Die neues'e Revolution in China  

Die Kämpfe in der Provinz Fukien  

Zu den Ereignissen in der Provinz Fukien   wird ge meldet, daß Japan   an Fukien äußerst interessiert ist und die erforderlichen Maßnahmen ergreifen wird, falls Leben und Beliz japanischer Staatsangehöriger bedroht find. Die japanische Zeitung Nishinishi" schreibt, daß Japan   nötigenfalls von Formosa aus Kriegsschiffe ent: fenden werde. Dazu schreibt die Prawd a", die Rämpfe in Fufien felen die Auswirkung der Unzufriedenheit mit der Kuomintang. Die Jiwe stija" meinen, daß die ersten Zusammenstöße vermutlich an der Grenze von Fukien   und Kwangtung stattfinden würden. Die Bor gänge in Fufien könnten im inneren Kampfe in China  noch eine bedeutende Rolle spielen. Bedeutungsvoll ist, daß sich China   in einem Vertrag verpflichtet hat, in Fukien  nur den Japanern Konzessionen zu gewähren. Außerdem ist Fufien nur durch einen schmalen Kanal von der japanischen Insel Formosa   getrennt. Die japanische Presse beschuldigt Amerika  , daß es die 19. Armee unter: ftüge und eine Flotten- und Luftflottenbasis auf der Insel Tungsang, nahe Fukien, organisiere. Amerika   besitzt die Hälfte der Aktien der China National Aviation Corpo­ration, die die Flugzeugverbindung über Fukien nach Kanton organisiert und diese später bis Manila   ver: längern will.

Die amerikanische   China Weekly Review" schreibt, es gebe eine englisch  - französische Verständigung über Tibet  und die Provinzen Jünnan und Szetschwan, außerdem wahrscheinlich eine französisch- japanische Vereinbarung über die Provinz Riangli, doch über Awangtung und Fukien existieren feine Abmachungen. Ranton liege in der britischen   Einflußsphäre, sei aber für den amerikanischen   Handel als Markt von Wichtigkeit, und Japan   strecke auch dorthin seine Fühler aus. Und ebenso sei Fukien ein Konfliktsgebiet.

China   hat eine Regierung in Nanking  , die sogenannte Zentralregierung, bei der die fremden Gesandten beglaubigt find, eine zweite in& anton, von der Zentralregierung in allem Wesentlichen unabhängig, sie aber doch als oberste Autorität des Landes anerkennend, und daneben ein halbes Dutzend mehr oder minder selbständiger Militärmacht­haber. Jetzt ist eine neue Regierung dazugekommen, das etwa drei Jahre lang mit viel Mühe ausbalancierte Gleichgewicht der Kräfte ist zerstört, und wenn nicht alles täuscht, steht das unglückliche Land vor neuen gewaltigen Bürgerkriegen.

Die chinesische 19. Armee, berühmt geworden durch den heldenhaften Widerstand, den sie den Japanern 1932 vor Echanghai leistete, hat der Zentralregierung den Gehorsam gekündigt, die Provinz Fukien   für unabhängig erklärt und bereitet sich vor, zunächst auf Kanton und dann nach Nanking   zu marschieren. Das ist viel mehr als eine der üblichen Militärrevolten, wie sie von Zeit zu Zeit auch in den letzten Friedensjahren" immer wieder vor­gekommen sind. Die Erhebung der 19. Armee, das ist der Aufstand der zurückgesezten Fraktionen der Kuomintang, der chinesischen   Nationalpartei, gegen die

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in Nanking   regierende Clique, an deren Spizze General Tschangkaisch et steht. Alles, was unzufrieden ist, sam­melt sich unter ihrem Banner, von der äußersten Rechten bis zur äußersten Linken, von Huhanmin, ehemaligem Borsitzenden des Gefeßgebenden Rates und seit dem Jahre 1926 Wortführer des faschistischen Flügels der National­partei, bis zu Eugen Tschen, dem früheren Außenminister, der seinerzeit wegen seiner Sympathie mit den Kommu­nisten ins Ausland fliehen mußte. Von einer sozialistisch­tommunistischen" Richtung der neuen Regierung, wie schlecht unterrichtete Zeitungskorrespondenten faseln, kann nicht die Rede sein. Einer der Generale, die sich ihr angeschlossen haben, ist Paitschunghsi, der Mann, der im April 1927 die demonstrierenden Arbeiter in Schanghai   niederfartätschen ließ.

