Das unterirdische Deutschland  

Die wachsende revolutionäre Front

Paris  , den 23. August 1934.

Der Intransigeant" veröffentlicht seit Dienstag eine Reihe von Artikeln über Das unterirdische Deutschland  ", die, wie die Redaktion des Blattes mit­teilt, einen Deutschen   zum Verfasser hat, der selbst illegal im dritten Reich" mitarbeitet und dessen Name deshalb natürlich nicht genannt werden darf. Da wir glauben, daß die Veröffentlichungen des " Intransigeant" für unsere Leser von Interesse sind, werden wir sie laufend mit dem hauptsächlichsten Inhalt bekanntmachen. Der erste Teil trägt die - Ueberschrift

Der Puppenspieler"

Vor drei Jahren erschien das sensationelle Buch des ameri­tanischen Journalisten Knickebocker Deutschland so oder so?" Den Deckel des Buches schmückten die beiden feindlichen Symbole Hakenkreuz und Sowjetstern. Ueber jedem von bei­den stand ein Fragezeichen. Zwei Schlußfolgerungen wurden in dem Buch gezogen:

1. Die Aussichten einer fommunistischen Revolution in Deutschland   sind unendlich geringer als die einer faschi: stischen Revolution.

2. Wenn die Nazis zur Macht kommen, wird die nach: folgende Revolution unvermeidlich eine bolichewiftische Revolution werden.

Die erste der beiden Schlußfolgerungen ist Wahrheit ge­worden. Ob sich die zweite verwirklichen wird, das ist die Frage, die ganz Europa   sich gegenwärtig vorlegt. Aus den zwei Fragezeichen sind Millionen von Fragezeichen gewor­den; alle Europäer, die mit großer Unruhe den geometrischen politischen Mittelpunkt ihres Erdteils beobachten, sind des­halb in Unruhe.

Aber die geängstigten Blicke bleiben zumeist an der Ober­fläche dieses historischen Vorganges haften, ohne in seine Tiefen zu dringen. So beobachtet, müssen alle Erscheinungen wirr und chaotisch sich darstellen, wie ein Kampf gegen ge­heime Cliquen, ein Labyrinth von Intrigen, politischen Jrr­tümern und pathologischen Verirrungen.

In diesem Wirrwarr fommen die Begriffe rechts" und linfa"," Revolution" und" Reaktion" völlig durcheinander, indem sie jede exakte Bedeutung verlieren. Wollte General Fritsch Hitler verhaften? Wollte General Schleicher mit den Rebellen aus den untersten Volfskreisen gemein­same Sache machen? Ist Hitler   wirklich der Gefangene der Reichswehr   oder haben sich die Hindenburg   treuen Generäle Hitler  , unterworfen? Ist Herr von Papen der Buppenspieler oder nur eine Marionette in dem Puppen­spiel, in dem 60 Millionen mitwirken, und das sich vor einem Publikum abspielt, das aus der ganzen Welt besteht? Oder ist es beides zugleich?

Alle diese Fragen müssen ohne Antwort bleiben, denn fie gehen an dem Kern des Problems vorbei, während Europa   verwirrt und erschreckt dieses in der Geschichte bei­spiellose Tohuwabohu betrachtet,

Wer wirklich begreifen will, was jenseits des Rheins sich abspielt, darf sich nicht durch Theaterbliße und bengalisches Feuer blenden lassen. Er muß faltblütig und aeduldig in die unterirdische Welt hinuntersteigen, in den Maschinensaal, wo man Geschichte macht.

Nicht zwischen Röhm und Goebbels  , auch nicht zwifchen Goebbels und von Papen entscheidet sich das Schicksal dieses Regimes; die letzte Entscheidung fällt zwischen den Massen und den Machthabern. Niemals wäre die Röhm- Rebellion möglich gewesen ohne die wachsende Unzufriedenheit der braunen Scharen, die sich von dem Führer betrogen fühlten. Die blutigen Kämpfe zwischen den verschiedenen Nazigruppen sind nur die Auswirkung unterirdischer Gewitter; die Schüsse, mit denen man die obersten Führer der braunen Armee auslöschte, waren nur das schwache Echo des Donners, der aus der Tiefe emporgrollte.

In diese unterirdische Welt" wollen wir hinabsteigen, um ihre Geheimnisse zu entreißen und ihre Sitten studieren.

