Pariser Berichte

Pariser Straßenkalender

Die Première der., Fledermaus" von Max Reinhardt   im Theatre Pigalle war ein sehr großer Erfolg im Rahmen eines Gesellschaftsabends. Max Reinhardt   erschien auf der

Bühne.

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Zwölf Kapitel des Manuskripts des letzten Werkes der

Erinnerungen

von Poincaré  : Au service de la France wur.

den zugunsten der Kinder- und Familienhilfe in Paris   ver­steigert.

In der Cité Universitaire   wurden drei neue Pavillons eröffnet: der der französischen   Provinzen, der nieder­ländische und das Collège espagnol.

Die Nebenabteilung der Arbeitsbörse in der rue du Bouloi in der Gegend der Hallen wird demnächst nach einem modernen Gebäude 67, rue Turbigo verlegt.

Die neue Métro- Linie 9 ist bis zur Endstation Porte de Montreuil( bisher nur Saint- Cloud- Richelieu- Dronot) vor­getrieben. Die neue Station Porte de Montreuil wird am 10. Dezember in Betrieb genommen.

Firmin Gémier  , der Mann des französischen   Volks­theaters, wurde in Saint- Amour( Jura) beigesetzt.

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Der Generalrat der Seine   ist zusammengetreten. Die Be­ratung beschäftigt sich mit Budget und Arbeitslosigkeit.

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Der wegen Frauenmordes in Lyon   verhaftete ehemalige Pariser   Anwalt Bonnet befolgt die ,, amerikanische Vertei­digung"; er leugnet alles und ersucht den Untersuchungs­richter, ihm die Schuld zu beweisen.

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Anton Kuh   spricht Sonnabend, 2. Dezember, 21 Uhr. anter dem Titel Die Metaphysik als Hausknecht" über das Deutschland   von heute im Deutschen   Klub( 64. Rue du Rocher). Gäste gegen Vorzeigung eines Ausweises zu­gelassen. Karten 12, 10, 8 und 5 Franken: für stellungs­lose politische Flüchtlinge 30 Karten zu 2 Franken reser­

viert.

Pariser   Hitler- Brief

Moral und Kinderkrankheit

M. Clément Vautel, der täglich mit Saperlipopette und ähnlichen Kraftausdrücken die Kultur als flammender Ritter verteidigt, stellt in einem seiner letzten Gänge fest, daß die Juden aus Deutschland   an dem schlimmen Turnier schuld sind. Der Boykott der Waren des bel Adolphe ist seiner An­sicht nach nur eine deutsche Judenmache das bißchen Kongresse in Genf   und London  , die Tätigkeit des Rabbiners Wise in Amerika  , die ausgestellten Schlangenköpfe in Haken­kreuzform, die man in England, Frankreich  , Holland  , Skan­ dinavien   sieht, zählen nicht. Auch die Tätigkeit des Inter­ nationalen Gewerkschaftsbundes   gilt nicht. Und die franzö­ sischen   Docker, die sich weigern, die Dampfer unter dem Hakenkreuz zu entladen, stammen aus der Grenadierstraße, wie?

Clément Vautel, der gute Stilist, vergißt auch nicht anzu­merken, daß die Juden d'outre Rhin die Fabel vom Bären und vom Gärtner nicht kennen. Bitte Beweis anzutreten. Ach doch, sie kennen sie seit langem. In Deutschland   nennt man so etwas nämlich: Bärendienste leisten. Aber auch die Gärt­ner wissen Bescheid. Weder lassen sich die deutschen   Emi. granten, ob Jude, ob Radfahrer, in die französische   Politik ein, noch braucht man sie da.

Wenn aber doch schon mal ein Berufener denn man kann natürlich nicht jedem Emigrantengeschwätz nachgehen in Paris   in den Aether   funkt, so geschieht es in einer unserer von Saperlipopette zu unterscheidenden Weise. So hat auf dem Bankett der von M. Vautel nicht geliebten französischen   Liga gegen den Antisemitismus Hellmuth von Gerlach   erklärt, daß er in seiner Jugend Antisemit gewesen ich keine hervorragenden Juden kannte. Als ich die Juden kennenlernte und sie mit den Antisemiten verglich, war es aus mit dem Antisemitismus. Der Antisemitismus ist wie eine Kinderkrankheit, wie der Scharlach, und wer ihn einmal ge. habt hat, ist immun dagegen."

Glaubt M. Clément Vautel, dessen Adjektive wir schätzen. daß solche Worte nicht auch ihre gute Moral ebenso wie die alten Fabeln haben?

sei. Er war nämlich als Sohn eines schlesischen Großgrund­besitzers geboren und wuchs in seine Umgebung hinein. Dann ist er aber nach England gekommen, und die englischen Freunde haben zu ihm gesagt: ,, Sie sind doch ein Gentleman. wie können Sie Antisemit sein?"

