inneren Unterschiede jedenfalls nicht faschistischen Groß­mächte Amerika , England, Frankreich und Rußland gegen­über stellt, hat sich das Bild der Weltpolitik durch die Tat­sache des dritten Reiches" grundlegend geändert. Und so ist klar, daß durch seine bekannte strategische Abhängigkeit von England Italien die guten Beziehungen zu jenen anderen vier Großmächten nicht so rasch aufgeben wird.

Der Sieg der sozialreaktionären Konterrevolution

In der Innenpolitik Erfolge, in der Außenpolitik ein Wechsel von Erfolg und Mißerfolg, in der Wirtschafts- und Sozialpolitik das erwartete große Versagen, so stellt sich die Jahresbilanz des dritten Reiches" dar. Durch die Wirt­schaftskrise zur Macht gebracht, kann der deutsche Faschis­mus hier kein konstruktives Programm, keinen strategischen Plan zu ihrer Ueberwindung entwerfen. Das ist natürlich kein Zufall, da viel bessere Wirtschaftspolitiker in einer Situation, in der die Entscheidung zwischen kapitalistischen und sozialistischen Methoden gestellt ist, der Wirtschafts­krise gegenüber Schiffbruch erlitten. So bleibt es hier bei den großen Ankündigungen und Schlagworten: Vierjahres­plan, Arbeitspflicht, Arbeitsschlacht und Winterhilfe. Gerade bei dieser letzten Aktion zeigt sich der Ersatz jeder konstruk­tiven Neuordnung der Wirtschaft durch Palliativmittel be­sonders deutlich. Das Gesamtbild der Konjunktur zeigt des­halb auch trotz teilweisen Aufschwungs der für Rüstungs­zwecke arbeitenden Industrien und trotz der Diktaturstatistik seinen ungünstigen Charakter. In der Sozialpolitik erhält die Entrechtung der Arbeiterschaft mit dem soeben herausge­kommenen Arbeitsgesetz einen Ausdruck, wie ihn sich keine Fantasie schlimmer hätte ausmalen können. Der Sieg der scharfmacherischen, extrem konterrevolutionären Haltung wird durch diese Degradierung der Betriebsarbeiterschaft zur Gefolgschaft des Unternehmer- Führers ganz grell be­leuchtet. Die deutsche Arbeiterbewegung war in Selbst­organisation, in Erkämpfung des Koalitionsrechts, in der Durchsetzung der Tarifverträge, in der Schaffung der Be­triebsräte und des Schlichtungswesens vorbildlich für die übrige Welt. An die Stelle der Idee, daß die Befreiung der Arbeiterklasse ihr eigenes Werk sein müsse, ist die Lüge getreten, daß der Unternehmer als Führer ihr natürlicher Befreier sei. In eine rauhe organisatorische Wirklichkeit haben sich die Phrasen von der Volksgemeinschaft und der Abschaffung des Klassenkampfes verwandelt. Durch brutale Knechtung hat sich die Erschütterung des Klassenbewußt­seins derjenigen Proletarier gerächt, die den sozialistischen Agitations- Redensarten der Faschisten Glauben schenkten. Mehr noch als in Italien ist in Deutschland der korporative Staat die Fassade des kapitalistischen Scharfmachertums.

Der Höhepunkt der Krise

fung kleinbürgerlicher Parteien zur Schaffung der militärisch unterbauten Partei des totalen Staates übergegangen ist, die als pseudosozialistische Sammelpartei zur Macht kommt. Man kann seine Augen nicht davor verschließen, daß in den großen Entscheidungskämpfen ein sozialistisches Hoffen und eine antikapitalistische Sehnsucht den Sieg des Faschismus mit entschieden hat. Das aber bleibt Schuld der mit ihm konkurrierenden Bewegungen, die überaltert waren und deshalb jenen Glauben nicht zu befriedigen wußten. Allzu sehr waren jene Bewegungen mit der Problematik der Krise verflochten. Sie hatten ihre Stärke im intellektualistischen Analysieren der Krise.

