Straßburger   Wochenbericht

Emigrantendiskussionen

Strasbourg, 8. Dezember.

In der lokale Presse gabs in dieser Woche einige recht heftige Auseinandersetzungen über die Betätigung deutscher  Emigranten im Elsaß  . Man hatte dabei sowohl die beliebige Beschäftigung zum Zwecke des Broterwerbs im Auge, als auch die Tatsache der Mitarbeit verschiedener deutscher  Emigranten an hier erscheinenden Zeitungen. Trot einiger bissiger Bemerkungen, die mehr einem rein parteipolitischen Bedürfnis entsprungen sein dürften, als einer sachlichen Prüfung der delikaten Frage. darf man mit großer Freude konstatieren, daß die meisten an der Diskussion beteiligten Zeitungen das Problem einer durchaus gerechten Würdigung unterzogen, wobei Zeitungen, die der gegenwärtigen Regie­rung nahestehen, offen ihre Sympathie für die aus Hitler­deutschland vertriebenen Menschen bekundeten. Ja in einer Zeitung lobte man sogar die in der kommunistischen   Oppo­sitionspresse in Erscheinung getretene Mitarbeit deutscher  Emigranten. Ohne uns selbst berufen zu fühlen, mit fertigen Ratschlägen in der Emigrantenfrage hervorzutreten, geben wir unserer Freude Ausdruck, daß im großen und ganzen das Emigrantenproblem in der lokalen Presse von ge­ringen Ausnahmen abgesehen mit großer Objektivität behandelt wurde und ein gewisser Hauch von Sympathie für die Emigranten zu verspüren war, der geeignet ist, die Trostlosigkeit des Schicksals der aus Deutschland   Ver­triebenen ein klein wenig aufzuhellen. Dem Wunsche ver­schiedener Zeitungen, die Emigranten möchten sich an in­ternen Diskussionen möglichst nicht beteiligen und in lokalen Streitfragen die Arena den Einheimischen allein überlassen, können wir uns aus innerster Ueberzeugung anschließen. Wer gezwungen war, wegen seines politischen Kampfes Hitler­deutschland zu verlassen, wird sich ohne daß es ihm

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schwer fällt der notwendigen Zurückhaltung befleißigen können, die man in einem Lande als selbstverständlich vor­aussetzt, in dem er Gastrecht genießt.., Emigranten", die das nicht fertig bringen, liefern damit den Beweis, daß nicht immer politische Ursachen sie in die Emigration getrieben haben.

Das Wort eines Arbeiters

an

Ein elsässischer Arbeiter, Fritz Mäder, der am 12. August bei den Rheinregulierungsarbeiten einem deutschen   Kollegen das Leben rettete, dafür nun von seiner Organisation eine Belohnung erhielt. schreibt seine Corporation: ,, Ich wünsche nur, daß Deutschland   und Frankreich   sich so einig wären, wie wir Arbeiter am Rhein  , wo, wenn es not tut. einer dem anderen unter Einsatz des eigenen Lebens das Leben rettet, ob Deutscher   oder Franzose." Das ist das Wort eines Arbeiters. Die Taten der neudeutschen Politiker verfolgen allerdings ein anderes Ziel. Bis die Arbeiter aller Lander einig sind.....

AOK.

Der Mitgliederstand der Allgemeinen Ortskrankenkasse Strasbourg betrug am 2. Dezember 74 499. An Krankengeld wurden 232 769,05 Franken ausgezahlt.

Die Volkshochschule  

hat ihren winterlichen Abendschulbetrieb in vollem Umfang aufgenommen. Die Vorträge finden immer eine zahlreiche und interessierte Hörerschaft.

Im Theatre municipal

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kam die Operette Prince Chéri" zur Erstaufführung. Man Mit ,, La prophezeit ihr hier kein allzu langes Leben. maison d'en face" beginnt das Theatre des Nouveautés den großen Erfolg, den das Stück bei seiner Pariser   Uraufführung voriges Jahr erlebte, in Strasbourg   zu wiederholen.

Menuhin   und Richard Tauber

Zwei große Erfolge verzeichnet die Konzertagentur S. Wolff in dieser Woche. Mit dem berühmten Violinvirtuosen Menuhin   leitete man im ausverkauften Palais des Fêtes die Konzertwoche ein. Das Publikum überschüttete den jungen Künstler mit wahren Beifallstürmen. Am Donnerstagabend lockte Richard Tauber   in den gleichen Saal wieder ein nach

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1913

Tausenden zählendes Publikum. Der gefeierte Sänger ent­zückte mit den bekannten Liedern, die seinen Weltruf be­gründeten Als er ,, Dein ist mein ganzes Herz" auf franzö­sisch sang, sprang der Beifall in Kaskaden durch den Saal Noch eine halbe Stunde nach dem offiziellen Schluẞ stand Tauber mitten im Kreis mehrerer Hundert Unentwegter und sang immer wieder auf Wunsch seine zarten Liebes­ieder.

Die Philharmonie veranstaltet ihr erstes Winterkonzert am 11. Dezember im Palais des Fêtes, wobei u. 5. Symphonie von Beethoven   zu hören sein wird.

Acht Jahre Zwangsarbeit

a. die

Der 44 Jahre alte Fréderic Wolff, der seine Geliebte, die mit ihm brechen wollte, in der Nacht zum 3. Juni bei Neudorf mit dem Taschenmesser erstach, wurde vom Schwurgericht zu acht Jahren Zwangsarbeit verurteilt.