Den letzten Anstoß zum Aufstand gab die jüngste Wendung der Nankingregierung, ihre Versöhnung mit Japan  . Der Rücktritt des Finanzministers T. V.   Sung, von dem es heißt, daß er zu der neuen Regierung steht, war das Signal, auf das alle Unzufriedenen nur gewartet hatten. Und unzufrieden waren schließlich nahezu alle, die nicht direkt von Nanking bezahlt wurden. Unzufrieden sind die Generäle, die sich in der direkten Ausplünderung der ihnen ausgelieferten Gebiete durch die Zentralregierung immer­hin behindert sehen. Unzufrieden sind die Studenten und jungen Intellektuellen, weil die Regierung das Land an Japan   verrät. Unzufrieden sind die alten Kuomintangleute, die Tschangkaischek vorwerfen, er habe an die Stelle der Herrschaft der Partei die Diktatur einer Clique gesetzt und betrachte China   als sein Privateigentum. Unzufrieden sind vor allem die Massen, die Bauern und die Arbeiter. Der jüngste Feldzug der Regierungstruppen gegen die aufständischen Bauern in den sogenannten Sowjetgebieten ist ebenso gescheitert wie alle früheren. Die Bauern ver­teidigen den Boden, den sie sich genommen haben, mit solcher Kraft, daß die Truppen, unzulänglich besoldet, schlecht verpflegt und im Herzen cher auf der Seite derer, die sie niederschlagen sollen, als auf der Seite ihrer Kommandeure, entweder gar nicht recht kämpfen oder direkt überlaufen. Von den Steuerbeamten bis aufs Hemd ausgezogen, ge­zwungen, Soldaten, die ihn nichts angehen, zu ernähren, zu behausen, mit Zugtieren zu beliefern, selbst oft genug als Tragtier gepreßt, haßt der Bauer die Kuomintang um so tiefer, als er auf sie einmal alle seine Hoffnungen gesetzt hat. Sie hatte ihm versprochen: das Land dem, der es oflügt, und hat ihn schmählich betrogen. Sie hatte ihm Befreiung

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von den ungeheuerlichen Militärlasten verheißen und be­drückt ihn heute schwerer denn je zuvor.

1927 waren die Arbeiter die glühendsten Anhänger der Partei, in der sie den Anwalt aller Schwachen und Unterdrückten sahen. 1938 sind ihnen die elementarsten Rechte genommen. Ihre Gewerkschaften sind vernichtet, ihre Zei tungen verboten, ihre Führer ermordet oder im Kerker. Streiks sind selbstverständlich verboten.

Die neue Regierung hat das alte Programm der Kuomintang vom Jahre 1927 wiederaufgenommen. Sie will wieder energischen Kampf gegen den Imperialismus, was jetzt vor allem Kampf gegen Japan   heißt, sie gibt den Arbeitern das Streifrecht und will das Land der großen Grundbesitzer an die Bauern verteilen.

Wie die alte Kuomintang vor sieben Jahren die Massen aufrief, weil sie die Massen in ihrem Kampf um die Macht brauchte, so ruft jetzt die neue Regierung die Arbeiter und Bauern auf zum Kampf gegen die entarteten Verräter in Ranking. Es wiederholt sich das große Manöver von 1927. Denn daß es ein Manöver ist und nichts mehr, das zeigen allein die Namen derer, die da plötzlich ihr Herz für die leidenden Bauern und Kuli entdecken. Die Arbeiter­schlächter appellieren an die Arbeiter, die Bauernmörder spielen Volksfreunde! Sicherlich gibt es unter denen, die sich zur 19. Armee bekennen, auch aufrichtige Revolutionäre, echte Nachfolger Sunyatsens, des Gründers der National partei und Führers der chinesischen nationalen Revolution. Aber eine Volksrevolution, geführt von dem Vertrauens mann der Standard Oil, Offizieren, deren Hände von Bauernblut triefen, Generälen, die Tschanglaischek nur stürzen wollen, weil sie bei der Aussaugung des Landes zu furz gekommen sind eine solche Revolution ist unmöglich. Der Nachfolger Tschangkaischeks wäre nur ein neuer Tschangkaischet.

