Eine Entlarvung Rosenbergs

Unter dem Titel Rosenberg als Plagiatorent Iarvt" veröffentlicht in den Neuen Zürcher Nachrichten" vom 10. und 13. November d. J.( Nr. 305 und 308), dem führenden Organ der Christlichsozialen( Katholiken) der Schweiz  , Chefredakteur Hermann Odermatt   eine über­aus scharfe Attacke gegen den deutschen Kulturdiktator, Reichsleiter in fulturellen Angelegenheiten", Alfred Rosenberg  . Diesem aufsehenerregenden Artikel, in dem von katholischer Seite der Schweiz   offenbar nur zum Aus­druck gebracht wird, was ihre Glaubensbrüder in Deutsch­ land   empfinden, aber nicht äußern dürfen, entnehmen wir die folgenden Stellen:"

" Rosenberas Mythus des 20. Jahrhunderts" und Hitlers  Mein Kampf  " sind die beiden heiligen Bücher des dritten Reiches". Wer es noch nicht glaubt, der lese den Bericht über die Grundsteinlegung eines Denkmals auf dem Blochholz­berg in Oldenburg  . In den Grundstein des Denkmals an altheidnischer Kulturstätte wurde je ein Exemplar Hitlers  Mein Kampf  " und Rosenbergs Mythus  " eingemauert. Das Symbol für diese offiziöse Handlung ist deutlich genug. Die Berewigung der geistigen Fundamente des National­sozialismus. Damit ist aller Welt geoffenbart, welches die heiligen Bücher des dritten Reiches" sind.

Fast um die gleiche Zeit erscheint als amtliche Beilage zum Kirchen- Amtsblatt für die Diözese Münster   eine 126 Seiten starte Broschüre Studien zum Mythus des 20. Jahrhunderts"."... Wir lesen in dieser leidenschafts­los geschriebenen, streng quellenmäßig fachmännisch bearbei­teten Broschüre das für Rosenberg   vernichtende Urteil der Fachgelehrten: Leider ist Rosenberg in seinem Bestreben, schnell von überall her Material gegen die Kirche und das Christentum zusammenzulesen, einem Buche( Tusca") zum Opfer gefallen, das die ernste Wissenschaft nur mit Kopi­schütteln und Bedauern über die geistige Verwirrung des Autors ausgenommen hat: Albert Grünwedel  ( Leip­aig 1922)." Nach Veröffentlichung des Grünwedelschen Buches erschien von dem hervorragenden Kenner etruskischer Kunst, Gustav Herbig  . eine vernichtende Kritik, worin festgestellt wurde, daß die Darstellungen Grünwedels- vor allem über scheußliche Perversitäten bei den Etruskern nicht bei den Etruskern, sondern leider in der eigenen, frank gewordenen Fantasie Grünwedels zu finden sei. Grünwedel hatte sich, wie auf Seite 7 der Broschüre ausgeführt wird,

Wir greifen durch!"

Aber natürlich nur bei Marcus

Berlin, den 8. Dezember 1934. Die ganze nationalsozialistische Presse hat eine Sensa­tion. Der Held ist natürlich wie fönnte das auch anders sein? ein jüdischer Unternehmer. In dem Augenblick, in dem Schacht gemeinsam mit dem Führer" sich für die Interessen des Unternehmertums durch Schaffung der Reichsgewerbekammer einsetzt und damit die letzten Reste des nationalen Maulhelden- ,, Sozialismus" preisgibt, muß die Deffentlichkeit wieder einmal abgelenkt werden. Und für diese Zwecke muß selbstverständlich der Jude herhalten. Das ist doch so einfach, so bequem!

Um die Arbeiter dumm zu machen, ist ein neues Amt Schönheit der Arbeit" ins Leben gerufen worden. Die Scharfmacher und Profitjäger sollen die Arbeit ver­schönern! Das glauben natürlich die Nazis selbst nicht! Des­halb haben sie sich einen Juden als Opfer ausgesucht, um bei den Arbeitern Reflame dafür zu machen, daß sie, diese sozialistischen   Helden, an nichts anderes, als nur an das Wohl der Arbeiterschaft denken, Ueber dieses Abenteuer be­richten zahlreiche Naziblätter unter sensationeller Auf­machung in gleicher Weise u. a. wie folgt:

