,, Deutsche Freiheit", Nr. 185

ARBEIT UND WIRTSCHAFT

Eine verrückte Gesellschaft

Das..gemeinschädliche Unwesen des Milchüberflusses

In den Europäischen Heften", die nicht nur über Europa  gut unterrichtet sind, erzählt Justin Steinfeld   eine selt­same Geschichte von amerikanischer Milch­politik, die für den Entwicklungsgrad der bürgerlichen Gesellschaft höchst lehrreich ist. Wie lange ist es her, daß man die staunenerregenden Fortschritte der Technik in den höchsten Tönen als sichere Vorbedingungen für das Glück der Menschheit feierte, daß die Verbesserungen der land­wirtschaftlichen Produktion neue Beweise für die Zweck­mäßigkeit des herrschenden Wirtschaftssystems lieferten! Namentlich die Ergiebigkeit der Milchk ühe war ein be­liebtes Stück des Wettbewerbs um die Krone der Wirt­schaftlichkeit, die in den preisgekrönten Tieren der Land­wirtschaftsausstellungen neben Riesenschweinen und unver­sieglichen Legehennen Triumphe feierte.

Wie anders heute. Es wird nicht mehr lange dauern, bis man die Züchter solcher Wundertiere als Berufsschänder aus den Fachverbänden ausschließt oder gar wegen wirt­schaftlichen Landesverrats ins Zuchthaus   schickt. Heute ist die Parole: Einschränkung der Produktion, Vernichtung ihrer lebendigen Quellen! Man erinnert sich noch der Berichte aus Dänemark  , wie man erst, um dem Ueberfluß an Rindfleisch zu steuern, eine Masse Ochsen abschlachtete und das Fleisch als Schweinefutter verwendete, wie dann die Schweinemengen vernichtet wurden usw.

Und nun hören wir aus den Vereinigten Staaten  , daß Wallace, landwirtschaftlicher Berater im, Gehirntrust" des Präsidenten Roosevelt  , den radikalen Plan gefaßt habe, nach­dem die frühere Abschlachtung von Millionen Kühen nicht zum Ziel geführt hat, nun auf einen Schlag drei Millionen dieser Tiere beiseite zu schaffen, um mit dem gemeinschäd­lichen Unwesen des Milchüberflusses endlich einmal Schluß zu machen. Denn es ist klar, daß eine Ueberproduktion an Milch die Preise drückt und damit die Milchviehbesitzer schädigt.

Nun hätte ja die Möglichkeit bestanden, die überflüssige Milch oder ihre Erzeugnisse anderweit nützlich zu verwenden, z. B. die Milch an die Schweine zu verfüttern oder Kühe nach den Südstaaten abzugeben, deren Kleinbauern damit nur mangelhaft versorgt sind. Aber die Schweinemast hätte wieder den Preis des Schweinefleisches erniedrigt, eine bessere Ausstattung der südstaatlichen Farmer aber diese womöglich auch noch in die Reihe der Milchkonkurrenten gestellt, also die Milchüberproduktion wieder hergestellt. So bleibt schließlich nur die restlose Vernichtung: Abschlachten der Zuvielkühe und Verscharren der Leichname. So ließe sich die Not der Milchbauern fürs erste eindämmen.

Allerdings, erzählt Steinfeld, sind auch noch andere Vor­schläge gemacht worden. Sozialstatistiker wiesen darauf hin, daß der Milchverbrauch im Lande nur halb so hoch sei, als er nach den Forderungen der Ernährungswissenschaft sein sollte, daß insbesondere die Kinder in den verschiedenen

Die Generallinie

Ein Ultimatum der Industriellen

Die Industrie hat sich vom Schreck des 30. Juni rasch er­holt, sie riskiert, der Diktatur in aller Brutalität ein Ulti­matum zu stellen: Hände weg von der Industrie, sonst er­schüttern wir durch Massenentlassung das Fundament des ,, dritten Reiches".

