Deutsche   Stimmen. Beilage zur Deutschen Freifieit" Ereignisse und Geschichten

Donnerstag, den 24. Mai 1934

Die braunen Parvenüs Der neudeutsche Byzantinismus

In einem Erlaß des Reichsinnenministers, der an die Landesregierungen gerichtet ist, heißt es:

,, Der Stellvertreter des Führers hat vor kurzem in einer an die Gauleiter gerichteten Verfügung gegen gewisse Er­scheinungen Stellungen genommen, die mit der bescheidenen Zurückhaltung, die jeder Parteigenosse und besonders auch jeder Unterführer entsprechend dem Vorbilde des Führers in der Oeffentlichkeit beobachten sollte, nicht vereinbar seien. Der Stellvertreter des Führers hat in diesem Zusammenhang besonders auf Zeitungsartikel, Huldigungsadressen, Bild­veröffentlichungen, Geburtstags- und Jubiläumsglückwünsche, Ehrenbürgerschaften, Straßenbenennungen, Beflaggung bei Besuchen usw. hingewiesen.

Indem ich mir diese begrüßenswerten Ausführungen des Stellvertreters des Führers in vollem Umfange zu eigen mache, bitte ich, es auch den Inhabern öffentlicher Aemter in Reich, Staat und Gemeinden zur Pflicht zu machen, ihr Auftreten in der Oeffentlichkeit nach den gleichen Grund­sätzen zu regeln. Im besonderen bitte ich dafür Sorge zu tragen, daß die Verleihung weiterer Ehrenbürgerschaften unterbleibt und daß Straßenum- und Straßenneubenennungen nach Lebenden nicht mehr stattfinden."

Dieser Erlaß gegen den Byzantinismus läßt tief blicken! Er charakterisiert nicht nur die Untertanen, sondern vor allem die braunen Parvenüs in beamteter Stellung.

Eine Begründung ist dem Erlaß nicht beigegeben worden. Wir erlauben uns, sie nachzuholen, indem wir der Oeffent­lichkeit einige Illustrationsfälle unterbreiten.

Reichsstatthalter Mutschmann  , Sachsen

Reichsstatthalter Mutschmann hat kürzlich Zwickau   be­sucht. Er sollte eine Grube befahren. Der Eingang wurde mit grünen Gewinden verziert, die Flaggen aufgezogen, der Weg vom Tor zur Grubeneinfahrt mit frischem Kies bestreut. In der Grube wurden besondere Räumungsarbeiten verrichtet, neue Stollen wurden mit Asche betreut, ganz so, wie wenn früher der Geenig kam.

Reichsstatthalter Sprenger, Hessen  

Am 5. Mai erschien der Mainzer Anzeiger", gauamtliche Tageszeitung der NSDAP  . mit folgender Schlagzeile: ,, Ein Jahr Reichsstatthalterschaft. Am 5. Mai wurde Gauleiter Sprenger Reichsstatthalter in Hessen  ." Darunter sein Bild, 24 mal 18 cm groß.

Aus dem Inhalt der Nummer: Große Gedanken in ein­facher Form. Aussprüche unseres Reichsstatthalters." ..Unser Sprenger." Ein Jahr Reichsstatthalter." ,, Daten aus dem Leben des Reichsstatthalters  ."

Dazu außer dem Brustbild zwei Seiten Bilder. Erste Bildseite: Der Reichsstatthalter im Dienst. Bildunterschriften: 1. Sprenger besichtigt das Gelände einer Siedlung im hessischen   Ried, wo die großzügigsten Meliorations­arbeiten Deutschlands   im Gange sind.

2. Der Führer kommt zum ersten Spatenstich der Reichs­ autobahn   nach Frankfurt  . V. I. n. r.: Rat Heß, der Gauleiter, der Führer, v. Blomberg.

