Deutsche   Stimmen Beilage sur..Deutscfien Freifieit" Ereignisse und Geschichten

Der Reichsabrichtewart

Mittwoch, den 3. Januar 1934

Dec Chef- Betreuer der Rassehunde gegen die Antipeitschen

Ein Herr K. Most ist zum Reichsabrichtewart für das Deutsche Hundewesen" ernannt worden. Um diese neue Würde zu rechtfertigen, hat er mit Unterstützung von S. Böttger, Leiter der Diensthundeabteilung der Kriminal­polizei Berlin  , ein Buch ,, Leitfaden für die Abrichtung des Hundes"( Verlag Kameradschaft, Berlin   W 35) veröffentlicht. Auch in der Hunde- Erziehung ist es mit dem Pazifismus im Zeichen der nationalen Erneuerung endgültig vorbei. Der Verlag sagt über seine Neuerscheinung:

,, Der Abschnitt Die Verständigung zwischen Mensch und Hund" führt dem Leser das Wie und Warum der Behandlung und Abrichtung des Hundes so vollendet vor Augen, wie dies bisher von keiner Seite auch nur an­nähernd erreicht wurde. Deshalb ist das Buch nicht nur unentbehrlich für diejenigen, die sich mit der Abrichtung oder Führung von Hunden befassen, sondern auch für jeden Hundefreund, insbesondere für jeden Hundebesitzer, der seinen Hund richtig behandeln und von ihm ver­standen werden will. Man erhält so anschaulichen und ein­leuchtenden Aufschluß über die geistigen Fähigkeiten und das Auffassungsvermögen des Hundes sowie über die Art, wie er lernt, daß jedermann in allen Lagen die rich­tige Einwirkung auf den Hund ausüben kann. Zum ersten­mal wird der so oft hin und her gewälzten und bisher nicht zum Abschluß gebrachten Frage des Zwanges bei der Abrichtung gründlich zu Leibe gegangen, und sie wird in ein helles Licht gerückt. Dabei wird unterschieden zwischen den allgemein gültigen Gesetzen des Zwanges und den Unterschieden seiner Anwendung je nach der Individualität des Hundes. Most und Böttger machen Front gegen die, man möchte sagen weichlich­pazifistische Strömung, die in dem Verlangen gipfelt, daß der Abrichter selbst keinen starken Zwang auf den Hund ausüben dürfe und die sogar so weit ging, zur Gründung einer Antipeitschen- Liga" aufzufordern. Kri­stallklar weisen die Verfasser die Irrtümer dieser Auf­fassung nach und sogleich auch, welche schwerwiegenden nachteiligen Folgen sich aus diesen Irrtümern für die Leistungen des Hundes ergeben."

Wir sind Bacbaren!

Was den Menschen recht ist, ist den Hunden billig. Wenn die Liga für Menschenrechte in diesem neuen Deutschland  keine Existenzberechtigung mehr hat, dann darf es für die Hunde auch keine Antipeitschen- Liga mehr geben.

Denn die Peitsche ist zur hohen Ehre gelangt. Der Herr Reichskanzler hat sie höchstpersönlich in die Pädogik ein­geführt. Ehe man ihm noch die Nilpferdpeitsche zum Ge­schenk überreichte, faßte er bereits mit festem Griff nach diesem Instrument in der Wahlagitation des Jahres 1932. Da sausten die Riemen schwungvoll in die Reihen von Pfeifern und Johlern hinein, die den Führer im Auto nicht respektierten.

Hundedemütig will er sein Volk. Menschendemütig sollen die Hunde werden vor dem Herrn Reichsabrichtewart und seinen Amtswaltern. Um so forscher werden sie dann sein gegen den Feind! Kristallklar!

Eine Kritik des Buchs in einer gleichgeschalteten Zeit­schrift betont, daß das Most- Verfahren besonders für die Abrichtung von Kriegshunden geeignet sei. Der Verfasser der Rezension ist der einstige Führer der Kriegshunde­schule im Weltkrieg".

Deutschland   bekommt die cassereinsten Hunde ,, Selbstverständlich"-sagt Präsident Schley

Eine neue Zeitschrift ,, Der Berliner   Tierfreund" ver­öffentlicht ein Gespräch mit dem ,, Präsidenten" Schley, dem sogenannten Hundevater Deutschlands  . ,, In einer Nation," sagt der Präsident- ,,, die den Rassegrundsatz so betont wie das heutige Deutschland  , ist es eine Selbstverständlich­keit, daß man die rassischen Forderungen auch auf den tierischen Begleiter des Menschen, deren treuester der Hund ist, ausdehnt... Es darf behauptet werden, daß die Arbeit des neuen Reichsverbandes für das deutsche Hundewesen es in verhältnismäßig kurzer Frist zuwege bringen wird, daß Deutschland   das in aller Welt anerkannte Land der besten und reinsten Hunderassen wird."

frei...