Unangemeldet besuchten plötzlich zwei Referenten dieses

Amtes die Kunstschlosserei eines gewissen Herrn Marcus in Berlin- Schöneberg  . Und der Befund entsprach ihren Be­fürchtungen mehr, als man erwartet hatte. Ueber der Türe aum Zimmer des Herrn Marcus hängt stolz das Wappen eines Hoflieferanten, um den Besucher von der bedeutenden Persönlichkeit des Firmeninhabers zu unterrichten. Dem Herrn Chef geht es auch wirklich nicht schlecht. Seine besten Lieferungen find Staats- und Kommunalaufträge, die, wie bekannt sein dürfte, auch immer prompt bezahlt werden. Herr Marcus fann also bestimmt nicht über schlechten Ge­schäftsgang flagen.

Seine Belegschaft umfaßt etwa 100 Mann. Man hätte an= nehmen sollen, daß der, wie man so sagt, qutfituierte" Chef für diese vielen fleißigen Hände, die seinem Wohlstand dienen. das entsprechende Verständnis aufgebracht hätte. Aber für solche Dinge scheint der Chef ein weniger scharfes Auge zu haben als für gute Aufträge. Kein einziger Wasch­

Die SAP.

Das Urteil im Hochverratsprozeß

Berlin  , 3. Dezember. Der zweite Senat des Volksgerichtshofes hat das Urteil gegen die 24 Leiter und Mitarbeiter der Sozialistischen

in früheren Arbeiten einen Namen gemacht, und ist in diesem Buch Wahnkomplexen zum Opfer gefallen. Die Beschäf= tigung mit den uns Europäern fremden und ihrer Ver­worrenheit auf die Dauer unsympathischen indischen Höhlen­malereien hat ihn auf den Gedanken gebracht, in krant­haften sexuellen Perversitäten das Leitmotiv indisch­buddhistischer Kunst zu suchen und schließlich auch das Rätsel der etruskischen Sprache, Mythologie und Kunst aus serueller Perversität heraus zu lösen."

Bon diesem, von der Kritik erst energisch abgelehnten, dann aus Anstand totgeschwiegenen Buche hat sich Alfred Rosenberg  , der Reichsleiter in fulturellen Angelegen= heiten", der deutsche   Kulturdiktator, auf den Esel seßen lassen, und er hat überdies den geistesfranken Steigbügelhalter verschwiegen, weil er doch als Akademiker mit dem Doktor­but selber versteht, den Esel zu reiten. Aus diesen Spinngeweben eines Geistestranten hat er seinen Mythus des 20. Jahrhunderts" zu= sammenkompliziert. Risum   teneatis amici! Man

müßte sich vor Lachen den Bauch halten ob dieses blamabel sten Reinfalls, den die Geschichte dieses Jahrhunderts kennt, wenn der geistige Diebstahl an einem Geistestranten nicht jene verheerenden Folgen hätte, die wir an der deutschen Jugend bereits fonstatieren müssen. Denn Rosenbergs Buch in seiner 20.(!) Auflage ist zum Evangelium des dritten Reiches" geworden. Rosenberg steht heute als gewissenloser und urteilslofer Plagiator entlarvt da. Jeder einigermaßen gebildete Mensch wird ihn als hemmungslosen Charlatan von den Rockzipfeln schütteln.

... Hat die deutsche   Wissenschaft den Mut, solches übelstes Strauchrittertum an den Pranger zu stellen oder gibt sie auch in diesem krassesten Fall wissenschaftlichen Kur­pfuschertums zu, daß fie bloß mehr die Prostituierte des ,, intellektuellen" Nationalsozialismus   ist?"

Und nachdem dermatt in einzelnen Beispielen nach gewiesen hat, wie der bei aller Raffiniertheit doch wieder unsäglich naive" Rosenberg den sexualpathologischen Grün­wedel plagiert hat, schließt er mit der Bemerkung: Schon dieses Erzerpt mag genügend erweisen, daß Rosenberg fein Historifer, sondern eher ein Hysterifer, ein Hysterifer des Hasses und des Fanatismus, ist, den die deutsche   Geschichts­wissenschaft allermindestens in großem Bogen umgeht, wenn sie ihn schon nicht als Falschmünzer anprangern darf."

raum ist vorhanden. Dafür erhielten je drei oder vier Mann zusammen einen alten Zinkeimer, der nach der Ansicht des Herrn Marcus für die Arbeiter als Waschgelegenheit gut genug ist. Die Leitung für das Trinkwasser befindet sich im Abort, dessen Zustand jeder Beschreibung spottet. Fünf mit Bretter beschlagene Steintröge, die mehr als verwahr lost sind, bilden die ganze Einrichtung.

