Angelegenheit dem Rommiffär vorgetragen, welcher nach Anhören der Einzelheiten entschied, Haud fönne gehen! Damit wollte fich diefer aber nach Erbuloung so vieler Mißhand lungen nicht zufrieden geben, sondern wünschte den Polizeichef zu fehen. Der Rommissär wies einen Schußmann an, Haud auf bas 3mmer zu führen"( ,, Ilevele al cuarto"). war nun das Erstaunen Haud's, als er in eine dunkle Belle eingesperrt wurde, um daselbst auf die Ankunft des Polizei chefs zu warten. Letterer war bis zum Morgen aber noch nicht gekommen, war wohl überhaupt nicht benachrichtigt worden. So verbrachte denn Hauck die ganze Nacht in der Gefangenen­zelle, und am nächsten Morgen hat man ihn, gerade wie ge­wöhnliche Sträflinge, das Wachtlokal ausfegen lassen u. f. w. Immer wenn sich Haud sträubte, folche niederen Dienste zu leiften, wurde er mit Prügeln und Fußtritten dazu gezwungen. Der scheußlichen Mßhandlungen müde machte Haud einen Fluchtversuch, wurde aber angehalten und um so ärger geprügelt. Schließlich ließ man ihn 25 Pesos bezahlen und fegte ihn auf freien Fuß. Haud wandte sich dann mit Beschwerde an den Polizeichef und an den deutschen Vize­fonful in Rosario. Lepterer, anstatt unter allen Umständen Genugthuung für die an einem Deutschen   ver übten Körperverlegungen, die Haud durch ärztliche Atteste nach­mies, zu verlangen, erklärte auf eine Aeußerung des Herrn Polizeichefs: Wenn ich der betreffende Schußmann gewesen. wäre, ich hätte Ihnen den Kopf gespalten", ganz bündig: Sehr richtig!"( Muy bien!) Dieses merkwürdigen Gebahrens wegen hat fich Herr Tierjen nicht nur arge Verhöhnungen der ge fammten inländischen und fremden Preffe gefallen lassen müssen,

baß ihm kaum soviel blieb, um seine Gläuber zu bezahlen. Als ein willkommenes Glüd nahm er im letzten Moment bie Offerte der Gesellschaft an, in ihre Dienste als General­Ingenieur zu treten; so sollte er hinfort der Grube, in welcher er sein Vermögen verloren, als befoldeter Beamter vorstehen. Ihm war, als vernehme er das Sterbeläuten ber fleinen Unternehmungen, das Nahen der letzten Stunde ber persönlichen Chefs, die der Riese Kapital in dem wachsenden Meer der großen Aktiengesellschaften ertränkt. Er allein bezahlte die Kosten des Streifs, und er fühlte wohl, daß man auf seine Niederlage trank, als die Gesell­schaft auf die neue Dekoration Hennebeau's anstieß. einziger bescheidener Troft blieb der Anblick seiner beiden Löchter, Lucie und Johanna, welche, sehr reizend in ihren ausgebesserten Kleidern, mit ihrem knabenhaft freien Künstlergebahren, mit den froh blickenden jugend­frischen Gesichtern, sich die Freude am Dasein nicht durch bie Sorge ums Geld verkümmern ließen.

Sein

Als man nach Aufheben der Tafel in den Salon ging, um den Kaffee zu nehmen, führte Grégoire seinen Better abseits und gratulirte ihm zu seinem muthigen Ent­Schluß:

Siehst Du, Dein einziges Unrecht war, daß Du in Bandame Deine Million riskirt hattest. Du hast Dir eine unfägliche Mühe gegeben, und bist doch bei dieser Hunde­arbeit zu Grunde gegangen; Dein schöner Denier pon Montsou ist geschmolzen wie Schnee; während der meine, welcher nicht aus meiner Raffe herausgekommen ist, mich ruhig und sorgenlos nährt, wie er noch die Kinder meiner Entel nähren wird."

3weites Kapitel.

