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Nr. 53.

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Vorwärts

Berliner Volksblatt.

14. Jahrg.

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Kernsprecher: But I, Br. 1508. Telegramm Adresse: Sozialdemokrat Berlin  ".

Bentralorgan der sozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2.

Die orientalische Frage und die

Sozialdemokratie.*)

Von R. Kautsty.

Die Erhebung Kreta's   hat die Orientfrage in den Vordergrund des europäischen   Interesses gestellt. Auch an die Sozialdemokratie tritt die Nothwendigkeit heran, in dieser Frage Stellung zu nehmen, umsomehr, da die augenblickliche Situation eine so ernste, daß jeder falsche Schritt die verhängnißvollsten Folgen nach sich ziehen fann. Wohl ist die Sozialdemokratie noch nirgends so weit, einem Minister des Aeußern seinen Weg vorschreiben zu können und sie ist nicht verantwortlich für die Handlungen unserer Diplomatie. Aber sie ist doch eine Macht, die nicht ignorirt werden darf, und es ist für das Gewicht, das eine Regierung in die Wagschale der internationalen Angelegenheiten zu werfen hat, nicht gleichgiltig, ob sie in Uebereinstimmung mit ihrer Nation oder im Gegensatz zu ihr handelt. Für die Sozialdemokratie ist überdies die orientalische Frage eine Frage von besonderer Bedeutung, eine Frage, die unsere großen Meifter stets hervorragend beschäftigt hat, und mit vollem Recht. Denn in dem Kampfe um die Türkei   handelt es sich nicht blos um die Interessen tonfurrirender Dynaften und Kapitalisten schichten, sondern auch um die Intereffen der europäischen   Demo­

tratie.

Den europäischen   Großmächten sind diese letteren Interessen freilich höchst gleichgiltig. Wir haben noch in feinem Großstaat Europa's   eine wirklich demokratische Regierung gehabt, und es find ganz andere Intereffen, als die der Freiheit, welche die Gegensätze unter den Regierungen in den türfischen Angelegenheiten erzeugten und erzeugen: die Interessen des Kapitals.

Die fapitalistische Produktionsweise in Europa   hat seit ihren Anfängen einen großen Theil ihrer Lebenskraft aus dem Vertebr mit dem Orient, das heißt, genauer gesprochen, mit den alten Kultur­ländern Asiens   gezogen. Dort fanden die Kapitalisten die reichste Beute, dort die tauffräftigften Märkte. Der Antheil an der Aus­beutung des Drients war daher seit dem 16. Jahrhundert eines der hervorragendsten Kampfesobjekte der kapitalistischen   Nationen. Um die Türkei   ftritt man sich damals freilich noch nicht. Die Türken waren noch in fiegreicher Offensive begriffen. Aber im Laufe des 18. Jahrhunderts brach die türkische   Macht rasch zu fammen, da die Türtenherrschaft auf Grundlagen aufgebaut war, die jede ökonomische Entwickelung in fapitaliftifchem Sinne aus schlossen, indeß die Nachbarschaft Europas   die Türkei   ebenso wie Polen   und Rußland   vor die Alternative stellte, entweder einer der artigen Entwickelung die Thore zu öffnen oder unterzugehen. Je schwächer die Türkei   wurde, je mehr sie verfiel, defto begehr licher die Blicke, welche die tapitalistischen Nationen nach ihr warsen. War doch die Türkei   das nächste Stück des Orients und fie beherrschte zugleich einen der Wege, die nach dem übrigen Orient führ teu. Dieses letztere Moment wurde weitaus das wichtigste, feito em die Eröffnung des Suezkanals( 1869) für den größten Theil bes europäischen   Handels mit Asien   den Weg durch das Mittelmeer  vorschrieb.

In der Türkei   selbst aber ist der bedeutungsvollfie Punkt Kon­ stantinopel  , nicht nur durch seine kommerzielle, sondern mehr noch durch seine strategische Wichtigkeit. Denn der Herr Konstantinopels  ist, wenn er über die nöthige Angriffstraft verfügt, auch der Herr des östlichen Mittelmeerbeckens und damit der Herr des Seeweges nach Ostindien und Ostasien  . Aber wer die begehrlichsten Blicke nach der Türkei   warf, das war nicht eine der kapitalistischen   Nationen Westeuropa's  , sondern Rußland  .

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Donnerstag, den 4. März 1897.

