Wettrüsten wie nic zuvor!
Wenn die Abrüstungskonferenz erfolglos ist...
Die Warnung Baldwins im Unterhaus, daß England bei einem Fehlschlag der Abrüstungsbemühungen aufrüsten müsse, wurde in drei Ministerreden am Freitagabend wiederholt und unterstrichen.
Schatzkanzler Chamberlain erklärte bei einem konser: vativen Festessen in Birmingham : Wenn die Abrüstungsfonferenz mit einem völligen Zusammenbruch endige und die europäischen Staaten wieder ein Rüstungswettrennen einleiten sollten, dann werde England für seine Verteidigung die Ausgabe viel größerer Summen als bis: her ins Auge failen müssen. Es sei allerdings viel zu früh, die Unmöglichkeit einer Vereinbarung anzunehmen. Chamberlain dementierte die Behauptungen, daß die eng lische Regierung ein großes Wehrgesez plane, das viele Millionen Pfund kosten würde und im Herbst dieses Jahres eingeführt werden sollte, bais
Sehr deutlich sprach auch der englische Innenminister Sir John Gilmour in Cardiff . Möglicherweise, so sagt er, fönne der englische Plan nicht voll durchgeführt werden. Die englische Regierung werde aber ihr Hauptaugenmerk anf den Ausgleich der Luftrüstungen richten.„ Wir beschäf: tigen uns zur Zeit mit diesem Problem. Wenn wir auf die
Dauer herausfinden, daß unsere Nachbarn auf dem Festlande uns in dieser Angelegenheit nicht entgegenkommen wollen, dann werden wir mit großem Bedauern Schritte zum Schuge unseres Boltes unternehmen müssen."
Der Erste Kommissar für öffentliche Arbeiten, Minister Ormsby Gore, sagte, daß England sich um den Abschluß eines begrenzten Abkommens, und zwar um ein Luftab: kommen, bemühen werde, wenn die Staaten eine allgemeine Abrüstungsvereinbarung nicht wünschten. Sollte England eine bedeutende Begrenzung der internationalen Luftrüstun: gen nicht erreichen, dann könnte die gegenwärtige zweitflaffige Stellung Englands nicht länger zugelassen werden. Für ieden Flieger und für jedes Flugzeug, die irgendeiner der Nachbarn Englands in Europa ausbildet bzw. baut, würden wir ebenfalls eine Flieger ausbilden und ein Flugzeug bauen."
Frankreichs Sicherheitssorgen Um die Luftrüstung
Paris , 10. März. Vor dem Kammerausschuß für Luftfahrtsfragen äußerte sich Luftfahrtminister General Denain über den Stand des Heeresflugmaterials und gab die vorgesehenen Maßnahmen zur Verbesserung dieses Materials bekannt. Der Ausschuß beschloß, den Luftfahrtminister aufzufordern,
1. energisch die Modernisierung des zivilen und militärischen Flugmaterials in Angriff zu nehmen;
2. die Reorganisation des Luftfahrtministeriums und die Zusammenarbeit zwischen der HeeresIuftfahrt und der zivilen Luftfahrt durchzuführen;
3. keine endgültigen Verpflichtungen hinsichtlich der Fragen zu treffen, die die zivile Luftfahrt angehen.( Handels- oder Touristen- Flugwesen, neu zu eröffnende Verkehrslinien in Nordafrika , Betrieb der Strecke Afrika - Südamerika ), ohne vorher diese Fragen dem Ausschuß unterbreitet zu haben. Die Regierung hat einen Gefeßentwurf eingebracht, der die Bereitstellung von 2980 Millionen Franken für Rüstungszwecke im Rechnungsjahr 1934/35 vorsieht. Politische Brandstiftung Zwischen Japan und Rußland
Mostan, 10. März. Die Telegrafenagentur der Sowjet union verbreitet eine Meldung aus Chabarowsk , dort seien Nachrichten aus Charbin eingetroffen, wonach angeblich eine japanische Abteilung unter dem Vorwand des„ Kampfes mit dem Banditenunwesen" Wohn- und Bürogebäude der Waldfonzession der Ostchinabahn in Brand gesetzt habe. Trozz aller Maßnahmen sei es nicht gelungen, die Konzession vor der Feuersbrunst zu retten. Eine Reihe Gebäude und große Bestände bearbeiteter Hölzer seien verbrannt. Nach vorläufigen Schäßungen betrage der Schaden Zehntausende von Goldrubel.
Die amerikanische Flugzeugfabrik Wright hat von Rußland Bestellungen auf Flugzeugmotoren im Werte von 2,4 Millionen Dollar erhalten. Für 200 000 Dollar Motoren sind bereits geliefert worden.