Es ist immerhin möglich, daß der neuen Regierung glückt, was in China   schon einmal geglückt ist: die Mobilisierung der Massen. Ob es ihr aber dann gelingen wird, die auf­gerüttelten Bauern und Arbeiter genau so wieder nach dem Sieg nach Hause zu schicken wie 1927, ist nach allem, was in diesen sieben Jahren in China   geschehen ist, durchaus nicht so sicher. Der neue Krieg der Generale und Politiker kann umschlagen in einen Volksfrieg gegen alle Unterdrücker der Nation.

Für den Gesamtinhalt verantwortlich: Johann Bis in Dud weiler; für Inferate: Otto Kuhn in Saarbrücken Rotationsdrud und Verlag: Verlag der Volksstimme GmbH., Saarbrüden Ebenstraße 5,

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Alexandra Feodorowna

Schuld und Sühne einer Kaiserin

Ein verblüffendes Beispiel für all das, was die unsinnige Institution des Monarchismus zustande bringt, liefert das Lebensschicksal der Alexandra Feodorowna  ", der letzten Zarin Rußlands  . Maurice Paleologue  , ehe­maliger Botschafter Frankreiche im zaristischen Rußland  , während des Krieges und einige Jahre vorher, erzählt es. ( Die deutsche   Uebersetzung seines Buches von Hans Roger Madol   ist jetzt im Universitas- Verlag, Berlin  , erschienen.) Maurice Paleologue   ist ein durchaus konservativ gesinnter Mann, Mitglied der französischen   Akademie, Diplomat, also eher geneigt, die Irrtümer eines Kaiserhofes zu übersehen und sich an seinem Glanz zu berauschen. Aber selbst er ver­imag nur Mitleid, ungeheures Mitleid" aufzubringen, wenn er sich auch bemüht, die politische Rolle der Alexandra zu vergessen. Jene aber war das Unheilvollste, was eine Frau, der mehr Macht in die Hand als Verstand ins Hirn gegeben wurde, ersinnen kann.

Der Vorgänger Rasputins  

Die Episode des Pilgrim" Rasputin  , sein Einfluß auf das Kaiserhaus und auf die Ereignisse in Rußland  , das alles ist bekannt Ihrer Unglaublichkeit verdankt sie es, immer und immer wieder in Roman und Film dargestellt zu werden, sie Elingt wie von einem erfindungsreichen Autor ersonnen, aber sie ist wahr. Und sie ist nicht einmal die erste ihrer Art im Leben des schwachen Baren Nikolaus II.   und seiner Gattin, der Deutschen  ", der hessischen Prinzessin. Vor Rasputin   gibt es einen Wundertäter aus non Philippe iaier, einen bens­jahr an in medizinischen Geheimlehren betätigt hatte. und diejes bewog ihn, nach Rußland  , nach Zarskoje Selo zu übersiedeln. Eine Fehlgeburt der Kaiserin zerstörte den Nimbus des Magiers nicht bei seinen Gastgebern, wohl aber beim Hof, und schließlich mußte Nizier in seine Lyoner Vorstadt und zu seinen früheren Patienten zurückkehren.

