Pariser Berichte

Pariser Straßenkalender

Infolge der Kälte ist die Zufuhr zu den Pariser Markthallen in den letzten Tagen von täglich 600 000 Kilo Gemüse und Früchte auf 200 000 zurückgegangen.

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Der Direktor des Pariser Stadtlaboratoriums M. André Kling hat, wie er in einem Vortrage in der mathematisch­

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naturwissenschaftlichen Akademie mitteilte, die Art entdeckt, Das Leipziger   Urteil

auf die die Giftgase die Lungen vergiften, so daß eine ärzt­liche Behandlung und wahrscheinlich auch Vorbeugung mög­lich erscheint.

Der Verlag des ,, Ami du Peuple", der bekannten billigen Pariser   Rechtszeitung ist in gerichtliche Liquidation getreten.

Der große Sport- Preis Deutsch de la Meurthe wurde Ci­troens Innerasien- Mission, geführt von Haart und Audouin­Dubreuil, zuerkannt.

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Ein Saarländer  , der Dekorationsmaler Ruf, 42 Jahre alt, in der rue Sedaine zu Paris   wohnhaft, wurde verhaftet, weil er durch Schläge den Tod eines aus der französischen   Provinz

Ueber„ Das Urteil im Reichstagsbrandprozeß" spricht am Samstag, dem 23. Dezember, um 21 Uhr, Rechtsanwalt Dr. Arthur Wolff im Deutschen   Klub, 64, rue du Rocher. Dr. Wolff führte einst im Ruhrgebiet   die großen politischen Prozesse, die den Ereignissen von 1923 folgten. Redner find in Aussicht. Sollte der bulgarische Anwalt Grigoroff recht zeitig das Einreisevisum erhalten, so wird er ebenfalls zu der Versammlung kommen. Nach dem Vortrag: Debatte. Gäste willkommen. Unkostenbeitrag 5 Franken( Stellungs­lose: 2 Franken).

Voranzeige: Am 24. Dezember um 21.15 Uhr Weih­nachtsfeier im Deutschen   Klub.

stammenden Dieners namens Antoine Caitcha, 48jährig, her- Eine Sammlung der Hitler- Gesetzend

vorgerufen haben soll.

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M. Herriot   in der geistigen Internationale

Dem Vernehmen nach ist M. Herriot  , der Bürger­meister von Lyon   und berühmte französische   Politiker, zum Mitglied des Völkerbunds- Ausschusses für geistige Zusam­menarbeit ernannt worden. Das Pariser   Büro dieser geistigen Internationale der Völker befindet sich bekanntlich im Palais Royal  , vor dem historischen, jetzt durch eine Aenderung im Säulengang wieder freigelegten Garten. Ein Teil dieser Internationale ist wieder die von M. Bourdon geleitete Journalisten- Internationale mit der der neugegrün­dete Verband der emigrierten deutscen Journalisten freundschaftliche Beziehungen unterhält.

Nach der letzten Zählung vom 9. Dezember waren in Groß­Paris 138 412 Arbeitslose eingeschrieben, 5600 mehr als in der Vorwoche Insgesamt waren 270 000 Stempelnde in Frank­ reich   eingetragen, davon 55 000 Frauen.

Bei den Erben des berühmten Dichters Rimbaud  ( dessen Couplets in der ,, Dreigroschenoper" verwendet sind) ist ein Streit um die Autorrechte ausgebrochen. Die zwei Töchter des Bruders gingen gerichtlich gegen die Verwandten der Schwester, der durch Familienvergleich das Erbe des 1891 gestorbenen Dichters überlassen war, vor. Die 1. Instanz entschied gegen sie.

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Zwei„ Doubles", eine Schauspielerin vom Gymnase und ihr Mann, die in dem Film ,, Liliane" die Hauptrolle dou­blierten sowie die Autorin des französischen   Prologs dieses Films, wurden bei einem Autounglück auf der Rückfahrt vom Studio Epinay verletzt. Die Autorin erlitt einen Schädel­bruch.

In der Rothschild- Schule wurde den Mädchen rote, den Knaben blaue Pullover zur Chanuka  - Feier geschenkt, dar­unter auch manchen deutschen   Kindern, ferner Schürzen, Taschentücher usw. Eine gemeinsame Schulfeier bei Kakao und Schnecken wurde abgehalten.

