Pariser   Berichte

Pariser   Straßenkalender

Henry Berenger  , der Vorsitzende der Senatskommiffion für auswärtige Angelegenheiten, der in Genf   die französ fische Auffaffung über das Raffenproblem vor dem Bölker bund darlegte, sprach im Theatre des Abassadeurs in einem großen Vortrage über Hitler   und Israel  : die Schlacht der Raffen". Berenger lehnte scharf die Verfolgung der Juden

ab.

Am Grabmal des unbekannten Soldaten find von jezt an alle Ansprachen verboten. Stille Andacht soll das Wort eriegen.

Die Affäre des früheren Pariser   Anwalts Bonnet, der in der Lyoner Gegend Frauen umgebracht haben soll, erregt als aweite Affäre Sarret" großes Aufsehen. Das Opfer Marie Moulin foll 10 000. Franten bei sich getragen haben.

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die ihm anscheinend der Löwenbändiger mitgebracht hat, und liest da folgendermaßen:

" Deutschland   ist auf dem Wege, wieder Macht und Ansehen in der Welt zu erringen. Das ganze französische   Volk empfindet heute, daß Europa   einer neuen Mächtekonstella­tion entgegengeht."

Das Weitere ist klar. Julius Streicher   und die Löwen des Zirkus Gleich werden die Welt erobern. Der in die Manege getretene Stürmer" schließt mit den Worten:

„ Die Wahrheit bricht sich Bahn. Es kommt der Tag, da peitscht das französische   Volk die jüdischen Kriegshezer und ihre marristischen Kriegshetzer mit der Hundepeitsche aus seinem Lande."

Der Boykott- Adjutant Hitlers   will also feine Kultur­bräuche, Juden mit dem Schilde Ich bin ein Jude" durch die Straßen zu führen, Mädchen die Haare abzuschneiden und Politiker mit der Hundepeitsche zu jagen, auch im Lande der Akademie Francaise   einführen. Selten ist die Hitlersche Gewaltmethode in Ansehung Europas   so deutlich geworden, wie an diesem frechen Zirkus- Beispiel. Baptiste.

An der Porte de Clignancourt and am„ Flohmarkt" is Betrug bel Mediziner- Prüfungen

diese Woche Marktfeft.

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Biolette Nozieres wurde bei einem Ortstermin in der Rue de Madagascar mit Zum Tode!"- Rufen empfangen. Mutter und Tochter gaben verschiedene Darstellungen der Stunden nach der Bergiftung. Violette lengnete ernent, Mits tüter zu haben.

Julius Streicher   führt Krieg

gegen Paris  

Die Gleichschaltung des Zirkus Gleich

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Der Zirtus Gleich ist viele Monate durch Frankreich  gezogen und hat dabei das Geld der Franzosen für feine Löwen- und Clown- Kunststücke nicht verschmäht. In der Heimat eingetroffen, ist man wieder in Anbetracht der Fest mark für die„ nationalsozialistische Revolution". Einer der Künstler des" Zirkus Gleich hat dem Stürmer", dem Revolverblatt bes Hitlerschen Boykott- Adjutanten Julius

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Die Prüfungen für das Externat an der mediat­nischen Fakultät von Marseille   wurden ab­gebrochen, nachdem ungefähr 20 Beschwerden über Betrug einliefen. Der Betrug wurde durch Kandidaten aufgedeckt, die gegen derlei Dinge Einspruch erhoben. Ob die Examina nach dem Abbruch der Prüfungen für ungültig erklärt wer den, steht noch nicht fest.

Die Fenster von Fécamp  

Die Abteikirche von Fecamp, am Aermelkanal  , hat alte Fenster. Diese Fenster sollen jest, als fie neu hergerichtet wurden, an einen reichen Amerikaner, eine sehr bekannte Persönlichkeit, verhöfert worden sein. Dafür habe man Nach­Auch sollen Nachahmungen, un­ahmungen eingesetzt. berechtigt vom Orginal gezogen, verkauft worden sein. Die Untersuchung bei einem Pariser   Antiquariat scheint ziemlich belastend gewesen zu sein, und wenn auch der Glaser, der die Scheiben einsetzte, der Antiquarin das beste Zeugnis ausstellt, die Geschichte der Kunstfälschungen scheint immer­hin um einen schönen" Fall reicher!

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Streider eine Darstellung über die Zustände in rant.

reich gegeben, die so ziemlich das Tollste darstellt, was man lesen fann.

