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Die Lage des Katholizismus im heutigen Deutschland  

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Jelquadino

Die Situation des Katholizismus im dritten Reich" ist durch einen prinzipiellen Grundkonflikt zwischen dem Wesen des Katholizismus( das Universalismus bedeutet) und dem Wesen des Nationalsozialismus( der vom Mythes der Rasse ausgehend nicht minderen Totalitätsanspruch er­hebt) bestimmt. Selbst wenn es nicht in den Büchern der Propheten des dritten Reiches" stünde, wenn es Hitler  in., Mein Kampf  " nicht ausdrücklich festgestellt hätte, so ginge es aus den Reden der Unterführer und der täglichen Praxis im heutigen Deutschland   zur Genüge hervor, daß der Nationalsozialismus als politisch- religiöse Bewegung gedacht ist, die den ganzen Menschen erfassen will und über sich keinen anderen Oberwert anerkennt; auch die Kirche, ja auch der Gottesbegriff stehen nach nationalsozialistischem Denken nur in Funktion zum politischen Begriff des dritten Reiches", sie sind als Werte innerhalb der nationalsoziali­stischen Bewegung, nicht aber als souveräne Werte über ihm gedacht. Sollte also der Grundkonflikt zwischen dem ,, dritten 1.eich" und dem Katholizismus einmal ganz beigelegt wer­den, so kann das bei dem Dogmenbestand der beiden Mächte nur die Kapitulation einer der beiden Größen bedeuten. Gerade in der Sphäre dieser religiös- politischen Ausein­andersetzungen kann der heute so beliebte und bequeme ,, Ausgleich" nicht stattfinden.

Das Konkordat

Das unter der Aegide des Herrn v. Papen überstürzt abge­schlossene Konkordat( dessen Ausführungsbestimmungen immer noch nicht klargestellt sind) kann die Kirche keinen Moment darüber täuschen, daß die ethischen Fundamental­sätze des ,, dritten Reiches", wie sie heute in den Schulen der deutschen Jugend beigebracht werden, gegen die Lehrsätze der katholischen, Kirche verstoßen. Der Katholizismus kann seinem Wesen nach niemals anerkennen, daß der christliche Mensch von naturalen Gegebenheiten wie Blut, Boden, Rasse ( statt vom göttlichen Geiste) geformt ist; hier hat für ihn ein für allemal der Apostel Paulus das Entscheidende ge­sagt: Da ist einer nicht Jude, noch Grieche; da ist kein Sklave, noch Freier, da ist nicht Mann noch Frau. Denn alle seid ihr eins in Christo Jesu."( Galater 3, 28-29.) Es bedeutet ein völliges Verkennen der vom Geiste her bestimmten katho­ lischen   Lehre, wenn der nationalsozialistische Staatsrat Conti kürzlich in Berlin   erklärte: ,, Das katholische Bekennt­nis als solches kann unmöglich in einem Gegensatz stehen zu einer Gesetzgebung, die dem in der göttlichen Weltordnung beschlossenen Willen der Natur zur Auslese entgegenkommt." Nein, über der natürlichen Auslese, wie sie der Darwinismus meint, steht für das katholische Bewußtsein der Primat des Geistes, vor dem sich jedes Selektionsprinzip erst auszu­weisen hat und für den der animalische Begriff der., starken Rasse" keinen Wert ersten Ranges darstellt. Aber der Ver­treter des Staates wartet die Stellungnahme des Katholizis­mus gar nicht erst ab: ,, Jedenfalls wird der Nationalsozialis­mus den als richtig erkannten Weg unbeirrt zu Ende gehen." Die Fälle, in denen Geistliche wegen des dem Staate und ihrer Lehre zu leistenden Respekts in schwere Gewissens­konflikte getrieben. werden, mehren sich. Schon werden Predigten und Einwände gegen das Sterilisationsgesetz den Geistlichen als Ungehorsam" gegen die Staatsautorität aus­gelegt; aber hier kann es für die katholische Kirche   kein Schweigen geben. Man hört es immer wieder aus den Kreisen des Laienvolkes, daß die Kirche schon zu lange geschwiegen habe. Zwar hat Prälat Kaas seinerzeit das humane Wort gesprochen, daß der Kirche das Leben eines Kommunisten genau so teuer sei wie das eines anderen Volksgenossen; aber in der Praxis ist der Kommunist vogelfrei, und man hört auch nichts von einem kirchlichen Einspruch gegen die absolut unchristliche Methode der Konzentrationslager und nichts verrät die geschwächte Stellung der katholischen Kirche   in dritten Reich" deutlicher, als die monatelangen vergeblichen Bemühungen des Kardinals Faulhaber  , den Ge­fangenen im Konzentrationslager Dachau   auch nur einen Seelsorger hinauszuschicken.