Solche Arbeitsbedingungen hält also Herr Hoffunstschlosser Marcus seinen Untergebenen gegenüber für angemessen! So wagt ein gut verdienender Mann arbeitsfreudige Men­schen zu behandeln! Viel wichtiger ist für ihn die Pflege der Maschinen, die tadellos imstande und vor Feuchtigkeit ge­schützt sind. Nach der Ansicht des Chefs ist natürlich der Zu­stand der Maschinen für seinen Geldbeutel und seine guten Aufträge wichtiger als die Arbeitsbedingungen seiner hun­dert Arbeiter.

Falls die Herren Marcus und Konsorten nicht von sich aus das Empfinden haben, daß derartige Zustände unwürdig und unhaltbar sind, dann muß diesen Zeitgenossen eben auf

andere Weise beigebracht werden, daß der nationalsoziali

stische Staat eine solche Behandlung der Arbeiterschaft unter feinen Umständen duldet und daß gegen solche verantwor= tungslose Unternehmer entsprechend vorgegangen wird. Das

Amt Schönheit der Arbeit" wird ein scharfes Auge auf diese Art Arbeitgeber haben und in ähnlichen Fällen zur gleichen Maßnahme greifen: An den Pranger!"

Nun wissen wir es: Die schlechten Bedingungen, unter denen die deutschen Arbeiter schuften müssen, sind nicht die Folge der vom" Sozialisten" Hitler   geförderten Profitwirt­schaft, sondern eine jüdische Angelegenheit. Daß die Arbeiter beispielsweise in den Leuna  - Werken des JG.- Chemiekonzerns in denkbar ungesündesten Verhältnissen arbeiten und daß sie in den Fabriken der Chemiemagnaten langsam zu Tau­senden dahinficchen das kümmert die Referenten" der Schönheit der Arbeit  " absolut nicht. Aber der Kunstschlosser Marcus aus Berlin- Schöneberg   mit seinem weltberühmten Unternehmen, der hats ihnen angetan! Heil Hitler!

daß sie nicht zur Voltsgemeinschaft gehören wollen, indem sie gegen den Staat angehen und in letter Konsequenz sogar Gewalt ins Auge fassen, so wehre sich der deutsche  Staat gegen derartige Elemente, wie das auch jeder andere Kulturstaat tun würde.

Arbeiterpartei"( SAP) und ihrer Jugendorganisationen des Gärung in den Arbeitsdienstlagern

" Sozialistischen Jugendverbandes( SJV  ), gefällt, die unter der Bezeichnung Die neue KPD  ." illegal arbeiteten.

Bis auf fünf Jugendliche im Alter von 16 bis 21 Jahren, die freigesprochen wurden, hielt das Gericht sämtliche An­geklagten der gemeinschaftlichen Vorbereitung zum Hoch­verrat überführt. Die drei Mitglieder des Führerkopfes", der 37jährige Mar Köhler, der 34jährige Klaus 3 wei= ling und die 25jährige Edith Baumann   erhielten je drei Jahre Gefängnis. Weitere Angeklagten erhiel­ten Gefängnisstrafen, die sich bis zu einem Jahr drei Mo­naten abstuften. Diejenigen Angeklagten, die nach der Auf­hebung der ersten Reichsleitung als Hauptverantwortliche die illegale Tätigkeit weiter fortgefeßt hatten, wurden zu Zuchthausstrafen von je zwei Jahren verurteilt.

Den Verurteilten wurde die Untersuchungshaft durchweg in voller Höhe angerechnet, so daß Gefängnisstrafen bis zu einem Jahr drei Monaten als verbüßt gelten.

In der Urteilsbegründung wies der Vorsitzende darauf hin, daß Grundlage der Entscheidung nur dasjenige gewesen set, was die Angeklagten entweder in der Haupt­verhandlung selbst zugestanden hätten oder was ihnen durch Zeugen nachgewiesen worden sei. Wenn von ausländischer Seite versucht worden set, während der Verhandlung Ein­fluß auf das Gericht zu nehmen. io sei dazu zu bemerken, daß sich der Gerichtshof ebensowenig wie jedes andere deutsche  Gericht durch derartige Machenschaften irgendwie beein­drucken lasse. Wenn Menschen durch ihre Handlungen zeigten,

Bremen  , 3. Dezember.  ( Jnpreß.)