Rasputin  

Dann kam der für Rußland   unglückliche Krieg mit Japan  , die Geburt eines Prinzen viele Monate nach den Wun­bertaten des französischen   Schwindlers die Revolution, die Serie der Attentate gegen Minister und gegen den ver­haßten Großfürsten Sergius, der eine Schwester der Kaiserin zur Frau hatte, auch wie der Autor mit galanter Ver­schwommenheit schreibt ein feltsamer und schmerznoller Roman, der durch einen plöblichen Tod geheimnisvoll unter­brochen wurde", die beiden, im tiefsten Innern unficheren. jeder falschen Momantif raich unterliegenden Batten waren reif, fich neuerlich einem Menschen hinzugeben, der ihre Ent schlußunfähigkeit beeinflussen sollte. Diefer Mensch war ein einfacher Grigori fimowitsch Rasputin Muschit, Sohn eines Händlers mit gestohlenen Pferden. Rasputin  " ist eigentlich ein Spitzname, den der junge Gri­

gori von seinen Kameraden erhielt und bedeutet in der Bauernsprache Hurer, Völler, Lump". Nachdem er des ofteren von betrogenen Ghemännern verprügelt und einmal sogar auf dem Marktplatz seines fernen Heimatdorfes aus­gepeitscht worden, wurde er fromm und heilig. Er wurde Pilgrim und wanderte von einem Kloster zum anderen. Auf diesen Wanderungen gelangte er in das prächtige Zaren­schloß Barskoje- Selo." Ein Frauenverführer raffiniertester Art, hatte er doch im alten, ungebildeten, von Höflingen und Mönchen in seinem Aberglauben erhaltenen Rußland   den Ruf der Heiligkeit erworben. Bischöfe und Fürsten   führten ihn bei dem Kaiserpaar ein, den Bauern, den Einfältigen, mit dessen Lippen die Stimme der russischen Erde spricht."

Wie an Monarchenhöfen Politik gemacht wird

Rasputin   gewann Nikolaus und dessen Frau nicht etwa mit Schmeicheleien für sich, sondern durch seine Grobheit und Härte. In seinem religiösen Geschwäß war der Kern immer der Hinweis auf die Reue, auf den heilenden Wert der Trä­nen und die erlösende Tugend der Zerknirschung.

" Der Mann Gottes," eben dieser Rasputin, hält das Kaiserpaar durch ein Versprechen hin: ihm werde es ge= lingen, den jungen Barewitsch, von einer wahrscheinlich erb­lichen Krankheit, der Hämophitis", zu heilen er war ein Bluter", erlitt bei der geringsten Erschütterung und oft ohne Veranlassung Blutungen, die tagelang andauerten. Rasputin   trat an das Bett des Kranten, sagte Gebete auf und in manchen Fällen hörte die gefährliche Blutung auf. Ein­mal rettete er sogar tatsächlich den Thronfolger vor dem Verbluten, das die Aerzte für sicher hielten. Nun war seine Macht über den Kaiser und die Kaiserin unbegrenzt. Und er nüßte sie weidlich aus. Minister und Würdenträger aller Art frochen vor ihm, der Generalprofurator der Heiligen Synode, der Polizeidirektor, der Generaladjutant des Kai­fers traten gegen alle auf, die den Mönch zu verdächtigen wagten. Der Hof lebte nur in den Kämpfen für und gegen ihn. In den Tagen der Kriegserklärung war er nicht in der Hauptstadt, sondern in seinem sibirischen Heimatsdorf, wo ihm ein für ihn gewöhnliches Abenteuer passiert war. Eine Brostituierte aus Tobolff war ihm dahin gefolgt und hatte ihm, weil sie von ihm verlassen worden war, einen Dolch in den Unterleib gestoßen. Raum hatte er sich erholt, so inter­venierte er mit seiner Sehergabe" in der diplomatischen Politik jenes Auguftmonats des Jahres 1914. Er war gegen den Krieg. Er schrieb an den Kaiser Briefe, um ihn vor dem Krieg zurückzuhalten: Wir werden Deutschland  besiegen, ia, doch was wird aus Rußland   werden?... Trop inferem Sieg wird es feit Anbeginn der Zeiten fein furcht ares Martyrium geben als das Rußlands  . Es wird ganz in Blut ertrinfen. Sein Untergang wird vollständig sein!" Er hatte Buſammenfünfte mit Botschaftern. Er war fein Spion wohl deshalb, sagt der Autor, weil er größere Einfünfte hatte, als er verbrauchen konnte und weil er zu unfähig war, die entsprechende Doppelrolle eines Spions zu

