geschworenen Feinden der Gewerkschaften, lassen sein Verhalten im Klarsten Lichte erscheinen und bedürfte es noch eines Commentars, so genügt wohl die Aeußerung des Hrn. J. Röthing in Leipzig , die er auf die Anfrage: wie sich der neuzubegründende Allgemeine Deutsche Arbeiter Verein zu den Gewerkschaften verhalten werde? gegeben hat. Hr. Röthing hat gesagt:„ Da dieselben einmal bestehen, so werden sie vorläufig auch forterhalten, es wird aber auf ihre Auflösung hingewirkt werden." Hr. Röthing ist sonst immer gut unterrichtet von dem Vorhaben der Partei.
Dies die Aussagen des Hrn. Frizzsche, auf Grund deren der Ausschuß beschlossen hat, die Steuer zur Verbandskasse so lange zurückzuhalten, bis durch eine Generalversammlung des Allgemeinen Arbeiterschafts- Verbandes der Streit zwischen Hrn. Frißsche, resp. dem Allgemeinen Tabak- und Cigarrenarbeiter: Verein und Hrn. Schweizer entschieden ist.
Für den Ausschuß: F. Wirth, Geschäftsführer.
In der letzten Nummer des ,, Flugblatts": An die deutschen Sozialdemokraten schreibt Hr. Levien, eins der aus dem Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein ausgetreteneu Mitglieder:
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Die Krone wurde dem Treiben Schweizer's aufgesetzt an= läßlich der Generalversammlung zu Barmen- Elberfeld . Viele Mitglieder jener beiden Derter, die nach allen Anzeichen dazu vorbereitet worden sind), kamen, mit Prügeln, dicken Maschinenriemen n. 5. w. bewaffnet in die höchste Versamm lung des Vereins; durch Geschrei und Drohungen juchten sie die Deligirten, die anderer Meinung als sie waren, zu be einflussen, ja wie mir ein Augenzeuge, der wegen seiner Kaltblütigkeit in Gefahren bekannt ist,( Serr Berl) berichtete, ist es nur einem Zufall zu verdaufen, wenn nicht mehrere dieser Delegirten ihre Ansicht haben mit dem Leben bezahlen müssen. So schmählich wagte ein einzelner Ort durch einen Theil durch einen Theil feiner beeinflußten Mitglieder gegen den Verein, der bei ihm zu Gaste war, aufzutreten. Hr. v. Schweizer , dessen Präsidentenpflicht es war, die Organisation sammt der Generalversammlung nicht schädigen zu lassen, hat statt dessen dieses Verfahren belobhudelt. Es wird der Generalversammlung die Lebensluft genommen, wenn man ihr Gewissens- und Redefreiheit nimmt. Herr v. Schweißer hat somit schon damals das wesentlichste Stück der Organisation bei der Gurgel gepackt. Wird man sich wundern, wenn die Gemeinden ihre Delegirten außer mit Reisegeld auch mit Revolvern und Todtschlä= gern zur Generalversammlung schicken?!
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,, An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen." Als Seitenstück zu obigem Sittenbild theilen wir nachstehende Correspondenz aus dem letzten ,, Botschafter" mit:
Samburg. Wir Unterzeichneten halten es für unsere Pflicht, unseren auswärtigen Collegen über die letzten hier stattgehabten Vorgänge einige Aufklärung zu verschaffen; zumal man es schon versucht, mit Hülfe einer gewissen Zauberlaterne, absichtlich verzerrten Bildern und falscher Beleuchtung einen Narrentanz über die hiesigen Vorgänge in der Oeffentlichkeit aufzuführen.
Der Sachverhalt ist folgender:
Als am Montag Morgen das Flugblatt ,, An die deutschen SozialDemofraten" mit der Erklärung Fritzsche's erschien, waren alle Bande, welche die eifrigen Lassalleaner an Fritzsche knüpften, zerrissen. Da man seiner politischen Meinung nicht beikommen konnte, so wurde seine Stellung zum Verbandspräsidium in Angriff genommen und über diesen Punkt wollte man ihn in der Mitgliedschaft verurtheilen. Es wurden
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Am Mittwoch Abend sollte die Versammlung abgehalten werden. Der Bevollmächtigte war während der Zeit schlimm erkrankt und übertrug den Vorsitz dem Cassirer; dieser eröffnete die Versammlung mit der Bemerkung, daß morgen wieder eine offizielle Versammlung stattfinden werde, in welcher der Präsident erscheinen werde. Da erscheinen einige bekannte Redner; da sie nicht Mitglieder des Vereins sind, so wird dafür, und wissen es dahin zu bringen, daß ihnen Einlaß gewährt wird. ihnen der Einlaß verweigert. Mehrere in der Versammlung sprechen Sierüber erbittert, legt der Cassirer den Vorsitz nieder und es hört jede Controle an der Thür auf. Arbeiter der verschiedensten Branchen füllen den Saal und fassen endlich ein Mißtrauensvotum ab, welches an den Ausschuß geschickt worden ist. Welchen Werth dies abgesendete Telegramm hat, ist nach Kenntniß der Vorgänge wohl Jedem erklärlich.