,, Vernegertes Frankreich"

Wie Herr Göbbels seine Propaganda gegen das ,, vernegerte Frankreich  " betreibt, geht aus einem Fall hervor, der hier sehr viel besprochen wird. Ein Herr verstand es, eine Ver.

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Jugoslawien

und jüdische Em'granten

käuferin von hier unter der Vorspieglung, die Aufnahme ropic, daß die Regierung einer geringen Zahl deutscher  

werde dem ,, Bey  " von Marokko   zum Beweis für die gute Aufnahme der Morokkaner in Straßburg   geschickt, zu be­wegen, sich mit einem marokkanischen Soldaten fotografieren zu lassen. Das Bild ging aber nicht an den ,, Bey  " von Marokko  , sondern in eine deutsche   illustriete Zeitung, die es mit folgender Unterschrift versah:

,, Das Marokkanerliebchen. Wie weit sich das Gefühl für Rassenstolz und völkische Sauberkeit in Frankreich  schon verschoben hat, zeigt dieses geschmacklose, für Paris   durchaus alltägliche Bild."

Die Polizei nahm nun die Angelegenheit in die Hände. Ohne das Ergebnis der Untersuchung vorwegnehmen zu wollen, darf gesagt werden, daß hier einer der vielen Hitler­agenten wieder einmal seine dreckigen Finger im Spiel hat. Die Art, wie man zu dieser Fotografie gelangte, ist typisch für die Methoden, mit denen der deutsche Faschismus seine Propaganda betreibt. Herr Göbbels hat nötig, Frankreichs  ,, Rassenschande" zu fotografieren! Wenn in Deutschland   das Gesetz für alle gleichmäßig Gültigkeit hätte, hätte er sich längst in ein Krankenhaus einliefern lassen müssen, um sich jenen Prozeduren zu unterziehen, die man jetzt an Tausen­den Deutschen   zur Erhaltung eines angeblich gesunder h gutes vornimmt.

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E. D.

Im Senat erklärte Minister des Innern Lazic in Be­antwortung einer Interpellation des Senators Majsto Juden die Bewilligung zum vorübergehenden Aufenthalt in Jugoslawien   gegeben habe, und zwar auf Grund der jugoslawischen Toleranztradition, wonach Emi­granten verschiedener Völker das Asylrecht gewährt werde. Ein Teil der aus Deutschland   emigrierten Juden beabsichtige, das mitgebrachte Kapital in Jugoslawien   an zulegen, was der jugoslawischen Volkswirtschaft von Nutzen sein könne. Gegenwärtig befinden sich noch 200 deutsche  Juden in Jugoslawien  , während 600 zugereiste Juden be reits die Reise nach Palästina fortgesezt haben.

Senator Oberrabiner Dr. Alfalaj dankte als reli­giöses Oberhaupt der jugoslawischen Juden für die humane Haltung der jugoslawischen Regierung und verwies darauf, daß besonders in Serbien   niemals antisemitische Bewegungen bestanden hätten. Eine solche Aktion werde jetzt fünstlich vom Auslande nach Jugoslawien   hineins getragen.

Der Interpellant Senator Majstorovic stimmte dem Senator Dr. Alfalaj hinsichtlich der jugoslawischen Glaus benstoleranz bei, erklärte aber, daß man dem Antisemitis mus am besten durch rechtzeitige Abwehr des Semitismus vorbeugen fönne. Jugoslawien   müsse eine Vermehrung der Zahl der Juden im Lande verhindern, weil dieses Element sonst gefährlich werden könne. Die Zahl der eingewanderten Juden scheine weit größer zu sein, als dies der Minister zusehen wolle.

Der Senat nahm schließlich die Antwort des Ministers einstimmig zur Kenntnis.

Nur Hiler Janfens

Die konfessionellen Jugendvereine müssen ver­schwinden

Auf einer großen Rundgebung der Hitler- Jugend   führte der Jugendführer Baldur von Schirach   u. a. aus:

Man sagt neuerdings von uns, wir seien eine antichrist liche Bewegung. Man sagt sogar, ich sei ein ausgesprochener Heide. Dabei hat die nationalsozialistische Bewegung den Beweis, daß sie auf Gedeih und Verderb mit dem Herrn im Himmel verknüpft ist, sichtbarer erbracht als die christ­lichen Parteien. Diese verschwundenen Parteien versuchen ietzt wieder unter der Maske irgendeiner Jugendorgani sation das Gift der Zwietracht in die Jugend hineinzus tragen. Und dagegen setze ich mich zur Wehr. Ich erkläre hier feierlichst vor der deutschen   Oeffentlichkeit, daß ich auf dem Boden des Christentums stehe, daß ich aber jeden Ver­such, fonfessionelle Gegensätze in die Hitler- Jugend   hinein­zutragen, schärftens unterdrücken werde.

Nachdem von Schirach   betont hatte, daß niemand an der Aeußerung seiner privaten konfeffionellen Meinung gehin­dert werden solle außerhalb der Hitler- Jugend  . fuhr er fort: Wir beanspruchen, daß alle andern Jugend­organisationen in Deutschland   keine Da= seinsberechtigung mehr besiben. Diese Organis sationen müssen zugunsten der Hitler- Jugend  verschwinden."

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