Bilder von der österreichischen Bürgerkriegsfront

treffen. Dicht neben einer vollkommen zerstörten Wohnung Nachdenkliches, Kampf um Steyr   gibt es noch Sausfaffaden, in denen feine einzige Scheibe 02 01273 790

Die Erwerbslosen im Gefecht

Die Neue Züricher 3eitung" berichtet: Unzweifelhaft eine der schlimmsten Episoden des sozial­demokratischen Aufruhrs war der dreitägige Kampf um Stenr. Die zwischen anmutigen Hügeln eng eingeschlossene Stadt mit ihren prächtigen Barockfirchen und Bürgerhäusern ist plötzlich zum Schauplatz blutiger Ereignisse geworden. Steyr   hat faum 22 000 Einwohner und wäre im Ausland wohl nur wenigen Liebhabern der Barockkunst bekannt, hätte nicht die hiesige Automobil- und Waffenfabrik den Namen Steyr   in aller Welt befannt gemacht. Jenseits der Enns   liegen die ausgedehnten Gebäulichkeiten des gro­Ben Industrieunternehmens. Ein zweites Steyr   ist mit dessen Aufblühen erstanden, das zu dem alten Barock- Steyr in merkwürdigem Gegensaz steht. Während des Krieges be­schäftigten diese Stenrer- Werfe an die 16 000 Arbeiter, heute faum noch 1800. Mehr als ein Drittel der Bevölkerung ist arbeitslos, ein großer Teil davon schon seit fünf, feit zehn Jahren.

Nach übereinstimmendem Urteil erleiden diese Menschen die schlimmsten Entbehrungen. Sie schreien nach Brot und Arbeit, nicht meil verantwortungslose Arbeiterführer fie dazu aufheßen, sondern weil sie ein schreckliches Ende vor fich sehen. Bei den letzten Wahlen ist die Sozialdemokratie mit Zweidrittelmehrheit als Siegerin ans dem Kampf her: vorgegangen, denn Steyr   war seit dem Kriege immer eine rote Hochburg. In den letzten Jahren ist es auch zu einer Hochburg des Radikalismus geworden.

Pinchologische Voraussetzungen für einen Macht- und Ver­zweiflungskampf waren in Steyr   auch durch den politischen Vorstoß der oberösterreichischen Heimwehren gegeben. Die rote Hochburg fühlte den Vorstoß der Heimwehr gegen sich und gegen die sozialen und politischen Rechte der Arbeiter schaft gerichtet. Tiefe Haßgefühle trennen auch hier schon seit Jahren Sozialdemokratie und Heimwehren. Der gemein­fame Abwehrkampf gegen den heftig agitierenden National­fozialismus hat diesen scharfen Gegensatz nie zu überbrücken vermocht. Es bedurfte nur eines leisen Anstoßes, um den furchtbaren Verzweiflungskampf auszulösen. Diesen Anstoß haben scheinbar die in Linz   zwischen Schußbündlern und Polizei gewechselten Schüsse, wohl eher die aus Wien   einge­Iaufene Parteiparole gegeben.

Die Unruhen begannen am Montagvormittag mit einem Streif in den Steyrer- Werfen. Gegen Mittag wollte ein Polizeidetachement zum Schuße der Ingenieure und Ange­stellten sich in die Waffenfabrik begeben, wurde aber nach Ueberschreiten der Bahnlinie von heftigem Gewehrfeuer empfangen und mußte umfehren. Wie sich bald herausstellte, hatten Schutzbündler den Streifenden die Parole ausge­geben: bewaffnet euch. Jenseits der Enns  , direkt ober­halb des Bahnhofes, liegt auf einem die ganze Stadt domi­

sehr Nachdenkliches

zertrümmert ist. Militär und Polizei haben sich, wie feststeht, überaus tapfer gehalten und sind doch zugleich schonend vor= gegangen. Wenn gegenwärtig die Zeitungen nur die Leistun gen der Heimwehren erwähnen, so geschieht dies aus partei. Diesmal in der ,, Weltbühne  " politischen Motiven. Die schwere Arbeit haben indessen Bun desheer und Polizei geleistet.