Wer bewohnt diese unterirdische Welt?

zu

Die Todfeinde des nationalsozialistischen Regimes. Welches Gesetz herrscht in der unterirdischen Welt? Das Gesetz derer, die außerhalb des Gesetzes stehen, die Gesetz­gebung der Illegalität.

Welche Vorschrift regelt ihr Leben?

Die, die fordert, daß jedes Vergehen gegen die Gesetze der Verschwörung mit dem Tode bestraft wird.

Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands  erhielt bei den Wahlen am 5. November 1982, der letzten verhältnismäßig freien Wahl, ungefähr sieben Millionen Stimmen. Die Kommunistische Partei   zählte bei der gleichen Gelegenheit etwa sechs Millionen Stimmen. Ins= gesamt wurden also dreizehn Millionen Stimmen für die beiden Arbeiterparteien abgegeben, eine Zahl, die seit den Wahlen zur Nationalversammlung im Januar 1919 bis zum Machtantritt Hitlers   troß vorübergebender Schwankungen gleich blieb. Dreizehn Millionen roter Wähler, hauptsächlich Arbeiter und kleine Angestellte;

dreizehn Millionen Menichen, die ihrer Ueberzeugung während der ganzen Dauer der Weimarer Republik   tren blieben;

eine Millionenfront, in die die nationalsozialistische Agita­tion wohl gelegentlich einbrechen konnte, ohne daß aber je­mals der Kern erschüttert wurde. Die Arbeiterratswahlen im legten April zeigen deutlich, daß die Arbeiter auch formell trotz des blutigen Terrors Hitler   nicht anerkannt hatten: faum ein Drittel der Arbeiter stimmte für die braune Liste. fchon Stimmenthaltung zur fristlosen Entlaffung oder Ueber­führung ins Konzentrationslager auf unbestimmte Zeit An laß geben fonnte.

a) Der Lebensstandard aller Arbeitnehmer fiel zwischen März 1933 und März 1934 in jenem Jahr der rauschenden Feste und tönenden Reden stillschweigend um 18 Prozent.

b) Die Gesamtsumme der Löhne und Ge= hälter verringerte sich um 1 Milliarde Mark; und das, obwohl zahlreiche neue Arbeiter in der Rüstungsindustrie eingestellt wurden, trotz der Arbeitsschlacht" und der Ar­beitslager", trotzdem der Staat den Unternehmern 6 Mil­liarden unter der Bezeichnung Arbeitsbeschaffung" als Unterstüßung gewährte.

c) Die Lage der kleinen und mittleren Bauern ist infolge der Monopolisierung des Verkaufs der landwirtschaftlichen Erzeugnisse durch den Staat ver­zweifelter als je zuvor, eine Monopolisierung, die den Bauern vom freien Markt fernhält; sie ist weiter ver­zweifelt infolge des Verbots der Einfuhr von Futter­

reiten, aber ihre wohlwollende Neutralität schafft Mög feiten für die Aktivität der wirklichen Schauspieler, eine At­tivität, die ohne Beispiel in der Geschichte ist: für den unter­irdischen Kampf der Kämpfer der illegalen Massenparteien. Tatsächlich gibt es keine gleichartige Erscheinung in Euro­ pas   Geschichte. Die russischen Revolutionäre waren unter dem Zarismus nur eine Handvoll von einigen Hunderten. Sie waren Meister in der Kunst der Verschwörung, in der Herstellung von Bomben und Geheimschriften, aber ihre Methoden gehören der romantischen Vergangenheit an im Vergleich zu denen der großen deutschen   Massenparteien... Eine Plunderbüchse im Vergleich zum Maschinengewehr! Die Technik der illegalen Verschwörung und Propaganda hat sich im gleichen Schritt wie die indu­strielle Technik entwickelt. Sie vollzieht sich nicht mehr nach romantischen Formeln, sondern nach wissenschaftlichen Ge­seßen. Diejenigen, die damit umgehen, sind nicht mehr einige Idealisten, die den Tod verach: n, sondern eherne Massen, die nach zehntausenden systematisch ausgebildeten Menschen zählen. Sie wollen nicht für eine wirklichkeitsfremde Idee sterben. sondern sie betrachten ihre Tätigkeit als das direkte Mittel, um ihre wirtschaftliche Lage zu verbessern. Sie ar­beiten unter dem Schuße von Millionen Parteigängern, die sich nicht betätigen, und genießen in der ganzen Welt Sympathie.  