Todesstoß gegen Englands Denkschrift
Das verzweifelte Suchen nach Rettung für die sterbende Abrüstungskonferenz
London , 10. März. Der Brief des französischen Außenministers Barthou vom 10. Februar an den Vorsitzenden der Abrüstunskonferen, Henderson( wir verweisen auch auf den Aufsaz„ Hendersons Dokumente"), wird von der englischen Presse als Hauptpunkt der gestrigen Völkerbundsveröffentlichungen in längeren Auszügen wieder gegeben. Dieses Schreiben, so sagt der diplomatische Mitarbeiter des„ Daily Herald", ist der offizielle und kategorische Todesstoß für die Simon- Denkschrift.„ Daily Mail" meint, das Schriftstück zeige mit schmerzlicher Rlarheit, daß eine Einigung zwischen den Mächten unwahrscheinlich sei. Bedeutung mißt das Blatt auch der Anregung Simons in seinem Brief an Henderson bei, daß möglicherweise ein„ 3wischenstadium" zwischen die bisherigen Verhandlungen und eine Rückkehr nach Genf eingeschaltet werden soll. Im Zusammenhang hiermit werde in Genfer Meldungen wiederum die Möglichkeit einer begrenzten Mächtekonferenz außerhalb Genfs als Konferenzorte werden Lausanne oder Stockholm genannt aufgeworfen, zu der die vier betroffenen Haupt
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mächte einschließlich Deutschland , ferner Amerika , Rußland und Japan , die Kleine Entente , Polen und Spanien eingeladen werden sollen. Das Blatt beurteilt jedoch die Aussichten für die Abhaltung einer solchen Konferenz äußerst schlecht. Der Genfer Berichterstatter des" Daily Telegraph " mie auch„ New Chronicle" heben hervor, daß der Konferenzgedanke weitgehend von dem Erfolg oder Mißerfolg der Rundreise Edens abhängig gemacht worden sei und daber zur Zeit nicht mehr aktuell sei. In Genf werde die Einberufung einer solchen Konferenz für unwahrscheinlich gehalten, da sie mit ziemlicher Sicherheit ihren 3wed verfehlen würde. Als nächster Schritt werde daher die Einberufung des Abrüstungsbüros erwartet. Nur der diplomatische Mitarbei ter der„ Daily Herald" meint, daß gerade der Fehlschlag der
bisherigen Abrüstungsbesprechungen die Einberufung einer Neun- oder 13- Mächte- Konferenz in Stockholm wahrscheinlich mache. Aus den Völkerbundsveröffentlichungen gehe klar hervor, daß die Besprechungen fehlgeschlagen seien und ein anderer Weg gefunden werden müsse.
Gleichzeitig wird von wenigen Blättern auch die Möglichfeit einer besonderen Konferenz über die Luftstreitkräfte erwähnt. Sir Vernon Bartlett vertritt im„ News Chronicle" die Ansicht, in der Whitehall bestehe eine Anregung, daß die Frage der Luftstreitkräfte gesondert von den anderen Rüstungen besprochen werden könnte. Der politische Mitarbeiter der " Daily Mail" meint, daß England die Einberufung einer Weltkonferenz erwäge, falls die Abrüstungskonferenz endgültig zusammenbrechen sollte. Ferner trage sich die englische Regierung mit dem Gedanken einer Konferenz der Domintumsvertreter, um die Verteidigung des englischen Weltreiches zu erörtern.
Labour- Mehrheit im Londoner Rathaus
London , 10. März. Bei den Kommunalwahlen hat die Arbeiterpartei einen noch viel größeren Sieg errungen, als zunächst zu übersehen war. Das endgültige Ergebnis lautet: Konservative 55( 88), Arbeiterpartei 69( 35), Liberale 0( 6) Size.
Damit hat die Arbeiterpartei zum ersten Male die Mehrheit errungen. Das Ergebnis dürfte auf die innerpolitische Entwicklung ganz Englands von Einfluß sein. Die Regierung Macdonalds sieht ihre Autorität dahinschwinden.
Der hitlerfreundliche Presselord Beaverbrook hat höchst persönlich in den Kampf eingegriffen, um die Schlacht zu
Aus dem Inhalt
Heldentum der Illegalen e
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Schacht gegen De. Ley
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Olympiade 1936
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der Vierzigjährigen
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Reichstag
Gestern und heute
Herr Hitler läßt durch seinen Verlag Franz Eher sonder. bare Dinge in die Welt setzen. Er behauptet nämlich, sein Buch„ Mein Kampf " sei ein pazifistisches Buch. ???