Die Aufregungen der Kampftage sind vorüber, vollkom mene Ruhe ist wieder hergestellt, aber ein schwerer Druck lastet über der Stadt. Die schreckliche Episode hat sich den Bürgern zu tief eingeprägt, als daß sie ste schon vergessen fönnten. Sie fragen sich verängstigt, was aus der Stadt und Bevölkerung werden soll, deren Bürgermeister der Anführer der Schutzbündler war? Eine sozialdemokratische Mehrheit von gestern wird nicht schnell zu einem vaterländisch gesinnten Bloď von morgen, besonders wenn die Heimwehren von nun an die führende Rolle im Stoate und in der Gemeinde übernehmen sollten.

Arbeiterheim Ottakring

Nach der Erstürmung

In der Koppstraße, Ecke Panifengasse. Eine typische braun­gelbe Vorstadtstraße. An den Häusern Einschüsse. Zerklirrte Fensterscheiben. Bröckelnder Mörtel  . Hier stand eine Barri kade. Aus den Fenstern wurde geschossen, Major Wrabel verwundet. Noch erbittertere Kampfspuren aber zeigt der nächste Häuserblock zwischen Kreitnergasse und Klausgasse. Das Militär konnte sich in den engen, scharfbeschossenen Schächten dieser Gassen nicht entwickeln. Erst in der Nacht gelang es, an der Ecke Maschinengewehre aufzustellen. Die Artillerie des Bundesheeres postierte sich draußen in der Längsachfe der Gasse auf einem Erdhügel. Die Feldkanonen gaben halbdirekte Schüsse ab. Sechs Treffer figen im Arbei: ferheim. Aber dieses Gebäude mußte Meter um Meter ers obert werden. Infanteristen dringen von rückwärts in den Sof des Cafes, sehen sich von allen Seiten beschossen, finden den Stiegenaufgang lange Zeit nicht, nachdem er endlich entdeckt, dringen sie höher und höher und müssen um jedes Stockmerk blutig ringen. In einem Stock finden sie am Fensterkreuz einen Erhängten. Selbstmord? Racheakt? Man weiß es nicht.

Der Konsumverein ist ein wirrer Haufen von Büchsen, Waren, Balken, Brettern. Irgendwo liegt noch ein Blind­gänger. Man muß in das Lokal springen. Denn vor dem Eingang flafft ein breites, tiefes Mauerloch. Geschüß: einschlag. Man erinnert sich unwillkürlich mancher Bilder aus dem Weltfrieg. So zum Trümmerhaufen geschossen waren die Häuser von Monfalcone  . Die Aufständischen der Klausgasse waren vorzüglich bewaffnet, aus den Fenstern regnete es Handgranaten.( ,, Neues Wiener Tagblatt  ")

nierenden Blateau eine große Arbeiterkolonie genannt Um den Goethehof

Ennsleite. Nur eine schmale Bahnunterführung und ein steil anfteigendes Sträßchen führen von der Stadt hinüber. Die Abhänge des Plateaus sind offen und waren zudem in diesen Tagen gänzlich vereist. Die Schutzbündler hatten die Häuser am Rande des Plateaus besetzt, die im Wohnviertel befind= liche Polizeiwache überwältigt und sperrten nun mit ihrem Gewehr- und Maschinengewehrfeuer den Zugang zu ihren Stellungen vollständig ab. Mit Hilfe einer Kompagnie des in Steyr   liegenden Alpeniägerregiments versuchte die Poli­zei am Nachmittag Ennsleite zu erstürmen, mußte aber, da feine Deckungen vorhanden waren, wegen des Maschinen­gewehrfeuers zurückgehen. Bereits rauschten über die Dächer der Stadt hinweg die Maschinengewehrfalven; niemand konnte mehr die Bahnlinie überschreiten, die erschreckte Be­völkerung merkte, daß sich dort ein blutiger Kampf austobte. 3n gleicher Zeit hatten andere Gruppen von Schutzbünd­lern auf der entgegengesett liegenden Seite der Stadt, in Steyrsdorf, versucht, den Truppen in den Rücken zu fallen und hatten auch die Bahnlinie Linz  - Steyr   gesprengt. Am Montagabend war der Kampf unentschieden; Polizei und Bundesheer waren zu schwach, um die taktisch sehr starke Position der Ennsleite anzugehen.

Ueber Nacht og man eine halbe Batterie zehn Zentimeter­Haubigen, eine Schwadron Kavallerie und verschiedene Heim­wehrabteilungen herbei.