mitteln, wodurch die Bergrößerung der Viehzucht und ber Illegale Wahlparolen

Milchwirtschaft unmöglich gemacht wird; ferner infolge des Erbhofgesetzes und der Gesetze über die Veräußerung und die hypothefarische Belastung bäuerlichen Eigentums, die den Bauern die Möglichkeit jeder Kreditbeschaffung nehmen. d) Endlich ist die Lage des Mittelstandes heute schlimmer als vor dem Regierungsantritt Hitlers  . Er zit­tert vor einer Inflation, und eine Vertrauenskrise schaltet jedes normale Wirtschaftsleben aus.

Das ist die trockene Wahrheit über das nationalsoziali­stische Regime, und weder fantastische Reden noch die widerspruchsvollen Einzelheiten über die Sitten der ermor= deten Führer täuschen die Massen über diese Tatsachen hin­weg.

Wie wirken sich nun diese Eindrücke bei der Masse aus? Was tut der enttäuschte Kleinbürger, der verzweifelte Bauer, der revolutionäre Arbeiter?

Was wird aus der Million brauner Landsknechte, die man in Urlaub geschickt hat und die niemals wieder aus ihrem Urlaub zurückkehren werden?

Sie fallen alle der unterirdischen Welt anheim; fie werden dort unzufriedene Mitspieler.

Sie sind feine Schauspieler, die selbständig handeln, son­dern nur Statt sten, ohne genau zu wissen, was sie wol­len; aber sie haben das unbestimmte Gefühl, daß etwas im Gange ist etwas, was sie in einer Mischung von Furcht und Hoffnung erwarten... Sie sind vorläufig nur Mario­

Berlin, 22. Aug.( Inpreß): Die Reichshauptstadt ist in den letzten Tagen vor der Wahl mit einer Flut kleiner Flug­zettel überschwemmt worden, die durchweg nur einige Zeilen Text enthielten. Es waren Wahlparolen, von denen wir einige wiedergeben: Laß Dich nicht mehr auf Worte ein. Hitler   schwindelt... Stimmt mit Nein,"" Bleibt Hitler  wirklich Präsident, dann hat der Frieden hald ein End'. Darum am 19. August Nein"."" Daß Ihrs doch alle wüßtet, ER rüstet, rüstet, rüstet, darum stimmt mit Nein." ,, Stimmt mit Nein! Bedenke, Mutter, Dein Sohn wird sonst Kanonenfutter."- Nach außen: frommes Friedens­wort, nach innen: Reichstagsbrand und Mord. Darum am Wer sein Kind lieb hat, stimmt 19. August alle Nein"." mit Nein." Deutscher, willst Du verhungern? Stimm ür Hitler  - sonst am 19.: Nein."

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Staatsgefährliche Telefonbücher

Berlin  , 22. Aug.( Jupreß: In den letzten Tagen vor der Wahl hat die Geheime Staatspolizei   alle Telefonbücher der öffentlichen Fernsprechstellen beschlagnahmt. Sie enthielten sämtlich die folgende Losung: Keine Stimme für den Volfs= verräter! Wählt Thälmann  !" Auf den Affichen der Nazis las man: Befreit Thälmann  !"

Hodisaison der Gerichte

Die Justizbestie des..driften Relches" rast

hb. Es ist unmöglich, alle die politischen Prozesse, an die sich die deutsche Bevölkerung wie an so vieles andere ge­wöhnt hat, auch nur annähernd zu registrieren. Das muß einer späteren Zeit überlassen bleiben. Troßdem, aber wol­len wir, um die Erinnerung an die wahren Zustände in Deutschland   nicht einschlafen zu lassen, wieder einmal einen fleinen Ausschnitt aus dem Wirken der Justiz in den letzten Tagen geben. Dieser Ausschnitt zeigt uns daß die Justiz­bestie in unverminderter Grausamkeit rast, daß aber gleich= zeitig der Kampf gegen die braune Unterdrückung in un­verminderter Stärke weitergeht.