,, Sehen Sie," sagt Gerlach ,,, ich war Antisemit, so lange

Die Katholiken

und die Hiller- Regierung

Unmittelbar vor den Wahlen hatten die bayerischen Bischöfe. dem Beispiel des Kardinals Bertram. Erzbischof von Breslau  , folgend. einen Aufruf an die Bevölkerung erlassen, den die Presse völlig mit Schweigen übergangen hat.

In seiner Rede bei der Einweihung einer nationalsoziali. stischen Schule letzten Sonntag gab der bayerische   Minister­präsident Siebert seiner Meinung über die Haltung der Bischöfe klaren Ausdruck:

Ich war erschüttert. als ich sah daß die Bischöfe sich nur mit Vorbehalt dem Reichskanzler zur Seite stellten und in der zweiten Häfte ihres Aufrufs zurücknahmen. was sie in der ersten gesagt hatten. Die Tatsache, daß die Proklamation der Bischöfe die frohe Zustimmung. die der neue Staat fordert und von jedermann fordern kann. vermissen ließ. hat mich sehr betrübt Ebenso hat mich der Brief eines hohen Geistlichen tief verlegt. der erklärt hat. er könne dem neuen Reich nicht mit aufrichtigen Gefühlen anhängen, weil er glaubt, daß viele der Handlungen, die in letter Zeit unter­

Skandal um Weill  

In der Salle Pleyel hat es einen großen Shocking gegeben. einen Edelkrach um Curt Weill, den Mann der Dreigroschen­ oper  . Der von Hitler hinausgeworfene Musikus hatte neue Kompostionen von den Pariser Symphonikern unter Made­ leine Grey   spielen lassen, als der Skandal losging.

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Die Rote Robe", das bekannte Schauspiel des Kon­flikts des Staatsanwalts um einen Mord, ist fast ohne Ver­änderung verfilmt worden. Die Regie führte der junge M. de Marguenat.

Der interessante englische   Spionagefilm J'étais une espionne mit Madeleine Carroll   und Conrad Veidt  spielt in Belgien   1915 während der Kriegsbesatzung und be­handelt die Schicksale eines jungen Mädchens.

Maurice Chevalier   spielt wieder einmal seine Kavalierrolle in Monsieur Bebé".

Little Giant ist ein amerikanischer Gangster- Film nach der Abschaffung der Prohibition.

L'Epervier" mit Charles Boyer  , ein französischer Film nach Francis de Croisset  . behandelt das Leben eines ins Ausland geflüchteten russischen Aristokraten, der als Deklassierter endet.

Literaturpreis für Ausländer?

Anläßlich der Debatte um den Goncourt- und Femi­na Preis machen ,, Les treize", die bekannten Literatur­

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mes compendront" von Mme. Luc Valti von der Prüfung zurückgewiesen sei. Grund der Abweisung war. daß die Ver­fasserin ausländischer Herkunft ist.

,, Les treize" bemerken dazu: Es gibt eine Reihe Schrift­steller ausländischer Abstammung, die sich der fran­ zösischen   Sprache bedienen: besonders Schweizer   und Russen. Muß man nicht für sie, die Treize haben das schon öfter gefragt, einen besonderen Preis gründen?

Pariser Theater

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Man muß wissen, was die Salle Pleyel ist. Das ist die Phil harmonie im feinen Westen. samt Gürzenich und Gewand­haus, samt Abendkleidern, Rosetten und Unsterblichkeit. Mitten in dieser Gala erlebte der Verfasser der Dreigroschen­ oper   eine Erweiterung der Ballade Der bedeutende franzö­ sische   Komponist Florent Schmidt  . Tondichter von Quin. tette" ,,, Tragödie de Salomé", Psaume", erhebt sich plötz lich und ruft mitten im Stück..Heil Hitler!"

Das rief er zwar nun. im Gegensatz zu manchem deutschen  Schmidt, ironisch. aber immerhin mit dem Hinzufügen:..Wir haben in Frankreich  a genug schlechte Komponisten. wir brauchen nicht ne die ganzen deutschen   Juden", oder so ähnlich Na, der Saal stand auf, die Damen entsetzten sich. den Schreck können Sie sich denken.

Es sollte nun zwar nicht eine Kundgebung gegen Juden. sondern bloß gegen die schlechte Musik sein. Möglich, immer­hin, es ist der Ton, der die Musik macht, und dieser Ton war nicht gut

Die Musikgötter sagen, der neue Weill sei nicht so wunder­bar wie die Dreigroschenoper. Ich weiß es nicht, aber die Moral der Dreigroschenoper   ist mir ins Herz geschrieben. und darum schließe ich diese Epistel um Weill und Schmitt mit einer größeren, der Lessingschen Grabschrift für Vol. taire( gekürzt):

Der Herr verzeih in Gnade

Ihm seine Henriade.