3. Dr. Göbbels   im Gespräch mit Sprenger.

4. Reichsstatthalterfahrt durch Hessen  . Sprenger spricht in Oppenheim  .

5. Bürgermeister Ritter begrüßt den Reichsstatthalter in Gau- Odernheim  . Links der riesengroße Staf. Diehl.

6. Empfang Sprengers in Worms  .

7. Staunen links, Lachen rechts.

8. Gauleiter Reichsstatthalter Sprenger im Gespräch mit dem Kreisleiter Dr. Barth.

9. Des Gauleiters Heimat

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die sonnige Pfalz  : Ober­ hausen  , sein Geburtsort, wo er Ehrenbürger ist. 10. Allem gilt sein Interesse. Hier besichtigt er die alte Kaiserpfalz in Nieder- Ingelheim  .

11. Sprenger grüßt die Jugend des Führers.

12. Bei der Gründung der rhein  - mainischen Industrie- und Handelstages.

13. In Begleitung von SS.- Standartenführer Herbert auf der Tunnelbaustelle in Mainz  .

14. Der Reichsstatthalter im Mainzer Stadttheater anläßlich der 100- Jahr- Feier seines Bestehens. Zweite Bildseite: Was Sprenger Freude macht. Bildunter­Was macht schriften: Unter Kameraden der Kampfzeit.

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mit

mehr Freude als Arbeit und Brot zu geben, den Arbeitern persönlich den Spaten in die Faust zu drücken und ihnen die ersten Spatenstiche zu tun? Der Gauleiter bläst einen Hochofen an. 2000 Volksgenossen kommen dadurch wieder in Arbeit. Wie viel lieber würde Sprenger manch­mal zur Axt anstatt zum Federhalter greifen! Und ist das Schwarze noch so klein. An einem der schönsten und be­deutendsten Orte im Gau  . Kein Wunder, daß die Jungens ihn gerne haben. Sprenger schneidet das erste Brot an. Die Bilder selbst zeigen einen unvorstellbaren Grad der Eitelkeit des Mannes und des Byzantinismus seiner braunen Umgebung.

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Reichsjugendführer Baldur v. Schirach

Der junge Mann hat kürzlich seinen 27. Geburtstag ge­feiert. Durch sanften Druck, unterstügt vom Reichspropa­gandaministerium, hat er es erreicht, daß fast die gesamte deutsche Presse das bedeutsame Ereignis in langen Artikeln gefeiert und dazu sein Bild veröffentlicht hat. Bayerischer Staatsminister Schemm

Staatsminister Schemm hat eine Schnupftabakfabrik in Regensburg   besichtigt. Der Deutsche   Tabakarbeiter

richtete darüber:

be­

,, Einen großen Tag erlebten die Regensburger  , als in der legten Woche der Gauleiter und Staatsminister Pg. Schemm in Regensburg   weilte, um die Schnupftabakfabrik... zu be sichtigen... An der Grenze unserer Stadt standen Ober­bürgermeister Dr. Schottenheim und Kreisleiter Weigert be­reit, um als Repräsentanten unserer nationalsozialistischen Stadtverwaltung dem hohen Gast würdigen Empfang zu be­

reiten.

Für die zahlreichen Angestellten und Arbeiter der Fabrik selbst sollte der 12. März zu einem ganz großen Tag werden, zu einem Tag, der immer rot angestrichen sein wird. Schon am frühen Morgen hatte die Direktion an sämtliche weib­liche Angestellte neue Schürzen und neue Häubchen verteilt und sie ihnen gleichzeitig als Geschenk und schöne Erinne­rung kostenlos für ihre weitere Dienstzeit zur Verfügung gestellt.

Grau und kühl senkte sich die Dämmerung über die wink­lichen( soll wohl heißen: winkligen) Straßen unserer Stadt.

Dec Zorn ist da

pipl

Noch stelzen sie auf blechernen Kothurnen Und lärmen Siege ins verstummte Land; Doch all ihr Tun gleicht immer mehr dem Turnen Am Seil, das einen Abgrund überspannt.

Die kalte Frechheit dieser Raubgesellen

Weicht schon der Angst, die lähmend sie beschleicht. Der Zorn ist da, und er wird weiterschwellen, Bis seine Flut zerschmetternd sie erreicht.

Da helfen nicht Geschrei, nicht Bastionen, Nicht Lügen, nicht brutale Knechtung mehr. Der Zorn rollt an, und er wird keinen schonen,

Der Zorn wird strafen, gnadenlos und schwer. Ist frei das Volk dann von den Skorpionen, Wird Recht ihm blühn von seinen Wurzeln her.