Am Sonntag ftahl sich Stephan beim Anbruch der Nacht aus dem Dorfe. Ein reiner, sternenbesäter Himmel beleuchtete mit bläulichem Schein die Erde. Er ging zum Ranal und schritt ihn langsam nach Marchiennes zu hinauf. Er liebte diesen einsamen Weg, der mit weichem Rasen bes beckt, zwei Meilen weit schnurgerade dahinlief, das Wasser entlang, dessen geometrisch abgezirkelte Masse einer endlosen geschmolzenen Silberbarre glich.

sondern die deutsche Kolonie in Rosario erließ auch einen Auf­ruf, um eine Maffeneingabe bei der deutschen Gesandtschaft in Buenos Aires   einzureichen und auf eigene Fauft die Ehre der Kolonie wiederherzustellen, wenn fie der Vizekonful verließ. Der Eingabe bedurfte es übrigens nicht, denn der deutsche Gesandte Freiherr von Rothenhan hatte sich der Angelegenheit fofort be­mächtigt, als ihm die Details bekannt wurden, und hat vom Visefonful die Aufnahme eines genauen Protokolls erbeten. Es unterliegt jest natürlich feinem 8weifel, daß Klarheit in die Sache gebracht werden wird. Mittlerweile verlautet bereits gerüchtweise, der Polizeichef von Rosario habe seine Entlaffung gefordert.

Australien  .

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Wieso tommt es, daß die australischen Arbeiter ben strei­fenden Dodarbeitern mit so ungeheuren Summen nach der Gesammtabrechnund find von Auftralien im Ganzen 30 000 Pfd. 600 000 M. ein gelaufen au bilfe kommen fonn­ten? Diese Frage beantwortet ein amerikanisches Arbeiterblatt folgendermaßen:

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Der Zahl nach ist die australische Lohnarbeiterschaft noch sehr schwach, sicherlich weit unter einer Million. Eine Industrie giebt es dort faum; es fehlt dem Lande an Kohlen, was ihm, wenn nicht noch Lager derselben entdeckt werden, oder wenn nicht ein billigeres Ersazmittel für sie gefunden wird, über­haupt teine großartige industrielle Entwicklung verspricht. In den nördlichen Kolonien, wo ein ziemlich umfangreicher An­bau von Handelsgewächsen stattfindet, find die Arbeiter Chinesen oder Polynefier von gewiffen Südsee- Insel­gruppen. So bleibt also die weiße Lohnarbeiterschaft beschränkt hauptsächlich auf die Baugewerke, das Verkehrsw.sen und die städtischen Plaggewerbe. Dazu kommen allenfalls noch die Arbeiter in den großen Schaf- und Vieh Ranchos, die je doch für die Arbeiterbewegung taum in Betracht kommen fönnen.

Kurz bie Lohnarbeiterschaft ist in Australien   feineswegs zahlreich. Aber sie ist vortrefflich organifirt. Und sie ist die einzige der Welt, die das System des Achtstundentages voll­ständig durchgesezt hat. Das ist vor Allem ins Auge zu faffen. Seit mehr als 20 Jahren besteht das Achtstunden­fyftem in Australien  . Man tann also die Wirkungen beffelben feststellen. Und wir bächten, die großartige Hilfeleistung der auftralischen Arbeiter für die Londoner wäre der schlagenbfte Beweis für die ausgezeichnete Wirkung des Systems. Sie beweist zweierlei:

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1. daß die Leute, welche nur acht Stunden täglich arbeiten, in der Lage find, solche riefige Summen in furzer Zeit aufzu bringen. Ja, es ist nicht zu viel behauptet, daß fie das nur fonnten, weil fie blos acht Stunden arbeiten. Die Nachfrage nach Arbeitskräften ist jeweilig etwas Gegebenes, Festes; gewisse Unternehmungen, die einen bestimmten Arbeitsauf vand erfordern, müssen durchgeführt werden. Das Kapital fucht An­lage und Verzinsung. Arbeiter tann man nicht aus der Erde  Stampfen; namentlich nicht in einem Lande, welches etliche tausend Meilen von der übrigen zivilifirten Welt entfernt ist. Man fann fie auch in den meisten Verrichtungen, die in Australien   vorkommen, also in Bergwerfen, bei Eisen­bahnen 2c., nicht durch mechanische Mittel ersetzen. Die Ein­wanderung fünstlich zu stimuliren, hat man zwar versucht und auch gethan. Aber der Widerstand der Arbeiter brachte es da hin, daß dieses wieder aufgegeben werden mußte. Den Leuten, bie nur 8 Stunden täglich für den Unternehmer aufzuwenden hatten, blieb noch Zeit genug übrig, um für fich zu denken, an ihrer eigenen Aufklärung zu arbeiten und sich mit öffentlichen Ange­legenheiten zu befaffen. So fonnten fie es auch durchfeßen, daß die Regierungen die Subventionen für die Einwanderung einstellen mußten und fonnten Löhne erzwingen, welche es ihnen möglich machten, kämpfende Brüber in einem fernen Welttheil zu unterstüßen.