Der repräsentative Rosenberg

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Marte gende

Von***

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bände geführt wird und eben durch das Verbot des Kölner Jugendverbandes ,, Neudeutschland  " in ein akutes Stadium getreten ist, kann erst unter dem Aspekt des Rosenberg. schen Kulturprogramms in seiner ganzen Bedeutung ver­standen werden; der nationalsozialistische Staat kann auf die Dauer neben nationalsozialistisch erzogener Hitler- Jugend keinen katholischen   Jugendverband dulden; noch bindet ihn das Konkordat und verhindert die sofortige Auflösung der katholischen   Verbände; schon aber heißt es in einem Kölner  parteiamtlichen Aufruf: Die H. J.   ist allerdings felsenfest davon überzeugt, daß den jungen Menschen, die heute noch in den kümmerlichen Restbeständen der konfessionellen Jugendbewegung ihr Schattendasein führen, auch eines Tages die Schuppen von den Augen fallen werden und sie erkennen werden, daß sich die Sprache des Blutes auch von fremden Einflüssen und Hetmethoden nicht überschreien läßt." Stellt man den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Druck in Rechnung, der gegen die katholischen   Jugendorganisationen ausgeübt wird, so kann man trotz Franz v. Papen  , der noch immer Optimist ist und es vermutlich bis zum bittern Ende bleiben wird, die katholischen   Bemühungen um die Jugend und damit um die heranwachsende Generation nur unter einem düsteren Aspekt sehen.

Die Einschüchterung

Auch auf anderen Gebieten ist bisher der Prozeß der systematischen Zurückdrängung des Katholizismus ohne Widerstand gelungen: zahlreiche Verhaftungen von nicht restlos auf das dritte Reich" eingeschwornen Geistlichen sorgten zunächst für die physische Einschüchterung. Für die Verhaftung eines jungen württembergischen Geistlichen war ausdrücklich als Grund angegeben worden, der betreffende Geistliche habe für die hingerichteten Kommunisten eine Messe gelesen; dieser Priester wurde also wegen einer aus­drücklich durch sein geistliches Amt gebotenen Handlung der Barmherzigkeit und der Feindesliebe eingesperrt aber zum Erstaunen des württembergischen katholischen   Volkes rührte sich keine Stimme für ihn. Die katholischen   Politiker

und Zeitungsverleger wurden ziemlich restlos in langwierige Prozesse verwickelt, in denen ihre geschäftliche Integretät monatelang vor der Oeffentlichkeit in Zweifel gezogen wurde. Endeten diese Prozesse, wie z. B. der Prozeß des Professor Dessauer in Frankfurt   a. M. mit einer glänzenden Frei­sprechung des Angeschuldigten, so wurde doch dafür gesorgt, daß der Angeklagte den Gerichtssaal als gebrochener Mann verließ. Im Fall Dessauer endete der Prozeß damit, daß Dessauer( ein Röntgenologe von europäischem Rang) einen Treuhänder für sein Vermögen bekam und daß Dessauers Anwalt Dr. Thormann, der den Freispruch erzielt hatte, auf Grund von Jahre zurückliegenden Stenogrammen pazi­fistischen Inhalts in ein Konzentrationslager überführt wurde.( Was natürlich für diesen bekannten katholischen  Anwalt die Existenzvernichtung bedeutet.) Die katholische Presseorganisation Deutschlands   aber, der in Generationen aufgebaute Volksverein für das katholische Deutschland  " wird von einem Tag auf den andern ,, als staatsfeindliches Eigentum" zugunsten des Staates Preußen enteignet. Der schlimmsten Bedrängnis aber, den schwersten Gewissenskon­flikten ist die untere Geistlichkeit ausgesetzt, die im täglichen Kontakt mit den Pfarrkindern arbeiten muß; anläßlich der Gerichtsverhandlung gegen den Münchener   Stadtpfarrer Muhler( der von Kardinal Faulhaber   mit der Leitung der ,, actio catholica" beauftragt wurde) konnte man in die tra­gische Situation der katholischen   Geistlichkeit im heutigen Deutschland   Einblick bekommen: Muhler hatte von der( in­zwischen auch durch die Presse bekanntgegebenen) Er­schießung von Kommunisten im Konzentrationslager Dachau  erfahren; Pfarrkinder, ehemalige Kommunisten, wandten sich an den Pfarrherrn, der mit den Kaplänen im Pfarr­haus den Fall besprach; aber das Gespräch wurde auch da belauscht und der Pfarrherr büßt nun sein christliches Mit­gefühl mit neun Monaten Gefängnis. Die seelische Not der unteren Geistlichkeit, namentlich in Altbayern   und Württem­ berg   ist groß; man sieht die Bedrohung des Katholizismus

