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Br. 93. 14. Jahrgang. 2. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Donnerstag, 22. April 1897.

Sachsens .

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Chemnih, den 20. April. In dem festlich geschmückten Saal der Feldschlößchen- Brauerei in appel bei Chemnih trat heute die Landesversammlung der Sozialdemokraten Sachsens zusammen. Kurz nach 10 Uhr eröffnet Albin Langer- Chemniß die Verhandlungen und heißt die Delegirten herzlich willkommen.

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Folgender Antrag läuft ein: Die Landesversammlung erklärt: Das bisherige Verhalten und die heutigen Erklärungen der Dele= girten des 12. und 13., sowie des 22. Wahlkreises entsprechen nicht ben Traditionen der Partei. Es wird dadurch ein Bruch der Partei­bisziplin herbeigeführt und ein wirkungsvolles, einheitliches Auftreten der Partei unmöglich. Aus diesen Erwägungen heraus spricht die Landeskonferenz den Genoffen der genannten drei Kreise über ihr Berhalten ihre Mißbilligung aus."

Landesversammlung der Sozialdemokraten noffen im Lande dem Beſchluſſe nicht fügen wollen, ſo haben wir uns doch voten ertheilt werden müſſen, aber so beſchönigt war doch die nach dem Beschluß zu richten und fragen: wie agitiren wir unter dem Handlung nicht, wie Müller es gethan hat. Welch' üble Folgen der neuen Gefeß? wie agitiren wir zu den bevorstehenden Landtags. Disziplinbruch hat, zeigt heute die Delegation des 22. Kreiſes. wahlen? Es steht für mich von vornherein fest, daß diese Agitation Hoffmann Chemnitz tritt für die Wahlbetheiligung ein. Die der schärfste Protest gegen das neue Gesetz sein muß. Und die Ver-| Minorität muß sich der Majorität fügen, sonst zerbröckelt das starte hältnisse liegen günstig. Bei den bevorstehenden Landtagswahlen Gebäude unserer Partei. Ich wünsche, daß die Erklärung der fommt das ganze Drittel der Kreise an die Reihe, die für uns die Leipziger Genossen doch noch zurückgenommen wird. Vielleicht vera günstigsten sind. Sechs Mandate gehörten uns bisher. Wir können schaffen ihnen die Maßnahmen der Behörden die Ueberzeugung von also darauf rechnen, große Wählermassen in Bewegung zu sehen. der Nothwendigkeit, die Disziplin hochzuhalten.( Bravo !) Mit der Leitung der Verhandlungen werden betraut als erster Agitatorisch wird auch der Rechenschaftsbericht der sechs sozialdemo Geyer Leipzig: Ich fürchte die Folgen der Abzweigung der Vorsitzender Kaden Dresden, als zweiter Vorsitzender Lorenz fratischen Abgeordnetenlwirken, deren Mandate erloschen sind. Vor allem Leipziger so, wie sie geschildert sind, nicht. Die Sache darf nicht so Chemnik, als Schriftführer: Lehmann Leipzig, Nitsche werden sie die Behauptung der Gegner, die Verschlechterung des Wahl- zugespitzt werden. Der beste Beweis ist, daß die Leipziger Genossen Dresden , Landgraf Burgstädt und Kautsch- Oberhohendorf. rechts sei durch den Antrag der sozialdemokratischen Fraktion hier anwesend und bereit sind, mit uns in anderen Fragen Erfter Punkt der Tagesordnung ist der Bericht des Zentral: des Landtages auf Einführung des allgemeinen, gleichen und ge- Schulter an Schulter zu kämpfen.