Sollte aber nicht auch ihre Bereitwilligkeit dazu auf die eigenen Errungenschaften und die Folgen derselben zurückzu­führen sein? Mit anderen Worten auf ihr Solidaritäts- Be­wußtsein? Es läßt sich nicht anders denken. Und das wider­legt die Annahme, als ob die Arbeiter zu trägen ,, satisfieds" ( Bufriedengestellte, Satte) würden, wenn sie ein gewisses Maß von Erfolgen aufzuweisen haben. Und es beweist ganz be fonders, daß die verhältnißmäßige Befferstellung fie nicht egoistisch machen muß, wie das oft behauptet wird.

Das australische Beispiel läßt nur ahnen, wie enorm die praktische Solidarität der Arbeiter erst werden wird, wenn der verkürzte Arbeitstag erst durchgesezt ist; wenn sie mehr Lohn erhalten werden; wenn sie Muße haben, sich auszu­bilden, wenn sie politisch reifer und selbstständiger werden, wenn sie nicht mehr bloße Arbeitsinstrumente, sondern Menschen sein werden!"

Versammlungen.

Sozialdemokratischer Wahlverein für den fünften Wahlkreis. Am 27. Dezember, Vormittags 11 Uhr, fand in Bögow's Brauerei eine gut besuchte Versammlung des Wahlvereins für den 5. Berliner   Reichstagswahlkreis statt.

Niemals begegnete Stephan dort Jemand; doch heute war er unangehm überrascht, als ihm ein Mann ent­gegenkam. In dem matten Licht der Sterne erkannten sich die beiden Wanderer erst, als sie einander gegenüber standen.

Ach, Du bist es", sagte Stephan leise.

Souvarine nickte, ohne zu antworten. Beide blieben einen Moment unbeweglich, dann schritten sie gemeinschaftlich Marchiennes zu, Jeder in seine Gedanken verloren, wie weit abwesend Einer vom Andern.

"

Haft Du in der Zeitung von Pluchart's Erfolgen in Paris   gelesen?" fragte Stephan endlich. Man hat ihm nach einer Versammlung am Montmartre auf der Straße eine Ovation bereitet. Jetzt ist er im Fahrwasser und tann trotz seiner Heiserkeit gelangen, wohin er will."

Der Russe zuckte die Achseln. Er verachtete die Redner, Leute, bie, wie er sagte, in Politik eintreten, wie Andere in die Advokatur, um mit ihren Phrasen Geld zu ver= dienen.

Stephan las jekt Darwin, nachdem er ein Bändchen Fragmente aus dessen Schriften für fünf Sous gekauft hatte. Aus dieser schlecht verstandenen Lektüre machte er sich eine revolutionäre Idee vom Kampf ums Dasein zurecht, darin die Magern die Fetten verzehren, und das starke Volt das blaffe Bürgerthum vernichtet. Souvarine verdammte die Anwen­blaffe Bürgerthum vernichtet. Souvarine verdammte die Anwen­bung der Darwin'schen Theorie auf den Sozialismus; während Stephan die 3erstörungstherrie seines Freundes durch eine Hypothese zu bekämpfen suchte: Gesetzt, die alte Gesellschaft existirt nicht mehr, Alles ist vernichtet und fängt wieder von vorne an; ist es da nicht zu befürchten, daß die neu ent­stehende Welt an derselben Ungerechtigkeit franken werde, wie die alte, daß es Starke und Gebrechliche geben werde, daß die Geschickten und Klugen fich des Besizes bemächtigen, und die Dummen und Faulen Sklaven werden?

Dieser Vision ewiger Mifere gegenüber rief der Russe wild: wenn die Gerechtigkeit unter den Menschen unmöglich sei, so müsse der Mensch verschwinden; so lange verderbte Gesellschaften erstehen, müssen sie wieder zerstört werden, bis zur Ausrottung des letzten Individuums. Beide schwiegen.

( Fortsetung folgt.)

