Fretheil

Daniale

Nummer 61-1. Jahrgang

Einzige unabhängige Tageszeitung Deutschlands

Saarbrücken, Mittwoch, 30. August 1933

Chefredakteur: M. Braun

Dem Gaskrieg zu

Deutschland   rechnet mit baldigen Luftkämpfen

Auf der Leipziger Herbstmesse, von der man annehmen sollte, daß sie nur mit Handelsgeschäften und nicht mit den Plänen der Generalstäbe zu tun hat, ist diesmal auch eine Luftschußaufstellung errichtet worden. Es werden bte Luftrüstungen fremder Staaten durch Bilder und Tabel­len erläuter. Besonderer Wert wird darauf gelegt, die Be­brohung Deutschlands   durch diese Darstellung klar zu machen. In einer zweiten Abteilung der Ausstellung werden die Mittel zum Schuße der Zivilbevölkerung gegen Luftangriffe gezeigt.

Ein großer Luftschukkeller soll demonstrieren, wie man fich vor den Wirkungen von Gaß und Sprengbomben fchüßen kann. Es wird ferner gezeigt, wie Bodenräume und Kellerräume gegen Gas gesichert werden können. Einen breiten Raum nehmen die Gasschußgeräte ein. In einer Sonderschau wird behördlich anerkannte Fachliteratur über den Luftschutz vorgelegt.

Aufruf

Diese öffentliche Ausstellung, deren Veranstalter mit Be­hörglicher Genehmigung arbeiten, ermutigt uns, auch einiges aus unserm Material zu veröffentlichen. Wir dürfen wohl erwarten, daß man uns so wenig des Landesverrats bezich­tigt wie die Ausstellung in Leipzig  .

Nach zahlreichen uns zugegangenen Berichten stehen große Teile des deutschen   Volkes geradezu in einer Luftschutz­psychose. Das ganze Land ist mit einem dichten Netz von Luft­schutzgruppen überzogen. Berlin   ist in soviel Luftschüßorts­gruppen eingeteilt, wie die Stadt Polizeireviere hat, Der Bezirk der einzelnen Luftschußortsgruppe decht sich mit dem Bezirk des zuständigen Polizeireviers. Das gibt die Möglich feit, mit polizeilicher Unterstüßung unter starkem behörd­lichem Druck die Luftschutzorganisation in der ganzen Stadt lückenlos durchzuführen. Vor uns liegt ein Flugblatt, das in alle Häuser getragen wird. Es zeigt, wie ein großes Luft­geschwader über eine deutsche   Stadt fliegt und hat folgenden Text:

Die Luftgefahr ist nach den Worten der Abrüstungskommission des Völkerbundes eine wahre Todes­gefahr für diejenigen Völker, die, ruhig schlafend im Vertrauen auf die Wirkung internationaler Abmachung, die rechtzeitige Vorbereitung von Schutz- und Abwehrmaßnahmen versäumen".

Die Sicherheit des deutschen   Volkes erfordert also, daß wir schon jetzt alle Möglichkeiten ausschöpfen, die geeignet sind, die Luftgefahr zu verringern.

Der Luftschutz der Zivilbevölkerung kann nur auf dem Wege des Selbstschutzes durchgeführt werden, da die Eigenart des Luftschutzes es bedingt, daß die Behörden nicht allein die notwendigen Schuhmaßnahmen durchführen können. Es ist die

Mitarbeit der gesamten Bevölkerung erforderlich,

wenn das große Werk gelingen soll. Jeder einzelne muß wissen, wie er sich im Augenblick der Gefahr zu perhalten hat und welche Schutzmaßnahmen er im eigenen Heim treffen kann.

Im Einverständnis mit der Regierung hat der neu gegründete

Reichsluftschutzbund

diese Arbeit der Aufklärung über die drohenden Gefahren und den Unterricht über die zu treffenden Schutz­maßnahmen( Splitterschutz, Hausgasschuß und Hausbrandschutz) übernommen.

Stempel:

Jeder unbescholtene Deutsche kann Mitglied des Reichsluftschutzbundes werden( Beitrag nach Selbst­einschätzung) und kann sich in den neugeschaffenen Luftschutzschulen für den zivilen Luftschutz ausbilden lassen. Reichsluftschutzbund Bezirksgruppe XVIII Neukölln entgegen: das zuständige Polizeirevier.

