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Z-imutag, den 13. Januar 1890.
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jßerlinerHollistilftK. Krgan für die Inlereffen der Arbeiter.
V�rkeigenossen! Wie Euch Allen bekannt, ist der 20. Februar av Wahltag str die allgemeine« Reichstag« wählen angesetzt. Nach§ 8 de« Wahlgesetze« für de« �Reichstag find spätesten« vierWoche« vor dem zur Wahl '«stimmtenTage dieWählerlisten zuZeder- »«n« Einsicht auszulegen, undzwarfür ** Bauet von acht Tagen. . Da bei der Eile, womit diese« Mal wieder die Wahl- ste» hergestellt werden müsse«, sie voraussichtlich sehr lücken- H* sein werden, und unter dieser Lückenhaftigkeit er- sahrungsmäßig am meisten die Wähler au« der Arbeiter- 'kße leiden, so ist die Organisirung der Maffendurchficht « Wahllisten Eure nächste und dringendste Aufgabe. Wir empfehlen also, daß überall diese Organisation Massendurchsicht der Wählerlisten in der Art vor- hknonunen wird, daß in jeder Werkstatt, in jeder Fabrik 1««ach Bedarf Vertrauensmänner ernannt werden, welche phobetisch geordnnete Verzeichnisse der Wähler(Vor- und Zunamen und Wohnung) anfertigen. und an der Haud «efer Verzeichnisse die offiziellm Wahllisten durchschen. Weiter empfehlen wir, daß die Wahlkomitees sich überall ** die Ortsbehörden wenden und diese ersuche«, die Wahl- s>ste» auch während eine« vollen Sonntags auszulegen. Die gewissenhafte und allseitige Befolgung dieser iniserer Vorschläge kann uns leicht hier und da einen Wahl- sskg sichern. Also frischauf an'S Werk! Sämmtliche Wahlkomitees werden ersucht, die Adresse» ihrer Vorfitzenden an Bebel, DreSden-Plauen, gelange» zu ksie«. Berlin  , den 11. Zanuar 1890. Da« Zentral-Wahlkomitee der sozialdemokratischen Partei. Bebel. Grillenberge r. Liebknecht. Meister. Singer. Die gesammte Arbeiterpresse wird um Abdruck diese« Aufrufs gebeten.
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_ Feuilleton.  "ahmt otrtoten.)_____ (Bevmtnal. «»»tal«»«»»»»»»»G«il«S»l«. Aiuzig autoristrt« Hebert etznng von«ruß Ziegls». Stephan fuhr zusammen. Die Kohlenwand barst prasselnd *** vor seine Füße. Stimme» tönten an sein Ohr. Er krblickte eine Lampe  -- er weinte. Sein blinzelnde» jjuge folgte dem Licht, unermüdlich schaute e« mit trunknem entzücken dem rothen Stern nach, der durch da« Dunkel Wmnerte.\ Sie trugen den Geretteten hinau«, flößte» ihm Bouillon 15, zusammengepreßten Mund. Z« der Gallerie de« �quillart begeqnete ihnen der Ingenieur Negrel. Stephan «kannte ihn, und die beiden Männer, welche sich verfolgt und mißachtet hatten, der revolutionäre Arbeiter und der Neptrsche Chef fielen einander in die Arme und wemten, von chluchjendem Weltschmerz erschüttert, zerknirscht von dem übermächtigen Jammer, der im Menschenleben möglich»st. 9 3m Vorhof der Grube lag die Maheude neben der T*?! Katharinens und stieß klägliche Schreie au», d,e lang &9 �rch die Luft hallten� I��rere andere Leichen waren schon heraufbefördert mm, vo�u«aander auf den Boden gelegt. Chav�, den fe feins
@« vergeht fast kein Monat, in dem der Verfasser der Quintessenz deü Sozialismus" und vomBau und Leben des soziale» Körpers", zwei Arbeite», in welchen die Be- rechtigung und schließliche Verwirklichung des Sozialismus nachgewiesen wird, nicht mit irgend einem soziale« Reform- Vorschlag vor die Oeffentlichkeit tritt. Diese Vorschläge unterscheiden sich allerdings allefammt von dem Gedankengang der angeführten Werke ganz wesent- lich dadurch, daß sie mehr oder weniger auf eine Feudalifirung der Arbeitsverhältnisse hinauslaufe», die dar auf berechtigt ist, gegen eine geringe Steigerung ihre« materiellen Wohlbehagens die Arbeiter in um so schwerer lösbare Fesseln zu dem Unternehmer zu bringen. Das ist allerdings für den Verfasserder Aussicht« losigkeit der Sozialdemokratie", die der ehemalige Tübinger  Professor und frühere österreichische Handelsminister ver- krochen hat, um sich in den Augen seiner alten Amts- und Gesinnungsgenosse« vom Vorwurf, ein Sozialist zu sein zu rehabilitiren, ein ganz korrekter