Wer ist Acier?

Horatio.

Eine neuartige, interessante Definition des Begriffs ,, Arier" hat sich der Rassentheoretiker des ,, dritten Reiches", Dr. von Leers, ausgeklügelt, um Beleidigungen ausländischer Völker in Zukunft zu vermeiden. Im Zentralblatt für Landärzte" in Neustadt gibt er nun in einem Artikel, betitelt ,, Was ist arisch? eine Zusammenstellung und Erläuterung des Arier­tums. Danach ist jeder Mensch arisch ,,, der kein( im arischen Sinne) minderrassiges Blut trägt. Zu den Minderrassigen ge­hören außer den Juden die außereuropäischen primitiven Rassen, wie Neger, Indianer, Eskimos usw. Die hohen Kultur­rassen des Fernen Ostens dagegen sind nicht als primitiv­rassig, sondern als anders rassig zu bezeichnen." Dem­nach müßte jetzt Göbbels  ' Schimpfname Asiaten" endgültig abgebaut werden. Und Hitler   hat einmal behauptet: ,, Arier sein heißt deutsch   sein." Also sind nunmehr die Mongolen und Malaien Deutsche   geworden. Die Grenzen Großdeutsch­lands werden immer weiter gezogen. Und die armen Arier wissen auch bald nicht mehr ein noch aus mit ihrer ganzen Verwandtschaft!

Einige Minuten später rollt schon der schnittige Wagen Zeit- Notizen

unseres Gauleiters und Kultusministers Schemm an unter be­geisterten Heilrufen der Umstehenden..."

Erschütternd aber, tief ergreifend wird es in der Tabak­spinnerei: ,, Dort stehen einige ganz alte Arbeiter, die schon auf eine Dienstzeit(!) von zwei bis drei Jahrzehnten zurück­blicken können. Staatsminister Schemm begrüßt diese ver­dienten Schnupftabak veteranen" persönlich und er scheut sich selbst nicht, auch einem alten Arbeiter die nervige und über und über mit Tabaklauge beschmutzte Hand zu drücken! Welcher Minister des vergangenen Systems, der vermutlich in Frack und Zylinder erschienen wäre, hätte jemals einen derartigen gewöhnlichen" Beweis gemeinschaftlicher

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Schicksalsverbundenheit gewagt..."

Preußischer Staatsrat Forster

Der preußische Staatsrat" und Landesleiter der NSDAP  . Danzig  , Forster, hat sich dieser Tage mit einem Fräulein Deets kirchlich trauen lassen. Die Danziger Neueste Nach­richten" berichtete über diese weltbewegende Angelegenheit dreispaltig: und bringen vier Bilder, garniert mit einem so entsetzlichen Hymnus, daß einem bereits nach dem Genuß der ersten drei Zeilen die Magennerven hochgehen. Die Bildertexte:..Gauleiter Streicher als Gast bei der Hochzeits­ feier.  - Das junge Paar und Reichsminister Heß am Fenster des Hochzeitshauses. Nur mit Mühe wird die begeisterte Menge in Schach gehalten.- Die Neuvermählten beim Ver­Die Neuvermählten beim Ver­lassen der Christuskirche." Weiter erfahren wir, daß Gauleiter Forster SS.- Uniform trug, während ,, die Braut ganz in weißer Seide" war.

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Das alles und noch vieles andere ist Hitler   zu viel geworden. Er hat sich gesagt: wo bleibe ich? Er hat es den Schemm, Mutschmann  , Forster, Sprenger usw. verbieten lassen. Nur die obersten Götter dürften noch, vor allem er selber. Eben erst ist wieder ein Kanal nach ihm benannt worden: Adolf­Hitler- Kanal.

friedlichen Zusammenlebens der Völker

bug

Wie die Neue Zürcher Zeitung  " berichtet, hat der Auf­sichtsrat der Schweizerischen Schillerstiftung  Ehrengaben an 19 Schweizer   Schriftsteller verliehen, davon neun deutscher, sechs französischer, vier italienischer Natio­nalität, ferner einen Ehrenpreis für rätoromanische Schrift­steller( Engadin  ) ausgesetzt. Die Verteilung entspricht nicht dem Stärkeverhältnis der Nationalitäten, ist aber offenbar von dem ganz überwiegend deutschen   Aufsichtsrat aus sach­lichen Gründen beschlossen worden. Immer wieder zeigt die Schweiz   vorbildlich für das von nationalem Fanatismus und kleinlichen Eifersüchteleien beherrschte Europa  , wie die Völker in Frieden und Freundschaft zusammenleben könnten, wenn sie sich von der Pest der nationalistischen Verhegung befreien und zu einem internationalem Gemeinwesen zu­sammenschließen würden.

