Als Jimmy Gordon zuerst das RaschelnYon Seide vernahm, drehte er sich im Bett umUnd glaubte geträumt zu haben.Ja, er muhte träumen, lächerlich, etwasanderes anzunehmen. Wie konnte ein weiblichesWesen nach Mitternacht sein Zimmer betreten.Unsinn. Nachdem sich Jimmy dar gesagt hatte,seufzte er tief, legte die Kissen zurecht und versuchte, seinen angenehmen Traum fortzusetzen.Einen Augenblick lang herrschte Stille, dannerklang wieder dieses aufregende, geheimnisvolle Rasteln. Jimmy setzte sich im Bett auf,entzündete das elektrische Licht und starrte verwundert.Am andern Ende des Zimmers erblickteer ein großes, schlankes, in"ein Hermelincapegehülltes Mädchen. Ohne Zeichen von Bestürzung oder Verlegenheit stand sie da und betrachtete spöttisch Jimmy. Er blickte ganz verdutzt drein und konnte sich die Situation nichterklären.Nach einigen Augenblicken brach da? Mädchen das verlegen« Schweigen.»Ich hatte nicht die Absicht, Sie aufzuwecken," sprach sie mit etwas heiserer Stimme.»Es tut mir leid. Schlafen Sie nur ruhig wieder ein,.ich könnte es mir nie verzeihen. SieIhres Schlummers beraubt zu haben."»Um Himmels willen." rief Jimmy aus,-„wer zum Teufel sind Sie und was wollen Siehier?"Das Mädchen lachte spöttisch:„Wer ich bin?" murmelte sie.^Soll ichsagen:«in ergebene-, aber nicht gewalttätigesMitglied der Unterwelt. Unsere Ziele sind diegleichen, aber in Situationen wie dieser benehme ich mich taktvoll. Ich finde das wenigermühsam.„Eine Einbrecherin!" stöhnte Jimmy. Sienoch immer ungläubig anstarrend, sprang er ausdem Bett.„Eine Einbrecherin, die kaltblütigNach Mitternacht in das Schlafzimmer einesMannes kommt— oh. Sie verblüffen mich",murmelte er hilflos.„Ich verblüffe immer alle," erwiderte dasMädchen kühl.„Sehen Sie, ich betreibe diesesEinbruchsgeschäft von einem neuen Standpunktaus. Ich habe mir ein modernes Verfahrenausgedacht und bin noch nie erwischt worden!"„Aber diesmal ist es der Fall," murmelteJimmy grimmig.„Bei der Tat ertappt. Wassollte mich daran hindern, Sie der Polizei zuübergeben?"„Ihre Gattin und Ihr Ruf," erwidertedas Mädchen sanft.„Gattin, Ruf?" wiederholte Jimmys„So ist es. Ich habe mich in letzter Zeitgenau über Ihre Familie erkundigt. Sie haben«ine nicht hübsche Frau, die eifersüchtig veranlagt-ist. Augenblicklich befindet sie sich inCornwall bei ihrer Mutter und Sie haben IhreDienerschaft beurlaubt.Jetzt sagen Sie mir aufrichtig: Würde Ur»Frau Ihnen glauben, wenn Sie erzählen. Siehaben ein Mädchen in Ihrem Zimmer erwischt,da»«inbrechen wollte? Ein Mädchen, überdiesnoch im Pyjama!"Mit nachlässiger Gebärde warf sie denMantel ab und enthüllte eine tadellose Gestaltin einem wunderbaren seidenen Pyjama.„Ist meine Arbeitsmethode nicht schlau?"fragt« sie keck.„Ich meine, wer würde glauben,das» ein junger, schöner Mädchen in dar Zimmer einer Mannes, bloß mit einem Pyjama bekleidet, einbricht? Der Gedanke ist albern. Dieeinzig mögliche Erklärung wäre— falls Sieso unvernünftig wären, es der Oeffentlichkeitbekanntzugeben—, daß Ihre Frau verreist istund Sie Zerstreuung brauchen, nichtwahr? Gestatten Sie also, dast ich mir dieGegenstände aussuche, für die ich Verwendunghabe, oder wollen Sie die Gefahr aus sichnehmen, die Polizei herbeizurufen. Denken Siean mein Pyjama— es könnte beim Scheidungsgericht ungünstig in die Waagschale fallen,glauben Sie nicht?"„Es könnte leicht möglich sein" murmelteJimmy.„Aber fürchten Sie sich nicht, alleinynd in dieser Bekleidung in das Schlafzimmereines Mannes zu kommen?"Wieder reizte ihn ihr spöttisches Gekicher.Chinesische SchwanenritterWie weiland Lohengrin und andere Helden unserer mittelalterlichen Sagen sich voneinem schneeweißen Schwan im Nachen über»■ Wasser ziehen ließen, so lassen sich auf demJangtsekiang die chinesischen Waffergärtner vonihren weißen Peking-Enten zu Markte fahren.Am Ufer der großen Ströme und zahlreichenKanäle Chinas wohnen tausende von Familienauf Schiffen, die sogar schwimmende Gärtenauf Flößen haben. Zur Verwertung der Abfälle werden große Entenherden schalten. DieEnte ist in China das Hausschwein des armenund des reichen Mannes, das ihn zugleich mstfrischen Eiern versorgt. Am Markttag spanntder findige Chinese seine Entenherde reihenweise in leichte, schwimmende Bambusgestelleein. Nun wird die Dschunke mit der Ruderstange abgestoßen, ein besonderer Pfiff, etwashingeworfene» Futter und die ganze befiederteEntenschar setzt sich schnatternd in Bewegung.Weht eine günstige Brise, so wird selbstverftänd«lich das Bambussegel aufgezogen, ist bei derHeimfahrt stromaufwärts die Strömung zustark, so hilft die ganze Familie durch kräftigesRudern mit. aber bei Windstille in ruhigem Ge«wässer läßt sich der Chinese gemächlich von seinen Waffervögeln ziehen.