( Sehr richtig!) Gewiß können komitees. Ihn erstattet heimen Wahlrechts erst herbeigeführt worden, als eine faule Aus- Weiterungen entstehen, das zeigt der 22. Kreis. Ueber die taktische Dr. Gradnauer: Parteigenoffen! Die Dresdener Genoffen rede kennzeichnen. Nach welchen Regeln werden wir nun die Agitation Frage, die uns beschäftigt, differiren auch die Anschauungen unter haben diesmal das Zentral- Agitationskomitee getrennt von dem Komitee, betreiben? Unfern Ansturm gegen das neue Wahlgesetz werden die den Parteigenoffen im Reich. Ueberall besteht der Wunsch, daß die das die Agitation für die neun ostsächsischen Kreise zu fördern hatte. Gegner mit allen Mitteln abzuwehren trachten. Die Behörden Minorität sich dem Beschlüsse der Majorität unterordnet. Denn Es geschah, weil der Kreis der Geschäfte gegenüber der Veränderung werden unsere Bersammlungen verbieten, trotzdem das Ministerium auch in taktischen Fragen muß das demokratische Prinzip gelten. des Wahlrechtes als sehr umfangreich betrachtet wurde. Leider konnte seinerzeit das Verbot von Versammlungen, wo über Wahlentrechtung Ich halte es nicht für ausgeschlossen, daß die Leipziger bei der das Zentralkomitee teine sehr umfangreiche Thätigkeit entfalten. gesprochen werden sollte, für nicht gerechtfertigt erklärt hat. Jeder Diskussion über die Beschlüsse der Landeskonferenz zu einem anderen Das vorige Jahr war politisch still. Nach der großen Kraft- Fall muß dann zum Gegenstand einer Interpellation gemacht Beschluß gelangen. anstrengung im Winter 95/96 war in Sachsen ein Zurückfluthen der werden. Auch die beliebten Saalabtreibungen werden nicht fehlen. Grünberg Hartha erkennt die Leistungen der Leipziger in Agitation bemerkbar. Der Kampf gegen das neue Wahlrecht, der Nach meiner Ansicht müssen wir nicht blos in der geistiger und materieller Hinsicht an, tadelt aber ihr Verhalten in nicht seinen Abschluß haben sollte an dem Tage, wo die Abänderung dritten, sondern auch in der zweiten Klasse Wahlmänner auf dieser Frage. des Wahlgesetzes vollzogen war, fonnte nicht mit gehörigem Nachdruck ge- stellen.( Zustimmung.) Wir müssen sehen, wie weit unsere Be- Goldstein Zwickau : Ich bin überzeugt, daß wir bei den führt werden, weil es unmöglich ein einheitliches Vorgehen zu erzielen, wegung auch in den Mittelschichten der Bevölkerung um sich ge- Wahlen gar nichts machen. Ich meine, wir werden uns an der gemeinsame Aktionen für das ganze Land durchzuführen, da starte griffen hat. Ueber den Erfolg läßt sich nichts voraussagen. Wir einen Probewahl betheiligen und es dann sein lassen. Auch die Kreise der Partei erklärten, nicht mitmachen zu wollen. Unter stehen vor einem vollständig Neuen. Unser Hauptziel ist, die Be- Protestbewegung kann nichts leisten, da sie auf die Dauer nicht am diesem Uebelstande hat die Arbeit des Komitees sehr gelitten. Dafür wegung gegen die Wahlrechtsveränderung zu einer besonders leb- Leben erhalten werden kann. Wegen der 3/2 Freisinnigen, die wir hat es in anderer Hinsicht seine Thätigkeit entfalten können. Bei haften zu gestalten. Jedenfalls werden viel mehr bürgerliche in Sachsen haben( Heiterkeit), wollen wir uns bei der einen Wahl den legten Gemeinderaths- Wahlen haben wir schöne Erfolge erzielt, Gruppen als früher auf dem Plan erscheinen. Schon ist der Bund nicht auf eine Kompromißpolitit einlassen. die vielleicht noch größer gewesen wären, wenn die Partei nicht an der Zandwirthe bereit, einen Keil in die Kartellbrüder- Gradnauer Dresden bekämpft diese Ausführungen. Gewiß inneren Streitigkeiten gelitten hätte. Wir haben die Statistik ist schaft zu treiben. Die freifinnige Partei Richter'scher Obfervanz stehen die sächsischen Ordnungsparteiler und Fortschrittler