Standpunkt. Wem innerlich immer noch als Ideal einer Gesell- schaftSorganisatio« die mittelalterliche, ständische Gliederung vorschwebt, die auf moderne Verhältnisse zu übertragen sei, und dadurch stets mit seiner bessere» wissenschaftlichen Ueber- zeugung in Konflikt geräth, von dem begreift sich, daß er die soziale Stellung der Arbeiterklasse nach Kräften zu feudw lisiren trachtet. Herr Schäffle war einst politisch ein sogenannter demo- kratisch angehauchter Föderalist, d. h. sein politisches Ideal konnte nur in einem Staatswesen Verwirklichung finde», das auf kleinbürgerlicher Entwickelung beruhte. Die moderne Bourgeoisie bedingt ökonomisch die Konzentration und poli tisch die Zentralisation, insofern stehen ihre Interesse» dem kleinbürgerlichen Föderalismus   schnurstracks entgegen. Herr Schäffle hätte also von diesem Standpunkt aus gar keine Aussicht in einer ähnlichen Stellung wie m Oesterreich im Deutsche« Reiche Verwendung zu finde». Hier in dem ökonomisch viel weiter vorgeschrittene» Deutschen Reiche   drängen die Interessen der maßgebenden Klassen auf polittsche Zentralisatton und man gewährt dem Föderalismus nur dort Spielraum, wo er den materielle» Interessen dieser herrschenden Klassen und ihrer weiteren Ent- Wickelung nicht schaden kann. Das scheint auch Herr Schäffle allmälig einzusehen und darnach sich zu richte«. Bei Erörterung der sogenannten sozialreformatorischen Gesetze, wie der Kranken-, Unfall- und zuletzt noch der Invalidität«- und Altersversicherung. schwärmte er noch für eine möglichst komplizirte föderalistische Organisation; neuerdings aber redet er der ökonomischen Zenttalisalio« da« Wort. Da« ist ein Fortschritt, wenn auch die Gründe, die ihn zu seinen Vorschlägen veranlassen, unsere Zustimmung nicht sinden.
hatte, emporzog, glich er einem Skelett; sein Haar war weiß. Alle traten entsetzt vor diesem Greise zurück. Die Maheude schrie nicht mehr; sie schaute stumpfen Blicke« un- verwandt auf den alten Mann. Sechste« Kapitel. Es war vier Uhr früh. Die frische Aprilnacht war lau umweht von dem Rahen de« Tage«. Am klaren Himmel erbleichte» die Sterne; rosige» Licht umfing im Osten da« Firmament. Die schwarz schlummernden Gefilde durchzittette ein lispelndes Beben. Der Tag brach an. Stephan ging mit großen Schritte« den Weg nach Vandame dahin. Er hatte sechs Wochen im Hospital von Montsou gelegen; er war gelb und sehr mager, er fühlte die Kraft zur Reise, und er reiste sott. Die Kompagnie, welche, immer noch für ihre Gruben zitternd, nach und nach die verdächtigen Arbeiter entließ, hatte Stephan erklärt, daß sie ihn nicht wieder aufnehmen könne, hatte ihm hundert Frank« angeboten und ihm de» väterlichen Rath ertheilt, eine andere Arbett zu suchen, da die Grube fortan zu be- schwerlich für seine geschwächten Kräfte sei. Er schlug da« Geschenk au  », ei» Brief Pluchart'«, welchem da« Reisegeld beilag, rief ihn nach Pari«. Sein Traum sollte sich reali- fire». Zn der letzten Nacht hatte er imLustigen Bruder" bei der Wittwe D-sir geschlafen und war früh aufgestanden, um den Lameraden Lebewohl zu sagen, bevor er um acht Uhr den Zug in Marchienne» bestieg. Einen Augenblick stand er auf dem jetzt röthlich be- hauchten Wege M und athmete mit voller Brust die reine Lust de« nahenden Frühling«. Der Morgen war herrlich. Langsam zog der Tag empor, ringsum neues Leben er- weckend. Er setzte den Weg fort; sein Weichselsiock hieb kräftig die hatte Chaussee. Sei» Blick schweifte in die