Wir zitieren wörtlich aus der Zeitschrift des deutschen Herrenklubs Der Ring": Es hat sich in den letzten Wochen aus unserer Devisenlage und aus den Rohstoff­versorgungsproblemen, die wiederum durch die Devisen­knappheit aufgeworfen worden sind, die Notwendigkeit ge­wisser zahlreicher und weitreichender behördlicher Eingriffe in das wirtschaftliche Leben ergeben, Eingriffe, deren Grenze eigentlich kaum abzusehen ist... Den Anfang machten Roh­stoffeinkaufsverbote, abgelöst durch die Statuierung viel­facher Genehmigungspflichten; es folgten Eingriffe in die Fabrikationsmethoden, Verbrauchsreglungen und schließlich * direkte Beschränkungen der Produktion. Alle diese behörd­

Notizen des Orientreporters

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Das Rätsel um den Arlosoroff- Mörder Menschenjagd am Mittelmeer  - Abu Jilda schießt Gazellen- Die Sphing hört Radio Heiße Wissenschaft Amazonen der Wüste

Von Erich Gottgetreu

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Jerusalem, Anfang August.

Der junge Jude Abraham Stavsky aus Polen   ist oom Jerusalemer   Gericht wegen Ermordung des Arbeiter­führers Chaim Arlosoroff   zum Tode verurteilt worden allerdings nicht einstimmig, und von den vier Richtern( zwei Engländern, einem Araber und einem Juden) hat der jüdische Freispruch verlangt. Obwohl die Oeffentlich­keit die Gründe, die den Schuldspruch rechtfertigen sollen, im einzelnen nicht erfährt, gestattet das palästinensische Recht dem Richter, der für Freispruch stimmte, die Darlegung der seinen. Der Richter De Valero hat von diesem Recht Ge­brauch gemacht. Seine Ausführungen flingen beachtlich und sie verleihen der Kampagne, die Stavsfy als Opfer eines Justizirrtums erklärt, großen Auftrieb. Diese Kampagne wird nicht nur von den Revisionisten, zu deren nationalsozia­listischen Ideenfreis sich Stavsfn bekannte, geführt, sondern auch von politisch gemäßigteren Persönlichkeiten des bürger­lichen Lagers. So setzen sich z. B. der Oberrabbiner Kook, hinter dem die orthodoxe Bevölkerung steht, und Meir Dizengoff  , der Bürgermeister von Tel- Aviv  , für die Un­schuld des Verurteilten ein. Hingegen ist man in den Kreifen der Arbeiterpartet. die sich durch den Mord ihres Führers beraubt sieht, von der Richtigkeit des Urteils überzeugt. Ihre Ueberzeugung gründet sich nicht nur auf bestimmte Ergeb­nisse der Beweisaufnahme, sondern auch auf den Umstand, daß von revisionistischer Seite in unverantwortlicher, zum Teil sogar terroristischer Weise gegen Arlosoroff agitiert worden war. Die Erbitterung der Arbeiterpartei wird nun noch dadurch gesteigert, daß ihr von ihrem grimmigen Gegner die Blutschuld an der Tragödie", die sie selbst erst provoziert haben soll, zugeschoben wird. Die Beschuldigung ist unsinnig. Aber im übrigen ist es fraglich, ob jemals Licht in das Ge­Geimnis des Mordfalls Arlosoroff   gebracht werden wird.

Gebieten zwischen 17 und 55 Prozent zu wenig bekom­men. Sie meinten, wenn man Staatsgelder für die Milch­wirtschaft opfern wolle, solle man es doch zum Zweck der Förderung, nicht zur Einschränkung des Verbrauchs tun. Vergebens. Es bleibt bei der Vernichtung. Und die Mit­tel dazu werden aufgebracht durch eine Buttersteuer, die wieder den Butterpreis erhöht und damit den Butter-, d. h. den Milchverbrauch herabsetzt. Ein Kreislauf im Fehler­haften, von dem kein Ende abzusehen ist.

Bekanntlich ist, da von kaum einer Ware mehr erzeugt wird, als die Verbraucher, wenn sie das Geld hät­ten, abgenommen werden kann, die sogenannte Ueber­produktion nur eine Unterkonsumtion: ein Zu­wenigverbrauch, verursacht entweder durch mangelnde Kauf­kraft überhaupt oder durch künstliche Steigerung der Preise, die die Waren für viele unerschwinglich macht, schließlich auch durch Andersverwendung der Mittel, wenn z. B. Väter am Milchgeld für die Kinder sparen, um es für Alkohol, Tabak, Spiel und Wetten zu verwenden. Die Abhilfe müßte also statt durch unwirtschaftliche Vernichtung von Werten, durch Steigerung der Kaufkraft, d. h. des Einkommens