Produktive Hilfe

für Flüchtlinge in Paris  

Wie wir erfahr 1, hat das Mateotti- Comité ein Kollektiv für produktive Arbeit der Flüchtlinge in einer Werkstatt des südlichen Paris   errichtet. Dort werden Spielwaren, Radio­Gegenstände und Waren ähnlicher Art, die dem französischen  Wirtschaftsleben keine Konkurrenz bieten, angefertigt. Zur Zeit sind bereits etwa ein Dutzend Flüchtlinge eingestellt. Nicht gelernte Arbeitskräfte sollen nach Möglichkeit aus­gebildet werden.

Eine zweite Leistung der sozialistischen   Flüchtlingshilfe ist die Schaffung einer Gemeinschaftsküche im Mateotti- Heim zu Paris  . Es gibt dort täglich für nur eineinhalb Franken kräfti­ges Essen nach deutscher   Art. Heute wird bereits für etwa 50 Personen gekocht.

Der pro­

Die sonstigen Leistungen des Mateotti- Comités: Zahlung einer gewissen Unterstützungssumme, Zuweisung von Wohn­raum, Beratung und Vermittlung gehen weiter. duktiven Hilfe gilt aber die Hauptfürsorge des sozialistischen Pariser   Ausschusses, der auf dem Boden der Kameradschaft­lichkeit und der Weltanschauung aufgebaut ist.

Deutsche   Verkehrswerbung zu Paris  

In der Avenue de l' Opéra zu Paris   ist eine große Werbe­stelle der Reichsbahn Hitlers( ein Ort, der sich übrigens von jeher dadurch auszeichnet, daß den dort betrachtenden Patrioten unsittliche Postkarten und Ausflüge in ein zweifel­haftes Vergnügungslokal vorgeschlagen werden).

Dieses Jahr bringt Hitler  : ,, Winter in Germany" nach Paris  . Man sieht den Schnee in den Alpen, die alten Häuser von Rothenburg ob der Tauber  , Bilder von Burgen und Schlössern, im Hintergrunde das Modell eines strohbedeckten Bauernhauses, überlichtet von einem deutschen   Weihnachts­

baum.

Von Hitler   sieht man nichts. Man erblickt wohl viele erhobene Hände auf einem Gruppenbilde, aber schaut man genau hin, so ist es nicht der Sportpalast  , sondern Ober­ ammergau  . Nicht einmal Adolfs Bauernhaus in Berchtes­ gaden   drängt sich vor. Und auf einem Werbeplakat der Welt­olympiade Garmisch- Partenkirchen   1936 reckt sich wohl die rechte Hand, römisch" hoch, aber der Arm endet oben in einem Stumpf, und man weiß nicht, ob die Geste in ,, Rot­front" oder„ Heil" ausgeht.

Die deutsche Reichsbahn, im Rangieren erfahren, scheint sich darin auszukennen, daß mit dem Werbeartikel ,, Natio­ nalsozialismus  " im Ausland nicht viel Freunde anzulocken

sind.

Wie wir erfahren, erscheint demnächst in Paris   in mehre­ren Weltsprachen eine außerordentlich bedeutungsvolle Ge­setzessammlung. Das Werk, dessen Aushängebogen uns vor­gelegen haben, ist ein wissenschaftlich geschlossenes, in seiner strengen Korrektheit und Uebersichtlichkeit erschütterndes Buch der Dokumenten des Hitlerreichs. Aus Quellen sind nur die hitleramtlichen oder gleichgeschalteten Instanzen oder Zeitungen verwertet.

Als Autor und Zusammensteller des Buchs, das selbst das Braunbuch in Schatten stellt, ist einer der bekanntesten jüngeren deutschen   Publizisten, der sich in ris befand und zur Zeit in London   weilt, hervorzuheben.

Film- Paris  

Der Film„ Le Gendre de M. Poirier" wird von Marcel Pagnol   im Kostüm von 1846 gegeben und ist die Uebernahme eines klassischen Theaterstücks. Das Spiel bekundet den Konflikt eines verschwenderischen Adligen, der durch seinen bürgerlichen Schwiegervater gesühnt wird. Der Premiere im Rex ging die Sage voraus, Pagnol   habe gewettet, man könne Schauspiele fast so wie sie sind verfilmen.

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Alexis Granowskv, der frühere Moskauer   Regisseur, liebt die Vermengung( frühere Berliner   Gastspiele). Diesmal bringt er einen stark gemixten Film ,, Les Aventures du Roi Pau­sole" in französischer Sprache im Paramount   heraus. Die Musik stammt von Karol Rathaus  . U. a. sieht man 66 Köni­ginnen am Hofe. Es ist die Mondänisierung des bekannten Romans, mit Bildern von der Azurküste.

Im Studio 28 sieht man einen interessanten Amerikaner ,, International House", in dem ein chinesischer Weiser in Shanghei das Fernsehen erfindet. Ein abenteuerliches und amüsantes Hotel- Milieu.