tiefer als nicht ganz genau uns in 101 Landgemeinden an den Wahlen be- hat noch eine ansehnliche Behl Anhänger; vor allem im sonst in Deutschland . Aber es handelt sich nur um wenige Fälle, theiligt. In 82 Gemeinden hatten wir Erfolg; 138 Genossen sind ge- Plauenschen Kreise. Vielleicht tritt auch sie wieder auf den Plan. wo ein Kompromiß sich empfiehlt. Im Reiche liegen die Dinge wählt worden. Was die Städte betrifft, so haben wir uns in 19 an den Auch die Antisemiten werden eine besondere Thätigkeit entfalten. durchaus nicht anders wie in Sachsen . Wenn wir für eine bürgers Gemeindewahlen betheiligt, aber nur in sechs Erfolg gehabt, und Ebenso gut können auch noch andere bürgerliche Gruppen das Wahl- liche Partei eintreten, thun wir es nicht aus Begeisterung für diese zwar in Krimmitschau, Frohburg , Wurzen , Leipzig , Reichenbach und glück versuchen wollen, so die Nationalsozialen. Kurz, es wird ein Partei, sondern um unserer selbst willen. Wir wollen nur dafür Bausa . Wir hatten ferner die Urtheile der Gerichte, die sich auf mosaifartiges Gesammtbild werden. Die Auswahl der Kandidaten sorgen, daß Gegner des Dreiklassen- Wahlrechts in den Landtag die Partei beziehen, die Entscheidungen der Verwaltungsbehörden wird uns auch dadurch erleichtert, daß nach den Bestimmungen des tommen. Danach müssen wir unsere Tattit einrichten. Wo liegt über die Auflösung von Versammlungen u. s. w. möglichst voll- Gefehes Urwähler der dritten Klasse Wahlmänner auch für die da eine Gefahr für uns? Wir müssen den Kampf gea ständig zu sammeln. Als wir von der Absicht Bebel's hörten, zweite und erste Klasse sein können. Die Bestimmungen des neuen fchickt führen, daß die Reaktion über sein Ergebniß keine eine Zusammenstellung dieser Urtheile herauszugeben, waren wir Wahlgesetzes sind im einzelnen komplizirt, ich schlage deshalb vor, Freude hat. Wir wollen alle Mittel anwenden, daß in den natürlich nicht böse, daß er uns diese Arbeit abnahm. Aber diese daß die Erläuterungen der Sächs, Arb.- 3tg." zum Wahlgesetz er nächsten Landtag möglichst viel Männer der bürgerlichen Opposition Arbeit muß fortgesetzt werden. Von so gewandten Juristen die weitert und zusammengestellt und als Flugblatt unter unsere Organi- bineinkommen, damit Anträge auf Beseitigung des Dreiklaffen- Wahl­Entscheidungen gegen uns auch gemacht sein mögen, es sind in ihnen satoren der Wahl vertheilt werden. rechts gestellt werden können. Die Regierung darf nicht zur Ruhe immer Lücken zu entdecken, und sie müssen wir benußen. Das Zentral- Nun die Abgeordnetenwahl selber; ste ist indirekt kommen. fomitee hatte ferner die Absicht, ein Flugblatt über ganz Sachsen Sind mehr als zwei politische Gruppen von Wahlmännern vor­zu verbreiten, das sich mit dem Achtstundentag befassen und als handen und findet in einer zweiten Abstimmung keiner der Borbereitung zur Maifeier dienen sollte. Diese Absicht ist nicht Kandidaten die absolute Mehrheit, so entscheidet im dritten Wahl­zur Ausführung gefommen. Das Flugblatt blieb auf Dresden be- gange die relative Mehrheit, bei Stimmengleichheit das Loos. schränkt. Vielleicht läßt sich im nächsten Jahre auch in dieser Be- Gehen wir nur mit Kraft in den Kampf! Wie verhalten wir ziehung eine einheitliche Agitation für ganz Sachsen entfalten. Wir uns nun, wenn wir ein Mandat nicht zu erringen vermögen, weil find ferner dabei, ein neues Agitationsmittel für die Landbevölke- die Bahl unserer Wahlmänner nicht ausreicht? Wenn wir rung anzuwenden. Wir folgen dabei einer Anregung aus Leipig. Situationen haben, wo es in unserer Hand liegt, unseren Gegnern, Näheres will ich darüber nicht mittheilen, um nicht die Neugier die das alte Wahlrecht vernichtet haben. gewiffer Leute zu befriedigen, die immer gern vorher wissen möchten, was wir vorhaben. Weiter wurde vom 4.