—-•—Pegasus im BettMark Twain hat, wie er selber bekannte,fast alle Werke seiner Spätzeit im Bett geschrieben; bequem in den Kiffen aufgerichtet,die große Zigarre im Munde, sprudelte er nurso von Einfällen über, und im Bett fand erdie beste Sammlung zum Schaffen. Oestershat er dieses für den Schlaf bestimmte Möbelals den„Dreifuß der Pythia" gepriesen, aufdem die Poeten die schistsserischen Eingebungenüberkommt. Auch noch andere Schriftstellerhaben im Bett gedichtet, aber meistens nicht ausfreiem Willen, sondern aus harter Notwendigkeit. So ist Walter Scotts beliebtestes Werk„Jvanhoe" im Bett entstanden; der Dichter wardamals sehr krank, aber das Jntereffe an derGeschichte hatte ihn so mächttg gepackt, daß ertrotz seinen Schmerzen unablässig Wetter arbeitete und die ganze Erzählung zwei Sekretärenin die Feder diktierte. Keats schrieb ein« derschönsten und leidenschastlichen Sonette aufseinem Totenbett, und auch der große ErzählerRobert Louis Stevenson hat manche seinerbesten Dichtungen im Bett geschrieben. Er warlange leidend und war doch bis in seine letzten„Ich fürchte mich nicht im mindesten," erwiderte sie.„Alle Männer sind stets erschreckt, wenn siemich in ihrem Schlafzimmer erblicken. Das istdas Schöne daran: die Lage der Dinge cstabsolut umgekehrt. Unter anderen Umständenwären sie eyMückt aber so habe ich keinenGrund zur Angst.„Jimmy Gordon trat ihr gegenüber undblickte dem lächelnden Mädchen fest in dieAugen.„Es freut mich," sprach er ruhig,„daßSie keine Angst haben. Weil— ich weißkaum, wie ich es Ihnen sagen soll— Sie sichgeirrt haben. Sie^sind vermutlich in das falsch«Haus eingebrochen. Ich bin nicht verheiratet—eine Taffache, die mich in Anbettacht der Umstände außerordentlich erfreut. Aber was meinen Ruf anbelangt, so war er nie der Redewert. Ich kann daher ruhig die Polizei verständigen!"Lebensstunden unermüdlich tättg, so sind all«seine späteren Werke auf dem Krankenbett verfaßt worden. Ein in England viel gelesenesBuch„The Road Mender" von Michael Fair-leß ist ebenfalls im Bett entstanden. Der Autorname ist das Pseudonym eines jungen Mädchens, das starb, bevor er noch zwanzig Jahregeworden war; es verfaßte die ganze Geschichteauf dem Krankenlager und vollendete sie kurzvor dem Tode.M Heiteres lTic Falschheit.„Wie falsch doch dieFrauen sind, davon machst du dtt keinen Begriff!"—„Was ist dir denn passiert?"—„Also, ich setzte neulich eine Heiratsannoncein die Zeitung und— was soll ich dir sagen: di«erste Antwort,?ie ich aufmache, ist von meinerBraut!"Bei Neureich-. Neureichs hören Radio.Eben sagt der Sprecher Beethovens Erste Symphonie an.„Die gefällt mir gar nicht," sagtFrau Neureich nach einer Weile.—„Du darfstnicht vergessen, daß es die erste war, die erschrieb," meint Herr Neureich nachsichtig.Ra, warum denn?„Mutti, war ich in dervergangenen Woche brav?"—„Ja, Rudi, sehrbrav."—„Hast du Vertrauen zu mir, Mutti?"—„Gewiß, Rudi."—„Warum versteckst dudann die Dtarmelade?"Roch schlimmer.„Meine Frau ist so unzuverlässig wie das Wetter!"—„Da brauchenSie sich nicht zu beklagen! Meine ist so unzuverlässig wie die Wettervoraussagen!"Die Ahnengalerie.„Na, was sagen Siezu meiner Ahnengalerie— he, fein?"—„Hären Sie mir auf, wer wird sich schmückenmit fremden Vätern!"Der Tüchttge. Herr Meier, Inhaber derFirma Meier& Schulze, hörte, daß sich ein Betrüger für seinen Inkassanten ausgab und beiden Kunden Außenstände kassierte. Hiertausend Kronen, dort hundert, bei einem dreihundert Kronen, beim anderen fünfhundert...„So ein Kerl!" denkt Herr Meier, läuft zurPolizei, erstattet Anzeige und beschwört denKmmnissar:„Sehen Sie zu, daß Sie diesenGauner rasch erwischen!"—„Nur keine Sorge,Herr Meier," meint der Kommissar,„in längstens zwei Tagen sitzt der Mann!"—„DmGottes willen!" schreit Weier,„machen Siekeinen Dnsinnl Ich will doch nicht, daß derMann verhaftet wird, ich will ihn doch an«stellen!"Unglückliche AbendeVon L. T. Barnard