Als der Cassirer den Vorsitz abgegeben, hatte er sich um weiter Nichts bekümmert und auch leider vergessen, die nächste Versammlung bei der Polizei anzumelden. Dies wußten die Wüthenden sehr gut; sie wollten Fritzsche zwingen, nicht in der Cigarrenarbeiter- Versammlung, Donnerstag Abend der Präsident hierher tam und die Versammlung sondern in der des Allg. deutschen Arbeitervereins zu sprechen. Als nun eröffnete, so standen Controleure an der Thür; man wollte sie weg drängen, aber sie ließen sich nicht vom Fleck bringen. Darauf wurde das allergemeinſte Mittel in Anwendung gebracht: man ging zum Wirth und sagte ihm, daß die Versammlung nicht polizeilich angezeigt sei und er ſelbſt in sehr hohe Strafe kommen tönne u. f. w. Hierau hatte der Wirth nichts Eiligeres zu thun, als die Controle von der Thür zu ent fernen. Jetzt hatten die Wüthenden freies Spiel; der Allg. deutsche Arbeiterverein hatte an demselben Abend unten im großen Saal Ber ſammlung; es wurden verschiedene Posten ausgestellt und Jeder, der als tüchtiger Tyroler oder Schweizer Scharfschütze bekannt war, wurde nach Oben geschickt. Auf diese Weise wurde die Mine gefüllt; es fehlte nur der Funke, um die Katastrophe herbeizuführen.
Dies sollte auch nicht lange ausbleiben; es meldete sich der bekannte Dresdener Richter zum Wort; der Präsident erwiderte, es sei eine Mit glieder- Bersammlung und da Richter kein Mitglied sei, könne er das Wort nicht erhalten. Dies war für die Wüthenden das Signal; es erhob sich ein Höllenlärm, der Präsident schloß die Versammlung und wollte sich entfernen. Die Rädelsführer, die das ganze Werk in Szene gesetzt, rückten in geschlossener Colonne vor, trennten den Präsidenten von den übrigen Bereinsmitgliedern und führten ihn gewaltsam durch mehrere Zimmer eine Treppe hinunter in den großen Saal. Hier wat natürlich geheimer Jubel darüber, den Verhaßten, der an der Unfehlbarkeit des Dr. Schweizer gezweifelt, hergebracht zu sehen.
Zur Ehre unseres Vereins sei hier gesagt, daß es keine Vereinsmit glieder, wenn auch Cigarrenarbeiter waren, welche sich diese schimpfliche Handlungsweise haben zu Schulden kommen lassen. Gemein und schimpflich war es; es war die Bestie, wenn sie entfesselt wird. Dieser ist es natürlich gleichgültig, auf wen sie sich stürzt, und wäre es ihr Wohlthäter und Freund; wenn nur ein Spiegelberger es versteht, durch ein paar hingeworfene Phrasen sie aufzureizen.
Nachdem man nun den Mann, der so viel für Andere gewirkt, gestoßen, geschlagen, abgerungen, ihm die Kleider zerrissen und ihn endlich auf die Tribüne geschleppt hatte: da jetzte er seinen ganzen Stolz jenen unwi digen Subjekten entgegen, indem er erklärte:„ Ich halte es unter meiner Würde, hier ein Wort zu sprechen; gezwungen werde ich es
niemals thun."
Die
Hierauf durfte er sich entfernen, aber nur er allein; die Arbeiter sollten nicht mit. Da tamen die Wüthenden aber schön an. Bereinsmitglieder nahmen den Präsidenten in die Mitte und so ging durch die Stadt.
Die Versammlung am nächsten Tage in Altona war, wie alle unsere geschlossenen Vereinsversammlungen, ruhig und ordentlich; hierüber
werden jedoch die Altonaer berichten.
Dies ist nun der wahrheitsgetreue Hergang der Sache und bitten wir die Redaktion des„ Botschafter", denselben in nächster Nummer zu Abdruck zu bringen, damit unsere auswärtigen Freunde wissen, sie sind.
worall
J. H. Flügger und C. Timmann( Controleure). C. Beiß wenger. G. Hoffmann. H. Schutze. H. Fückoff. W. Hoffmann. C. Borbecker. Carl Paulfe. ( Fortsetzung im Hauptblatt.)
Anzeigen.
fofort Unterſchriften gesammelt, um eine Berfammlung anzuberaumen. Deutscher Arbeiterbildungs- Verein
Der Bevollmächtigte wurde zu einer Conferenz der übrigen Bevollmäch tigten berufen, ihm dort die ganze Sachlage vorgestellt und er auf Grund dessen ersucht: erstens sofort eine Versammlung anzuzeigen, zweitens ein Mißtrauensvotum gegen Fritzsche mit zu unterzeichnen. Der Bevollmychtigte, welcher nach genauer Erwägung einsah, daß Widerstand gegen die Versammlung nutzlos fein würde, willigte ein, verweigerte jedoch seine Unterschrift. Es ist ihm dies gewiß nicht leicht geworden, denn er tam an die Arbeit wie ein abgehetztes Reh, ohne im Stande zu sein, weiter zu arbeiten.
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Verantwortlicher Redakteur: W. Liebknecht. ( Redaktion: Brausir. 11).
Druck und Verlag: F. Thiele. Expedition: Peterstraße 18.