Am Dienstag begann die Artilleriebeschießung der Maschi­nengewehrnester in den vordersten Häusern der Ennsleite. Die Schutzbündler hatten über Nacht ihre Stellungen vor: trefflich ausgebaut, Fenster mit Sandsäcken verschanzt, Schießscharten durch die Außenmauern gebrochen und vorge­schobene befestigte Bosten errichtet. Kanonendonner und Ma­schinengewehrserien dröhnten über die Stadt, während die erschreckten Bürger sich in Deckung brachten. Am Nachmittag stellten sich die verstärkten Regierungstruppen( fast in Regt­mentsstärke) in den schon Montag von den Schutzbündlern geräumten Steyr  - Werken auf und gingen aus der Flanke zum Angriff über. Beinahe ohne Verluste gelang ihnen der Sturm. Die Widerstandsnester wurden nun einzeln gesäu­bert und nachher das ganze Wohnviertel abgesucht. Es war 17 Uhr des zweiten Kampftages. Immer wieder flackerte das Gewehrfeuer auf; die mit den Dertlichkeiten wohlver­trauten Schutzbündler flüchteten, wurden indessen in großer Zahl von Heimwehrabteilungen, die die Ennsleite von hin­ten angegriffen hatten, abgefangen. Einige Schutzbündler ge­langten auf Schleichwegen nach Steyrsdorf hinüber. Schon den ganzen Tag hatten auch dort Kämpfe stattgefunden. Das unregelmäßig überbaute und wellige Terrain erschwerte die Aftionen sehr; versprengte Gruppen leisteten auch dort bis Mittwochvormittag Widerstand.

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Die Verluste auf seiten der Truppen und der Polizei find gering und beweisen, daß die Anordnungen mit großer Vorsicht getroffen wurden: drei Tote, fieben Verwundete. Die Aufrührer hingegen mußten 12 Tote zurücklassen; 15 Schwerverlette liegen in den Spitälern, etwa fünfzig wurs den nur leicht verwundet.

Die genaue Zahl der betroffenen Schußbündler kann nicht angegeben werden, da viele von ihnen sich versteckt halten oder geflohen find. Groß find die Schäden an jenen Wohn­Häusern auf der Ennsleite, in denen die Schußbündler ihre Maschinengewehre hatten und die deshalb mit Artillerie be­arbeitet wurden. Es ist ein Bild grausiger Verwüstung, das sich da den vielen Neugierigen zeigt. Granaten und Schrap nelle haben nicht nur die Außenwände durchschlagen und im Innern ganze Zimmereinrichtungen zu Staub zermalmt, auch innen wurden ganze Wände herausgerissen. Sonst sind die baulichen Schäden nicht groß; man schäßt sie auf etwa 25 000 Schilling, die man aus den beschlagnahmten Kassen der Sozialdemokratischen Partei flüssig zu machen beabsich­tigt. Angesichts der Zerstörungen muß man sich eingestehen, daß die Truppen alles getan haben, um nicht Unschuldige zu

Dachschüßen beschossen die Brücke mit Maschinengewehren. Barrikaden aus Coloniafübeln und Straßenbänken sperrten die Straße ab. Mittwochmittag wurde das Artilleriefener von der Reichsbrücke   aus eröffnet. Eine Zehnzentimeterhaubitze schlug eine Bresche in die Fassade. Ein Ueberläufer erschien und meldete, die Schutzbündler seien abgezogen. Das Trup­penkommando traute der Meldung nicht. An den Fenstern zeigten sich weiße Fahnen. Das Kommando entsendet einen Parlamentär am Vormittag: man solle die Frauen und Kin­der wegschaffen. Oder man solle die Waffen zu den Fenstern herauswerfen. Die Antwort blieb aus. Nun mußte das Wir­fungsfeuer eröffnet werden. In dem Kompler wohnen 3500 Personen. Als man den Hof genommen hatte, fand man nicht einen Toten oder Verwundeten: alles mit einer unheimlichen Geschicklichkeit weggeschafft wie in Heiligenstadt  ...

Das Cafe in diesem Riesenbau ist gänzlich ausgebrannt. Die Wandflächen der Seitentrakte zeigen schwere Geschoß­einschläge, viele Stellen tiefe, schwarze Wunden... Und dies alles spielte sich unter dem Namen Goethe ab, des größten deutschen Denfers. Drüben leuchtet die Krone der Rotunde im Abendlicht auf, die Jubiläumsfirche streckt ihre spißen Türme in die dunkelnde Luft. Man denkt an den edelsten Verkünder der Humanität.

