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sterreich eine Lebensfrage war und noch ist, die Mündungen der Donau   nicht in eine fremde Gewalt fallen zu lassen. Als bei Navarin, in dem sogenannten Freiheitsfriege Griechenlands  , die türkische   Flotte durch die drei Schüßmächte Rußland  , Eng­land und Frankreich   zerstört wurde, erschrack Desterreich zwar, denn es sah wohl ein, daß durch diese Schwächung der Pforte die Absichten Rußlands   auf Konstantinopel   nur gefördert wur den; allein Dank dem Fürsten Metternich, in dessen Tasche die russischen Dukaten flangen, geschah in Wien   nichts, um aus der Rolle des Zuschauers herauszutreten. So schreibt der öster reichische Gesandte bei der Pforte, Prokesch Osten  , unterm 30. August 1848: Die Ruffen gewinnen Boden in den Donau­fürstenthümern. Wir haben( 1829, wo die Moldau und Wal­lachei unter lebenslängliche Hospodaren gestellt wurden) mit ei­ner an Verrath gränzenden Unthätigkeit gestattet, daß die Do­naumündungen in deren Hände fielen, und zwar zu einer Zeit, wo die Lage der Russen der Art war, daß das Kabinet von St. Petersburg   jedem Vorschlage Gehör geschenkt haben würde. Die Pforte widersteht, aber Niemand deckt ihr den Rücken. Frankreich   folgt dem Vorgange Englands und England ist im Einverständniß mit Rußland  ." Damals nämlich( 1829) stan­den die russischen Vorposten allerdings nur noch zwei Stun­den von Konstantinopel   entfernt; allein die Armee war nur 24,000 Mann stark und ihre Vernichtung durch die Türken wäre unvermeidlich gewesen, wenn nicht flugs der preußische Gesandte, General von Muffling, nach Konstantinopel   geeilt wäre und den Frieden vermittelt hätte, welcher die Oberherrschaft der Pforte über die Donaufürstenthümer zu einem Schatten abschwächte und dem dann fünf Monate später die völlige Un­abhängigkeit Griechenlands   folgte.

Jene griechisch- slavischen Völkerstämme an der untern Do nau sehen in dem russischen Kaiser das Oberhaupt ihrer Kirche, der griechisch- katholischen. Das ist das Band, welches sie an Rußland   knüpft, von dem sie ihre gänzliche Befreiung von der türkischen   Oberherrschaft hoffen. Man sieht daraus, mit wel chem Erfolge die russische   Politik nach dem Artikel 12 gehan delt hat, der anräth, Rußland   zum Centrum und Hohenpriester der zerstreuten Griechisch- katholischen zu machen. Wenn dies gelingt, sagt Beter der Große, so werden wir an Jedem einen Freund im Herzen unserer Feinde haben." Bon den deutschen  Schwärmern aber, die ihre Begeisterung für das Baterland des Perikles  " in den Kampf für die Unabhängigkeit Griechen­ lands   trieb, hat wohl keiner geahnt, daß er sein Blut für Rußland   vergoß. Der ganze Philhellenenschwindel hatte seine Dunst und Nebelquelle in Petersburg  , und Kapodistria   wat der Windmacher, dessen sich Rußland   bediente, um Europa   für die Freiheit der edlen Griechen" zu entzünden. Die edlen Griechen" selbst sahen den Dingen besser auf den Grund, und als die Nationalversammlung des befreiten Griechenlands   am 23. Juli 1829 in Argos zusammentrat. bekam es der absolu tistisch schaltende Regierungspräsident Kapodistria von der Op position offen zu hören, daß er nichts sei, als eine Kreatur Rußlands  . Der Vorwurf aber war ungerecht, daß er sich zum König von Griechenland   unter russischer Protektion machen wolle. Nein, er hatte nur die Aufgabe, mit den alten Muni cipalverfassungen Griechenlands   gründlich aufzuräumen, um es dem Lande unmöglich zu machen, seine Freiheit auf einer fo liden Basis aufzuführen. Als diese Arbeit radikal geschehen König aus dem blau- weißen Vaterlande des Bieres an der Isar  war, durften sich die Griechen mit russischer Erlaubniß einen

holen.