Expedition: SW. 19, Benth- Straße 3.

täuschen, mit denen Rußland   sein Vorgehen gegen die Türkei   be- sie nicht dulden. Die neue türkische   Verfassung drohte nicht nur die schönigt, noch wurden fie durch die Intriguen und Interessengegen- Türkei   zu konsolidiren und die aufständischen Christen mit ihr zu fäge verwirrt, die unter den Großmächten wirkten und diese so versöhnen, sie war angesichts der beginnenden revolutionären Be­häufig untereinander entzweiten, wo geeintes Zusammenwirten wegung in Rußland   sogar gefährlich für dessen innere Entwickelung. gegenüber dem gemeinsamen Feind dringend nothwendig gewesen Ließ sich doch der Golos" damals einfallen, für Rußland   eine Ver. wäre. faffung gleich der türkischen zu fordern, worauf er für zwei Monate unterdrückt wurde. Die neue Verfassung mußte in die Luft gesprengt werden, bevor sie Zeit hatte, sich zu befestigen.

Indeß war es nicht Vorliebe für das türkische Regime, die Mary und Engels dabei leitete, sondern die Erkenntniß von der Gefährlichkeit des Barenthums. Das machte sie nicht blind gegen die Mißstände, die an dem Marke des türkischen Reiches zehrten. In dem türkischen Bauern allerdings fanden sie unbedingt einen der tüchtigsten und sittlichsten Repräsentanten des Bauernthime in Europa  ", wie Marg in einem Briefe sich ausdrückte, der in Gerofen Liebknecht's   bekannter Broschüre: Soll Europa   fosatisch werden" 1878 abgedruckt wurde.