Bachem  , GmbH. Köln   a. Rh.) gibt bereitwillig und schöpfend folgende Auskunft:

Und machen Deutschland   wieder frei Der Anekdote vom Stolz der Neger( ,, Ich bin stolz darauf, ein Neger zu sein, denn wäre ich nicht stolz, bliebe ich doch Neger") ist in der Kulturgeschichte der Gegenwart nur ein Gleichnis entgegenzustellen: der Stolz der neudeutschen auf sein Barbarentum. Als er sich anfangs in tönenden Worten gegen die Greuelpropaganda zur Wehre zu setzen versuchte, mußte er die Erfahrung machen, daß dieser Ver­such restlos miẞlang. Also ist er auf sein Barbarentum stolz. Nun betont er es recht sehr, er macht es zum Motiv seiner Politik und seiner Handlungen.

Allmählich bemächtigen sich auch die Dichter des ,, dritten Reichs" dieser dankbaren Parole, aber so ungeniert hat das noch keiner getan, wie ein Dichter, der sonst über be­merkenswerte Eigenschaften und Kräfte zu verfügen scheint und der sich Rudolf Zilkens   nennt. In seinem Gedichtband ,, Freiheit, Liebe und Tod" steht ein Die alte Garde" be­titeltes Gedicht, das auch außerhalb Deutschlands   wohlver­diente Aufmerksamkeit und Anerkennung finden dürfte. Es beginnt so:

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, Wir sind die ersten, die bei Hitler   waren,

Wir stürmten siegend in die Schlacht

Als wilde, trotsige Barbaren,

Die Deutschland   wieder frei gemacht!" Nach diesem Bekenntnis zum Barbarentum folgt noch ein verhältnismäßig leichteres Geständnis:

,, Und unser Blut wars, das zuerst geflossen, Wir mähten alles mit der blanken Faust."

Was man allenthalben gewußt hatte, daß nämlich von dieser und den andern Garden alles mit der Faust hingemäht wurde, wird hier also sozusagen lyrisch bestätigt und be­

sungen.

Wer ist nun der Dichter, der solche freimütige und offene Bekenntnisse abzulegen wagt? Das muß wohl ein gar mäch­tiger und großer Herr sein? Ist er auch! Der Verleger( J. P.

Zeit- Notizen

Eine ,, Rüstungsfibel"

hat der Oberstleutnant Benary, über dessen andere Wehr­schrift die Deutsche Freiheit berichtet hat, soeben erscheinen lassen. Während er unlängst noch für Stärkung des ,, Wehr­willens" und der Aufrüstung eingetreten ist, zeigt er nun in seiner Rüstungsfibel" Deutschlands   Schwäche. Er ist be­zeichnend für die Hitlersche Außenpolitik; denn der Oberst­leutnant schreibt rechts für und links gegen Rüstungen, rechts für den Frieden, links für den Krieg. Benary ist ein Symbol.

,, Auseinandersetzung zwischen Medizin und Heilkunde"

Dieses erlösende Wort prägt ein Mann namens Paul Julius Schott über sein Buch, Weltall   und Menschenkörper". Was sagen die Nazi- Aerzte zu der guten Formulierung? Sie ist für den Geist dumpfen Aberglaubens, der das Hitlerreich kennzeichnet, eine überzeugende Gegenüberstellung.

Kube über Erzberger  

Der preußische Staatsrat" und Gauleiter der Kurmark schreibt in der Wochenschrift ,, Der märkische Adler"( 3. 12.) über Erzberger  : ,, Scham erfüllt uns, wenn wir in dem Trauer­kapitel Compiegne  " lesen, daß sich Deutschland   einmal von

er­

Einer der alten Gardisten und Vorkämpfer der Be­wegung. Er war Organisationsgruppenleiter, Kreisleiter, Gaupropagandaleiter und hat in fünf Jahren 1500 mal in nationalsozialistischen Versammlungen gesprochen. Un­zählige Saalschlachten und Ueberfälle durch kommu­nistische Mordbanditen kennzeichnen seinen Weg. Neben dem Gauleiter Terboven zwang er die rote Pest in Essen  in die Knie."

