lamentarischen", vollkommen begreift,- besser als die Herren Nationalliberalen und Fortschrittler, die sich zu der Erkennt niß dieser einfachen Wahrheit nicht emporzuschwingen vermögen. So jubeln die guten Leutchen jetzt über ein soeben für den Nordbund veröffentlichtes Gesetz ,,, das die Gleichberech= tigung aller Confessionen" in bürgerlicher und staatlicher Be ziehung verkündet.
Da die ,, Gleichberechtigung aller Confessionen" seit Jahrzehnten in Preußen und den übrigen Staaten des Nordbunds verfassungsgemäß besteht und Hr. v. Mühler ruhig im Amt bleibt, so liegt der einzige Werth besagten Gesetzes darin, die Norddeutsche Bundesmakulatur um ein Stück Papier " zu
vermehren.
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Uebrigens beginnt doch selbst in den Köpfen der preußischen Spießbürger die Ueberzeugung aufzudämmern, daß der norddeutsche Parlamentarismus blos ein jämmerlicher Humbug ist. Die„ Bossische Zeitung", das unter dem Berliner Mittelstand am meisten gelesene Blatt, welches sich keiner der ,, liberalen" Kliquen angeschlossen hat, enthielt vorige Woche einen bemerkenswerthen Leitartitel, der dieß unverblümt ausspricht. Nach Erörterung der Frage, welche Folgen etwa die Vorgänge im ,, Reichstag " in Belgien und England gehabt haben würden, fährt das Blatt fort: ,, Aber wir machen solche constitutionelle Ansprüche nicht und können sie auch nicht machen, denn in der That haben wir keine Verfassung mehr die Verfassung des Norddeutschen Bundes ist eine Geschäftsordnung; denn ihr fehlen nicht nur große und wichtige Verwaltungszweige, sondern auch die constitutionell unentbehrlichen Grundrechte, Verfassungsgarantien und das verantwortliche Ministerium, sie ist eine lockere und oberflächliche Anordnung für den Geschäftsverkehr zwischen den Bundesregierungen und der Volksvertretung nicht beschränkt durch konstitutionelle Paragraphen, tritt die Persönlichkeit in ihr Recht, die Verfassung des Norddeutschen Bun des ist Graf Bismard. Und was Graf Bismard auch anfangen mag, aus seiner Natur kann er nicht heraus wo feine Person zur Geltung kommt, nimmt er die angeborenen Vorstellungen des preußischen Junkerthums, wenn auch unter anderen Formen, mit; von dem übrigen Deutschland hat er bei jeder Gelegenheit eine möglichst niedrige Meinung ausgesprochen; er kennt nur die materiellen Mittel Preußens zur Lösung einer nationalen Aufgabe, von den sittlichen und geistigen hält er nichts; statt auf die Wiedergewinnung der entfremdeten Glieder der Nation, ist sein Augenmerk mehr auf die Vergrößerung der Hohenzoller'schen Hausmacht gerichtet!"
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sich nämlich fortwährend und schon liefert Süddeutschland , namentlich Baden, ein starkes Kontingent nach Berlin ."
Man sollte nun eigentlich denken, der Nordbund sei ein wahres Paradies der Soldaten. Sonderbarer Weise scheinen die Soldaten anderer Ansicht. Die ,, Augsburger Allgemeine Zeitung" bringt unter der Ueberschrift: Der Selbstmord im norddeutschen Bundesheer einen Artikel, der folgende statistische Tabelle aufstellt:
Es kam jährlich ein Selbstmord im norddeutschen Bundesheer( 1868) auf ca. in Dänemark ( 1845-56)
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2238 Individuen
3900
"
11
"
5000
"
" 1
"
11
8800
11" 1
"
Baden( 1852-55)
9000
" 1
"
11
" 1
11
9000
"
" 1
11
Preußen( 1849-52)
9000
"
11
" 1
"
8784
"
" 1
17
11
10000
"
""
"
" 1
"
11
" 1
" 1" 1
15000 15000 17800
" 1
" 1
"
"
11
11
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Das Blatt fährt fort: ,, Da nun z. B. in Frankreich drei männliche Selbstmorde auf einen weiblichen kamen( in Würt temberg jogar 4, 4 männliche auf 1 weiblichen), so ergiebt eine einfache Rechnung, daß ebendaselbst auf ca. 6666 männliche Personen ein Selbstmörder kam( dagegen erst auf 20,000 weibliche Personen eine Selbstmörderin), und jetzt erst können wir vergleichen, und können sagen, daß der männliche Selbstmord im norddeutschen Heere beinahe dreimal stärker ist als in der männlichen Bevölkerung des französischen Reichs. Freilich auch so noch ist das Verhältniß kein reines, schon darum, weil unser letztes französisches Zählungsjahr um 14 Jahre hinter dem norddeutschen zurückliegt." Indem endlich das Blatt konstatirt, daß im norddeutschen Heere auf 1458 Gestorbene 134 Selbstmörder, also auf 11 Todesfälle ein Selbstmord kommen, schließt es den Artikel mit den Worten: ,, Woher nun aber, so fragen wir, jenes schauerliche Verhältniß? Vor einigen Tagen haben wir, noch ohne Kenntniß desselben, die Wissenschaft der Statistik eine ethische Nationalmathematik genannt; wir haben einen traurigen Grund mehr, diese Benennung heute zu wiederholen. Unter nicht ganz 11 Todesfällen ein Selbstmord das streift an Wahnsinn."