Schneidemüht. Ein Arbeiter, den man zwang, den deutschen Gruß zu gebrauchen, sagte dazu nicht Heil Hit­ler", sondern Heil Deutschland"! Er wurde wegen Be­leidigung des Führers zu 2 Jahren Gefängnis verurteilt.

Schneidemühl  . Ein Arbeiter, der sich kritisch über die hohen Einnahmen des Reichspropagandaministers Goeb­ bels   äußerte, erhielt eine Gefängnisstrafe von 5 Monaten. Ein anderer Arbeiter, der gesagt hatte, daß die außenpoli­tliche Situation Deutschlands   nicht günstig sei, wurde zu 3 Monaten Gefängnis perurteilt.

Harburg- Wilhelmsburg  . Hier wurde wieder ein­mal eine große Aftion gegen illegale antifaschistische Grup­pen durchgeführt. Die SS. verhaftete in Gemeinschaft mit der Gestapo   48 Harburger   und einige auswärtige Anti­faich sten. Die Hamburger   Polizei sette im Zuge der glei­then Aktion 10 Personen fest. Alle Verhafteten haben eine Anklage wegen Hochverrat zu erwarten.

Kiel  . Der Werber Ludwig Reiß aus Aachen   wurde von dem Schleswig- Holsteinischen   Sondergericht wegen Tragens des Parteiabzeichens der NSDAP  . zu vier Monaten Ge­fängnis verurteilt.

Der Arbeiter Friedrich Willing aus Rendsburg   machte fritische Bemerkungen über die Führerschaft der SA  . Er wurde vom Sondergericht zu pier Monaten Gefängnis ver­urteilt.

Das Sondergericht verurteilte den Händler Wasserstrum zu vier Monaten Gefängnis, weil er behauptet hatte, Dr. Goeb­ bels   sei in Warschau   nicht freundlich empfangen worden.

Broißem. Der Arbeiter Gustav Alter wurde vom Schnellrichter zu vier Monaten Gefängnis verurteilt, weil er sich nicht die Rundfunkrede des Führers" anhören wollte. Celle  . Hier wurden die kommunistischen   Arbeiter Löbke und Reinhard zu je fünf Jahren Zuchthaus verurteilt. Die

Dies noch dazu unter Bedingungen, wo eine Reinffimme ober Auch Scheppmann  ?

Aber nicht nur die Anhänger der roten Parteien, die vogelfrei sind, bewohnen die unterirdische Welt. Bon Monat zu Monat, tagein, tagaus erhalten die Be: mohner dieser Welt neuen Zuzug aus den Kreisen, die höher gelegene Gegenden bewohnen und die, jäh aus der Psychose der ersten Monate ermacht, aus ihren Illusionen geriffen find.

Sitler versprach nach der klassischen Formel dem Volke Brot und Spiele", aber die Spiele verlieren ihren Reiz, wenn man fein Brot hat. Das nationalsozialistische Schlagwort hat keinen schlimmeren Feind als die nationalsozialistische Wirklichkeit; fte erzeugt reihenweise die Gegner des Regimes und die Bewohner der illegalen Welt; sie ist ein unbesieg= barer Feind, den man weder hinrichten noch ins Konzentra­tionslager sverren kann.

Es ist unsere Aufgabe nicht, hier die wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen des dritten Reiches" zu untersuchen. Wir wollen uns nur mit der unterirdischen Welt und den Abenteuern ihrer Bewohner beschäftigen. Aber um diese Welt zu verstehen, muß man in einigen Zahlen die Lebens­bedingungen der großen Masse sfizzieren.

Ein Toter des 30. Juni?

Man schreibt uns aus Westfalen  : Gruppenführer und Polizeipräsident in Dortmund   war der frühere Volksschullehrer Scheppmann  . Er ist kurz vor dem 30. Juni angeblich wegen umfangreicher Unter­schlagungen nach Dresden   verseßt worden. Wie festgestellt werden konnte, ist Scheppmann in Dresden   überhaupt nicht angekommen. Auch die Dresdener   Zeitungen haben keine Zeile über den Amtsantritt des neuen Chefs der Dresdener  Polizei gebracht. Hohe Offiziere der Dortmunder   Polizei äußerten sich, daß sie nicht wußten, wo ihr Chef geblieben wäre. Die Dortmunder   Redaktionen erhielten eine furze Mitteilung, daß über den früheren Polizeipräsidenten Scheppmann nichts berichtet werden dürfte. Es ist so viel wie sicher, daß Sch. ein Opfer des Massakers vom 30. Juni ist. Fünf Millionen Anstecknadeln

Wie aus Plauen   gemeldet wird, wurde die vogtländische Spisenindustrie mit der Anfertigung von fünf Mil. Itonen Spisen Anstecknadeln für das fommende Winterhilfswerk beauftragt.