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Reichsluftschutzbund   e. V. Landesgruppe Groß- Berlin e. V. Nähere Auskunft erteilt und Anmeldungen nimmt

In anderen Polizeibezirken ist dieselbe Drucksache verteilt

worden.

In zahlreichen Städten wird in jedem Hause ein Gas­Luftschußwart ernannt. Auf den Universitäten ist die Be­fchäftigung mit dem Luftschutz besonders start. Die Studies renden der Medizin werden zu Kursen zusammengefaßt, um für ärztliche Hilfe bei Luftangriffen ausgebildet zu fein.

Die Studenten werden verpflichtet, mit keinem Ausländer

An die Deutschlandilleger Kampfrede Görings

Berlin  , 29. Aug. Gegen Mitternacht erschienen Reichs minister für Luftfahrt Göring und Reichswehrmini fter v. Blomberg   zu der Nachfeier des Deutschlandfluges

im 300.

Reichsminister Göring   hielt eine oft von stürmischem Beifall unterbrochene Ansprache. Vor Monaten, so sagte er, habe er es sich als höchstes Ziel gesetzt, die deutsche Luftfahrt wieder aufzubauen. Der deutsche   Flugsport werde ein wichtiger Bestandteil sein im Ringen um die Anerkennung, daß all das Vergangene

Stempel:

216. Polizei- Revier Berlin- Neukölln, Kaiser- Friedrich- Str. 193/194. und mit keinem Nichtarier über die Maßnahmen zu sprechen. Deutschland   baut sich zu einer großen Luftwehrfestung aus. Wir können nicht annehmen, daß das alles nur Spiele sind, um die Massen zu beschäftigen. Der Eifer, den Luftschuß bis ins letzte Dorf zu organisieren, deutet darauf hin, daß man mit dem Ernstfall rechnet. Dieser Ernstfall aber wäre ein Luftkrieg, dessen Folgen vernichtend sein müßten. In Wirk lichkeit gibt es feinen Schuß gegen Luftangriffe. Notwendig ist ein Politik, die den Krieg verhindert.

alten Kämpfer in verantwortungsvolle Poften an berufen. " Darum will ich auch," so fuhr der Minister fort, einen alten Rämpfer ehren." Ein Sturm der Begeisterung ging durch den Saal. Dem bekannten Sportflieger Siebel wurde auf Grund seiner jahrzehntelangen aufopfernden Tätigkeit euf Grund seiner jahrzehntelangen aufopfernden Tätigkeit in der Sportfliegerei die Ehrenbezeichnung eines Geschwaderführers verliehen. Minister Göring   sagte abschließend, er habe die deutsche Luftfahrt nicht um ihrer selbst willen unterstügt, sondern um des deutschen   Vol: kes und Vaterlandes willen, und es sei nots wendig, daß dabei jeder seine ganze Kraft einfege.

nicht vergessen werde. Der Deutschlandflug 1933 jei Der Adler fliegt! nicht mit früheren Wettbewerben zu vergleichen. Nicht die Einzelleistung sollte im Vordergrunde stehen. Die Leistung einer Gesamtheit stehe turmhoch über der Leistung eines ein: zelnen, da diese meistens von Zufällen und vom Geld ab­hänge. Er werde dafür sorgen, daß nur noch erstklassiges Ma­terial den Fliegern an die Hand gegeben werde. Wer sein Leben einsetze, für den sei auch das beste Material gerade noch gut genug. Aufrichtiger Dank gebühre denen, die nie loder gelassen hatten, die deutsche Luftfahrt wieder hochzu: bringen, und er habe, als er vom Führer den Auftrag als Luftfahrtminifter erhielt, es für seine Pflicht gehalten, diese

Aachen  , 28. August 1988. Oberpräsident Freiherr von Lünind hielt bei der Ein­weihung des Aachener Ehrenmals eine Rede, in welcher er das außenpolitische Programm des dritten Reichs" folgens dermaßen darlegte: Noch ist das Werk nicht vollendet, daß im dritten Reich" ein Adler seine Schwingen sparnt von Aachen   nach Wien  , von der burgundischen Pforte bis zum deutschen   Meer im Fernen Osen, von den Alpen   aur ifte, deutschen   Meer im Fernen Osien, von den Alpen zur ifte. Aber das Werk wird vollendet."