In den Arbeitsdienstlagern Syfe und Wildeshausen   ist es zu einer offenen Auflehnung gekommen. 60 Jugendliche verlangten geschlossen ihre Papiere, da sie den militärischen Drill und die schwere Arbeit bei ungenügender Verpflegung nicht mehr auszuhalten vermochten. Von der Beanspruchung dieser Freiwilligen" fann man sich ein Bild machen, wenn man den Dienstplan betrachtet:

5 Uhr Wecken, Freiübungen

6.30 Uhr Frühstück

7-9 Uhr Exerzieren

10 Uhr Ausrücken zur Arbeit

1-2 Uhr Mittagspause

2-6 Uhr Arbeit, anschließend Einrücken

7 Uhr Flaggenparade.

Nach dem Abendessen bis 11 Uhr nachts oder noch länger Geländeübungen.

Die Vorkommnisse in den Lagern Syke   und Wildeshausen  sind keine Einzelerscheinungen. Fast täglich flüchten einzelne Jugendliche aus diesen Lagern. Das Arbeitsdienstlager Oberneuland   wurde wegen einheitlichen Vorgehens der Jugendlichen gegen militärischen Drill und schlechtes Essen aufgelöst. Das Lager Mariannenhof wurde von der Hitler­jugend besetzt, weil dort 14 Mann ihre Entlassung forderten, unter denen sich auch einige Mitglieder der Hitler- Jugend  " befanden.

Die Arbeitsdienstler erhalten einen täglichen Lohn" von 18 Pfennig.

Drei hohe Beamte gemaßregelt

München  , den 3. Dezember 1934.

Hier ist ein sensationeller, vielbesprochener politischer Beamtenschub erfolgt. Der frühere Polizeidirektor von Augsburg  , Dr. Eichner, hatte am 23. Januar 1933, also vor Hitlers Machtergreifung", an das bayerische Innen­ministerium einen Bericht gerichtet, in dem er die National: sozialisten nicht nur mit den Kommunisten auf die gleiche Stufe stellte, sondern sich auch in undefinierbaren Ausdrüden mit ihnen beschäftigte Wenige Wochen nach der Revolution trat er jedoch der NSDAP  , bei und wurde,

vor Hitlers   Machtergreifung, in ein Reichsamt berufen. Der bayerische   Innenminister Wagner, der erst jetzt von dem Bericht Eichners Kenntnis erhielt, veranlaßte seine Inhaftnahme. Die beiden Per: jonalreferenten des Ministeriums, deren Aufgabe es ge= wurden zur Rechenschaft gezogen. Auch der Staatsrat des wesen wäre, den Minister über diesen Mann zu informieren, Innenministeriums hat aus dem Fall die Konsequenzen ge= zogen. Die drei Beamten mußten ihre Aemter verlassen.

Haubach und Mischler Verhaftungen in Berlin Berlin  

, 4. Dezember.

Der frühere Pressechef des Berliner   Polizeipräsidiums, Dr. Hauba ch, und der frühere Geschäftsführer des Deutsch   Desterreichischen Volksbundes, Dr. Mischler, sind verhaftet worden.

Man ist hier sehr verwundert, daß die Gestapo   die Ver­Haftung damit begründet, beide seien illegal für die Sozial­ demokratische Partei   tätig gewesen. Davon kann gar feine Rede sein. Diejenigen, die es genau wissen müssen, erklären, daß beide Verhaftete von Anfang an abgelehnt hätten, sich illegal zu betätigen. Dazu kommt, daß Dr. Haubach bereits längere Zeit sich im Konzentrationslager befunden hat und entlassen wurde, weil man feststellen konnte, daß zwischen ihm und den sozialdemokratischen Kreisen gar keine Fühlung mehr bestehe. Haubach hat sich dann als Geschäftsreisender betätigt und damit nicht nur sich, sondern auch seine alte Mutter ernährt, die gelähmt und daher arbeitsunfähig ist.

Man vermutet, daß Haubach sowohl wie Mischler nur des= halb verhaftet wurden, weil die Gestapo   vergebens sich be­müht hat, die Fäden der illegalen sozialistischen   Propaganda aufzudecken, und mit der Festnahme von Haubach und Misch­ler nun ihre Tüchtigkeit beweisen will. Mischler selbst ist nic­mals sozialdemokratischer Funktionär gewesen.