Wir haben es auch nicht geglaubt, aber Hitler , durch Franz Ehers Mund beweist es uns. Sofern wir die ehernen Worte des Führers als Beweis betrachten dürfen. Nämlich, höchst ärgerlich über die Uebersetzung des politischen Standardwerkes aller Deutschen ins Französische, hat der Verlag nicht nur beim Pariser Kadi geklagt, sondern zwingt auch per Auflage die deutsche Presse, in ihren mehr oder weniger unschuldigen Spalten folgendes zu drucken:
,, In Wahrheit handelt es sich bei den Stellen des Buches, denen die Worte und Satzteile entnommen sind, um eine Auseinandersetzung mit inner politischen Gegnern, die dem Führer mangelndes Interesse an der Wiedergewinnung verlorener Gebiete vorwarfen. Der Autor weist demgegenüber darauf hin, daß die Frage zu ernst sei, um durch leichtfertige Agitation gelöst zu werden, und lehnt Gewaltanwendung für dieses Ziel ab. Die theoretische Möglichkeit eines gewaltsamen Konflikts wird im Buche nur im Zusammenhang mit der damals akuten Frage der Rheinlandbesetzung erörtert."
Da kommt davon, daß die Franzosen kein Deutsch können! Da schreibt nun der Führer extra ein Friedensbuch, lehnt jede Gewaltanwendung ab, ganz theoretisch, versteht sich und der unwissende Uebersetzer mißversteht die herrlichsten, friedlichsten Stellen. Zum Beispiel folgende:
,, Unterdrückte Länder werden nicht durch flammende Proteste in den Schoß eines gemeinsamen Reiches zurückgeführt, sondern durch ein schlagkräftiges Schwert."( S. 689).
Oder: Dieses an sich immer mehr der Vernegerung anheim fallende Volk bedeutet in seiner Bindung an die Ziele der jüdischen Weltbeherrschung eine lauernde Gefahr für den Bestand der weißen Rasse Europas ... Was Frankreich , angespornt durch eigene Rachsucht, planmäßig geführt durch den Juden, heute in Europa betreibt, ist ein Sünde wider den Bestand der weißen Menschheit und wird auf dieses Volk dereinst alle Rachegeister eines Geschlechts hetzen, das in der Rassenschande die Erbsünde der Menschheit erkannt hat."( S. 705).
Oder:„ Erst wenn dies in Deutschland vollständig begriffen sein wird, so daß man den Lebenswillen der Nation nicht mehr in bloß passiver Abwehr verkümmern läßt, sondern zu einer endgültigen aktiven Auseinandersetzung mit Frankreich zusammenrafft und in einen legten Entscheidungskampf mit deutscherseits größten Schlußzielen hineinwirft: erst dann wird man imstande sein, das ewige und an sich so unfruchtbare Ringen zwischen uns und Frankreich zum Abschluß zu bringen; allerdings unter der Voraussetzung, daß Deutschland in der Vernichtung Frankreichs wirklich nur ein Mittel sieht, um danach unserem Volke endlich an anderer Stelle die mögliche Ausdehnung geben zu können." ( S. 766/7).
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Denn: Im ewigen Kampf ist die Menschheit groß geworden im ewigen Frieden geht sie zugrunde." Wenn das noch nicht friedlich genug ist, den sollte man zur Strafe das Buch des Führers ins Deutsche übersetzen lassen. Denn wir sind ja selbst ein bißchen in Verlegenheit, aber es hilft nichts, die Welt muß es endlich erfahren, damit die ewigen blöden Mißverständnisse aufhören: nichts an dem klassischen Buch des Führers ist kriegerisch oder blutdürstig; erst das schlechte Deutsch macht es dazu.
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Und der Reichskanzler Hitler , der beim französischen Kadi geklagt hat, ist nunmehr wirklich auf dem richtigen Wege. Er sollte auch bei einem deutschen Gericht eine einstweilige Verfügung erwirken, die es dem Verfasser von ,, Mein Kampf " verbietet, die friedlichen Absichten des Reichskanzlers noch weiterhin durch seine minderwertigen literarischen Leistungen zu gefährden. Argus.
gunsten der Konservativen zu entscheiden. Er schimpfte im Stile des Göbbels . Das Auftreten des Presselords, der sich am Tage vor der Wahl dazu hinreißen ließ, die Arbeiter führer Strolche zu nennen, hat der bisherigen Majoritätspartei, die über Groß- London mehr als zwanzig Jahre hin durch ununterbrochen geherrscht hat, wohl eher geschadet. Das Triumphgefühl der Arbeiterpartei nach ihrem erstaunlichen Siege ist natürlich sehr groß. Durch ihn wird die Persönlich= feit des Organisators des Kampfes auf der Labourseite, Her bert Morrison , start in den Vordergrund gerückt. Morrison ist 46 Jahre alt und war im lezten Labourkabinett Verfehrsminister gewesen. Er ist kein sehr eindrucksvoller Redner, doch gilt er unter den jüngeren Labourführern als einer der Begabtesten