- 23. Dezember eine Agitationstour veranstaltet. üt genau sprach in 20 Versamm Geyer( fortfahrend): eine Schlappe zu bereiten, sollen wir es Iungen. Das Komitee hat 2363 M. 50 Pf. eingenommen und thun oder nicht? Ich meine ja. Machen wir es wie bei den Stich- Der von Goldstein eingebrachte Antrag: Bei Stichwahlen 2220 M. 50 Pf. ausgegeben. Das sind die Etappen unserer be- wahlen zum Reichstage: geben wir dem fleineren Uebel den Vorzug dürfen sozialdemokratische Wahlmänner in feinem Falle für bürger scheidenen Thätigkeit. Ich schließe mit der Hoffnung, daß die vor dem größeren. Die Kartellbrüder müssen wir durchfallen lassen. liche Kandidaten stimmen"- findet nicht die genügende Unter­Genoffen dafür sorgen werden, daß diese Thätigkeit im nächsten( Heiterkeit). Das gebietet das Parteiinteresse. Tritt eine solche ftützung. Jahre reicher und ersprießlicher wird. Die Agitation muß ein Situation an Sie heran, dann haben die Genossen im Kreise ein Grenz Leipzig : Der Antrag zwingt uns, der Sache näher heitlich sein, sonst ist es beffer, wir wählen überhaupt kein Zentral- Recht, dem Kandidaten, dem ihre Wahlmänner bei der dritten Ab- zu treten. Uns wird ein Disziplinbruch vorgeworfen und zwar in fomitee. Es ist höchste Beit, daß wir den Kampf gegen das Drei- ftimmung ihre Stimme geben sollen, eine Erklärung zur Unterschrift einer Frage der Taftif. Die Prinzipien der Partei werden dabei tlaffen- Wahlgesetz mit erhöhten und gesteigerten Kräften aufnehmen. vorzulegen, wo er sich verpflichtet, für die Wiederherstellung des nicht berührt. Taktische Streitigkeiten kommen in unserer Partei gar ( Bravo !) gleichen Wahlrechts einzutreten, dahin gehende Anträge zu unter- nicht selten vor. Personen, die sehr hoch in der Partei stehen, wie In der Debatte nimmt Geyer- Leipzig das Wort: Die Be- fügen und selber solche Anträge zu stellen. Diese Erklärung fann Liebknecht, haben sich skeptisch über Majoritätsbeschlüsse geäußert. zirkskomitee's find in Sachsen keine Neuheit. Das Dresdener Komitee, auch auf andere Punkte ausgedehnt werden, und z. B. For- Schuld an den vorhandenen Differenzen tragen beide Theile, nicht das für die neuen osisächsischen Kreise gewählt ist, ist nichts anderes, derungen in Beziehung auf das Vereins- und Versamm nur die Minorität. Wir haben die Ueberzeugung, daß nach Vers als ein Bezirkskomitee. Es handelt sich also um teine Neuheit lungsrecht, auf Schul- und Unterrichtswesen enthalten. Die lauf eines Jahres die Fürsprecher verschwunden sein werden. in der Organisation. Die Gemeinderathswahlen sind ein gutes Aufstellung der Kandidaten wird uns hier nicht lange aufhalten. Aber Sie wollen einen Prügeljungen haben!