Womit er wohl seine Befähigung zum neudeutschen Dich­ter einwandfrei erwiesen haben dürfte. Damit nicht aber etwa jeder Gardist, der ähnliche Verdienste aufzuweisen hat, auf die Idee käme, seine Gedichte zu publizieren,( denn auch das Land der Dichter und Denker könnte nicht von jedem der Braven, der da mit der Faust alles hingemäht hat, Gedichtbände drucken) muß der Verlag die Eignung seines Autors noch kräftiger erweisen:

,, Seine größte Saalschlacht erlebte er Anfang 1932 als Diskussionsredner in einer Duisburger   KPD.  - Versamm­lung, in der er niedergeschlagen und mehrfach gestochen wurde. So nennt ihn das Volk seiner Heimat nicht mit Un­recht den Trommler des Ruhrgebietes."

Was wohl der andre Trommler dazu sagen wird? Aber dieser Trommler ist auch ein besonders freigebiger Dichter, denn, so sagt der Verlag: ,, In seinem Gedichtbuch schenkt er der deutschen Jugend und seinen Kampfgenossen eine Aus­wahl aus dem Schatz seiner Lieder."

Nachdem er also alles mit der Faust hingemäht hat, was einem Teil der Jugend lebenswert erschien, schenkt er dem andern eine Auswahl aus dem Schatz seiner Lieder. Wahrlich, ein generöser Poet!

Stefan Pollatschek

einer Kreatur vertreten ließ, die Erzberger hieß, anstatt sich Erzlump nennen zu lassen, wies ihm der Herrgott aufs Gesicht geschrieben hat."

200 Seiten voll ,, Führer"

In Deutschland   gibt es augenblicklich so viele Führer, daß es ein dringendes Bedürfnis ist, sie alle übersichtlich zu­sammenzustellen. Die Liste, die als Führer- Kalender" er­scheinen wird, wird an die 200 Seiten umfassen. Die Re­ferenten des Frick, Dr. Fabricius und Dr. Stamm, haben die Liste zusammengestellt und der gute Frick empfiehlt das Werk seiner Kreaturen allen Deutschen  . So wäscht eine Hand die andere.

Max Reinhardt   wird zitiert

Ein Nazi, der E. J. Dörr heißt und mächtig auf die Re­ publik   schimpft, in der seine Werke nicht erscheinen konnten, sonst wäre er in Schutzhaft genommen worden, wenn nicht verbrannt, geköpft und gehängt", vergißt nicht ein Lob Reinhardts vom 29. Februar 1932 über das Theater­stück Revolution im Himmel anzugeben; Reinhardt, be­hauptet Dörr, habe gesagt: ,, Ein Theater mit volkstümlichem Spielplan müßte hier unbedingt zugreifen." Ja, ein Nazi kann keinen Juden leiden, doch seine Protektion, die nimmt er geral

Die Ewigkeit

Von Franz Karl Ginzkey  

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Ich lehne an einem alten Baum, Denk an die Zeit, schau in den Raum, Mir geht die Frage durch den Sinn: Wo komm ich her, wo geh ich hin?

6.

Es geht eine Sage: Im fernen Land iegt ein Gebirge aus Diamant.  orthin fliegt alle hundert Jahr as Zaubervöglein Wunderbar.

Es wegt das Schnäblein am Gestein Zwei, dreimal, läßt es wieder sein, Fliegt heimwärts, wo es früher war, Und kehrt erst wieder nach hundert Jahr. So tut es fort, bis guter Lett Der ganze Berg ist fortgewegt. Verronnen ist nach dieser Zeit Die erste Sekunde der Ewigkeit.

Dies geht mir eben durch den Sinn, Auch ich eine Flocke im Meere bin, Die nächste Welle spült sie fort, Und doch bleibt alles am selben Ort.