Neue arktische Expedition der Sowjetunion  

In Wladiwostok   werden die letten Vorbereitungen für eine neue arktische Expedition getroffen, die am 15. Juni die Durchfahrt durch das Eismeer in der Richtung von Osten nach Westen( von Wladiwostok   nach Murmansk  ) versuchen soll. An der Expedition werden insgesamt 8 Schiffe unter Führung des Eisbrechers Litke" teilnehmen. Während der Eisbrecher jedenfalls direkt nach Murmansk   fahren wird, werden die anderen Fahrzeuge teilweise an den ihnen ange­wiesenen Punkten des Eismeeres überwintern, um dort geo­logische und metereologische Forschungsarbeiten durchzu führen. Es ist nicht ausgeschlossen, daß auch der Eisbrecher Krassin", der nach seiner Reise durch den Panamakanal bereits Kanada   passiert hat, sich ebenfalls an dieser Expe­dition beteiligt. In einem Telegramm haben die Teilnehmer der Tscheljuskinexpedition sich für die neuen Unternehmen in der Arktis   zur Verfügung gestellt.

Wilhelm Vischer  

den kirchlich- theologischen Kampf nicht auf trots aller Ver­sicherungen der offiziellen Stellen, daß man das von oben

Die Entlassung eines schweizer Gelehrten herab gar nicht zulasse? Im Falle Vischer liegen die Dinge

Immer weiter gibt die Lage im deutschen   Protestantismus   Seite, das ihn zu den führenden Köpfen der alttestament hatte, es ablehnte, eine Entscheidung zu treffen. Die

zu Besorgnissen Anlaß. Ein neues Beispiel ist der Fall Vischer. Eben ist, so schreibt die Basler ,, National- Zeitung", nämlich dem Basler Theologen Wilhelm Vi­ scher   bedeutet worden, daß es mit seiner Arbeit an der freien theologischen Fakultät in Bethel   bei Bielefeld   aus sei. Diese theologische Schule ist eingegliedert in die Bodel­schwinghschen Anstalten. Sie steht also nur mittelbar unter dem preußischen Kultusministerium, unmittelbar unter einem freien Kuratorium. Vielleicht gerade darum bemüht sich diese Schule, nachzuweisen, daß sie einwandfrei dem neuen Kurse sich einfüge, wie er von den im kirchlichen Raume an der Macht befindlichen Deutschen Christen angegeben wird. Wenigstens scheint das hervorzugehen aus einem kürzlich in verschiedenen deutschen theologischen Blättern veröffent­lichten Bericht aus der Feder eines Betheler Studenten über den Geist, der unter den Schülern dieses Institutes herrsche.

Wilhelm Vischer   ist vor einer Reihe von Jahren aus einem schweizerischen Pfarramte heraus durch den Leiter der Bodelschwinghschen Anstalten, den im deutschen Kirchen­streit viel genannten, seinerzeit zum Reichsbischof ernannten und dann von den Deutschen Christen gestürzten Pastor v on Bodelschwingh an diese Schule berufen worden, um an ihr das Fach des Alten Testaments   zu vertreten. Vischer hat sich dieser Aufgabe in ganz ausgezeichneter Weise unter­zogen. Wir verdanken seiner Feder eine Reihe von hervor. er die alttestamentliche ragenden Beiträgen, in denen Wissenschaft weithin auf ganz neue Bahnen gewiesen, sie zur Besinnung auf ihre eigentlichen Aufgaben geführt hat. Gewiß, er ist mit seinen Forsch ngen und Veröffentlichungen noch umkämpft, aber er hat schon weiten Anklang gefunden.

lichen Wissenschaft im deutschen   Sprachgebiet zählte. Ueber­dies hat sich Vischer als Lehrer in seinen Vorlesungen und in seinen Uebungen zur hebräischen Sprache einen Namen gemacht. Zahlreiche junge Theologen haben von ihm Ent­scheidendes empfangen. Und endlich galt er in Bethel   als einer der kraftvollsten Prediger innerhalb der Anstalts­gemeinde.