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In einer von ihm selbst verfaßten Staatsschrift( La Turquie, son passé, son avenir, Paris   1878) fagte Midhat Pascha   darüber: Diejenigen, welche den Gang der Ereignisse aufmerksam verfolgt. haben, mußten bemerken, daß Rußland   nichts so sehr fürchtet, als eine wirtliche Verbesserung des Bustondes der Türkei  . Es war des balb auch immer gegen diejenigen, welche bei verschiedenen Gelegen heiten reue Reformen in der Verwaltung des Landes unternahmen, 25er der Bauer regiert nicht die Türkei  ; in den Städten und es ist keine gewagte Behauptung, daß die Pforte, indem sie die jedoch, namentlich in Konstantinopel  , wird der Türfe völlig forumpirt. Verfassung verkündigte, den Ausbruch des Krieges ge zwei warme Anhänger, ja Verehrer des türkischen Volkes, welche die wissermaßen beschleunigt hat." türkischen Verhältnisse aus eigener Anschauung kennen gelernt, Aber Rußland   war nicht der einzige Feind der Türkei  . Noch schreiben:" In allen Ländern sind die Städte die Geburtsstätten des ehe es den Krieg erklärt hatte( 24. April 1877), war Midhat Pascha  Lasters, aber in der Türkei   ist in dieser Beziehung durch dasselbe Mittel, das ihn erhoben, wieder gestürzt worden, der Gegensah zwischen Stadt und Land stärker durch eine Palastintrigue, an deren Spitze der schon erwähnte ausgeprägt als anderswo, vielleicht deswegen, weil die Mahmud Damat stand, der Schwager des Sultans und der ent Städte fast ausschließlich griechischen Ursprungs find und daher schiedenste Vertreter der schmußigsten Serailherrschaft( 5. Februar). die Traditionen der Sittenlosigkeit vom oströmischen Kaiserreich Das türkische Parlament trat zwar zusammen, am 19. Mai, übernommen haben.") wurde aber nach zwei Sigungen aufgelöst, da einige der Ab Warum aber haben die Städte der Türkei   diese Traditionen geordneten eine gar zu unbequeme Kritik übten, und kein neues ein­übernommen und erhalten? Weil sie über die ökonomische Höhe des berufen. byzantinischen Kaiserreichs nicht hinaus fonnten, ja eher noch von Diese ganze Episode hatte eines flar bewiesen: es gab in der derselben herabstiegen. Wie im ersten Jahrtausend unserer Zeit- Türkei feine Klasse, welche die Kraft besaß, eine wirkliche Revolution rechnung, so ziehen sie auch heute noch ihre Lebenskraft nicht aus durchzuführen, sie den widerstrebenden Elementen aufzuzwingen ihrer Industrie, sondern aus der Plünderung des Bauern durch und gegen die Gegner einer Wiedergeburt der Türkei   zu ver Handel, Wucher und Steuern. Die industriellen Klaffen sind schwach theidigen. und gänzlich abhängig den Kaufleuten, Bucherern Die Revolution, die Marr verlangte, fonnte im besten Falle und Pascha's, tein kraftvolles industrielles Bürgerthum, fein dann sich behaupten, wenn die europäischen   Mächte sie schüßten. fraftvolles industrielles Proletariat, diese beiden mächtigsten Das war auch die Ansicht Midhat's. In der schon erwähnten. Triebkräfte des politischen und ökonomischen Fortschritts in Europa  , Staatsschrift erkennt er an, daß die neue Verfassung auf sehr haben sich entwickelt. Nur insofern haben sich gegenüber dem byzan- schwankender Grundlage ruhe, aber Europa   konnte dem leicht ab­tinischen Kaiserreich die Zustände geändert, daß die oberste Herr helfen, wenn es sich den Schutz dieser Verfassung angelegen schaft im Staate von einer überverfeinerten an eine Raffe fein ließe. brutaler Barbaren übergegangen ist, die von ihrer Umgebung So leicht ging denn das doch nicht. Wer war denn das alle Lafter aber feinen der Vorzüge der Zivilisation aufgenommen Europa  ", das die türkische Revolution gegen den Baren und den haben, und daß das byzantische Kaiserreich den leßten Reft antifer Sultan schüßen sollte? Das war nicht die europäische Demo Kultur inmitten der allgemeinen Barbarei Europa's   von der Völler- tratie, sondern die europäischen   Regierungen, die Grefutiv wanderung bis zu den Kreuzzügen bewahrte, indeß das türkische organe der kapitalistischen   Interessen. Diese Interessen und die Regime heute den letzten Rest der Barbarei inmitten der kapitalisti demokratischen Interessen berührten sich in bezug auf die Türkei   nur schen Zivilisation Europa's bewahrt. infofern, als die einen wie die anderen die Fernhaltung der russischen Den Gipfel der Korruption des städtischen Osmanenthums bildet Herrschaft von den türkischen Gebieten forderten. Aber fie fielen das Serailregiment, die absolute Herrschaft des Sultans, seiner feineswegs in allen Punkten zusammen. Die Kapitalisten Englands, Odalisken, Eunuchen und sonstigen Günfilinge, deren Trägheit und Frankreichs  , Italiens  , Desterreichs u. s. w. verlangten in ihrer Unwissenheit nur von ihrer Habgier und tückischen Grausamkeit über Weise nicht minder nach der Ausbeutung und Beherrschung der troffen wird. Türkei   wie Rußland  . Die Industrie der Türkei  , weit entfernt, Dies Serailregiment stand und sieht jeder Reform, jedem Auf- ihren Schutz zu finden, wurde durch die Konkurrenz des Aus schwung des türkischen Reichs im Wege, an ihm scheitert jeder Versuch, den lands vielmehr völlig verkrüppelt. G3 fonnte sich nicht nur allgemeinen Verfall zu hemmen, jeder Versuch. Einrichtungen ein- nicht eine fapitalistische Industrie von Bedeutung entwickeln, zuführen, die im Stande wären, jene Entwickelung von Staat und selbst die aus dem Mittelalter überkommenen Industrien, Gesellschaft zu modernen Verhältnissen anzubahnen, ohne die die die hier, und da blühten, wurden zurückgedrängt, manche geradezu Türkei   unrettbar verloren ist. Hier mußte der Hebel angesetzt vernichtet. Von 600 Webstühlen, die Stutari im Jahre 1812 zählte, werden von jedem, der die Türkei   vor der russischen Invasion blieben 1821 nur 40 übrig. und von den 2000 Webereien, die dauernd bewahren wollte. Alle Kriege gegen Rußland   mußten ver- Turnowo im Jahre 1812 besaß, bestanden 1830 nur 200. Seitdem geblich bleiben, so lange die Serailwirthschaft unangetastet blieb. ift, wie man glaubt, diefer Gewerbszweig( Baumwollweberei) gänzlich In diesem Sinne sprach sich auch Marx in dem schon erwähnten verschwunden. Zur Zeit der Reife Mac Farlanes( 1850) war die Briefe vom 4. Februar 1878 aus. Als Hauptgrund der Niederlage Seidenmanufaktur ganz verschwunden, selbst die Spinnereien zur Be der Türken im Kriege von 1877/78 bezeichnete er den Umstand, daß reitung der Rohfeide waren geschlossen"( Carey, Grundlagen der sie versäumten, eine Revolution in Ron Sozialwissenschaft, 1863, 1, 402, 405). stantinopel zu machen. So blieb die Inkarnation Noch in anderer Form macht sich das europäische Kapital in des alten Serailregiments Mahmud Damat der der Türkei   hilfreich bemerkbar. Hand in Hand mit dem ökonomischen Schwager des Sultans, der eigentliche Lenker des Krieges, Rückgang, der allgemeinen Verwahrlosung und Berlotterung geht absolut daffelbe, als ob das russische Kabinet direkt den Krieg die zunehmende Berschuldung des Reichs, deren Bürde immer gegen sich selbst dirigirt hätte. Die systematische Paralyfirung drückender auf dem Bauer lastet, der für die Wucherzinsen und Kompromittirung der türkischen Armee durch diesen Burschen aufzukommen hat, die der Staat zahlt und dadurch selbst in tann bis ins fleinste Detail nachgewiesen werden. Uebrigens ist's Wucherhände geräth. 1854 nahm die Türkei   die erste Anleihe auf, allbekannt in Konstantinopel  , und dies erhöht die historische Schuld 1875 war sie bereits mehr als 6000 Millionen Franken schuldig. Von 4000 Millionen, die sie nominell aufgenommen, waren nur der Türken. 2400 wirklich in die Staatstaffe bezahlt worden. Der durchschnitt­liche Binsfuß betrug 91, pet.! Der Staatsbankrott vom Oktober 1875 hat nur vorübergehende Linderung geschaffen.