Der gereinigte Intendant

Erst Todfeind jetzt amtlich anerkannt

Vor dem Mannheimer   Arbeitsgericht wurde die Klage des früheren Mannheimer   Intendanten Herbert Maisch  , der zur Zeit das Preußische Theater der Jugend leitet, gegen die Mannheimer   Stadtverwaltung auf Erfüllung seines Vertrages verhandelt. In dem Urteil des Mannheimer Arbeitsgerichts wurde dem früheren Intendanten zugesprochen, daß er seine vollen vertraglichen Bezüge beanspruchen könne und daß durch seine jetzige Berliner   Anstellung der Vertrag mit der Mannheimer Stadtverwaltung, der bis zum 31. August 1935 Gültigkeit hat, nicht berührt werde. Maisch, der bei der Verhandlung selbst anwesend war, begründete seine Klage. Er habe bis 1935 einen Vertrag, der ihm ein Einkommen von 20 000 Mark im Jahr ohne Notverordnungsabzüge zu­billige. Außerdem habe er nach Bühnenrecht Anspruch auf Beschäftigung. Er betrachte sich nicht als entlassen, sondern als beurlaubt. Der ehemalige Intendant wies darauf hin, daß, wenn man die Tätigkeit des Theaterleiters in der Vergangen­heit als politische oder gesetzliche Verfehlung ansehen wolle, man sämtliche Theaterleiter entfernen müsse. Er bekennt sich zu dem Wort von Shakespeare  , daß das Theater Spiegel der Zeit sein müsse. Wenn er in einer Zeit habe Theaterspielen müssen, in der der Spiegel nicht schön war, so sei das nicht seine Schuld. Die Stadtverwaltung wandte dagegen ein, daß Maisch's Beurlaubung erfolgt sei, weil er Vorstellungen im Sinn des bolschewistischen Theaters gegeben habe und als Feind jeder nationalen Kultur angesehen werden müsse.

Das Urteil des Mannheimer Arbeitsgerichtes macht sich das Wort Shakespeares zu eigen und betont, daß der Kläger als schwerbeschädigter Frontoffizier Anspruch auf besondere Vergünstigung gehabt hätte. Außerdem sei Maisch's nationale Gesinnung durch seine Berufung durch führende Männer der neuen Regierung anerkannt worden. Maisch muß sich nach dem Urteil seine Berliner   Bezüge von dem Mannheimer Ein­künften in Abzug bringen lassen, wozu er sich in der Ver­handlung ausdrücklich bereiterklärte.

Die Kastrations- Aerzte

An der Schaffung des sogenannten Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses sind, wie man aus einer Anzeige des Verlages Lehmann ersieht, eine Reihe führender Medizi­ner beteiligt. Das widersinnige Gesetz ist also nicht auf dem Mist der augenblicklich regierenden Dilettanten und Roman­tiker gewachsen, Würdenträger der medizinischen Wissen­schaft tragen dafür die Verantwortung. Es ist daher wichtig, die Namen der Herren festzuhalten, damit sie später einmal ihre Verantwortlichkeit nicht leugnen können. Die Namen der Gelehrten lauten: Ministerialrat Dr. med. Gütt, Refe­rent im Reichsministerium des Innern; Professor Dr. med. Rüdin, Direktor des Forschungsinstitutes für Psychiatrie, Genealogische Abteilung in München  ; Dr. jur. Ruttke, Geschäftsführer des Reichsausschusses für Volksgesundheits­dienst; Geh.- Rat Professor Dr. Lexer, München  ; Geh.- Rat Professor Dr. Döderlein, München  .

Daß es bei dem sogenannten Sterilisierungsgesetz auch um die Frage der Kastration geht, zeigt eine demnächst erschei­nende Abhandlung Lexers: ,, Die Operationen zur Sterili­sation und Kastration beim Manne."

Totenkopfring der SS.

An Stelle einer Kopfprämie

Der Reichsführer der SS., Heinrich Himmler  , hat, wie der ,, Angriff" meldet, für verdiente SS.  - Führer- und-Männer den Totenkopfring der SS." geschaffen. In der Ehrenur kunde, die anläßlich des Weihnachtsfestes zum ersten Male an die ältesten und verdientesten Mitglieder der SS.   ver. liehen wurde, heißt es u. a.: Der Totenkopf ist die Mahnung, jederzeit bereit zu sein, das Leben unseres Ichs einzusetzen für das Leben der Gesamtheit. Die Runen, dem Totenkopf gegenüber, sind Heilszeichen unserer Vergangenheit, mit der wir durch die Weltanschauung des Nationalsozialismus er­neut verbunden sind. Die beiden Siegrunen versinnbildlichen den Namen unserer Schutzstaffel. Hakenkreuz und Hagal­Rune sollen uns den nicht zu erschütternden Glauben an den Sieg unserer Weltanschauung vor Augen halten.

Die Tapferkeit der Indianer wird gemessen nach den Skalps, die sie am Gürtel tragen. Die Insulaner einiger Süd­seeinseln sammeln die Zähne ihrer Opfer und machen Schmuckstücke daraus.

Unsere verdienten SS.  - Leute, erprobt in Saalschlachten, Foltern und Erschießen, bekommen aus der Hand ihres Führers Totenkopfringe als Heilszeichen und Hagals- Runen.