Bekanntlich hat kürzlich Herr Schäffle anläßlich de« BergarbeiterauSstandeS die Verstaatlichung de« Kohlenberg- baues gefordert, damit in Zeiten der Kriegsgefahr der Staat nicht durch einen Ausstand der Arbeiter in schwere Verlegen- heit gerathe. Herr Schäffle hat weiter verlangt, daß für diesen Fall der Staat gesetzlich das Recht haben solle, die Arbeiter zur Weiterarbeit unter den von ihm festgesetzten Bedingungen zu zwingen und jede Weigerung mit der Strafe des Landes- verraths bedacht und belegt werden solle. DaS sind Gewaltmittel, wie sie nur einem reaktionär denkenden Hirn entspringen können, einem Hirn, das in der Furcht vor den» Kommenden die Ueberlegung verliett und sich gar nicht erst die Frage vorlegt, ob denn der bishenae Gang der Bewegung solche Gewaltmittel wahrscheinlich macht und rechtfettigt. Bis zu diesem Augenblick geben weder die Franzose» und noch viel weniger die Russen, daS heißt die Bevölko- rung derjenigen Staaten, gegen welche voraussichtlich Deutsch- land einmal Krieg zu führen gezwungen werden könnte, ein Bild sozialer und politischer Organisation, daS für die deutsche Arbeiterklasse besonberS Verlockendes hätte. Und die Verhältnisse liegen auch nicht so, daß dieses sich in ab- sehbarer Zeit ändern wird. ES ist also eine Perfide sonder Gleichen, der deutschen Arbeiterklasse oder einem Theil derselben Handlungen zuzu- muthen, deren Folgen für sie selbst nur verhängnißvoll werden könnten. Dergleichen kann nur Jemand erfinden, der sich um jeden Preis als ein weitsichttger Kopf und als ein brauch- bare« Werkzeug insinuiren möchte. Damit glauben wir Herrn Schäffle gegenüber da« Richtige getroffen zu habe». Die krampfhaft überstürzende Att, womit er seit einiger Zeit mit seine» Rathschlägen und Vorschlägen in den Vorder- grund sich drängt, zeigt den verzchrenden Ehrgeiz eine» Manne  «, der rasch noch zu einer Rolle kommen will, ehe ei für ihn zu spät ist. Ob mit Erfolg, unterliegt verschiedenen starken Zweifel«, auf die hier nicht näher eingegangen werden soll. Neuerdings spinnt Herr Schäffle seinen Vorschlag, de» Kohlenbergbau zu verstaatlichen, weiter dahin au«, daß dirfe Verstaatlichung zu einer Att Musterwirthschaft führen solle, die eine starke Stütze der Sozialpolitik werde« müsse. »Der Arbeiter müsse vor Gefahren aller Att bissen» geschult, da»»Nullen müsse auf da» gennasse Maß be- schränkt und die Löhn« müßten bei der Gewinnbethei« ligung der Arbeiter möglichst befriedigende werden. Al« Arbeitszeit wird die lOftünvige Schicht empfohlen; für Ueberschichten wären höhere Lohnfitze zu gewähren. Dr. Schaffte schließt seine ttueführungen mit folgenden Sätzen: »Die itaatlichen Kohlenwerke würden dadmch, daß neben dem fiskalischen der sozialpolitische Staotszweck in den Vordergrund tritt, zweifellos eine andere Stellung inner-
Ferne, wo die Ebene sich de» Rebeln der Nacht ent- schleiette. Er hatte Niemand von de» Kameraden wiedergesehen; nur einmal war die Maheude in'« Krankenhaus gekommen, hatte aber vermuthlich keine Zeit gehabt, ihren Besuch zu wiederholen. Aber er wußte, daß da« ganze Dorf de« Voreux in Jean-Bart arbeite und daß auch sie dott Be- schäftigung gefunden. Nach und nach belebten sich die Wege. Kohlenleute zogen schweigsam vorüber. Die Kompagnie, hieß eS, miß- brauche ihren Sieg. Als die Arbeiter nach zwei und einem halben Monat Streik in die Gruben zurückkehrten, mußten sie de« neuen Tarif, diese versteckte Lohnkürzung, welche da« Blut der Kameraden getränkt hatte, annehmen. Man stahl ihnen eine Stunde ihrer Arbeit, zwang sie, ihren Schwur, sich nicht zu unterwerfen, zu brechen, und dieser Wortbruch stak ihnen Allen wie ein gallbitterer Kloß in der Kehle. Ueberall war die Arbeit aufgenommen, in Mirou, in der Magdale», in Er-vecoeur, in der Vittoire und in den an- der» Gruben. Auf allen Seite« trotttten die Kohlenleute durch die Nebel de« Morgen« die dämmerumhüllte» Wege entlang. Einer hinter dem Andern zogen sie gebückten Haupte« dahin, w,e Thiere, die man zur Schlachtbank treibt. Sie fröstelten unter ihren dünnen Leinwandkitteln, kreuzte» )ie Arme, wiegten die Lenden, wölbten die Schultern, und die Ziegel zwischen Weste und Kittel machten ihnen Buckel am Rücken. Aber in der massenhafte» Rückkehr zur Arbett dieser still wandernden schwarzen Gestalten stumm, ohne ei» Lache«, ohne emen hellen Blick fühlte mgn die >ornverbissenen Zähne, ahnte man die haßschweren Herzen der Männer, die der Hunger der Ihre« zum Eidbruch ge- trieben. . 3emehr sich Stephan der Grube«ähette, wuch« ihre Zahl. Die Meisten gingen einzeln; die, welche in Gruppe« daherkamen, schütten Einer hinter dem Andern. Er sah