2

Verprügelt und befreit"

Die Geistlichen werden verhöhnt

Die tatholische Neue Saar- Post" hatte dieser Tage bie Leute von der deutschen Front", die ihre Katholikenfreund­lichkeit zur Schau tragen, an die Verhaftung zahlreicher Priester im dritten Reich" erinnert.

Darauf antwortete die Saarbrücker Zeitung   ,,:

Geistliche wurden überhaupt zu der damaligen Zeit in der Pfalz   nicht verhaftet, sondern Parteiführer und Parteivorstbende, die versuchten, die natio­nalsozialistische Revolution zu verhindern, oder die sich eine Art der Behandlung von Nationalsozialisten zu eigen machten, die sehr wohl eine solche Maßnahme begründete. Kein einziger Geistlicher wurde verhaftet in seiner Eigen­schaft als Priester, sondern lediglich als politisch tätiger Bürger. Damit nicht wieder vorkommen fann, daß der Priesterstand solchen Gefahren ausgesetzt wird, hat Reichs­fanzler Hitler ihn befreit von der Notwendigkeit einer politischen Tätigkeit."

Das wird die betroffenen Priester und ihre gläubigen Gemeinden sehr trösten. Als man die Geistlichen damals durch die Dörfer trieb, mißhandelte, in Schutzhaft brachte, die Pfarrhäuser stürmte und demolierte: dann wurden die Opfer dieser Aktionen nicht als" Priester", sondern als " Politifer" getroffen. Als man ihnen das Staatsbürgerrecht gestohlen hatte da wurden sie von Hitler   befreit"... So nennt man das heute.

Gewall gegen die Opposlilen

Der zerrüttete Protestantismus

Nach Professor D. v. Soden, dem bekannten evangelt­schen Kirchenhistorifer, ist nun auch Theologieprofessor E. Otto Sch mit auf Grund des Berufsbeamtengefeßes in den Ruhestand versetzt. Wie bei Soden, so ist auch bei Schmis der wirkliche Grund für die Entlassung darin zu sehen, daß er zu den Vorfämpfern der Bekenntnissynode gehörte. Das Düsseldorfer   Konsistorium hat nicht weniger als bierzig Pfarramtstandidaten, die der Bekennt­niskirche angehören, kurzerhand von den Vorbereitungen für das Pfarramt ausgeschlossen. Die jungen Theologen

Ende der Jurisprudenza.net sub nubown

Juristisches Studium durch Sport und Kniebeugen

Jm Reichsgesehblatt wird die neue Justiz ausbil= dungsordnung veröffentlicht. Sie ist ein erschütterndes Dokument des wissenschaftlichen Verfalls in Deutschland  . Ihr Wesen fennzeichnet sich darin, daß etwa die Hälfte der bisherigen juristischen Disziplinen aus dem Studienplan gestrichen wird, und zwar, wie die gleichgeschaltete Preise zugibt. mit Rücksicht auf die starke Beanspruchung der Stu­denten durch die neuen Schulungsarbeiten" d. H. Arbeits­dienst, sportliche Betätigung. Gemeinschaftserziehung im stu= dentischen Kameradschaftshaus, Wehrsport uim.

Zählen wir einmal auf, was an bisherigen Pflichtfächern fünftig nicht mehr im Gramen geprüft, infolgedessen von 99 Prozent der Studierenden auch nicht mehr gelernt werden wird! Die gleichgeschaltete Presse selber spricht von einer radikalen Streichung von Nebenfächern". In Wahrheit find sogar Hauptfächer von diesem Abbau des Studiums er­faßt.

In Fortfall gelangt zunächst die gesamte historische Rechtsw ffenschaft, bestehend aus den vier Fächern römi­sches Privatrecht, römische tech s gefchichte, deutsches Privatrecht und deutiche Rechts geschichte. Der Student erfährt also nichts mehr über die geschichtliche Entstehung und Herausbildung der heutigen Rechtsinstitute und Rechtsgrundfäße. Noch vor kurzem pflegte jeder Profeffor in feinem Rollea zu betonen, daß ohne diese geschichtliche Kenntnis man nur Banause und oberflächlicher Praktiker auf dem Gebiete der Justiz werden könne.