Sie stellten die Diagnose einer ablaufenden Geschichts­epoche. Aber sie hatten zu wenig positive Synthese eines Neuen, zu wenig Aktion und Willen, zu wenig Glaubens­kraft und Fantasie in ihrer Haltung. Immer günstiger wur­den die Chancen einer Bewegung, die nach dem unendlichen Reden von der Krise, nach ihrer permanenten Feststellung auf allen Gebieten sich als Krisenüberwinder, als Beginner einer neuen Zeitepoche darzustellen wußte. Den marxisti­ schen und anderen Diagnostikern fehlte die therapeutische Kraft des Chirurgen. So lief man zum Wunderdoktor, der die sofortige Heilung der Not versprach. Die Nachfolge der großen Propheten des Sozialismus hatte ein Geschlecht von Priestern hervorgebracht, in denen die Kraft der proletari­schen Idee erloschen war. So wurde der Boden für den falschen Propheten vorbereitet. Niemals aber ist die Gewalt­kur Heilung der Krankheit. Die Krise wird nicht gehoben, indem man sie wegdekretiert. Das Versagen des Faschismus an der entscheidenden ökonomischen Front zeigt das auf das Deutlichste. Aber indem die chronische Krise der

Göring und Dimitroff begegneten sich dort leibhaft die bef den Mächte der Zeit, die miteinander ringen. tud

Wenn wir die geschichtliche Vernunft des Faschismus da rin sehen, daß er der Wegbereiter einer wirklich schöpfe. rischen Neuordnung, das zerstörerische Werkzeug in der Hand des Weltgeistes" werden kann, so sagen wir damit nicht, daß seine Ueberwindung, sein Umschlagen in eine neue Gesell. schaftsordnung mit exakt voraussagbarer Sicherheit kom. men muß. Das Phänomen des Faschismus hat es bestätigt, daß die Alternative Sozialismus oder Barbarei gestellt ist. Aber in dieser Alternative liegt noch nicht die Gewähr, daß der Sozialismus die Barbarei mit Sicherheit überwindet. Vielmehr kann die geschichtsphilosophische Situation durch den Gegensatz Marx oder Spengler? gekennzeichnet werden, Spengler hierbei natürlich nicht als eine Marx ebenbürtige Person, sondern als lautester Ausdruck des Kulturpessimis. mus verstanden. Auf jeden Fall sind nach einem Jahre, in nerhalb dessen der deutsche Faschismus nicht seinen Kinder­krankheiten erlegen ist, sondern sich zu einem ziemlich festen politischen Gebilde kristallisiert hat, die Aussichten auf seine baldige Ueberwindung nicht allzu hoch einzu. schätzen. Aber selbst wenn Spengler gegen Marx Recht be. hielte, wenn die faschistische Barbarei eine Jahrzehnte oder Jahrhunderte dauernde Wirklichkeit würde, bliebe es vor nehmste Aufgabe, für das Menschenrecht auch auf verlore. nem Posten zu kämpfen. Denn jeder solcher Kämpfer würde zum Samenkorne einer neuen Welt und einer neuen Kultur.