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Für Rußland   bedeutet der Besitz Konstantinopels   weit mehr, als für jede andere Nation. Von Konstantinopel   aus beherrscht es nicht nur den Weg von Europa   nach Asien  , es eröffnet sich damit auch einen neuen Weg nach Europa  , einen Weg, der nicht blos zu fried lichen Zwecken praktikabel ist. Konstantinopel  , das war die ent­scheidende Etappe zur russischen   Herrschaft über Europa  "( Engels die auswärtige Politit des russischen Barenthums, Neue Zeit" 1890, S. 147). Die Eroberung Konstantinopels   durch Rußland   war eine Gefahr für ganz Europa  , und die entscheidenden europäischen   Großmächte haben sich denn auch in der Regel zusammengefunden, wenn es galt, Ronftantinopel, die Zarenstadt( 3origrad) vor dem Zaren zu Allerdings, die Türken hatten einen Revolutionsversuch gemacht. schützen. Die Regierung des Sultans Abdul Aziz, der trok der wahnsinnigsten Hier ist der Punkt, in dem die Interessen der europäischen   Verschwendung ein unermeßliches Privatvermögen aufhäufte, die Mächte in der Orientfrage mit denen der europäischen   Demokratie Masse der Staatsdiener aber hungern und die wichtigsten Staats­zufammenfallen. An der Erhaltung der Türkei   oder gar an der funktionen unerfüllt ließ diese elende Regierung, die selbst für Erhaltung der A Weinherrschaft des Sultans hat die Demokratie an eine in Fäulniß übergegangene Welt ein empörendes Schauspiel" bot,**) und für sich fein Intereffe, wohl aber ein hohes daran, daß die hatte 1875 die Türkei   zum finanziellen Bankrott und an den Rand Macht des Baren in Europa   und über Europa   nicht wachse, sondern des politischen Bankrotts geführt. An allen Ecken und Enden vielmehr zurückgedrängt werde, denn Rußland   ist der Hort des loberte der Aufruhr empor, Rußland   führte im Namen der Auf­Absolutismus, der größte und gefährlichste Gegner der europäischen   ständischen die drohendste Sprache, aber das Serailregiment sorgte Revolution. weder für Reformen noch für Soldaten, sondern trachtete nur nach Genüssen der verächtlichsten Sorte und nach dem Aushäufen von privaten Schäßen. In dieser verzweifelten Situation entschloffen sich einige türkische Patrioten zu dem einzigen Schritt, der das in voller Auflösung befindliche Reich retten tonnte: zum Staatsstreich. Ge­führt von Midhat Pascha   bemächtigten sich die Verschworenen der Regierung, beseitigten Abdul Aziz  ( 1. Juni 1876), feßten an seine Stelle Murad V.  , und als dieser nach wenigen Tagen dem Säuferwahnsinn verfiel, wurde auch er entthront und sein Bruder, Abdul Hamid II.   zum Sultan   gemacht( 31. Auguft).

Das haben Mary nnd Engels flar erkannt und daher war neben der Bekämpfung des Kapitalismus die zweite große Lebens aufgabe, die sie sich gestellt, die Bekämpfung des Baren­thum 3.