7. Stiehl nicht.

8. Sei aufrichtig.

9. Unterstütze jeden, der würdig ist.

Die neue arische Religion bekennt sich nach der waffung des 1. Gebotes offenbar zu der Ansicht, daß das Weltall   Gott felbft set, also zum Pantheismus. Ein Gebot aber ist wohl weislich fortgelaffen, nämlich das Gebot: Du sollst nicht töten!"

murden von den Freien Synoden übernommen, die ihnen Der Protestantenkrieg

ein Arbeitsfeld zuweisen werden. Das gleiche rheinische Kirchenregiment hat vor einigen Tagen zwei in die Kirchen gemeinde Eisen- Altsttdt gewählte Pastoren nicht bestätigt. Die beiden Geistlichen werden troßdem ihr Amt antreten. Sechs vor kurzem thres Amtes enthobene rheinische Super­intendenten sind von der Bekenntnistirche formell ersucht worden, ihre Aemter weiter zu versehen. Alle diese Vor­gänge zeigen. daß die von den deutschen   Ghristen wiederholt behauptete Niederwerfung der kirchlichen Opposition b. tezt noch nicht gelungen ist.

Der arische Moses  

Professor Hausers neun Gebote

Die religiöse Bewegung, der Professor Hauser vorsteht und die sich in ihren Grundsätzen einzig und allein auf arische Dogmen stüßt, hat soeben die von ihr verfaßten neun G bote" veröffentlicht. Sie lauten:

bw sa 1. Ehre die Göttlichkeit.

2. GEhrè deine Vorfahren und deine hkommen.

3. Ehre die Großen deines Volkes.

4. Ehre deine Eltern.

b. Halte dich gesund, entheilige dich nicht.

6. Sei deinem Volke treu.

Karl Barth   darf Bonn   nicht verlassen

Bonn  , 30. August. Der aus der Schweiz   stammende pro­testantische Theologieprofessor Karl Barth   von der Bon­ ner   Universität ist jetzt auf eigenartige Weise megen dieser oppositionellen Haltung gemaßregelt worden. Man hat ihm e'ne Verfügung übermittelt, wonach er den Umkreis der Stadt Bonn   nicht überschreiten darf.

Stre'cher be'reib! Judenhetze auch im Ausland

Troß des in Deutschland   bestehenden Verbotes, Julius Streichers Nürnberger   Wochenschrift, Der Stürmer  " ins Ausland zu bringen, versucht Streicher auf eigene Faust oder sollte das Verbot aufgehoben sein?, den Stürmer" im Ausland zu verbreiten. Dafür zeugt das folgende Werbe­schreiben des Stürmer"-Verlages an einen Prager Sei tungsverichte B, das gewiß auch an viele Sunderte Zeitungs perschleiße im Ausland gerichtet worden ist. Der Brief trägt den Kopf Der Stürmer  , Deutsches Wochenblatt zum Kampie um die Wahrheit, Herausgeber: Julius Streicher  " und die Fußzeile: Ohne, ung der Judenfrage keine Erlösung des Deutschen   Voltes!" und hat folgenden Wortlaut:

Als weitere Fächer gelangen in Fortfall das Kirchen­recht und das Völkerrecht. Das Recht der Kirchen wird ohnehin im dritten Reich" zerstört. Daß aber die braunen Juristen auch kein Bölferrecht mehr lernen sollen, weist darauf hin, für wie absolut überflüssig und bedeu­tungslos Sitler und die Seinen diefes ganze Rechts­gebiet ansehen. Offenbar beabsichtigen sie nicht, fich praktisch auf diesem Gebiet zu betätigen.

Die Lehre des Strafprozesses foll fünftig einge= schränkt werden auf Grundzüge des gerichtlichen Verfahrensrechtes". Auch hier will man mangelnde wiffen­schaftliche Kenntnis durch oberflächliche prafttiche Routine ersetzen, was für Gerichtsschreiber, nie und nimmer aber für Richter genügt.

Schließlich sind auch noch sämtliche wirtschaftswissenschaft­Itchen Pflichtfächer dieser Reform" zum Opfer gefallen. Worauf man in der Studienordnung der Republik   beion­deren Wert gelegt hatte, daß nämlich der Jurist die prak tischen wirtschaftlichen Auswirkungen von Geießen und Entscheidungen überblicken, also nicht als bloßer Formaljurist" wirtschaftlich unfinnige Entscheidungen treffent sollte, das fällt jetzt wieder fort, weil Warschleren und Bandaranatenwerfen teine Zeit mehr zu einer vertieften Ausbildung laffen.

