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tun: Verschwinden!

Nie ist es Sylvia gelungen, die Spur ihres Mannes zu finden!

sich auch ihr hübsches Köpfchen anstrengte, um zu ergründen, warum Kellogg   sie verlassen dieses Rätsel hat sie nie gelöst!

Kellogg   gelang es, nach einer Insel im Keiner ihrer Romanhelden war imstande. Mittelmeer   zu entkommen und dort in einer die Wirklichkeit zu übertrumpfen. So sehr sie Künstlerkolonie unter falschem Namen zu leben.

Sylvia, als sie von einer Vorlesung im Damen  -| wollte etwas viel Einfacheres und Harmloseres flub heimkehrte und gleich fragte: Wer hat im Ländermatch gesiegt?" ,,, Arizona   gegen Ve nezuela", antwortete Kellogg   verblüfft. Erst einige Stunden später fiel ihm ein, daß Sylvia bemerkt haben mußte, daß er das Radio auf eine andere Station eingestellt hatte, als bei ihrem Fortgehen und daß es noch warm war. Sie wußte also, daß er Radio gehört hatte, an= statt zu arbeiten. Er kam sich vor wie ein er=

tappter Schuljunge. Wie wütend war er aber Zucker- eine Zucker- eine bittersüße Angelegenheit

erst, als Sylvia einige Tage später holdselig lächelnd aus ihrem Studio hervorkam, um zu fragen: Wie war es am Golfplay?" Seine Gummisohlen hatten nämlich im Badezimmer Sandspuren hinterlassen.

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Sylvia lebte so intensiv das Leben ihres neuesten Romanhelden nach, der ein zweiter Sherlock Holmes   war, daß sie immerzu Kellogg  triumphierend mit Feststellungen überraschte, wie der, daß er doch nicht immer nur kalt dusche, sondern auch oft warm bade, weil die Seife plötzlich so klein geworden sei. Sie wußte, wann er telephoniert, gelesen, auf der Schreib­maschine geschrieben, einen Brief auf die Post getragen hatte. Sie wußte, wann er Wein trank oder eine neue Zigarettenschachtel ange gänzt hatte.

Kellogg   litt fürchterlich unter dieser Spio­nage. Gewiß, er war verheiratet und hatte keine Geheimnisse, aber Sylvia war taktlos genug. sich ihrer Kombinationsgabe zu rühmen und brachte ihn zur Verzweiflung.

Jetzt begann Kellogg   Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Er nahm sich in Acht wie ein ver­folgter Verbrecher. Er schloß sich stundenlang im Badezimmer ein, um einen Fleck aus seinem An­zug zu entfernen. Er untersuchte seine Taschen sorgfältig nach Restaurantrechnungen, Kassen­scheinen, Theaterkarten. Peinlichste Ordnung herrschte auf seinem Schreibtisch, denn Sylvia sollte seine Lektüre nicht kontrollieren. Er be= schränkte sich auf die notwendigsten Mitteilun­gen und verheimlichte die harmlosesten Beschäf= tigungen.

., Oh Gott, ich werde wahnsinnig!" sagte er sich oft. Schließlich ließ er sich dazu herbei, die Romane seiner Frau zu lesen, um hinter ihre Schliche zu kommen.

Die Verbrecher in Sylvias Geschichten ar­beiteten alle erstklassig. Tadellos ausgedacht", mußte man immer wieder sagen. Aber diese superflugen Gentleman ließen doch irgend eine Spur zurück, die dem Detektiv die Enthüllung ermöglichste. Das Gift konnte nachgewiesen wer­den, die tödliche Kugel trug irgend ein charakte= ristisches Merkmal, das Alibi wies doch irgend eine Lücke auf.

Kellogg   wurde von einer merkwürdigen Leidenschaft gepackt: er wollte die Intriguen in den Romanen seiner Frau verbessern, mit einem Worte: Sherlock Holmes   besiegen. Er fand, daß seine Frau zu kompliziert arbeite. In der Ein­fachheit zeigt sich der Meister!

Immer mehr verrannte er sich in den Ge­danken. Seine Nerven waren aufs äußerste angespannt. So war es begreiflich, daß ihn die Lust packte, Sylvia einen ganz leichten Stoß zu geben, als sie sich eines Abends nach der Arbeit aus dem Fenster lehnte, um frische Luft zu schöpfen. Wer hätte nachher sagen können, wie es geschah? Sie hat aus Uebermüdung das Gleich gewicht verloren und ist vom vierten Stock au die Straße gestürzt das wäre die Erklärung für den Unglücksfall gewesen. Aber im letzten Augenblick gewann Kelloggs  besseres Selbst die Oberhand. Nein er war fein Mörder, nur ein überreizter Ehemann. Er

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Von Martin Grill

Ueber die Felder und Weiden   streichen die| stirb! und es gilt nur für die Armen, nicht für Herbstnebel. Immer häufiger treibt der raube die Nutznießer dieser Ordnung. Wind kühle Regenschauer über das Land und läßt den gezwungenermaßen im Freien Arbei­tenden den Aufenthalt in geheizten Räumen

als Todkendes Ziel erscheinen. Einzig die Felder mit Wintergetreide stehen in frisches Grün gekleidet, gleichsam als Voranzeige des noch so fernen Frühlings. Die spannenlangen Triebe bieten schon den jungen Rebhühnern guten Unterschlupf, die nun Wiesen und Felder als ihnen gleich gehörende Domäne betrachten. Er­schreckt flattern sie auf, wenn auf den Nachbar­feldern Gruppen von Frauen zu arbeiten be­| ginnen.