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Erst seit dem Tage von Vilagos, wo die ungarische Re­volutionsarmee unter Görgei vor den Russen die Waffen streckte, gungen als Vorschriften. Sie geben an, was mit den Groß­Die beiden legten Artifel, 13 und 14, find eher Weissa hat Desterreich sich von Petersburg   zu emancipiren begonnen. mächten geschehen kann, wenn die kleineren Staaten entweder Wenn es nun, trop jenes bekannten Wortes: Wir werden vernichtet oder annektirt und Rußlands   Pläne zur Europa   durch unsere Undankbarkeit in Erstaunen sehen!" im stärkung seiner Macht geglückt sind. Es genügt darauf hinzu Krimkriege neutral blieb, so geschah dies offenbar in der Erweisen, daß es gleichsam Rußlands   tägliches Geschäft ist, einer kenntniß, daß es weder England noch Frankreich   mit ihrer Feindseligkeit gegen Rußland Ernst war. Den Dank für diese Neutralität bezahlte Rußland 1859 durch seine Unterstüßung der piemontesischen Vergrößerungspolitik in Italien   und 1866 durch die gleiche Begünstigung, die es Preußen in Deutschland  gewährte. Hoffen wir, daß Desterreich sich gegenwärtig zu ei ner thatkräftigern Politik aufraffen werde, obgleich die eben im Rothbuche veröffentlichten Attenstücke über die orientalischen Angelegenheiten noch eine bedenkliche Unsicherheit und Unkennt­niß Seitens des Herrn von Beust verrathen. Die orientalische Frage drängt zur Entscheidung. Der ganze Bölkerbrei des Oftens, die Serben, Bulgaren  , Moldauer und Walachen sind durch die russischen   Umtriebe in Gährung gegen die Pforte verseßt, während die Wühlereien des Petersburger Kabinets die Türkei   in einen Conflikt mit Persien   verwickelt haben. Krieg mit Persten würde die Pforte in Europe   lähmen und den Serben, Walachen, Moldauern, Bulgaren   und Griechen freies Spiel geben, wenn die Türkei   diesmal keine redlicheren Bundesgenossen findet als im Krimfriege. Indessen konstatirt das ministerielle englische   Blatt ,, der Herald" mit Befriedigung das vollständige Einvernehmen Englands, Frankreichs   und De­

Macht die Theilung der andern anzubieten. Als im Jahre 1801 Frankreich   in Italien   eingefallen war, schloß Rußland  mit ihm ein Bündniß, um Europa   den Frieden zu geben, und beide bestimmten, wie die depossedirten deutschen   Fürſten   in Deutschland   entschädigt werden sollten. damals von keinem langen Bestand. Das Bündniß war Es wurde aber 1807 regierten damals thatsächlich den ganzen europäischen   Continent. in dem Frieden zu Tilsit   erneuert, und diese beiden Mächte L Es bleibt noch, das Verhältniß Preußens zu Rußland  trachten. Preußen ist in diesem Augenblicke einzige europäische   Macht, welche, von Ehrgeij eigene Verderben heraufbeschwört. verblendet, fest zu Rußland   steht und so dab

Ein

Aus England.

zu

London  , den 24. Februar.

be

die

Konferenz unter dem Präsidium des Bürgermeisters, um Vor einigen Tagen versammelte sich in Liverpool   eine sterreichs in der orientalischen Frage, und indem er die Gründe dienst in Erwägung zu ziehen. Das Resultat der Konferen Gleichgültigkeit der Arbeiterklasse gegen den öffentlichen Gottes war der Rathschlag, daß von so vielen Kanzeln wie möglich Vordringen Rußlands   gegen Konstantinopel   und das Mittel gleichzeitig über den Gegenstand gepredigt, und die Arbeiter

auseinanderseßt, aus denen jeder dieser Staaten ein weiteres

meer zu verhindern trachten müsse, weist er Desterreich die Stelle

werden.

als Zuhörer eingeladen werden sollen. Die Wehklagen

der

zu, der Mittelpunkt für die neu zu bildenden Donaustaaten zu herrschenden Klassen über den gottlosen Unglauben der Arbeiter find nicht neu, und alle Versuche, die bisher gemacht worden

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