Der fünftige Richter wird auch als Person den Rechts­zuständen des dritten Reiches" entsprechen: roh und pri mitiv...

Verlag Gr./Me.

Nürnberg- A. 16. August 1934. Pfannenschmiedgasse 19.

An den Zeitungsverfchleiß Bavlavite Nam. Prag II. Die ganze Welt ist interessiert an der Emigrantenfrage" Heraufbeschworen wurde diese Frage durch die heimat= lojen, nicht bodenständigen Juden, die heute da und morgen dort zu Hause sind, die jedem Wolfe zur Last fallen.

Wer diese Emigranten" sind und wie sie sich in Deutsch­ land   aufgeführt haben und heute noch aufführen, das wird mit einer seltenen Offenheit und Rückhaltlosigkeit in unserer Rassenkampf- Wochenschrift Der Stürmer  " veröffentlicht. Jeder, der auch nur geringe Sympathien für Deutschland   und seinen hervischen Kampf gegen Aliuda hat, wird uns ver­ständnisvoll in unserem Kampfe unterstützen.

Bitte bestellen Sie bei uns eine entsprechende Anzahl des Stürmer", der zweifellos in ihrem Lande guten Absatz fin den wird. Wir überreichen Ihnen anbei unsere Bezugs­bedingungen und bitten Sie höflich, uns ihren Bedarf ange­ben zu wollen.

Anbei: Bezugsbedingungen.

Die Spl zel

Seil Sitler! Verlag der Stürmer"( Unterschrift Ueber  

die Arbeit der Gestapo   wird uns eine interessante Einzelheit berichtet:

In der Untergrundbahn, in der nur wenige Leute u. a. zwei Arbeiter in Transportarbeiterkleidung saßen, unter­hielten sich zmer Männer. Der eine schimpfte über die hoher Startoffelpreise. Beim Verlassen der Untergrundbahn wurden die beiden von den ihnen nachellenden Transportarbeitern angehalten und für verhaftet erklärt. Auf ihre Einwände hin gaben sich die beiden Leute als Beamte der Gestapo   zu er fennen. Der Meckerer sitzt noch, der andere ist nach einigen Tagen entlassen worden.

Ferien in der Heimat

Menschen in Uniform

Nach der Paß- und Grenzkontrolle verstummen die Ge­präche im Zugabteil. Das Mißtrauen vor dem Mitreifen­den, der in den braunen Urwald fährt, verschließt Herzen und Münder. Bis Berlin   fällt fein einziges politisches Bort mehr. Auf dem Hauptbahnhof einer größeren Stadt steigen A.- Chargen zu. In den Zügen auf den Neben Aleisen fißen viele Jungen in der grauen Uniform des Ar­beitsbtenftes. Auf dem Bahnite'g uniformierte Hitler­Jugend, Leute, Reichswehriolbaten, einige Mairoien. Die Zivilisten find beinahe in der Minderheit. Das Reich ist in die Uniform gestiegen und macht den Eindruck eines Staates, der sich im Daueraustand der Mobilmachung be­findet.

Die tote Stadt

Schon in der Stresemannstraße am Anhalter Bahnhof   in Berlin   erdrückt den Besucher eine Propaganda, die ihn auf Schritt und Tritt verfolgen wird: 3u vermieten". Schilder aller Größen preisen leere Läden und Wohnungen an. Viele Schilder haben die Größe von Transparenten, auf denen gleich zwei bis fünf Metsgelegenheiten angeboten werden. Im Osten der Stadt sind die Frankfurter Allee   und ibre Nebenstraßen Hochburgen der holzverarbeitenden In dustrie. Jedes zweite Haus in diefen Straßen lockt durch Tafeln zur Besichtigung freier Fabrikräume. Im Süden zähle ich ie einer Parallelstraße des Kottbusserdamm, die aus fünfaig Gäusern besteht, 22 leere Läden. In den großen Ge­schäftshäusern der König  -, Friedrich- und Leipziger Straße  stehen mehrere und ganze Stockwerke leer. Die Chauffee­und Invalidenstraße im Norden, der Kurfürstendamm   und die Kantstraße int Westen, die Hauptstraßen in den Vor­orten bieten das gleiche troftloie Bild einer Katastrophe des Mittel- und Gewerbestand: 8.