Denn was er sonst ans Licht gebracht.

Das hat er ziemlich gut gemacht.

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Op. Comique. 8 h Tosca  , Cav. Rusticana.

Com. Française. 8 h Primerose.

Odeon. 2 h 30 Jeanne de Pantin, Le Joli rôle. 8 h 30 La Cagnotte.

Trocadero 8 h Le Trouvère.

Gaite Lyrique. 8 h 45 Le Pays de Sourire.

St. Ch. Elysées. 9 h Yvette et ses enfants, Lettre d'une inconnue. Stiopic et Mania.

Th. Pigalle 8 h 30 Opérette ,, La Chauve Souris"( Max Reinhard  ).

Dimanche, le 3 Décembre

Concerts Poulet 17 h 30( Th. Sarah Bernhardt  ), Chef Gaston Poulet  , sol Denise Levi( vicl.).

Concerts Pasdeloup. 16 h 30( Th. Ch. Elysées). Chef d' Orchestre Coppola, sol. J Thibaud( viol.). Opera. 3 h Argentinia( danses).

Op. Comique, 2 h 30 Barbier de Seville, 8 h Frasquitta. Com. Française. 2 h 30 La Belle Aventure, Sganarelle. 8 h Le Juif polonais l'Anglais tel qu'on le parle. Odeon 2 h 20 Jeanne de Pantin, Le Joli rôle. 8 h 30 Le Marchand de Venise

Trocadero. 2 h Les Contes d'Hoffmann  .

Gaite Lyrique. 2 h 45 Le Pays du Sourire. 8 h 45 Le Pays du Sourire.

St. Ch. Elysées. 9 h Yvette et ses enfants, Lettre d'une inconnue, Stiopic et Mania

Th. Pigalle. 8 h 30 Opérette ,, La Chauve Souris"( Max Reinhard  ).

Am Freitag abend. 24. November, spielte vor ausver­kauftem Saale im Palais des Beaux- Arts", Brüssel  , die Wilna  - Truppe unter der Regie von M. Mazo Kidusch- Ha­chem" Die Königin von Belgien   wohnte der ganzen Auf­führung bei und empfing in der Pause den Regisseur Mazo, dankte ihm für die hochkünstlerische Vorstellung.

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nommen worden sind. sich gegen den katholischen Bevölke land"; andere, weil sie kommunistische Propaganda in der rungsteil richteten.

Seit neun Monaten, schließt der bayrische Ministerpräsi­dent. habe ich bewiesen. daß ich gerecht bin gegen alle, die guten Willens sind. Aber ich versichere heute, mit der ge­wünschten Klarheit. daß alle Parteien vernichtet worden sind. Das neue Deutschland   wird mit niemand mehr die politische Macht. die es auf sein Volk ausübt. teilen. Die Zeit der politischen Parteien ist vorbei. aber die Zeit, da die Kirche sich mit Politik beschäftigte, ist auch endgültig vorbei.

Gründe 1er Scubaft

Die nationalsozialistische Zeitung Frankfurter Volksblatt" stellt einige der Gründe zusammen, die in der letzten Zeit gewisse Internierungen in das Konzentrationslager Osthofen  veranlaßt haben. Wir bringen hier die wichtigsten:

Sechs Personen des Kreises Alsfeld   wurden ins Konzen. trationslager gebracht weil sie eine antinationale Ge sinnung bewiesen haben: zwei andere, weil sie auf einer Reise erklärt haben, sie wollten sich nach Rußland   begeben, wo die Arbeitsbedingungen günstiger wären als in Deutsch­

Gegend des Arbeitslagers Homberg gemacht und ihre Kame­raden aufgefordert hatten, ihnen nach Rußland   zu folgen, ,, um bessere Zeiten zu erleben": ein Universitätsprofessor aus Gießen  , weil er in einem Brief an einen Kollegen die Reserve der SA.. der er beigetreten war herabgesetzt hatte; ein jüdischer Rechtsanwalt, weil er sich in unmoralischer Weise einem Christenmädchen genähert" hätte: zwei jüdische Kauf­leute, weil sie eine Haltung eigenommen hätten, die die Be­völkerung veranlaßte, gegen sie vorzugehen"...

Leipz'oer No iz

Aus dem Konzentrationslager wird der Zeuge Bernstein  vorgeführt. den der Major Weberstaedt vielleicht mit Taneff verwechselt hat. Auch Bernstein   trug im Winter einen langen dunklen Mantel, der. wie Torgler   meint. länger er­schienen sei. weil Bernstein   die Schultern hängen ließ. Der Präsident warf ein. daß er von dieser Eigentümlichkeit nichts bemerke Der Zeuge erwiderte... Ich war sechs Monate in Sonnenberg, und dort wird viel auf stramme Haltung ge­geben."