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uns

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Don

Auf der Tagesordnung ftand: 1. Die politische Lage. Re­ferent: Albert Auerbach. 2. Diskuffion. 3. Verschiedenes und Fragetaften. Zunächst verlas der Borsigende einen Bescheid des Polizeipräsidiums auf die Anfrage des Vorstandes, aus welchen Gründen die nachgesuchten Tellersammlungen bei öffentlichen Vereinsversammlungen nicht genehmigt würden, da es doch bei allen anderen politischen Bersammlungen erlaubt sei, Tellersammlungen abzuhalten. Der Bescheid lautete etwa folgendermaßen: Ev. Wohlgeboren theile ich hierdurch mit, baß die von Ihnen nachgesuchte Tellersammlung nicht genehmigt ist; ich sehe mich nicht veranlaßt, Ihnen die Gründe des Verbotes anzugeben. Herr Auerbach führte in seinem Vortrage etwa folgendes aus: Die bürgerliche Preffe erzählt alljährlich den Wohlthätern der Armen am Weihnachtsfefte, von dem Frieden auf Erben und den Menschen ein Wohlgefallen." Doch sehen wir uns die Wohlthäter in der Wirklichkeit an. Die kleinen Brosamen, die am Weihnachtsfefte von der Herren Tische fallen, werden noch politisch zugeschnitten. Den besten Beweis liefert der Verein zur Bescheerung armer Rinder in Luckenwalde  , welcher beschlossen hat, den Kindern der streitenden Hutmacher nichts zu bescheeren. Wir stehen zwar absolut nicht auf den Stand­punkt, um die Wohlthaten der Reichen zu betteln, sondern wir verlangen es als unser gutes Recht, daß wir unsere Kinder ebenso beschenken, fleiden und nähren, ebenso gut die Schulen besuchen laffen können, wie die Reichen. Aber man sieht an biefem draftischen Beispiel, wie es mit den Wohlthaten" der Reichen beschaffen ist. Nicht anders verhält es sich mit dem " Frieden auf Erden. Während das Chriftfeft diesen Frieden verkünden soll, find die Elberfelder Genoffen nur wegen ihrer Ueberzeugung und auf Grund der Aussagen so­Nicht Gentlemen genannter ihrer Freiheit beraubt, ihre Familien in Noth und Kummer. Die Zukunft wird lehren, daß nicht die Angeklagten, sondern ein großer Theil der Zeugen auf die Anklagebant gehört. Wir stehen furz vor der Wahl. Alle bürgerlichen Parteien fragen fich, unter welcher Parole der Wahlkampf eröffnet wird, um ihr Wahlgefchrei nach der ausgegebenen Parole einzurichten. Die Franzosen kommen!" zieht nicht mehr. Wenn der schneidige Major Wißmann ben Häuptling Bushiri nicht gefangen hätte, tönnten wir es vielleicht erleben, daß es bei der nächsten Wahl heißen würde: Buschiri  kommt!" Troßdem von höchfter Stelle" bei jeber Gelegenheit versichert wird, daß wir uns im Zustand völligen Friedens be­finden, erdrüden uns fast die jährlich wachsenden Rüftungen. Referent weist aus den Statistischen Jahrbüchern des Deutschen Reiches nach, wie ungeheuer fich die Ausgaben für Reichsheer und Marine von Jahr zu Jahr vermehrt haben, wie im gleichen Schritt die indirekten Steuern gewachsen sind. Der deutsche   Michel würde ein ganz anderes Geficht machen, wenn er dem Steuererheber direkt zahlen müßte, was er jegt der Frau unbewußt mit dem Wochengelde giebt. Die 3ölle auf die nothwendigsten Lebens­mittel find dazu gemacht, die Taschen der nothleidenden Groß­grundbefizer" auf Roften des arbeitenden Volles zu füllen. Redner bemerkt dann noch, daß er in nächster Zeit unseren Versammlungen nicht werde beiwohnen fönnen, da er zugefagt habe, in den badischen Kreisen für unsere Sache zu agitiren. Mit den Worten: Alles für das Volt! Alles mit dem Bolt! Alles durch das Bolt! schloß der Referent seinen mit lebhaftem Beifall aufgenommenen Vortrag. In der nun folgenden Pause beschlagnahmte Pause beschlagnahmte der überwachende Beamte frei Der Vor willige Beiträge in Höhe von 1,80 Mart. figende bemerkte, baß fish durch diese Maßregel Niemand solle verhindern lassen, freiwillige Beiträge an bie Vorstandsmitglieder abzuliefern. Denn, gleich dem früher be schlagnahmten Gelde, würden wir auch die 1,80 M. auf dem Beschwerdewege wieder erlangen. An der Diskussion bethei­ligen fich mehrere Redner. Einer derselben erläutert, auf das Weihnachtsfest zurückgreifend, die Gründung des Christenthums. Wenn der Nazarener die heutigen Zustände sehe, würde er mehr denn je Ursache haben, auszurufen: Ihr Otterngezücht, wer hat Euch berufen!" Ein muthmaßlicher Geheimpolizist wird aus dem Lokal gewiesen. Der nächste Redner nimmt darauf Bezug und führt an, daß es geradezu eine Nichtachtung des Vereinsgefeßes fei, wenn es immer wieder vorkomme, daß sich außer dem überwachenden Beamten noch andere Organe der Polizei in die Versammlungen einschleichen. Folgende Reso­lution wird einstimmig angenommen: Die heutige Versamm­lung in Bößows Brauerei erklärt sich mit den Ausführungen des Referenten voll und ganz einverstanden. Einigen Rednern, die ihre Ansichten in unklarer Weise entwickelt, tritt der Refe rent in seinem Schlußwort entgegen. Mit einem dreifachen Hoch auf die internationale Sozialdemokratie schloß die Ver­sammlung.