An einem regnerischen Sonnabend bummele ich in den Abenditunden durch die Friedrichstraße. In den Cafes und Automaten steht das Bedienungspersonal gelangweilt her um. Im groken Raiser- Cafe spielt die Kanelle por 13(!) sten. Neun Paare tanzen in der Imperator Diele an ver­waisten Tschen vorbei. Die wenigen Gäste im Mokka- Efti an der Ecke der Leipziger Straße   verschwinden zwischen den vielen Tischen und Stühlen.

Jeden Mittwoch steht Treptow   in Flammen". Die Garten­Totale an der Spree   fünden in großen bunten Plataten die Mitwirkung von Reichswehrkapellen an. An einem heiteren und sommerwarmen Mittwochabend size ich auf der Abtet­Insel. Ein Riefenfeuerwerk erhellt die Spreeufer, die Boots­häuser, die Fabrikanlagen auf der Stralauerieite, die vielen Ruder- und Paddelboote, die sich auf der Spree schaukeln und ihren Infaffen ein fostenfreies Mitgentesen ermög lichen. Der lange Uferweg im nahen Plänterwald ist belebt von Schouluitigen. Aber im Abtet"-Pokal übersteigt die Sahl der Gäste nur um 5 Personen die Kopfstärke der Reichs­mehrfavelle. Im Paradiesgarten" und bei Zenner die gleiche gähnende Leere.

An allen Eden und Enden Berlins   begegnet der Befucher den Zeichen einer großen Verarmung des Volkes. Aber in den Proletariernvierteln im Osten und Norden klettert auf

Befehl des Führers die Kurve der Geburtenziffern in die Höhe.

Fahrt ins Blane

Auf einem Berliner   Vorortbahnhof überholen wir einen Sonderzug der Organisation Kraft durch Freude  ". Haken­freuspapierfähnchen an allen Abteilfenstern Die Lokomotive trägt das Schild Fahrt ins Blaue!" Mein Wanderkamerad berichte von einer Havelbampferfahrt seines Betriebes. Wer nicht mitmacht, fitegt", hatte der Obmann ber NSBO. angekündigt.

Es gibt noch andere Fahrten ins Blaue", Sonntag für Sonntag, in den Wäldern rund um Berlin  . 3u ihnen finden sich dann und wann SA.- Streifen und Landjägerpatrouillen als ungeladene Teilnehmer ein, die die Wandergruppen bis auf die Haut nach illegaler Litteratur durchsuchen. Aber Berlins   Wälder sind unermeßlich groß...

Der Arm sinkt

Jeden Tag betrete ich mehrere Geschäfte. Niemand grüßt mich mit dem deutschen Gruß. In der Straßen-, der Unter­grund- und Schnellbahn, auf den Straßen, überall werden wieder die alten schlichten Grußformen angewandt. Nur die Uniformträger machen eine Ausnahme. Aber auch ihr Gruß hat an Schneid eingebüßt. Einen vorschriftsmäßig vor- und ausgestreckten Arm habe ich überhaupt nicht gesehen.

Die Angst fitzt im Genid

Alle Beobachtungen und Berichte stimmen darin einden tigst überein, daß alle Bevölkerungstrelse innerhalb ihrer vier Wände und unter vier Augen gründlich schimpfen und das Regime auf den Kehrrichthaufen der Geschichte wünschen. Außerhalb der eigenen Behausung wird aber nach wie vor die anbefohlene Gesinnung gezeigt.

In einer Vormittagsstunde gehe ich an einem großen Warenhaus vorbei. Plößlich regnet es Flugzettel. Die Vor­übergehenden beugen sich. heben sie auf und werfen sie schnell wieder fort. Nach zwei Minuten flißt ein Polizeiroller her­

an. Alles flüchtet. Die Zettel find liegengeblieben. Ihr

Inhalt waren Parolen einer illegalen Gruppe.

Schüßenfeit in einer mecklenburgischen Seleinstadt. Dem Schüßenzuge schreiten die Organisationen der NEDAP. mit ihren Fahnen voran. Auf den Bürgersteigen Mauern aus gestreckter Arme. Mitte und Schluß des Zuges bilden Innun­gen mit ihren Bannern. Das Publikum grüßt noch immer. Da fagt einer: Das sind doch Innungsfahnen", und senkt den Arm. Nach und nach geht ein Arm nach dem anderen nieder.