überdeutlich, schon ist das Vertrauensverhältnis zu den Pfarrkindern da und dort fragwürdig geworden... und doch erhäit man von keiner autoritativen Seite entscheidende Direktiven. ,, Lieber das Martyrium, das Gefängnis, als diese Ungewißheit, dies Zusehenmüssen," habe ich vor kurzem von einem süddeutschen Geistlichen gehört und in der Tat, in der Geistlichkeit wächst heute eine Stimmung heran, aus der heraus viele Kleriker den Weg des Martyriums einem kampflosen Preisgeben aller katholischen   Positionen vor­ziehen würden.

Die Nacht der Verwirrung

badallo V sus

Seit dem Abschluß des Vertrags mit Mussolini  , der dem Papst die vatikanische Stadt zurückgegeben hat, läßt sich eine gewisse Konformität der italienischen und der vatika­nischen Politik nicht mehr bestreiten; nur so läßt sich der ( aus dem Geiste katholischer Politik kaum mehr erklärbare) Widerstreit der Haltung des deutschen   und des öster­reichischen Episkopats erklären; die deutschen   Bischöfe

stellen sich auf den Boden des Nationalsozialismus, aber die

In diesen Tagen ist Alfred Rosenberg  ( ein Deutsch­russe, der den Krieg als Student in Moskau   erlebt hat) von Hitler   mit der Beaufsichtigung der geistigen und moralischen Erziehung der gesamten nationalsozialistischen Partei be­auftragt worden; da die nationalsozialistische Partei heute der Staat ist, bedeutet das die unumschränkte Aufsicht Rosen­bergs über alle kulturellen Bemühungen im dritten Reich". Das heißt also: die in Rosenbergs Buch ,, Mythos des 20. Jahr­hunderts" niedergelegten Gedanken bekommen im öffent­lichen Leben Deutschlands  , vor allem auf dem Gebiet der Er ziehung, autoritative Kraft Nun, Alfred Rosenberg   läßt in seinem an Chamberlains ,, Grundlagen des 19. Jahrhunderts" orientierten Buche keinen Zweifel darüber, daß er den Katholizismus als volksfremd und schädlich empfindet und daß der deutsche   Staat von heute mit der gebührenden Vorsicht und mit scheinbarer Neutralität der staatlichen Stellen an die Bildung einer dritten deutschen   Konfession gehen müsse. Um die Ansichten dieses repräsentativen Man­nes über den Katholizismus zu verdeutlichen, möchte ich aus dem genannten Buche ein paar Proben hiehersetzen: Den Versuch schildern, die zauberhaft- dämonische Weltauffassung des Medizinmannes weltpolitisch durchzusetzen, heißt römische Dogmen- und Kirchengeschichte schreiben."( Seite 185.) Oder: Das Vatikanum bedeutete den Bruch der letzten Charaktere in der damaligen Kirche. Und also auch in der heutigen: denn die jetzigen Würdenträger sind bereits unter der Herrschaft dieser ehrlosen Lehrsäte großgezogen wor- Kirchenfürsten jedoch( vor allem der Freiburger Bischof den."( Seite 193.) An einer anderen Stelle stellt er die heu­tige, Schwäche der Kirchen fest, die hilflos noch immer Kreuzigungen bestellen oder das Lamm Gottes   bedichten lassen Heute ist Rosenberg   der das geistige Leben Deutsch­ lands   kontrollierende Mann; tausende von Pädagogen und Aufklärungsredner sind ständig im Dienst seiner Ideen... der Tübinger   katholische Professor Dr. Adam aber, der kürz­lich in Stuttgart   pflichtgemäß den Vorrang des alten Testa­ments vor der Blutmythologie feststellte, bekam als prompte Quittung ein Mißtrauensvotum des Kultusministers und bald darauf Vorlesungsverbot. Das, genau das kennzeichnet die heutige Lage des Katholizismus in Deutschland  . Der Kampf. der heute in Deutschland   gegen die katholischen   Jugendver­