Diese Aufgabe machte sie zu den thätigsten Freunden jeder revolutionä ren Bewegung in Rußland   selbst- sowohl der polnischen, wie später der sogeno nten nihilistischen fie machte sie zu den thätigsten Freunden jeder außerrussischen Nation, die im Kampfe gegen Rußland   lag, sie machte sie zu den entschiedensten Freunden der Türkei  , so oft diese von Rußland   bedroht war.

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Nimmt man zu dem Allen hinzu, daß gerade die besten Freunde der Türkei   mit Rußland   darin wetteiferten, ihr ein Stück nach dem andern abzureißen England nahm für seine guten Dienste nach dem Siege von 1877/78 Cypern, später Egypten; Desterreich marschirte in Bosnien   und die Herzegowina ein, Frankreich   annet tirte Tunis   dann wird man begreifen, daß von seiten Europa's  " die Nevolution, die nothwendig ist, die Türkei   zu retten, ebensowenig kommen kann, wie von seiten der türkischen   Be völkerung selbst.

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Das Schicksal der Türkei   ist besiegelt: zwischen den russischen  Barismus und den europäischen   Kapitalismus   gepreßt, wird sie von beiden unfehlbar zermalmt. Man mag das Schicksal tragisch finden, man mag es bedauern, aber man muß damit rechnen. braucht nicht die abstrakte Möglichkeit zu leugnen, die Türkei   zu reformiren. Die reale Möglichkeit fehlt.

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Diese Unmöglichkeit ist die Signatur der heutigen Krisis im Orient. Die Dinge in der Türkei   sind in den letzten zwanzig Jahren Aber wichtiger als dieser Thronwechsel war die neue parla in feiner Beziehung besser, in vieler schlechter geworden. Das Die Türkei   hat faum jemals beffere Freunde gehabt, als unsere mentarische, sehr liberale Verfassung, im wesentlichen ein Wert Eerailregiment ist torrupter und unfähiger, die wirthschaftliche beiden großen Borkämpfer. Sie ließen sich weder, wie so viele Mit- Midhat Bascha's, der am 22. Dezember 1876 Großvezir wurde und Berrüttung von Staat und Bolt ärger als je. Alle Elemente, von denen man 1876 noch eine Gesundung der Verhältnisse hatte glieder der demokratischen Parteien, durch die liberalen Phrasen fie am 23. Dezember verkündete. Das Serailgesindel war wüthend, nicht minder die russische erwarten können, sind verschwunden; heute wird man *) Wir betonten schon mehrfach bei der Besprechung der Regierung. Eine reformirte, d. h. lebensfähige Türkei  , das durfte gebens in der Türkei   nach einem Midhat Pascha   suchen. Ein Aufstand folgt dem andern, die Anarchie ist der herrschende Zustand fretenfischen Frage, daß in unserer Partei verschiedene Auf­faffungen der der orientalischen Frage vorhanden Um sind. *) S. G. B. St. Clair and Ch. A. Brophy, A Residence geworden. In feinem schon erwähnten Artikel über die ause auch den Vertretern einer anderen Auffassung, als sie bisher in Bulgaria   or notes on the resources and the administration wärtige Politit des russischen 3arenthums" fagt Engels, in den Kriegen mit Rußland   sei die Türkei   durch ihre Unordnung erhalten in unserem Blatte vornehmlich zum Ausdruck kam, Gelegenheit zur of Turkay, London  , 1869, S. 280. Aussprache zu geben, haben wir Genossen Rautsty gebeten, feine) Bamberg  , Geschichte der orientalischen Angelegenheit worden. Der unverwüstliche gemeine Soldat, der Sohn des uns Ansichten über die orientalische Frage darzulegen. Einen Artikel im Zeitraume des Pariser   und des Berliner   Friedens, Berlin   1892. verwüstlichen türkischen Bauern, fand dann durch diese Unordnung über das gleiche Thema, der in der Auffassung der Frage von der S. 447. Bamberg ist durchaus kein Gegner der Türkei   und hat Gelegenheit, das wieder gut zu machen, was die korrumpirten Kautsky's abweicht, veröffentlichen wir in einer der nächsten unter anderem das Netzwerk russischer Intriguen, das den Krieg von Baschas verdarben"( S. 158). In ähnlicher Weise kann man fagen, Idaß die Macht des Sultans nur noch durch den Aufstand erhalten 1877 einleitete, trefflich aufgedeckt.

Nummeru.

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