Man hält ebenso leicht den Gang der Erde durch den Himmel auf, wie die Geschichte lehrt, als

den Gang der Menschheit zu ihrer Vollendung durch die Gebiete der Wahrheit und des Rechts. Geister lassen sich nicht wie Mumien gegen die Gewalt der Zeiten ein­balsamieren.

Zschokke  .

..Der Staatszugehörigkeit verlustig..."

K.

In Deutschland   nicht doch im Hitlerland Wird mir die Heimat.... aberkannt. Da sag ich vor allen Dingen

Nur:" Göß von Berlichingen  !"

II.

Ich kann nicht finden, daß ihr mir Pein schafft­Ich fühle bloß:

Jezt bin ich eure schofle Gemeinschaft Los

Die Welt ist schöner in jedem Fall Fern von einem Hyänenstall. III.

Der Weltlauf hat seine Launen

Die Seele muß immer noch stannen. Sie weiß, wer heut in Deutschland   praugt, Und weß' er sich erkühnte:

Ein Hausknecht ist zur Ma jt gelangt, Der wildgewordne Bediente.

Er bricht( nach Trug und feigem Mord) Nicht Tafeln" nur das Ehrenwort. IV.

An seiner Seite geht ein Gauch,

Noch rußgeschwärzt vom Reichstagsrauch, Der Blutsadist mit dem deutschen   Bauch.

Was ist ein Kerl, der schamentblößt, Tückisch zugleich und plump Schuldlose vor den Richtblock stößt? Ein Lump.

In dieser Edlen Mitte

Erscheint der... nordische Dritte: Der frumme Krümel färglich kurz, Der Wotansfurz.

Spuckt Phrafen, ganze Eimer,

Ein unentwegter Schleimer.

VI.

Die haben die Stirn, nach frechen Verbrechen Andren das Deutschtum abzusprechen. Sie aaben Mördern den Fingerzeig, Förderten Grenel und lengneten feig Sie graben der deutschen   Ehre das Grab. Drum sprech' ich ihnen das Deutschtum ab. VII.

Deutschland  ! Kein winselndes Abschiedsweh! Liebe dich doch wie eh und je. Bin aus dir( nicht von dir) verbannt, Wende den Fuß nun anderwärts; Bist du dereinst nicht Hitlerland,

Drück' ich dich wieder ans hoffende Hers. VIII

Jezzo, bis euch die Ohren flingen, Nochmals: Göz von Berlichingen  !

Siege und Sorgen

Alfred Resi

D. F. Wir feiern soviel Siege in Deutschland  , daß uns zu nüchternen politischen Erwägungen nicht viel Zeit bleibt. Es war nicht mehr als recht, daß dieses über­glückliche deutsche   Volk einem seiner vielen Retter, dem alten Feldmarschall von Hindenburg  , zu dem einen ge­schenkten Rittergut Neudeck ein zweites Rittergut aus Staatsmitteln hinzuschenkte und die Steuern für alle Zeiten erließ. Daß diese Güter und Steuergeschenke nicht mehr dem alten Herrn, sondern seinem Sohne und seinen Enkeln zugute kommen, tut der Dankbarkeit keinen Ab­bruch. Ein Land, in dessen Gauen täglich vernichtende Schläge der Arbeitsschlacht gegen die Erwerbslosigkeit geführt werden, ein Staat, dessen Finanzen vor Gesund­heit nur so strotzen, muß seine siegreichen Führer durch reiche Dotationen ehren. Dem Verdienste seine Ritter­güter!

Indes sollte man sich doch zwischen all den Siegesreden auch einen Augenblick Zeit nehmen, die Welt zu sehen, wie sie ist. Als Reichskanzler Hitler   zur Fahrt nach Tannenberg   und von dort zum Niederwald startete, wußte er, daß urdeutsches Land, um in der Sprache unserer alleinechten Deutschen   zu reden, an die Welschen verraten worden ist. Man ließ in Ostpreußen   und am Rhein   die große Glocke des deutschen   Nationalismus dröhnen, aber man hütete sich wohl, den versammelten Massen auch nur anzudeuten, daß es zugleich ein Trauergeläute für Deutsch­Desterreich war. Man will Ostpreußen   für das Reich erhalten. Das ist für alle Deutschen   selbstverständlich. Man will die Korridorfrage lösen. Auch bas ist