Ein Vorkriegs- Wien amerikanischen Einschlags wird in den Champs Elysées   aufgebaut. In ,, Reunion in Vienna" ver­sammeln sich die ,, Vormaligen" zur Habsburg- Feier. John Barrimore als ehemaliger Exherzog und Taxi- Chauffeur.

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" Baby". Sie teilen uns mit: Durch Erlaß vom 10. November 1933( 2 2 204/89) hat das preußische Innenministerium den Ver­trieb von Spielzeugfiguren der SA., SS. usw. in Uniform mit umgehängtem Karabiner verboten." Na, wenn das die Franzosen nicht überzeugt!

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Nizza  . Wir danken für die Richtigstellung. Das Versehen pas fierte, weil es so viele Schauspieler mit dem Nachnamen Otto gibt. Hans O. war es, den sie in Berlin   bestialisch mordeten; Paul O. ist seit Jahren Nazi und Funktionär des„ Kampfbundes für deutsche Kultur  ". In dem anderen Falle tun Sie uns unrecht. Außer Ihnen ist keiner unserer Leser auf den Gedanken gekommen, den Sazz( Er war Kommunist, jedoch ein ideal gesinnter Mensch") als eine Herabwürdigung des Kommunismus wie des Ermordeten aufzufassen. Erinnern Sie sich unseres vielbeachteten Aussages über den Kommunisten Dimitroff  ! Wir sind wirklich viel zu erfah­ren in der Welt der politischen Gesinnungsbildung, um nicht zu wissen, wieviele Menschen zum Kommunismus gelangen nicht, weil sie die materialistische Geschichtsauffanjung zur Weltanschauung erhoben haben, sondern einfach aus Idealismus mit dem Einsatz höchster Opferbereitschaft für die Jdee. Daß wir teine Kommu­nisten sind, wissen Sie. Aber nach allem, was wir von Hans Otto  hörten, tönnte der inkriminierte Satz auch lauten:„ Er war Rom  munist und darum ein ideal gesinnter Mensch". Den Beweis da für lieferte er dadurch, daß er nach dem 5. März nicht sofort über­lief, nach dem Beispiel seines Kollegen Heinrich George  . Dem pen delte früher ein Comjetstern wild an der wogenden Brust, jetzt schmettert er das Wagalaweia Wotans zu Füßen von Göbbels  .

Helene B., Zürich  . Für Ihren Brief und Ihre Freundschafts­erklärung sind wir Ihnen sehr verbunden. Sie und andere aus­ländische Freunde beachten zu wenig, daß unser Blatt„ Deutsche Freiheit" heißt. Die Faschisten im Reiche möchten das erste Wort gerne streichen, aber es ist für uns entscheidend. Unser Kampf gilt zunächst und zumeist der inneren Befreiung Deutschlands  , die wir auch für die äußere Freiheit für notwendig halten. Um die innere Politik fremder Länder können wir uns nur gelegent lich fümmern. Man darf nicht alles wollen, wenn man etwas erreichen will. In Ihrem Lande genießen Sie, an Deutschland   ge­messen, ein so hohes Maß von politischer Freiheit und Sie haben cine so tüchtige sozialistische Preise, daß Ihnen hinreichend Ge­legenheit zur Kritik im eigenen Lande geboten ist. Schöne Grüße. Zeitungsausschnitte. Wieder einmal allen Einsendern Herzlichen Dank. Noch dankbarer wären wir, wenn alle Einsender stets den Namen, den Erscheinungsort, die Nummer und das Datum auf jedem Ausschnitt vermerken würden.

Louis A., Paris  . Die Einladung Sowjet- Rußlands   an jüdische Flüchtlinge it inzwischen auch in unserem Blatte erschienen. Ver­gessen Sie aber nicht, daß es sich einstweilen nur um eine Zeitungsmeldung handelt und nähere Angaben fehlen. Estrategico. Ihr Beitrag ist frisch geschrieben, enthält aber sach lich nichts Neues."

Kathrin. Wir danken. Auf diesem Gebiete sind wir durch ein Ab­tommen mit einem befreundeten Verlag hinreichend bedient.

D. London  . Wenn Sie sich über die Saarfrage unterrichten wollen, empfehlen wir Ihnen die Broschüre von Wilhelm Stolten tamp, Enen: Was muß Du von der Volksabstimmung im Saar­gebiet wissen?" Sie können das billige Heft von der Buchhandlung der„ Volksstimme" in Saarbrücken   beziehen.

Limoges  . Für die wiederholte Uebersendung des Populaire du Centre" danten wir Ihnen.

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