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spielen. Aber er unterrichtete Deutschland   durch Mittels leute über die Geheimnisse der russischen Strategie und Diplomatie, was er in den privatesten Unterhaltungen er fuhr, plauderte er, besonders wenn er betrunken war, weiter. Er bestärkte die Kaiserin in ihrem Streben, die Autokratie immer mehr auszubauen und intrigierte selbst gegen die Minister, die den Kaiser in seiner Selbstherrschaft ein­schränkten. In dieser tragischen Situation einer Selbstherr­schaft ohne Selbstherrschaft" war dieser Rasputin der eigent liche Regent Rußlands  . Er ist es, der den Generalissimus, den Großfürsten Nikolaus, stürzte, und wenn der Kaiser sich hie und da den Forderungen des Mönches widersetzte, so er­scheint prompt die Kaiserin im Hauptquartier und bleibt hier solange, bis sie alles, was sie, das heißt eigentlich, was Rasputin   wünscht, erreicht. So werden im Kriegswinter 1916 sämtliche Ministerien besetzt und der Gesichtspunkt, von dem aus dies geschieht, ist: Er hat neue Ansichten. Liebt und verehrt unseren heiligen Freund... Dieser Umstand ist offensichtlich eine Gnade Gottes."

Der Kaiser befiehlt die Offensive so eine in der Rich­tung nach Riga  - an, wenn ihm die Kaiserin schreibt: Unser Freund ist diese Nacht mit einer heiligen Vision begnadet worden. Er bittet Dich darum, sofort die Offensive zu be­fehlen!" Oder eine Kriegsoperation wird unterlassen, wenn ,, unser Freund darauf besteht".

Wahnsinn und Verbrechen. Das Riesenreich, Millionen von Menschen sind in den Händen eines Betrügers und einer unter allerhand seelischen und moralischen Einflüssen schwach­finnig gewordenen Frau. Der Stares"( der heilige Mann) fühlt, daß es mit seiner Herrlichkeit bald zu Ende gehen muß. Er wagt es nicht mehr, allein auszugehen, glaubt sich auf der Straße ständig verfolgt, schrickt alle Augenblicke au­iammen.

Das Ende

Am 30. Dezember 1916 wird Rasputin   von einem jungen, eleganten Weltmann, dem Prinzen Jussupoff, ermor det, der dazu vier Romplicen aus seiner Gesellschaftsschicht zu Hilfe nimmt. Die Kaiserin ist, als sie die Nachricht hört, wie von Sinnen. Die Leiche des heilinen Freundes" wird in einer Ravelle am Rand des kaiserlichen Parks von Bars­toje- Selo begraben. Am 12. März des folgenden Jahres 1917 bricht die Revolution aus, am 15. März dankt der Raiser ab. Am 21. März wird die Familie Romanom" ver­haftet. A m 16. Juli wird sie im Erdgeschoß eines kleinen, niedrigen Hauses in Jekaterinburg  , usammen elf Personen, erschossen.

Das Ende dieser Familie ist gewiß schaurig, eines der furchtbarsten Dramen der Weltgeschichte. Aber wenn man bedenkt, was diese Familie in der Fülle ihrer Allmacht ange­richtet hat, um die Sinnlosigkeit eines solchen Regimes auf­rechtzuerhalten, wenn man ermißt, mit welcher Unverant­wortlichkeit Kaiser   und Kaiferin ihre Pflichten erfüllten, so wird man das Ende des letzten Barenvaares als eine un­usbleibliche und schließlich gerechte Sühne eines historischen erbrechens beurteilen.

Das Buch Paleologues ist weniger Softratich als Pincho­logie, weniger Sensationsroman obwohl alles, was der Autor erzählt, wie solches flingt als ein Beweis für das, was in einer Monarchie dank ihrer ureigentlichen Idee und Konstruktion möglich ist.