Anklage warf ihnen Waffenbesis, illegale Propaganda und Errichtung eines Schwarz enders vor.

Hannover  . Der Arbeiter F. Kiene wurde wegen eines im Jahre 1930 erfolgten Zusammenstoßes zwischen Ver­fammlungsteilnehmern und Polizeibeamten, bei dem ein Polizeibeamter ums Leben tam, zu 15 Jahren Zuchthaus  verurteilt.

Altona  . Hier wurden eine große Anzahl Personen we= gen Weiterführung des Freidenkerverbandes unter Anflage gestellt.

Pinneberg  . In den nächsten Tagen haben sich 15 hie­sige Einwohner wegen illegaler Arbeit vor dem Landgericht

zu verantworten.

Glückstadt  . Am 18. September findet hier ein großer politischer Prozeß gegen 22 Angeklagte wegen illegaler Be­tätigung statt.

Heide. Hier wurde die Ehefrau eines Mieters, der me­gen rückständiger Mieten ermittiert werden sollte, in Schuß­haft gebracht, weil sie sich über die Ermittierung aufregte. Burg.( Dithm.) Hier wurden Haussuchungen nach Schweizer   Zeitungen durchgeführt. Dabei stieß die Polizei auf Zigarettenbilder, die mit antifaschistischer Propaganda bedruckt waren. Ein junges Mädchen wurde verhaftet und erwartet eine Anklage wegen Hochverrat.

Marne  . Der schwedische Staatsangehörige, Arbeiter Karl Jakobsen, wurde wegen Beleidigung Hitlers   zu vier Mo­naten Gefängnis verurteilt.

Glück it a dt. Das frühere Mitglied der NSDAP  . August Hermfens. der der NSDAP  . wegen ihrer anrüchigen Füh­rerschaft noch rechtzeitig den Rücken gekehrt hatte, wurde vom Altonaer   Sondergericht zu sechs Monaten Gefängnis ver­urteilt, weil er sich über die hohen Bezüge des Postenjäger­meisters Göring aufgeregt hatte.

Flensburg  . Der Arbeiter Fr. Lange und der Arbeiter May Müller wurden wegen Fortführung einer verbotenen Organisation au ie 2 Monaten Gefängnis verurteilt.

Osterode  . Hier werden in den nächsten Tagen neun, Ar­beiter wegen illegaler Arbeit vor Gericht stehen.

Wie gesagt, es handelt sich bei den vorliegenden Fällen nur um Meldungen aus den allerleßten Tagen. Die Liste könnte ins Endlose verlängert werden. Seit dem 30. Juni hat sich eine neue Welle von Polizei- und Justizmaknahmen über das deutsche   Volk ergossen.

Rechtens" i did

Morde des 30. Juni

Sohn des München  - Gladbacher Möbelhändlers Camphausen war SA  - Führer. Es wird jetzt bekannt, daß er ein Opfer des 30. Juni geworden ist.

Der Polizeikommissar Hinzen aus Odenkirchen  bei Rheydt   ist mit vier Schüssen im Kopf tot im Keller des Polizeipräsidiums Gladbach   aufgefunden worden. Hinzen soll sich angeblich selbst erschossen haben, weil er abfällige Bemerkungen gemacht haben soll über das Massaker am 30. Juni. Eine gut informierte Quelle berichtet jedoch, daß Hinzen erschossen worden ist.

Wo bleibt die Totenliste, Oberster Gerichtsherr Hitler  ?

Almosen statt Lohn

Die in der deutschen   Arbeitsschlacht beschäftigten 400 000 Notstandsarbeiter erhalten so jämmerliche Löhne, daß sich selbst Nationalsozialisten darüber empören. Im Kreis Dramburg   in Pommern hat die Deutsche Arbeitsfront   Gel­der gesammelt, um den dort beschäftigten Notstandsarbei­tern pro Woche 2 RM. zuzahlen zu können,