Verboten

bürgerlichen Gesellschaft im Faschismus und seiner die Immer längere Liste bürgerliche Kultur zerschlagenden Barbarei zu dem zweiten ganz akuten Ausbruch nach dem Weltkriege gelangt, wird eine tabula rasa geschaffen für einen völligen Neubeginn, werden die letzten intakt gebliebenen Strukturen des libe­ralen Zeitalters beseitigt, die zu hemmenden und konser­vierenden Faktoren geworden waren. Der Faschismus zer­stört mit seinem totalen Staate die Gesellschaft. Es ist die bürgerliche Gesellschaft, der bürgerliche Liberalismus, die damit zerstört werden. Wenn dieses zerstörerische End­stadium einmal umschlägt in einen wirklich konstruktiven Neuaufbau, wird dieser viele Hemmungen nicht mehr vor­finden, die es vorher gab. In Deutschland werden keine ,, Länder" mehr ein sozialistisches Reich sabotieren können. Keine bürgerlichen Parteien werden sich einer sozialistischen Revolution entgegenstellen. Keine bürgerliche Presse, keine Schule und Hochschule wird als retardierender Faktor vor­handen sein, und selbst die von inneren Kämpfen zerrissene Kirche wird ihre geschlossene konservative Kraft eingebüßt haben. Gerade die zentralistische Gleichschaltung, gerade die Totalität erliegt dem Zugriff eines unbedingten Gegners noch eher, als ein System, das sich schützengrabenartig mit vielen Sicherungen verteidigt. In den Verteidigungskämpfen gegen den Faschismus wird eine wiedererwachende proleta­rische Bewegung in der ganzen Welt aus dem Stadium des Stellungskrieges in das des Bewegungskrieges gelangen. Denn auch die bürgerliche Gesellschaft in anderen Ländern, die besonders im Westen noch Widerstandskraft zeigt, wird im Laufe der Entwicklung grundlegend verändert und um­gewälzt werden, auch wenn man hoffen kann, daß ihr der ganze Kelch des faschistischen Leidens erspart bleibt. Wo aber der Faschismus gesiegt hat, da kann der totale Staat nur durch die totale Gesellschaft, das aber ist die klassen­lose Gesellschaft, überwunden werden.

Trotzdem es schwierig ist und in gewissem Sinne verfrüht, sei der Versuch gemacht, aus den geschilderten Einzelheiten einen historischen Gesamtsinn des Faschismus auszusprechen. Die Funktion, die man ihm noch vor seinem Siege in Deutschland auf Grund der italienischen Erfahrungen zu­schrieb, hat durch die deutschen Ereignisse eine frappante Bestätigung erhalten. Der Faschismus verkündet sich als eine Lehre von einem neuen tausendjährigen Reiche. Und tatsächlich steht er mit dem Abgelaufensein einer Kultur­epoche im engsten Zusammenhange. Aber er ist kein Neu­beginn, sondern ein Ende, nicht Lösung einer Krise, sondern Das Werdende ihr Höhepunkt. Er ist der eklatante Ausdruck für das Ende der bürgerlichen Zivilisationsepoche, die man die Neuzeit nannte mit der unberechtigten Annahme, eine endgültige Daseinsform der abendländischen Menschheit würde hier unbegrenzt verlängert werden. Glauben und fanatische Gefolgschaft aber hat der Faschismus deshalb gefunden, weil die echten Gegenkräfte des bürgerlichen Zeitalters ver­sagt haben. Die faschistische Revolution ist ganz besonders in Deutschland in die Lücke eingetreten, die durch die fehlende sozialistische Revolution geschaffen wurde. Eine versagende, eine unvollendete, eine halbe sozialistische Revolution muß mit unfehlbarer Sicherheit die faschistische Revolution heraufführen. Das können wir geradezu als Gesetz der Nachkriegsepoche formulieren. Denn die faschi­stische Konterrevolution ist eben nicht mehr die alte, un­verkleidete feudale oder bürgerliche Konterrevolution. Es ist die Konterrevolution, die sich ihre eigene Massenbasis geschaffen hat, bei welcher der Kapitalismus von der Schaf­

Totale Gesellschaft! Mit dieser Idee wird noch einmal der Gedanke unterstrichen, daß der Sozialismus der Testa­mentsvollstrecker und nicht der Mörder des Liberalismus ist. Von Faschismus gemordet ist der bürgerliche Liberalismus, unsterblich aber ist die Idee menschlicher Freiheit. Unsterb­lich ist jener Gedankengehalt, der im bürgerlichen Liberalis­mus zu einer unvollkommenen Ausprägung gelangte und den erst der proletarische Sozialismus vollendet: der Huma­nismus, die vollendet durchgeführte menschliche Befreiung,

