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souveränetät, allgemeines Stimmrecht u. s. w., auf den Lippen, wodurch er die Gedankenlosen verblendet und gewinnt. Fragen wir, woher die ungeheure Begriffeverwirrung und Entfittlichung tommt, welche fich feit 1849 und 50 in der europäischen De mofratie bemerklich gemacht haben, so ist die Antwort darauf: in dem nichtswürdigen Spiel, welches Napoleon   mit den de mokratischen Formen getrieben hat und noch treibt, einem Spiel, welches ihm der zünftige Politiker" Preußens abgelernt hat. Dem Grafen Bismard wurde dieses Spiel freilich zudem noch durch den auf demselben Instrumente herumfingernden Rationalverein" außerordentlich erleichtert. Ohne die Einwilli gung Napoleone hätte Preußen nie den Eroberungskrieg von 1866 unternehmen können.

Wohin das Bündniß mit dem Gäfarismus führt, lehrt das Beispiel Italiens   eindringlich genug. Nicht einmal die Einheit hat dort die Demokratie mit Napoleons   Hülfe fertig gebracht, und nach der Freiheit sieht man sich vollends ver­gebens um. Zum Ueberfluß fönnte noch auf den Verlust von Nizza   und Savoyen   hingewiesen werden.

wenn man das rege Leben und Treiben unsrer Industrie sieht, nicht darnach aus, daß bittere Noth und Entbehrung hier zu finden ist. Kommt man in etliche Städte, wo die Fabrikation ihren Hauptsiz hat, und bieten sich dem Auge die Etablisse­mente und Anlagen der Vertreter unserer Industrie dar, so zweifelt derjenige, welcher die Sachlage nicht genau kennt, an dem Elend der Arbeiter. Treten wir dagegen in die Werkstätten der Arbeiter, so erlebt man Scenen, die klar zeigen, wie weit der Arbeiterstand herabgedrückt ist. Vorzüglich ist hier die Weberei die vorherrschende Beschäftigung. Wenn wir nun sagen, daß ein Familienvater mit vier oder fünf Kindern die Woche zwei Thaler Verdienst bei vierzehn- bis sechszehn stündiger Arbeit täglich(!) erzielt( und da muß es noch lohnende Arbeit sein, weil der Weber viele Auslagen hat, die der Fabri­fant freilich nicht rechnet, und er soll, muß und will auch seinen Pflichten in Allem nachkommen), so denkt vielleicht man­cher Leser, der es nicht genau fennt, es ist eine Lüge. Aber leider ist es die nackte, traurige Wahrheit. Und doch sind die­jenigen noch besser daran, die in Städten wohnen, wo Kauf­leute sind, als die in den Ortschaften, wo es keine giebt, und der Weber angewiesen ist, sich an die sogenannten Mittel männer oder Verleger( Faktoren) zu wenden, weil es die Kaufleute für gut befinden, schon seit einiger Zeit keinem aus­wärtigen Meister Arbeit zu geben. Die größte Noth und das schrecklichste Bild des Elende tritt zu Tage, wenn die Pausen der Arbeitslosigkeit eintreten, welche bekannt­lich sich des Jahres zweimal einstellen. Vergangenen Winter gab es, und bis jetzt noch giebt es viele Weber, die schon ein ganzes Bierteljahr der Arbeit vollständig entbehren; und die, welche noch zeitweilen ein Stück Arbeit befommen, wie werden die

Ein Bündniß der deutschen Demokratie mit Napoleon tame einem Selbstmorde gleich. Es wäre ein Selbstmord in dem Augenblice, wo auch in Frankreich   die Demokratie aus ihrem Opiumrausch erwacht ist und den Kampf gegen den Gafarismus auf Tod und Leben begonnen hat. Ein solches Bündniß hieße eben dem Gäsarismus, zu dessen Sterbestunde in Frankreich   bereits der Hammer aushebt, neue Lebenskraft in die Adern flößen. Denn ist es auch wahr, daß Napoleon  nicht dulden kann, daß sich an seinen Grenzen der preußische Einheitsstaat an Stelle des deutschen Staatenbundes konsti­tuire, so ist es doch noch wahrer, daß es die Regungen des französischen   Volksgeistes sind, welche Napoleon   zum Kriege ausgebeutet! Der Lohn, der da für viele Artikel dem Arbeiter drängen. Die französische   Demokratie soll auf die Schlacht gezahlt wird, ist nicht Lohn zu nennen, es ist ein Almosen,