( Heiterkeit.) Agitationsmittel, besonders nach der Verstümmelung des Landtags. Die Genoffen der einzelnen hier in betracht kommenden Kreise haben Auf der vorigen Landesversammlung wurde die Wahlbetheiligung wahlrechtes. Eine einheitliche Aktion ist unbedingt noth- sich über die Aufstellungen verständigt. In der Regel sind die mit 63 gegen 34 Stimmen beschlossen. Aber zu den 63 Stimmen wendig. Ein Zentralfomitee muß unter allen Umständen früheren Kandidaten aufgestellt worden. Damit bin ich am Schluß. gehörten die Personalftimmen von 15 Abgeordneten. Es stehen also wieder eingesetzt werden. Die Majorität darf nicht, ver- Seit der letzten Landesversammlung ist wenig geschehen gegen die 49 zu 34. Ist das nicht eine Minorität, die zu beachten ist? stimmt durch den Zwift, weniger als bisher für die Agitation Wahlrechtsveränderung. Aber die Unzufriedenheit schlummerte nur. Höppner Dresden : Ich habe seiner Zeit gegen die Wahl­thun. Es wird einige Zeit bedürfen, bevor die Scharte Benutzen wir die Gelegenheit und wir können eine großartige Be- betheiligung gestimmt. Aber die Parteidisziplin muß festgehalten wieder ausgewekt ist, die durch die Differenzen über die Wahl wegung entfachen. Die Wahlbetheiligung ist Wahl- wegung Die Wahlbetheiligung ist der werden und deshalb verurtheile ich das Verhalten der Leipziger als betheiligung entstanden ist. stärkste Protest gegen die Wahlentrechtung, ein Disziplinbruch. Hoffmann Chemnitz schließt sich diesen Ausführungen an. viel stärkerer als die Abstinenzpolitik. Viel mehr Kräfte laffen sich Schoenlant- Leipzig : Glauben Sie nicht, daß ich eine aus Eine befondere Agitation für den Achtstundentag, wie sie Parvus so entfalten, die für die Partei wirksam gemacht werden können. führliche Debatte über Wahlbetheiligung oder nicht herbeiführen will. angeregt hat, haben wir nicht für nöthig gehalten. Das geschieht nur durch die Taktik der Wahlbetheiligung kann eine nachhaltige Ich will nur bestätigen, was Grenz gesagt hat. Wir betrachten in den Tagen vor dem 1. Mai und am 1. Mai. Agitation zum Nugen der Partei verwendet werden.( Bravo !) die Frage, und darin sind wir einig mit den leitenden Personen Grenz Leipzig: Ich habe nur eine furze Erklärung abzu- der andern Seite, nicht als eine grundsätzliche, sondern geben: Die Genossen des 12. und 13. Kreiſses( Leipzig und Leipzig - als eine rein taktische Angelegenheit. Es handelt sich um ein Land) halten an ihrem vorjährigen Beschluß in der Wahlrechtsfrage Rechenexempel. Es ist möglich, daß wir uns verrechnet haben, es ( Nichtbetheiligung an der Wahl und Protestbewegung) fest. Wir ist möglich, daß Sie sich verrechnet haben. Sie werden die Möglich haben nicht die Absicht, irgendwie störend in die Arbeit der Genossen feit zugeben, daß die Probewahl so ausgeht, wie wir meinen, einzugreifen, die sich an der Wahl betheiligen wollen und wünschen nämlich mit einem Fiasto für die Partei. Wollen wir Ihre Kreise nichts weiter, als daß Sie uns gegenüber ein Gleiches thun. stören? Nein. Wie zwei freundnachbarliche Ströme können die ( Bravo !) beiden Richtungen neben einander fließen. Was wollen Sie anders, als wir: eine Demonstration, einen Protest gegen die Wahlrechtsa veränderung. Wir glauben, daß der wirksamste Protest die Wahl. enthaltung, Sie, daß es die Wahlbetheiligung ist. Rechten, lassen Sie uns zur Linken gehen. Wir haben die Streitayt nicht geschwungen nach dem Beschluß der Landeskonferenz. Wir haben uns fachlich, objektiv, ja stillschweigend verhalten. Die Sache muß rein geschäftsmäßig, ohne falsches Pathos er­ledigt werden. Wir wollen wie Sie den Frieden. folche Resolution schürt nur das Feuer. Wir wollen Del in bie wogenden Fluthen gießen, die Resolution gießt Del ins Feuer. Wir handeln nach dem Rathe Bronsart v. Schellendorff's und lassen die Waffersprigen auffahren, um das Feuer zu löschen.( Bravo !)