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Die Freie Vereinigung der Kaufleute hielt am 27. Dezember eine Mitgliederversammlung ab, in der über das Thema: Die Presse und die Handlungsgehilfenbewegung" bis­futirt wurde. Alle Ausführungen, besonders die der Herren Wilde, Türk, Hinze, Auerbach und Mieder gipfelten darin, daß es einzig und allein die Arbeiterpreffe sei, welche die Hand­lungsgehilfen lesen müßten. Einer eingehenden Kritik wurde das Berliner Tageblatt" unterzogen, und der erfte Artike in demselben über die Gründung der Freien Vereinigung der Kaufleute nach Gebühr gewürdigt. Ebenso ist in der Versammlung festgestellt worden, daß die übrige fapitalistische Presse sich dieser neuen Bewegung, wenn nicht oppofitionell, so boch ganz gleichgiltig gegenüberstelle. Es wurde aus diesem Grunde auch darauf hingewiesen, baß nur das Berliner   Boltsblatt" und die Ber liner Boltstribüne" geeignet feien, den kaufmännischen Ange­stellten eine Richtschnur für ihr Verhalten zu geben, und ein Antrag des Herrn Auerbach, besonders in den Lokalen zu ver fehren, wo ebengenannte Blätter ausliegen, wurde trok einer fich bemerkbar machenden Opposition angenommen. Außerdem wurde ein Antrag des Herrn Miecker, an diese Zeitungen und an die Einigkeit", bas Organ der Berliner   Hausdiener, regel­mäßige Berichte zu senden, einstimmig, und ein zweiter, außer im Boltsblatt" und der Boltstribüne", auch in der Einig keit die Versammlungen anzufündigen, gegen vier Stimmen angenommen. Ein Antrag des Herrn Leibufch, nur da Ver­fammlungen abzuhalten, wo die Arbeiterblätter ausliegen, wurde abgelehnt, nachdem noch die Herren Hinze und Penn auf die Unzulänglichkeit dieses Antrages aufmerksam gemacht hatten. Nach stattgehabter Distuffion, in welcher zum Schluß noch die Herren Wiemer und Grauer die Zweckmäßigkeit des Annonzirens in der Einigkeit" befürwortet hatten, entspannen fich persönliche Debatten, die durch das gütliche Eintreten des Vorsitzenden Herrn Türk befte Erledigung fanden. Die Vereinsangelegenheiten, die noch besprochen wurden, gipfelten hauptsächlich in der Beschlußfaffung über das am 7. Februar ftattfindende Gründungsfest des Vereins, und der von Herrn Leffer erstattete Bericht des Vergnügungskomitees gab ebenfalls zu lebhaften Debatten Veranlassung, die ihr Ende darin fanden, baß beschloffen wurde, ein einfaches Kränzchen zu veranstalten und den Eintrittspreis auf 50 Pf. festzuseßen. Im Großen und Ganzen sieht die neue Handlungsgehilfenbewegung trop vieler Anfeindungen ber öffentlichen Meinung einer großen großen Bukunft entgegen und fie, die sich vollständig auf den Boden der allgemeinen Arbeiterbewegung stellt, wird auch bald im Stande sein, mit Unterstützung der zielbewußten Arbeiterschaft Abhilfe der Mißstände im lauf­männischen Berufe herbeizuführen, besonders dann, wenn alle kaufmännischen Angestellten mit Einschluß der weiblichen von der Gerechtigkeit der Bewegung überzeugt sein werden. Die Mitglieder der Freien Bereinigung der Kaufleute" aber merben es stets als ihre hohe Pflicht erachten, auch im anderen Falle die Arbeiter in ihrem schweren Kampf um's Dasein nach Möglichkeit zu unterstüßen. Die Versammlung schloß mit einem Hoch auf das Gedeihen des Vereins.