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geliefert werden, damit der Gäsarismus fortwirthschaften

nur daß der Arbeiter nicht ganz verhungert. Es wird Arbeit z. B. ausgegeben, wobei der Arbeiter nicht einmal genaue

fann, und dazu soll die deutsche Demokratie die Hand bieten. Das ist's, wozu uns die kaiserlichen Soldschreiber beschwagen Vorschrift der Qualität der zu verfertigenden Waare in die wollen. Ob der Gäsarismus mit zwei oder mit drei Farben Hände bekommt; der Arbeiter fertigt das Stüd, es wird für angestrichen ist, das ist gleichgültig. Ihn zu bekämpfen ist die untüchtig befunden, er bekommt Abzug oder gar feinen Lohn. Lebensaufgabe der Demokratie. Nur erst wenn er am Boden hat nun ein Arbeiter gegen einen solchen Verleger ein Wort liegt, kann die Freiheit eine Wahrheit werden.

Weiße Sklaven.

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Hohenstein und Ernsttbal, Ende April 1868.

ausgesprochen, das die Ungerechtigkeit an das Licht bringt, so braucht er sich ja nicht einzubilden, von irgend einem der sämmtlichen Verleger Arbeit zu bekommen; denn diese stecken Alle zusammen. Kommt man zu den Verlegern, wenn diesel­ben Liefertag gehabt haben, und stellt einigermaßen Betrach tungen an über die anwesenden Arbeiter, so tritt deutlich ge­nug hervor, daß der Arbeiter nicht nur zum Sklaven der Arbeit, sondern auch zum Sklaven der Gesinnung noch herab­

Es sind den Lesern dieses Blattes gewiß die Aufsäge alle im Gedächtniß, welche die Noth und Bedrückungen des Arbei gesunken ist. Welche kriechende Schmeichelworte, und wenn es terstandes unter der Rubrik Weiße Sklaven" wahrheitsgetreu sein muß, wohl auch Verleumdungen gegen andre Arbeiter veröffentlichten. Wir pflichten den Männern bei, die dieses

denn es ist die größte Aufgabe der Arbeiter, die ungerech len wir darum fein zu strenges Urtheil fällen über diejenigen, Unrecht aufgedeckt haben und reichen ihnen brüderlich die Hand, zu bleiben und ein Stück Arbeit zu bekommen! Indeß wol tigkeiten und Bedrückungen ihrer Arbeitgeber die es thun, denn wer Familie hat, und die Kinder verlangen frei, unum wunden und öffentlich auszusprechen, Brod und fann feine geschafft werden, solches thut weh. Aber und so zu zeigen, daß der Arbeiter seinen geistigen Werth nicht derjenige, der das nicht kann, der frei, offen und redlich in bergißt und mit eben denselben Rechten und Ansprüchen in die Welt getreten ist, wie jeder Andere, welcher durch Zufall oder Glüd sich auf einen höheren materiellen Standpunkt er

seinen Worten und seinem Thun   ist, der hat schwer zu leiden, er wird natürlich immer übersehen. Und wie verhalten sich die Herren Verleger dazu? Nun, denen gefällt dies außeror­

hoben sieht. Darum auch ein Wort über die jeßigen Zustände dentlich, sie sind ganz in ihrem Element. des Arbeiterstandes. Es ist kaum mehr möglich durchzukommen bei den gegenwärtigen Zeitverhältnissen, so hört man Tausende don Arbeitern sprechen, und leider ist es die traurige Wahr heit, die sich Jedem aufdrängt, der unsere Gegend, nämlich das Riedererzgebirge und Voigtland   in seinen Erwerbs- Verrichtung.

Betrachten wir den Verlegerstand noch etwas genauer! Wir fragen, wer giebt denn eigentlich den Herren das Recht, den Arbeiter ungerechter Weise zu behandeln und zu drücken? Der Verleger hat eigentlich doch nur eine sehr untergeordnete Er empfängt das Material vom Kaufmann,

weigen fennt. Freilich sehen unsre blühenden Ortschaften, vertheilt es an die Arbeiter, liefert die fertige Waare ab, zahlt