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( Ueberwachender: Ich kann diesen Ausdruck nicht gestatten und drohe mit Wortentziehung).

Hierauf tritt die Mittagspause ein.

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Damit schließt die Debatte. Ueber den zweiten Punkt der Tagesordnung: Organisation und Agitation, berichtet Ernst Schulze - Rossebaude: Für eine kämpfende Partei ist der Aufbau ihrer Kräfte in der Organisation und die Agitation von ent­scheidender Wichtigkeit. Deshalb erscheinen diese Punkte immer wieder auf der Tagesordnung. Der Rahmen der Organisation ist in Sachsen da; es fann sich nur um den Ausbau handeln. Der Mangel aller Anträge in dieser Beziehung ist der beste Beweis hier­für. Wo nichts Neues vorliegt, fann nichts Neues beschloffen werden. Nothwendig ist nur, daß die Zusammenstellung der Ürtheile der In der Nachmittagssigung giebt die Mandatsprüfungs- Kom Gerichte und der Entscheidungen der Verwaltungsbehörden, mission ihren Bericht. 63 Delegirte find anwesend. 9 Kreise haben die fich auf die Partei beziehen, beziehen, nach wie vor von je 4, 2 je 3, 8 je 2, 5 je 1 Delegirten gesandt. Anwesend sind 9 Mit­dem Romitee gesammelt und zusammengestelt werden. 3oll glieder der Landtags Fraktion und das Zentralkomitee. um Zoll muß der gefeßliche Boden vertheidigt werden. Unsere Partei- Ausschuß hat keinen Vertreter gesandt, weil kein Mitglied Parteipreffe hat hierin nicht ganz ihre Schuldigkeit gethan. Die Beit hierzu hatte. sächsischen Verhältnisse sind für uns meines Erachtens wichtiger, als die ganze orientalische Frage. In der Landagitation ist noch viel zu thun. Wir müssen Vertrauensleute auf dem Lande haben, die in ständiger Berührung mit der ländlichen Bevölkerung bleiben. Die mechanische Agitation mit Flugblättern findet nicht mehr den früheren Antlang. Ueber das Referentenwesen werden nach wie vor Klagen laut. Die Agitation gegen das neue Klassenwahlgefeß muß auch aufs Land getragen werden. Sollte es wirklich so schwer sein, Wahlmänner in den ländlichen Bezirken zu finden? Wie es in der Gewerkschaftsbewegung möglich gewesen ist, Männer zu finden, die mit ihrer Person offen hervortraten, so wird es auch im Laufe der Zeit in der Landagitation möglich sein.( Bravo !) Nach längerer Debatte wird der Antrag des Referenten, das Zentralfomitee zu beauftragen, eine Zusammenstellung der Urtheile zu veranlassen und den Genossen zum Selbstkostenpreise zur Ver­fügung zu stellen, einstimmig angenommen, abgelehnt dagegen eine von einer Lindenauer Versammlung gestellte Resolution, wonach die Verhandlungen beider sächsischer Kammern über die Abänderung des Wahlgefehes ihres agitatorischen Werthes wegen gedruckt und in den jeweils zur Wahl stehenden Kreisen unentgeltlich vertheilt werden follten.