sind laut Kriminalpolizeiblatt 1751/54 folgende Schriften: ,, Der Hungerhof"( Hagen ), Das Echo"( Hagen und Iser lohn), Der Volltreffer"( Hagen- Haspe u. Hemer ), Rote Kette( Hagen ) ,,, Hacke und Schippe"( Hagen ), Der Für sorgeempfänger"( Hagen ), Schweiß und Qual"( Hagen ), ..Der Gußstahlprolet"( Hagen- Haspe), Rote Tribüne" ( Schwerte und Umgegend) ,,, Der Webstuhl "( Hagen ) ,,, Rhe nania- Prolet"( Schwelm ),., Harvester- Prolet"( Neus), Ge­kaico- Prolet"( Neheim ) ,,, Der billige Daniel"( Hagen- Haspe), Der Wippermannprolet"( Hagen ), Das Sprachrohr" ( Hemer- Sundwig), Der rote Mieter"( Hagen ), Alarm" ( Düsseldorf ), Der Jungprolet"( Hagen ) ,,, Eltern und Schule"( Hagen ), Der rote Stift"( unbekannt) ,,, Die junge Garde"( Hagen ), Der junge Antifaschist"( Hagen ), Die Schulgranate"( Haspe ), Der Schulrat"( Hagen- Haspe), ., Wippermann- Jungarbeiter"( Hagen ), ,, Eisenbahner­dorf), Reichskonferenz der Betriebszellen Pfingsten 1932" Stimme"( Schwerte ) ,,, Arbeitsdienstpflicht ist da"( Düssel­ ( Berlin ) ,,, De rote Jungarbeiter"( Schwerte ) ,,, Rosolutions, entwurf des K. J. V. Niederrhein "( Düsseldorf ), Warum diese neue Zeitschrift?"( unbekannt) ,,, RGO. Revolutionärer Gewerkschaftskampf"," Unser Wort. Notre Parole"( Paris ), Swit( L'Aube) in polnischer Sprache in Aubervilliers , Frank­ reich , erscheinend ,,, Göttliche Vollmacht" herausgegeben von der österreichischen Mission Dresden , Theodor Heuß ,, Hit­ lers Weg ", Union, Deutsche Verlagsgesellschaft, Berlin , Die Beschlagnahme von Placzek ,, Homosexualität und Recht" wird aufgehoben. Ny Tid"( Stockholm ); Nagler Heute noch, weil es morgen für dich zu spät sein könnte", Laufen­berg in Baden; Willi Ruchard Sachse Rost an Mann und Schiff", Berlin , Traditionsverlag( zur Tarnung verboten, Hauptbesitzer des Verlags ist der Kapp- Putsch - Mann Pabst!); die von der Firma Mamelok u. Söhne, Breslau , hergestellten Bilderbogen mit den Städtebildern Berlin und Moskau , auf denen die schwarz- rot- goldene Flagge sowie Hammer und Sichel abgebildet sind; D. H. Lawrence , Lady Chatterley's Lover , London , Secker( wegen Untüchtigkeit); Kurt Hiller $ 175, die Schmach des Jahrhunderts, Steegmann, Hannover ; Fritz Brupbacher Liebe, Geschlechtsbeziehungen und Ge­schlechtspolitik", Neuer Deutscher Verlag, Berlin ; Oswald Peisner Jugend und Sexualreform", Deuko- Verlag, Berlin .

die Magna Charta der politischen, sozialen und ökonomischen Büchereingänge

Menschenrechte. In der Idee des Menschenrechts faßt sich schließlich alles zusammen, was wir der ewigen Konterrevo­lution entgegen zu stellen haben. Deshalb war der Kampf ums Recht im Reichstagsbrandprozeß, die leidenschaftliche Anteilnahme der Welt an den Leipziger Verhandlungen kein Nebenereignis des Jahres 1933, sondern seine dramatische Zusammenfassung in einem geschichtlichen Brennpunkt. In

Reichstagsbrand Wer ist verurteilt?

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Von Justinian ( Verlagsanstalt Graphia, Karlsbad , 5,50 Franken, 48 Seiten).

Naziführer sehen Dich an. 33, Biographien aus dem, drit. ten Reich"( Edition du Carrefour, Paris , 1934).

Der umsichtige Geschäftsmann inseriert mit Erfolg in der

,, Deutschen Freiheit"

dem Weltblatt

Inserieren in der Deutschen Freiheit" verbürgt allerbeste Erfolge br

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