österreichischen bekräftigen den von Dollfuß inaugurierten Austrofaschismus und brandmarken den Nationalsozialismus als politische Häresie. Ein analoges Bild der Unstimmigkeit innerhalb des deutschen   Episkopats: ein Teil der deutschen  Kirchenfürsten nimmt den nationalsozialistischen Staat fata­listisch als politische Gegebenheit hin, verteidigt aber gegen ihn mit Leidenschaft die katholischen   Werte, andere deutsche Gröber, auch Bischof Hauck von Bamberg  ), bei denen die Gegnerschaft gegen einen vermeintlich drohenden Bolsche­wismus präponderiert, übersehen geflissentlich das Anti­Katholische im ,, dritten Reich" und bekunden bei jeder Ge­legenheit ihre Ergebenheit. Der Riß geht durch die katho­ lischen   Zeitungs- und Verlagshäuser, soweit es sie noch gibt: in den katholischen   Zeitungen wird heute aus Angst, als nicht genügend patriotisch angesehen zu werden, die extremi stischste Außenpolitik gemacht und die Saarbrücker   katho­lische Tageszeitung wagt aus Furcht vor der Vergeltung 1935 nicht einmal, ein schwedisches Interview eines nationalsozia­listischen Saarführers, in dem dieser die Absetzung des Papstes und die Ersetzung durch einen deutschen   Papst for

dert, entsprechend anzukreiden. Das katholische Verlagshaus Kösel& Pustet verlegt zwar weiterhin die auf hohem Niveau, im Geiste der übernationalen katholischen   Universitas wir­kende Monatsschrift Hochland", aber zur Rückendeckung gibt man doch im selben Hause eine neue Zeitschrift ,, Volk und Zeit" heraus, die eine forcierte und ad hoe gesuchte Synthese von Katholizismus und Nationalsozialismus   dar­stellt. Aber gerade dem Katholizismus bekommt Standpunkt -und Richtungslosigkeit besonders schlecht. Von ihr werden jetzt auch schon die katholischen   Schriftsteller erfaßt, allen voran Friedrich Schreyvogel  , persona grata bei Dollfuß  , Be­rater des Burgtheaters, dessen Stück Tod in Genf  ", auch in Deutschland   gespielt, wegen der dadurch hervorgerufenen pronationalsozialistischen Kundgebungen in Innsbruck   eben verboten werden mußte. Auch Max Mell  , Leo Weismantel  , H. H.   Ortner, J. M. Wehner sind längst auf demselben Wege, den der alte Hermann Bahr  , ein gelernter Protheus, mit rüstiger Wandlungsfähigkeit vorangegangen ist. Die Nacht der Verwirrung, die über den einst so geschlossenen und unerschütterlichen Organismus des deutschen   Katholizismus gekommen ist, ist groß.

Die neuen Kräfte

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Aber schon sind im Lager des Katholizismus Kräfte sicht­bar, die sich in der Verwirrung kraftvoll behaupten und durch ihre Haltung den alten Satz beweisen, daß in kritischen Situationen die Rettung nicht durch Taktiker, sondern durch Charaktere kommt. Es ist vor allem der Münchener   Kar­dinal Faulhaber, der durch das geistige Werk seiner klugen und mutigen Predigten in der Michaelskirche ein Zentrum deutscher   Besinnung geschaffen hat. In jeder dieser Pre­digten wird irgendein Gedanke, der durch die politischen Maßnahmen der letzten Monate verbogen und verwirrt wurde, ins rechte Lot gesetzt. Wenn Dr. Göbbels   neulich geäußert hat, es sei ohne weiteres für das Gefühl klar, daß Jesus Chri­ stus   kein Jude gewesen sein könne, so erklärt Faulhaber: ,, Zu solchen Stimmen und Bewegungen kann der Bischof nicht schweigen. Das Volk Israel   stand durch die Hei­landsmutter in Blutbeziehungen mit Christus. beziehungen allein genügen aber

Gottes.

Blut­

nicht im Reiche Christus lehnt die Blutbeziehungen ab und verlangt Glaubensbeziehungen, das Hören auf die Worte Gottes Die Frage lautet also nicht: Wurde Christus als Jude oder Arier geboren? Die Frage lautet: Sind wir durch Taufe und Glauben in Christus ein­gegliedert?... Das alte Testament war auf Blutbeziehungen, das neue Testament ist auf Glaubensbeziehungen aufgebaut. Schwerer als ,, die Sünde wider das Blut" ist ,, die Sünde wider den Glauben".