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Geyer Leipzig vertheidigt den Kompromißvorschlag gegen Goldstein. In Torgau - Liebenwerda haben die Genossen Mann für Mann in der Stichwahl für den Freifinnigen und gegen den Agrarier geftimmt.

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Es wird in die Diskussion über Punkt 3 eingetreten. Die Genossen des 22. Kreises( Zwickau ) schließen sich der Er­klärung der Genossen des 12. und 13. Rreises an und werden keine Randidaten aufstellen. Nitsche Großenhain: Solche Erklärungen, wie die der Ge­noffen des 12. und 18. und des 22. Kreises haben wir in der Ge- Gradnauer: Die Entschuldigungsgründe, die Grenz und schichte der Parteibewegung noch nicht erlebt. Es handelt sich nicht Schoenlant angeführt haben, find nicht stichhaltig. Wir halten es um die Frage: Wahlbetheiligung oder nicht, sondern um einen Bruch für einen unerhörten Fehler, für einen Disziplinbruch, daß die der Disziplin. Das kann verhängnißvolle Konsequenzen haben. Leipziger Genoffen sich auf den Boden ihrer Erklärung gestellt haben, ( Sehr richtig!) An der Disziplin muß festgehalten werden, sonst Darin sind wir alle einig, auch die, die früher gegen die Wahl. kann die Partei nicht gefchloffen gegen die Gegner vorgehen. Wir betheiligung waren. Trotzdem bin ich gegen das Tadelsvotum. Der müssen uns einem Majoritätsbeschluffe unterwerfen. Ich hoffe, daß Disziplinbruch ist durch die Debatte bereits gebrandmarkt. Mehr die Leipziger Genossen sich noch einmal die Frage des Disziplinar fann auch die Resolution nicht erreichen, sie verschärft nur den bruches vorlegen und zu einem anderen Ergebniß kommen.( Bravo !) Streit. Ein modus vivendi muß gefunden werden. Die Leipziger Künzel- Auerbach: Ich bin Vertreter des 22. Kreises und Genossen werden es sich sehr wohl überlegen, ob sie in einem zwar des oberen Kreises. Ich bin Anhänger der Wahlbetheiligung, ähnlichen Falle nochmals so handeln, wie sie gehandelt haben, ebenso wie die Genossen in Auerbach und Falkenstein . Wäre die( Bravo !) Kreisfonferenz in Auerbach abgehalten worden, statt in Reichenbach , so wäre kein Beschluß gegen die Wahlbetheiligung erfolgt. Halten wir nicht an der Disziplin fest, so zerfällt die Partei.

Müller- Reichenbach: Es handelt sich um keine prinzipielle, Es folgt Punkt 3: Die bevorstehenden Landtagswahlen sondern um eine taktische Frage. Und in Beziehung auf die Tattit resp. die Aufstellung der Kandidaten. Berichterstatter Geyer waren schon andere Leute uneinig, als wir. Deswegen fällt die Leipzig : Das neue sächsische Landtags- Wahlgesetz wirft bereits Partei nicht auseinander. Die Parteitreue verlegen wir nicht, und feine Schatten voraus. Die Behörden bemühen sich im unsere Pflicht haben wir immer gethan. Das ist keine so schwierige Schweiße ihres Angesichts, das Gesetz zu verstehen und die und große Frage. Listen der Wähler aufzustellen. Regierungsbeamte reisen im Goldstein Zwickau: So gemüthlich wie Müller meint, geht Lande herum und ertheilen den untergeordneten Organen Unterricht die Geschichte nicht. Die Leipziger Genossen haben einen Beschluß über das Gesetz. Selbstverständlich muß auch unsere Partei das gefaßt, und die Konferenz muß sagen: Liegt hier ein Bruch der Gesetz verstehen lernen. Der Beschluß der vorjährigen Landes: Disziplin vor oder nicht. Die Frage muß ausgefochten werden. Ich versammlung auf Wahlbetheiligung steht noch fest. Wenn sich auch Ge- stehe nicht auf dem Standpunkt, daß den Leipzigern Mißtrauens

Höppner Dresden: Nach den Ausführungen des Genossen Schoenlank ziehe ich den Antrag auf ein Zadelsvotum gegen die Leipziger Genossen zurück.

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An der weiteren Debatte betheiligen fich Lipinski: Leipzig , Nitsche Pieschen, Lorenz- Chemnitz, Hammer. Reichenberg, Goldstein Zwickau und andere. Pinkau Leipzig erklärt, daß er sein Mandat niedergelegt habe, weil er in Leipzig in heftiger Form persönlich angegriffen worden sei. Gs laufen zwei neue Anträge ein:

1. In allen Kreisen, wo es unmöglich ist, Wahlmänner zu finden, werden die Genossen aufgefordert, Stimmzettel mit dem Namen des Kandidaten abzugeben, um dadurch wenigstens gegen das Klassen­Wahlrecht zu protestiren.( Braun.)