Saarbrücken  , den 11. August 1934

den ist, abgelöst von den Direktiven der Behörden. Dieser Gefahr offen ins Auge zu sehen, ist um so notwendiger, keinesfalls dem Grundgedanken des neuen Staates ent­weil das, was am Ende dieser Entwicklung stehen könnte, sprechen würde. Die große Entscheidung ist damit gekenn zeichnet. Es ist einfach die Frage: Wie kommt die deutsche Wirtschaft durch den Engpaß hindurch, durch die Unfreiheit wieder zur Freiheit. Die Unfreiheit würde im Falle ihrer nationalen Verewigung der und wirtschaftspolitischen Generalidee zuwiderlaufen. Nur am Rande sei dabei noch vermerkt, daß auch das Instrument der Errichtungskontrolle, des Investitionsverbots, in weiterem Umfange als bisher an­gewandt, der Generallinie widersprechen könnte." Die Generallinie des Bündnisses zwischen Großbesitz und Nationalsozialismus   ist unbedingter Schutz des Großbesites. Die Generallinie der Wirtschaftspolitik bestimmt der Groß­besit. Die Kontrolle des Staates ,, darf auf nichts anderes bedacht sein als auf die Erzielung des höchstmöglichen Arbeitseffekts, der, richtig verstanden, identisch zu sein hat mit dem größstmöglichen Wirtschaftlichkeitseffekt"( d. h. Profit. Red.). ,, Dieser aber kann nicht erreicht werden in der Unfreiheit."

Am Tage der Auslieferung der Zeitschrift wurde die Er­nennung Dr. Schachts zum Wirtschaftsminister verkündet...

heute nicht kaufkräftigen Schichten und Förderung seiner ,, Nicht zu vereinbaren"

vernünftigen Verwendung herbeigeführt werden. Da man aber diese Grundlagen der kapitalistischen   Wirtschaft nicht antasten will, so bleiben eben nur jene Auswege der Ver­nichtung, die den Sinn der Wirtschaft, d. h. der möglichst vollkommenen Versorgung der Menschheit, in Unsinn ver­kehrt.

So zerbrechen sich die Führer der Landwirte den Kopf, wie man die erzeugten Mengen niedrig und dadurch die Preise und die Bodenrente hochhalten könne, während in Indien   und China   fast alljährlich Millionen Menschen ver­hungern. Getreide- und Apfelsinenladungen werden ins Meer, Milch in die Flüsse geschüttet( wodurch wieder die Fische vernichtet werden), Kaffee und Baumwolle verbrannt usw., während in denselben Ländern zahllose Kinder unterernährt aufwachsen und ungezählte Millionen an Lebensmitteln und Genüssen darben müssen.

Das ist wohl das Gegenteil einer vernünftigen Welt­ordnung. Aber da sich an diese Ordnung der kleine Bruch­teil der sozial und politisch maßgebenden Kreise und ein größerer von Schmaroterelementen jeder Art anklammert, um ihre Herrschaft und ihr unnüges Dasein zu behaupten, so muß es wohl so bleiben. Und die Mittel, die man für die bessere Ernährung und Behausung der Massen nicht auf­wenden will, verschleudert man in großzügiger Weise für die Fütterung der Pinkerton- Banden, der Mussolini  , Hitler­Göring und sonstiger Gangster- Führer mit ihrem Anhang müßiger Raufbolde, deren Aufgabe es ist, diese Ordnung" gegen ihre Kritiker und gemeingefährlichen Umstürzler zu schützen.

Eine verrückte Gesellschaft!

lichen Zwangsmaßnahmen, die vielfach auch gleich noch mit Zwangskartellierungen und Investitionsverboten verknüpft wurden, haben der ganzen Wirtschaft und dem ganzen Volke nun mit einer Eindringlichkeit, wie sie nicht Worte, sondern eben nur Geschehnisse zu erzeugen vermögen, gezeigt, daß wir nicht allein auf der Welt sind( daß also Hitlers   Gerede von der Autarkie grober Unfug ist. Red.). Nichts kann die ungeheure Bedeutung des Devisen- und Rohstoffproblems für die Be­schäftigung der deutschen Industrie, also schlechthin dafür, ob wir arbeiten können oder nicht nichts kann diese un­geheure Bedeutung sinnfälliger und zugleich warnender dar­tun als die Tatsache, daß ein an sich noch gut beschäftigter Wirtschaftszweig wie die Textilindustrie durch gesetzlichen Eingriff zur Kurzarbeit gezwungen werden muß, weil wir sparsam mit den Rohstoffen umgehen müssen." Es entwickle sich eine Art von Zwangswirtschaft wie im Kriege. ,, Die Einwirkungen gehen immer tiefer, werden immer breiter, und am Ende einer solchen Entwicklung kann nur zu leicht ein Zustand stehen, in dem die Dispositionsfreiheit der privaten Wirtschaft aufgehoben, verschwun­

Der lebende Führer bemühte sich um die Kraft der Einigkeit ,. sein Tod zerreißt das Volk in zwei einander hassende Hälften. Dies ist der Tragödie zweiter Teil.