Neue Wissenschaft

Aus einem Referendar- Arbeitslager berichtet ein anderer Freund Wir hatten täglich Instruktionsstunde. Der Lehrer fragte: Wann hat der Führer das erste Mal geweint?" Der Schüler mußte antworten: Unser Führer hat das erste Mal geweint, als er am 9. November 1918 die Augen aufmachte und das Unglück seines deutschen   Volkes sah."

Märsche durch die Nacht

Ein Freund führt mich mit feinem Wagen durch Thürin gen. Er erzählt: In den späten Abendstunden habe ich meift mein Tagespenfum erledigt. Dann sprize ich die Land­straßen heimwärts. In den Dörfern und Städten ist tiefer

Friede. Aber Deutschlands   Landstraßen hallen nächtens wic der von Tritten marschierender Kolonnen. Aus den Kaser nen der SS.   und SA., aus den Baracken des Arbeitsdienstes, den Unterkünften der verschiedenen Schulungslager, den Turnhallen der Sportvereine, von den Bänken der Kna benschulen rücken die Kolonnen zu Nachtübungen auß. Deutschlands   Jugend marschiert durch die Nächte in einen neuen Seldentod" hinein.

Erstes Dämmern

Die verunglückte Nazi- Revolution in Desterreich hat dem Glauben an die Unfehlbarkeit der deutschen   Gegenwarts­machthaber einen schweren Stoß versetzt. Die Zeitungen servierten ihrem Publikum, das noch die Markusplatz­Fotografien Mussolinis und Hitlers   im Gedächtnis hatte, die flobigen italienischen Beschuldigungen. Einige Provinz­blätter knallten thren bestürzten Lefern Balken- Ueberschris­ten in die Augen: Der italienische Verrat"." Italien   hebt zum Krieg", tal en wiederholt 1915". Zum ersten Male hauchte den Durchschnittsbürger ein Ahnen von der völ ligen moralischen Isolierung seines Vaterlandes an. Zu meis nem Gastgeber, einem verabschiedeten Beamten der Wei­ marer Zeit  , fommt sein Gemüsebändler2 Sie wissen doch, ich bin nie ein begeisterter Nationalsozialist gewesen." Am Nach mittag des gleichen Tages fagt der Friseur zu ihm: Ich habe immer nur unter Zwang geflaggt." Anzeichen einer ersten Gößendämmerung. Die Zeit bricht an, in der die Uebervorsichtigen nach einer neuen Rückversicherung Um­schau halten.

Das unterirdische Deutschland  

zu ihm gehören mehr, als das Regime wahr haben will. Die Illegalen sind illusionsfrei. Das Gesellschaftsspiel inter­effierte sie nicht, das sehr im Schwange war und aus der Frage bestand, was werden die Heichswehr und die Papen­gruppe demnächst tun. Sie rücken eindeutig von jenen Zir= feln ab, die bereit wären, die Rolle einer gehorsamen Oppo­sition in einem etwas gemilderten, aber stock reaktionären

Regime zu spielen. Jede Beweisführung, die mit dem fiel­

neren Uebel" Tuchfühlung hat, steigert ihre Ablehnung zur Empörung. Sie wollen das nächste Mal ganze Arbeit leisten. Den alten Führungen der SPD.   und KPD.   werden sie fich nicht unterordnen Sie machen fener den Mangel an Macht willen, diefer die politische Verbohrtheit zum Vorwurf. Beide Mängel find nach ihrer Ueberzeugung mittelbare Hilfe für Hitler   gewesen. Sie glauben um des deutschen   Sozialismus willen an die Notwendigkeit der Formierung einer neuen sozialistischen   Front. Noch gehören sie zum gehetzten Wild. Einst werden sie zu jenen gehören, die das Gesetz verkünden, das das deutsche Volf aus der Knechtschaft in die Freiheit führt. Sie haben ihr Leben verschrieben der zweiten, eise nen Republif.

Geimfahrt in die Fremde

Längst liegt der breite Gürtel von Seen und Wäldern, det Berlin   umschließt, hinter uns. Die Reisenden im Zugabteil haben einander aufmerksam und mißtrauisch gemustert. Dann vertieft sich jeder in eine Buch- oder Zeitungslektüre, leber ben 3ügen, die durch Deutschland   fahren, legt das Schweigen der Suchthäuser. In der ersten ausländischen Sta tion stürmen die Reisenden Zeitungsstand. Sie sind aus dem Urwald nach Europa   zurückgekehrt. B. Samme r.