Schutzbündler- Tragödien

Die es nicht überleben mochten

Wiederholt hat es sich in den letzten Tagen ereignet, daß Angehörige der sozialdemokratischen Partei mit ihren Fami lienmitgliedern teils infolge seelischer Depression, teils aus Angst vor behördlichem Einschreiten Selbstmord begangen haben. In der vergangenen Nacht wurden in der Wohnung am Dreimarkstein Nr. 7 der Batteriewärter der städtischen Elektrizitätswerke Karl Mager  , seine Frau Leopoldine   und der 14jährige Sohn des Ehepaares durch Leuchtgas   betäubt aufgefunden. Aerzte der Rettungsgesellschaft leisteten ihnen Hilfe.

I

Willi Schlamm schreibt:

" Jawohl, Politit und Strategie dieser Parteiführung waren bis zum Tag der Eruption unselig und verhängnis­voll. Aber diese österreichische Sozialdemokratie hat im Todess fampf die Ehre des Sozialismus gerettet. Es ist pollfommen unwichtig, ob einer aus der unverdienten Geborgenheit des Augenblicks sich zur österreichischen Sozialistenpartei bekennt, die an diesen Thermopylen des 12. Februar fämpft und fällt, wie es ihr das Gesez des Lebens, der Würde, der Frei­heit befahl; aber es ist vielleicht gerechtfertigt, da dieses Be fenntnis von einem fommt, der die Partei vor fünfzehn Jahren verlassen hat, damals, als sie zur Macht tam. Es sei abgelegt vor aller Welt, weil eine Sorte infamer Bur= schen, die sich, von kommunistischen   Arbeitern noch immer geduldet, kommunisten" nennen dürfen, selbst jetzt nichts anders im Kopf haben den die Infamierten zur Verteidigung der Arbeiterschaft in die Schlinge des Senfers steden als die Infamierung der sozialdemokratischen Füh rer Defterreichs: Die einzige Zeitung der Tschechoslowakischen Republik, die das absichtsvolle Lügengift des Fey über die feige Flucht von Otto Bauer   und Julius Deutsch  " breit und mit Behagen weitergab, war der kommunistische Rudy vecernif" in einer Extraausgabe. Damit gibts jetzt und nie mehr eine Diskussion."

Wozu wir uns zu bemerken erlauben: Solche Kommu nisten", solche insamen Burschen" gab es während der Kampftage in den kommunistischen  " Redaktionen allüberall. Wenn Willi Schlamm   in Zukunft seinen Scharfsinn auch ge= gen die äußerste Zinke behält, wird er solche Infamien täglich beobachten fönnen.

II

Willi Schlamm   schreibt noch:

Panzerzüge, Minenwerfer, Flugzeuge verteidigen in Wien   das Recht auf steuerfreie Massage- Inserate.

Die Panzerzüge, Minenwerfer und Flugzeuge der Arbei­ter, alles das zusammen.ist.der Generalstreif. Und der ge­lang nicht. Was seit einem Jahr mit der ganzen österreichi= schen Arbeiterschaft als Signal zum Generalstreif vereinbart war, trat alles an einem Tag ein: das Wiener Rathaus   be­setzt, Partei und Gewerkschaften verboten, Parteivorstand verhaftet, Arbeiterpresse zum Schweigen gebracht. Achtzigs tausend Schutzbündler und Parteifunktionäre segten ihr Les ben ein; und die große Masse der Arbeiterschaft ging stumpf in die Fabriken. Ihre Häuser wurden vernichtet, ihre Same­raden und ihre Führer rannten mit beinahe leeren Fäusten gegen Kanonen, sie aber, müde und mürb, bedienten die Maschinen, deren Stillstand wohl alles geret­tet hätte. 3wei Monate vorher streikten die Wiener   Zei tungsarbeiter um zwei Schilling Lohndifferenz; als es um die Differenz zwischen Schlächterei und Sozialismus ging, verfertigten fie brave Arbeiter" nannte sie der Minister schnigg im Radio den Schlächtern journalistische

Bomben.