Diese Statistik ist nicht vollständig; es wäre vor Allem
Welche Jeremiade indeß die„ Boſſiſche Zeitung" nicht hin- nöthig nachzuweisen, wie sich in den einzelnen Bundeskontigendern wird, dem Grafen Bismard eine Lobhymne zu singen, falls er nochmals den ,, nationalen" Klepper besteigen sollte.
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,, Sparen" ,,, Sparen" ist fortwährend die Losung in Berlin . Natürlich ,, Sparen", wo es dem ,, Militärstaat" keinen Abbruch thut. Man spart" so eifrig, daß z. E. die Bundestelegraphenbureaux, deren Beamtenpersonal auf das Minimum herabgespart worden ist, die einlaufenden Depeschen nicht mehr befördern können, und Telegramme oft später anlangen, als gleichzeitig aufgegebene Briefe. Freilich, da auch im Postwesen die nämliche„, Sparsamkeit" herrscht, wird das richtige Verhältniß zwischen Telegraphen- und Post- Geschwindigkeit wohl bald wieder hergestellt sein.
Desto fröhlicher entfaltet sich der Militärstaat". Nach halbgintlichen Andeutungen soll der Etat pro Kopf des norddeutschen Bundessoldaten mindestens um 10, vielleicht aber auch um 15 Thlr. erhöht werden. Das würde die fleine Summe von 3-4½ Mill. Thlr. jährlich ausmachen. Vielleicht wächst aber, bemerkt dazu der Berliner Korrespondent der„ Frankfurter Beitung", der Appetit noch, ehe die Mahlzeit angerichtet wird. Es wachsen ja die Bedürfnisse für Alles. Unser Kadettenhaus, das einen Flächenraum von 8 Morgen hat, soll bekanntlich bergrößert werden; ein Terrain auf Charlottenburger Gebiet bon 16 Morgen Größe war für die neuen Gebäude bestimmt. Jest soll, wie es heißt, der Bau nicht begonnen werden, weil 16 Morgen nicht ausreichen. Die Zahl der Kadetten vermehrt
ten die Zahl der Selbstmorde vor dem Eintritt in den Nordbund zu der Zahl der Selbstmorde nach dem Eintritt verhält. Was Sachsen anbelangt, so ist es eine landkundige Thatsache, daß die Zahl der Selbstmorde unter den Soldaten sich seit Einführung des preußischen Militär= Reglements haarsträubend vermehrt hat.
Aus Darmstadt schreibt man: ,, Es ist wahrlich kein
Vergnügen, über unsere Kammerverhandlungen zu berichten, namentlich wenn man, wie heute, die schimpfliche Thatsache mitzutheilen hat, daß die Prügelstrafe, welche im Großherzogthum gefeßlich unzulässig war, von Preußen aus wieder importirt wird, wenn auch nur für das Militär, und daß unsere Abgeordneten die Schamröthe kommt mir fast in's Gesicht sich nur mit 6 Ausnahmen der ,, Nothwendigkeit" fügten. Nur Dumont erklärte, wenn ihm je ein Prügelfall zu Ohren komme, das Kriegsministerium wegen Ungesetzlichkeit Die Nationalliberalen zur Rechnung ziehen zu wollen.
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ſtimmten natürlich für Brügel, sie kommen ja aus dem Staate
des deutschen Berufes, und was von dort kommt, ist vortrefflich."
Die Hessendarmstädter mögen sich trösten. Es ist doch ein schönes Ding um die Einheit, und wäre es nur die Einheit des Stockes. Wir in Sachsen können auch ein Liedchen von der Einheit" singen. In das einheitliche" Gesetzbuch,
welches für den Nordbund ausgearbeitet wird, ist die Todes=