In der Nähe von Jaffa   haben Beduinen ein Boot, das, beladen mit einwanderungslustigen Juden ohne Einwan­derungspapiere, aus Alexandria   fam, beim Landungsversuch abgefangen und an die Polizei verraten. Die illegalen Rei­senden müssen mit ihrer Deportation, ihre Schmuggler mit einer größeren Freiheitsstrafe rechnen, und die neue Heimat bleibt ein Traum. Zu Luft. Wasser und Land werden die Grenzen scharf kontrolliert. Einwanderer finden nur auf Zertifikat" Einlaß oder gegen den Nachweis, daß sie Touri­sten sind, die das Land nach bestimmter Zeit wieder ver­lassen werden. Bereits auf den englischen Konsulaten der Ausreiseländer wird dieser Nachweis verlangt. Er ist garnicht leicht zu führen. Unter anderem sett er einen größeren Kapitalbesig voraus.

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...... und überhaupt wäre sein Mandant nie gefaßt wor­den, wenn die Zeitungen nicht immer fein Bild veröffent­licht hätten!", rief Abu Jildas Verteidiger wütend. Ruhig er­widerte der Vorsißende: Aber er hat sich stets sehr gern fotografieren lassen und sich nie als ein Feind der Publizität gezeigt. Der Herr Verteidiger möge seine Klienten in Zu­funft warnen-" Der Raubmörder, aus dem Volkslied und Legende im Laufe der Zeit einen arabischen National­helden gemacht hatten, ist gemeinsam mit seinem mitange­flagten Komplicen Ahmad Mustafa alias Al Armeet zitm Tode verurteilt worden. Die Richter der Stadt Nablus  ließen von mehr als einem Dusend Morden, die dem Uebel­täter zur Last gelegt werden, nur den letzten, dem ein Polizist zum Opfer fiel, zur Verhandlung fommen. Die Angeklagten erklärten, daß sie zur Zeit des Verbrechens gar nicht in Palästina, sondern auf Reisen", nämlich in Transjordanien gewesen seien. Vorsißender: Und die Feuerwaffen, die man bei dir fand?" Abu Jilda:... benutze ich zum Rebhühner­und Gazellenschießen." Vorfißender: Und das Geld um die Waffen zu kaufen?" Abu Jilda: Das hat mir meine Frau gegeben." El Armeet: Und mir meine Mutter."

Hetze gegen jüdische Warenhäuser geht weiter

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Der Gauwirtschaftsberater der NSDAP  . des Gaues Köln­Aachen teilt im Westdeutschen Beobachter" mit: Es be­steht Veranlassung darauf hinzuweisen, daß die grundsätz­liche Einstellung der NSDAP  . zur Warenhausfrage nach wie vor die gleiche ist, die auch im Programm der Bewegung eindeutig festgelegt ist. Es ist deshalb der Ein­kauf im Warenhaus mit wahrer national­sozialistischer Gesinnung nicht zu ver­einbaren. Diese Einstellung des Nationalsozialismus zur Warenhausfrage gilt für das Warenhaus schlechthin. Damit, daß gewisse jüdische Warenhäuser eine sogenannte Gleich­schaltung vorgenommen haben, deren Wert zudem zumeist zweifelhaft ist, kann an der grundsätzlichen Einstellung selbstverständlich nichts geändert werden."