Gewiß fann man selbst das noch erflären: Jahre lang haben die österreichischen Arbeiter vergeblich auf die Aus­einandersetzung gewartet; in Hungerjahren verloren sie das Vertrauen in ihre Gewerkschaften, die untätig dem Fortschritt Her nt nefehen haben; so oft machte der Parteivorstand nicht Ernst, daß sie ihn, als er es endlich tat, nicht ernst nah­men. All das ist richtig und all das erflärt gar nichts. Das Brüllen der Kanonen, die ein Stück ffeinge­wordener Zukunft niederlegten, übertönte in allen Fabriken Wiens   den Maschinenlärm; draußen rannten ausgezehrte Arbeiterleiber gegen Panzerautos und drinnen würden Schuhe genäht, Lokomotiven geheizt, Zeitungen gefeßt, Was­fermerke instandaehalten. Das närrisch einfache Begriffs­paar: die" revolutionäre, famptaewillte Arbeiterschaft die" verräterische. bremserische Führung ist seit dem 13. Februar 1984 vollends unerträglich; man wird zulernen müssen."

Wozu wir uns zu sagen erlauben: Wohl dem, der noch zulernen kann.

Es sah auch früher schon in der Arbeiterbewegung manches anders aus, je nachdem, ob man es vom verantwortlichen Führerstand oder vom Schreibsessel gutgemeinter und geist­voller Kritik beurteilte.

Schwerste Kerkerstrafen für Wiener   Straßen­bahner

dnb. Wien  , 17. Febr. Im Standrechtsverfahren gegen die Straßenbahner, die an den Kämpfen im Floridsdorf   teilge­nommen haben, wurde der Straßenbahner Giller zu lebens länglichem schwerstem Kerker, der Straßenbahner Sokoll zu 15 Jahren schwerem verschärftem Kerker verurteilt.

Karl Mager   gab an, er seit seit 23 Jahren Mitglied der sozialdemokratischen Partei und seit dem Jahre 1927 Mit­glied des früheren Republikanischen Schutzbundes gewesen. Die sechste Hinrichtung durch den Strang Im vergangenen Herbst habe ihm ein Unbekannter verlötete Blechkiſten in die Wohnung gebracht, die 1200 Patronen für Militärgewehre enthalten hatten. Als Mager gestern nach­mittag vom Dienste heimkam, teilte ihm die Frau mit, daß dem Appell des Bundeskanzlers zufolge nur dann Pardon gewährt werde, wenn verborgene Waffen und Munition bis 12 Uhr mittags abgegeben wären. Da diese Frist überschrit­ten war, hat er aus Verzweiflung und aus Furcht vor ge= richtlicher Verfolgung beschlossen, mit seiner Frau und dem Sohn in den Tod zu gehen. Sie haben Rißen der Tür und Fenster verklebt, dann den Gashahn geöffnet, um zu sterben. Durch einen glücklichen Zufall konnten sie aber noch im letz­ten Augenblick gerettet werden.

dub. Graz, 17. Febr. Der vom Standgericht zum Tode ver­urteilte Schutzbündler, der Sekretär des Metallarbeiter verbandes Stanet, ist Samstag nachmittag durch den Strang hingerichtet worden. Damit sind bisher insgesamt 6 Todes­urteile vollstreckt worden.

Brave Gefängnisbeamte

Ein Trick als Lebensretter

Einer der am Freitagabend Verurteilten, deffen Hinrich­tungsstunde auf Mitternacht   festgesezt worden war, fonnte nur durch einen Trick der Gefängnisbeamten gerettet wer= den. Die Nachricht von seiner Begnadigung zögerte sich bis über die für die Hinrichtung angesezte Stunde hinaus. Um ihn zu retten, stellten die Beamten die Gefängnisuhr um eine Stunde zurück und verlängerten so die gewährte Dreis  stundenfrist eigenmächtig um eine weitere Stunde. Zehn Minuten nach Mitternacht traf dann auch der Anwalt des Verurteilten mit der Nachricht von der inzwischen erfolgten Begnadigung ein.

Die gesamte reichsdeutsche Presse in Oesterreich  verboten

dnb. Wien  , 17. Febr. Das Bundeskanzleramt hat heute ein uneingeschränktes Berbot für die gesamte reichsdeutsche Presse auf die Dauer eines Monats( vom 16. Februar bis 16. März) erlassen. Das Verbot erstreckt sich ausnahmslos auf den Postversand und den Straßenverkauf.

Das Standrecht in Salzburg   aufgehoben

dnb. Salzburg  , 17. Febr. Das am 12. Februar über das Bundesland Salzburg   verhängte Standrecht ist mit dem Samstag aufgehoben worden.

Neues Standgerichtstodesurteil

dnb. Wien  , 17. Febr. Das Standgericht beim Landesgericht Wien 1 verurteilte am Samstagnachmittag den Angeklagten Jakob Morauf wegen Aufruhrs zum Tode durch den Strang.