Wir sagen das nicht, um hier seine Verdienste als solche aufzuzählen, sondern um nur auszudrücken, daß es ganz ge­wiß nicht mangelnde Leistungen in seinem Fache gewesen sind, die Anlaß gegeben hätten zu dem Vorgehen gegen ihn, das nun zur Entlassung führt. Sondern Vischer muß ganz einfach darum gehen, weil er innerlich mit dem Kurs nicht einverstanden sein konnte, der zur Zeit auch in Kirche und Theologie durchgesetzt werden soll. Weil man Vischer zur Gruppe der gegen diesen Deutschchristenkurs Opponieren­den rechnete und weil seine innere Einstellung in seinen Predigten und Andachten und auch Vorlesungen( man be­denke: Vischer liest über das den Deutschen Christen so ver­dächtige Alte Testament!) etwa zutage trat

Vischer ist

in dieser Hinsicht bespitelt worden, darum wurde er in Bethel   als untragbar bezeichnet. Und um ihn wegzubekom­men, wurde er bei der lokalen Leitung der nationalsoziali­stischen Partei politisch verdächtigt, obgleich er sich politisch niemals betätigt hatte. Auf Grund davon wurden ihm Predigt und Vorlesung und jede weitere Art des Wirkens verboten. Und dieses Verbot scheint nun endgültig ausgesprochen wor­den zu sein.

Es sind drei Fragen, die sich anläßlich dieses neuen Falles roz Gewalttat im kirchlichen Raume erheben. Einmal: warum

so, daß die Berliner   Regierung, an die Vischer sich gewandt liege bei Bielefeld  . Aber sie fiel dann um so rücksichtsloser von seiten nicht etwa der Anstaltsleitung, sondern der loka­len Parteigewaltigen in Bethel  . Diese erklärten, Vischer könne nicht mehr als Lehrer geduldet werden.

Dann fragt man sich allerdings weiter nach der Rolle, die Bodelschwingh und sein Kuratorium in dieser Sache gespielt hat. Hatte die Leitung der Anstalt nicht die Kraft oder hatte sie nicht den Willen, Vischer gegen die mächtigen Einflüsse zu schüßen, die auf seine Entlassung hinarbeiteten? Die vielen Freunde, die die Bodelschwinghschen Anstalten auch bei uns in der Schweiz   besitzen, werden sich um diese Frage sehr interessieren. Man traut hier Bodelschwingh sel­ber wahrhaftig alles Gute zu. Könnte er nicht noch in letter Stunde ein Machtwort sprechen? Oder ist er selber an seiner eigenen theologischen Schule nicht mehr Herr der Lage?

Und endlich: Wo bleibt eigentlich der Ein­fluß unserer schweizerischen politischen Stellen solchen willkürlichen Entlassungen verdienter schweizerischer Akademiker in Deutschland   gegenüber? Könnte nicht unsere Gesandtschaft in Berlin   angewiesen werden, in solchem Falle einen Schritt zu tun? Sogar die Frage, ob nicht, so unsympathisch dies wäre, zu Repressa­lien gegriffen werden müßte, legt sich alsgemach nahe. Müs­sen wir wirklich tatenlos zusehen, wie unsere Leute ohne jeden sachlichen Grund, jedenfalls ohne nachweisbaren poli tischen Grund, vor die Türe gesetzt werden, einfach, weil sie gewissen Kreisen innerhalb der deutschen Kirche nicht ge­nehm sind? Die Sympathien des evangelischen Auslandes, ja des gesamten Weltprotestantismus erwirbt sich das gegen­wärtige evangelische Deutschland   auf diesem Wege sichez

Eben erst hörten wir ein Urteil von deutscher theologischer Lort das Hineinspielen des politischen Parteiapparates in nicht. Sollte ihm das wirklich so ganz gleichgültig sein?