Diese Erklärung des Gauwirtschaftsberaters dürfte im Zusammenhang mit einer Klage stehen, die die West­deutsche Kaufhof A G.( ehemals Leonhard Tiets AG.) gegen den ,, Westdeutschen Beobachter" wegen zweier Aufsätze, die in diesem Blatt anläßlich des Saisonschluß­verkaufes erschienen sind, erhoben hat. Zu dieser Klage, durch die eine einstweilige Verfügung beim Landgericht Köln  beantragt wurde, nimmt der ,, Westdeutsche Beobachter" in seiner letzten Nummer in längeren Ausführungen Stellung. Er weist darauf hin, daß in dem betreffenden Aufsatz die in letzter Zeit von Nichtariern als Geschäftsinhabern oft aus­genutzten Möglichkeiten, ihren Namen zu verbergen, ange­führt waren, sowie die gesetzlich erlaubte Möglichkeit, bei ab Aktiengesellschaften die Hinterleute dem Publikum zu ver- ais bergen. Die Zeitung hält der Behauptung des Anwalts des Kaufhofs, dieses Unternehmen sei arisch, entgegen, daß dem Vorstand, der aus sechs Mitgliedern besteht, noch immer die Nichtarier Franz Levy und Julius Schloß angehören. Daß diese ihre Aemter grundsätzlich zur Verfügung gestellt haben, sei unwesentlich. Im Aufsichtsrat seien von acht Mitgliedern drei Nichtarier, nämlich Dr. Eliel, Fr. Frank und Dr. Tietz ( Amsterdam  ).

Aus dem Artikel erfährt man weiter, daß vom Personal am 1. Juli 1934 nur 3,85 Prozent Nichtarier waren. Hierzu bemerkt der ,, Westdeutsche Beobachter", daß dieser Prozent­satz die leitenden Stellen umfaßt. Auch 47 jüdische Lehrlinge seien noch im Betrieb vorhanden. Daß Dr. Tietz im Vorjahre einstimmig in den Aufsichtsrat gewählt wurde, sei zwar kein rechtsgültiger Beweis für die Annahme, daß er stärker als mit den angegebenen 7,5 Prozent an dem Gesamtkapital seines alten Unternehmens beteiligt ist, lasse aber den Schluß zu, daß die Besißer der Aktien Juden oder Judenfreunde sind. Ju d' oder Judenfreund ist für uns dasselbe", schreibt der Westdeutsche Be­obachter".

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Die Sphinx hört Radio; iebt wiffen wir endlich den Grund ihres Ich weiß nicht, was soll es bedeuten"- Lächelns. Um das Radioprogramm des offiziellen ägypti­schen Senders. der erst vor wenigen Wochen eröffnet wurde, ist ein heftiger Streit ausgebrochen. Den Europäern sind die Darbietungen zu arabisch, den Arabern zu europäisch, außer­dem paßt es ihnen nicht, daß so oft Korau und alle arabische Poefie vorgelefen wird, der kleine Mann zieht Grammofon musit vor. Zustimmende Briefe bekam der Direktor des cairinischen Senders bisher nur aus Jerusalem   und Da­ maskus  , wo man sein tönendes Geschenk steuerfrei genießt. Was für ein Tohuwabohu grollender Unzufriedenheit wirds aber erst geben, wenn Ende des Jahres das zweiundfünfzig= sprachige Jerufalem seinen eignen Unterhaltungsrundfunk bekommt?

Der kleine Cairiner medfert, weil er ein Pfund Runo funkgebühren im Jahre zahlen soll. Der große, weil er für das Auto, das er fährt eine noch weit erheblichere Steuer zu entrichten aufgefordert worden ist. Von diesem unwill­kommenen Kind des Finanzministeriums wird nun schon seit 1931 gesprochen. Aber erst ight fonnte es geboren werden, da nach der ägyptischen Verfassung Gesetze, die ausländische Staatsangehörige berühren der Zustimmung der in Aegyp­ ten   vertretenen fremden Regierungen bedürfen; und das sind nicht weniger als elf...

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Am unangenehmsten sind die Sitetage des vorderen Orients, wenn sie zu allem Ueberfluß auch noch vom Chamsin" überweht wird. Der Chamsin kommt aus den Wüstenregionen, ist vollkommen trocken, bringt Unmengen von Staub mit sich, macht die Atmosphäre undurchsichtig und liegt in den Gliedern wie Blei. Nach Messungen, die die hebräische Universität in Jerusalem   mit Hilfe eines Aftino­meters angestellt hat, sind die Sonnenstrahlen an Chamsin­tagen um so schwächer, je stärker der Chamsin selber ist. Dieses eigenartige Phänomen wird damit erklärt, daß in be­stimmten Höhenlagen Chamsinströmungen die Sonnen­energien als infrarote Strahlen absorbieren, in ihrer Inten­sität also schwächen. Die Forschungen auf diesem Gebiet werden fortgesetzt.