Sie ernten die 3 uderrübe; es ist die letzte Ernte des Jahres.

tampagne, die für wenige Wochen in den Mit dieser Ernte beginnt die Zucker­Zentren der Verarbeitung und des Anbaues der Zuckerrübe ein geschäftiges Leben erzeugt. Die Rübenernte ist vielleicht eine der schwersten Feldarbeiten, aber es ist die letzte des Jahres und deswegen als letzte Verdienstmöglichkeit geschätzt und erwartet. Nach dem Herausnehmen werden die Rüben geköpft", d. h. die Blätter werden zusammen mit einem Teil des Struns kes abgehauen und dann meist gleich auf Schwerfuhrwerke verladen und in die Fabrik oder zur Bahn geschafft. Die Blätter finden als Futtermittel Verwendung. In der Zuckerfabrik wird nun nach einem langwierigen Arbeits­prozeß aus den Elementen Süßstoff, Kalf und Wasser und mit Hilfe von Wasch- und Schneides maschinen, Pressen, Diffussionsbatterien, Filtern und Verdampfern schließlich der weiße böhmis sche Zucker. Hiße und Kälte, Druck und Vakuum muß er kennenlernen, bis er zu dem geläuterten Endprodukt, der begehrten Handelsware, wird.

Die Arbeiter Böhmens   sind ein eigenarti ges Volt. Wo im rauch- und geserfüllten Stols len, auf den lehmigen Feldern, in Wasserdampf durchwogten Kesselräumen nichts, aber auch gar nichts mehr von dem zu merken ist, das man ,, Schönheit der Arbeit  " nennt, dann dich ten sie dem im Mittelpunkt der Arbeit stehen­den Stoff einen neuen Namen und der Arbeit einen neuen Sinn. So wird die Kohle zum Schwarzen Diamanten" und der Zucker zum Weißen Gold."

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Mit Gold hat der Lohn des Arbeiters in

der Zuckerkampagne nichts zu tun. Die Frauen auf den Feldern bekommen eine Krone oder neunzig Heller Stundenlohn. In den Sozial­informationen der Prager deutschen Sendung wurde in. August sogar mitgeteilt, daß die Löhne für landwirtschaftliche Saisonarbeiter 95 Heller pro Stunde betragen, für Frauen 65 und für Jugendliche nur 50 Heller.

Diese Verdienste genügen nicht, um den teuren Buder kaufen zu können. Die Erntes arbeiterinnen müssen ihre Malzbrühe und fie großzügig den Titel Kaffee" verleihen

Weit in die graue Landschaft hinein zie­hen sich die Felder. Der Zuckerrübenbau ist feine Angelegenheit der Zwergbauern Häusler, es sind große Bodenflächen notwen­dig, um ihn rationell betreiben zu können, und so sind es mehr als bei anderen Feldfrüchten Lohnarbeiter, die Anbau und Ernte durch führen.

In breiter Schwarmlinie gehen die Frauen über das Feld. Unablässig bücken fie sich, ziehen die Rüben aus der Erde, säubern sie flüchtig und werfen fie auf einen Haufen. Schritt für Schritt rücken sie in den Furchen vor, Stunde für Stunde, vom Morgen bis zur Abenddämmerung, mit schmerzendem Rücken und brennender Stirn. Der Regen rieselt erab und verwandelt den Ackerboden in eine zähklebrige Masse, die an den Schuhen, an den Rüben, an den Händen flebt, doch sie gehen weiter, Schritt für Schritt, als folgten sie einem unhörbaren Kommando; es heißt: Arbeite oder

bitter trinken!

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Auch die Zuckerkapitalisten haben schwere Sorgen. Sie zerbrechen sich Jahr und Tag den Kopf, wie sie die enormen Gewinne ihrer Aktiengesellschaften am besten verschleiern könn ten. Der Zucker wird im Inland um em Viels faches teuerer gehandelt, als die Westmarkt preise betragen. Hohe Dividenden genügen in vielen Fällen nicht, um den Gewinn zu ver= teilen, allzuhohe Dividenden aber könnten auf­reizend wirken, so entschloß sich eine Gesellschaft um ein Beispiel anzuführen, wie es gemacht

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wird ihre Aktien gegen neue umzutauschen. Aber die neuen Aftien lauteten auf den dop­pelten Wert, der alten. Das Vermögen der Aktionäre hatte sich über Nacht verdoppelt, obne daß sie den Finger gerührt hätten. Dieses Ges