In seiner Silvesterpredigt hat dieser Kirchenfürst zu den sehr aktuellen Thema, Christentum und Germanentum" ge­sprochen und mit der kritiklosen Verklärung der germa­nischen Vorderen in der kräftigsten und mutigsten Manier aufgeräumt; er geht vor seinen die große Michaelskirche bis auf den letzten Platz füllenden Hörern die ,, Germania" des Tacitus   durch und verschweigt weder die von Tacitus   ver­merkte unbändige Kriegslust der Germanen, noch ihre Trunk­sucht, noch ihre Faulheit, die sich, wie Faulhaber bemerkt, wahrscheinlich erst unter dem Einfluß des christlichen Früh­gottesdienst verloren habe. Man muß den Mut bewundern, mit dem der Kardinal heute, da ein Hermann Wirth   auf Grund der gefälschten Urlinda- Chronik seinen gläubigen Hörern das Bild einer germanischen autochtonen Kultur vor­gaukeln kann, die Sätze wagt: Von einer eigentlichen Kul­tur der vorchristlichen Germanenzeit kann nach Tacitus   nicht die Rede sein... Es ist beschämend, daß die bildlichen Darstellungen ihrer Volksgenossen nicht vor germanischen Händen herrühren, sondern von römischen Bildhauern, die auf der Trajanssäule   in Rom   deutsche Kriegsgefangene aus dem Triumphzug des Kaisers nachbildeten." Von manchen Volksbräuchen sagt er, man könne sie mit mehr Recht von israelitischen   Gebräuchen des alten Testaments als aus soge­nannten germanischen Bräuchen ableiten. Und schließlich spricht er das Wort, das ganze Bände neudeutscher Ver wirrung auslöscht: Wir sind nicht mit deutschem Blut er­löst. Wir sind mit dem kostbaren Blut unseres gekreuzigten Herrn erlöst."

Staatsminister Esser, ein besonders durch seinen Kampf gegen den katholischen Münchener   Oberbürgermeister be­kannt gewordene früherer Münchener   Stadtrat, hat vor kur­zem in einer durch den Rundfunk verbreiteten Rede er­klärt, es sei ein Skandal, daß es Kardinal Faulhaber bisher an einem offenen Bekenntnis zum dritten Reich" habe fehlen lassen. In der Nacht darauf krachten in der Prome­nadestraße zwei Schüsse gegen das Fenster der Wohnung des Kardinals. Diese Schüsse haben in Rom   großen Eindruck gemacht; denn der Papst sandte dem Kardinal nach München  seine Segenswünsche in der schwierigen Situation und seinen Glückwunsch zu der Errettung. Die nationalsozialistische bayrische Regierung aber stellt in den Münchener   Tages­zeitungen ausdrücklich fest, daß der durch die Schüsse ver­ursachte Sachschaden 30 Mark betragen habe.

Theodor Häcker  

Und wenn die oben erwähnten Konjunkturritter unter dea katholischen   Schriftstellern, statt fest zu stehen im Taumel der Verwirrung, durch ihre vorschnellen Synthesen, durch ihren abgründigen Respekt vor Machttatsachen die allge­meine Unklarheit gesteigert haben, so ist in Theodor Häcker  einer unter ihnen gefunden worden, der gleich dem Mün­ chener   Kardinal die durch keine politische Machtverschiebung zu erschütternden Grundtatsachen des katholischen   Glaubens entschieden und mutig festgehalten hat. Wenn es wahr ist, daß Spenglers   neue Schrift ,, Jahre der Entscheidung", in d er seine Raubtierphilosophie zum Gebrauch des kleinen Mat nes popularisiert, namentlich in akademischen Kreisen eik Reisser gewesen ist, so hat Häckers Buch Was ist der Mensch?( bei Jakob Hegner  , Leipzig  ) heute, dan manchem kleinen Manne bereits vor seiner und der anderer Raubtier­

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haftigkeit bange geworden ist, alle Chancen, zu einem der meist gelesenen Bücher des immer noch vorhandenen gebil­deten Deutschlands   zu werden. Häckers Buch ist ein theo­logisches Buch, es ist das Werk eines Hierarchisten, es spricht nur einige schlichte Wahrheiten aus, so, daß die Einheit des

Menschen der Geist ist und nicht das Blut, daß die geistige