Julius Streicher   benutzt die Zirkusgespräche fongenial zu einem neuen Feldzuge gegen das bekanntlich fulturell dem Untergang geweihte Frankenreich, indem er den Gleich­Mann in Nr. 45 vom November folgendermaßen erzählen läßt:

Noch vor einem Jahr wurde jeder, der sich in Frankreich  als Deutscher   bekannte, mit Verachtung angesehen. Seit Adolf Hitler   Kanzler des deutschen   Volkes ist, genießt der Deutsche   in Frankreich  , besonders in den Kreisen des einfachen Volfes, wieder Ansehen und Achtung. Ich habe fast nie beobachtet, daß das schaffende französische   Volt Deutsch­ land   haßt oder gar einem Krieg gegen Deutschland   das Wort redet. Die Kriegs- und Greuelhezer sind in der überwiegen­den Mehrzahl gar keine Franzosen. Es sind aus Deutschland  geflüchtete Juden und Marristen, die in den großen Kaffees von Paris   ihre Lügen ausbrüten. Aus dem Munde fran= zösischer Bauern, Arbeiter und Beamten kann man oft die Frage hören, wer denn eigentlich letzten Endes der Sieger des Weltkrieges sei. Das von Juden beherrschte Frankreich  mit seinen immer neuen Steuererhöhungen, Lohn- und Gehaltsabzügen, mit seinem Haufen streitender Parteien oder das Deutschland   der Einigkeit, das Land ohne Parteien­und Judenherrschaft.

Aus diesem Zitat ficht Frankreich   und der in Frankreich  Tebende Deutsche mit aller Deutlichkeit, wie das dritte Reith belogen wird. Die„ Gleichschaltung" des Zirkus Gleich ist da eine sehr lehrreiche Geschichte.

Der wadere Nürnberger   nimmt sich aber auch noch eine Nummer der„ Depeche de Toulouse" vom 28. Oktober her,

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Wie Max Reinhardt  Pariser   Regle führt

Mar Reinhardt ist in Paris   von einem Empfangs­tomitee feterlich empfangen worden, nachdem nunmehr die " Fledermau 3" am 24., vielleicht wirds auch einige Tage später, starten soll. Tristan Bernard  , Edouard Bourdet  , Jacques Copeau   und andere haben gesprochen. Zum Schluß erhob sich Max Reinhardt  . Sein Dank wurde ver­lesen.

Das offene Geheimnis ist nämlich, daß Max Reinhardt  , der in Parts Regie führt, fein Französisch spricht. Wie er sich aus diesen Schwierigkeiten ziehen wird, erfährt man aus einem Gespräch des Meisters, das Andre Frank veröffent­licht. Dieser Pariser, der ein bißchen Tirolerisch vom Inn

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und aus Salzburg   kann, hat Reinhardt am Boulevard Clichy beim Ausgang von einem Proberaum nach den Proben der Fledermaus" getroffen. Bald begleitete Reinhardt seine Worte mit weiten Gesten, bald legte er goethisch oder napoleonisch die Hand aufs Herz. Seine sehr flaren Augen beobachteten immer das Auf und Ab der Wagen auf der Straße.

Meine Truppe ist französisch, und ich verstehe bloß Deutsch  . Und doch, fie verstehen mich. Ich mache bloß Gesten. Ich berühre sie am Rande des Tertes, und alles wird ver= ständlich. Warum? Weil sie und ich einen besonderen Sinn befizen, den theatralischen Sinn, und eine gemeinsame Kraft: die Hingebung."

In einer Bar fuhr Reinhardt fort:„ Wenn ich meinen Geburtsort hätte wählen können, Wien  , die alte Feststadt, hätte mich betört. Aber Paris   hätte ich vorgezogen. Es ist bie wahre Theaterstadt. Wunderbare Schauspieler, Sänger, Musiker. Was Teufel hat man nicht daran gedacht, das Spiel der Schauspieler und die Gabe der Musiker zu ver­einen? Ihr habt so viel Konzerte und Theaterspiele. Der Pariser   Geschmack wird mich führen."

Mar Reinhardt lächelte: Ja, ich zögere nicht, mich auf französischen   Geschmack und mediterraneeischen Geist zu be­rufen in diesem Paris  , daß mich heute empfängt, wie ich mich darauf berufen werde dort unten in Italien  , dort unten in Benedig, wohin ich bald gehe."

Von der Fledermaus" fante Reinhardt, es sei eine Volks­mufit, eine allgemeine, fie binde alle Seelen. Zuerst batte ich an den„ Kaufmann von Benedig" oder„ Sommernachts­traum" gedacht. Nein, aber Musit tat mir not. Und sym­bolisch fast fand es sich, daß das Textbuch meines Werkes von den Franzosen Meilhac, und Halevy   ist und die Musik von Johann Strauß  ."

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