71 Monate Gefängnis

Gauleiter Simon exerziert das Gericht

Koblenz, den 3. Dezember 1934. Das Gaupreiseamt des Gaues Koblenz- Trier- Birkenfeld der NSDAP  . teilt mit:

Vom Sondergericht wurden am Freitag wegen Auf­stellung bzw. Verbreitung unwahrer Behauptungen über den Gauleiter Staatsrat Gustav Simon   und wegen Ver­gehens gegen die Verordnung des Reichspräsidenten zur Abwehr heimtückischer Angriffe gegen die Regierung der nationalen Erhebung vom 21. März 1933 zehn Per­sonen zu Gefängnisstrafen von insgesamt 71 Monaten verurteilt.

Im Verlauf der Verhandlung nahm der Gauleiter Staatsrat Gustav Simon   selbst das Wort zu grundsäẞ= lichen Ausführungen über den ungeheuren Schaden, der durch böswillige oder leichtsinnige Verleumdungen, die das Vertrauen des Volkes zum Führer und seinen Mit­arbeitern untergraben, angerichtet wird.

Der Widerstand wächst

Was eine führende holländische Zeitung berichtet Wir entnehmen aus der Post Scripta" der Haagschen Post:

Groß ist die Zeit doch klein sind die Portionen Was hilft es uns, wenn Hitlers   Fahnen wehen? Wenn unter diesen Fahnen heute schon Millionen Viel weniger Brot und feine Freiheit sehen.

( Augsburger   Arbeiterlied) Das über dieser Post Scripta" stehende Liedchen wird nun von vielen gesungen. Die Unzufriedenheit sucht einen Weg ins Freie, und fein Terror fann sie mehr zurückhalten. Die Zahl der Unzufriedenen und der Gegner ist zu sehr ge­wachsen. Man fann sie nicht mehr alle gefangen nehmen. Man sucht manchmal einige Opfer aus, aber das kann die anderen nicht mehr zurückschrecken. Vor allem auch in der Studentenwelt ein böses Zeichen für die Stimmung unter der Jugend!- nimmt die Widerspenstigkeit zu. Die Obrig= feit muß sich in vieles schicken. Es ist bekannt, daß die Korps­studenten es gewagt haben, die erzwungene Verbindung mit den nationalsozialistischen Burschenschaften zu brechen. An verschiedenen Universitäten hat sich die große Mehrheit der Studenten geweigert, der auf hohen Befehl angeordneten Feierlichkeit zur Erinnerung an Hitlers   Putsch in München  vom 9. November 1923 beizuwohnen. Wir kennen Hoch­schulen, wo der Prozentsaz der Teilnehmer nur sehr klein war. Vor einigen Wochen mußte der Leiter einer Stu­dentenküche einer berühmten Alma Mater in Preußen be­fannt machen, daß er den durch viele Jahre festgehaltenen Preis für eine Mahlzeit erhöhen mußte. Die Studenten lehnten sich dagegen auf. Aber der Mann sagte zu den unge­stümen jungen Leuten: Es ist eure eigene Schuld. Ihr habt das dritte Reich" gewollt, und das dritte Reich" hat alles teurer gemacht." Es wurde heftig gegen diese vermessenen Worte protestiert. Was wagte der Mann da auszusprechen? Aber er ließ sich nicht abschrecken. Ich wage es zu wieder­holen," sagte er. Das dritte Reich" sollte alles besser machen; es ist aber alles nur noch schlimmer geworden." Das ist, wie gesagt, schon einige Wochen her. Aber es hat feine üblen Folgen für den tollfühnen Mann gehabt. Es gibt im Augenblick zuviel, die so sprechen. Mit der Be­schaffung von Brot geht es noch lange nicht gut."

Das Land der Korruption

Koblenz  , 2. Dez. Der frühere Ortsgruppengeschäftsführer Rüther von der Ortsgruppe Schenkendorf hatte sich vor dem Schöffengericht zu verantworten. Die Anklage warf ihm Untreue und Unterschlagung von Geldern der NSB. vor. In der Verhandlung wurde der Beweis er bracht, daß Rüther sich der Unterschlagung von etwa 1100 Reichsmark schuldig gemacht hatte, was auch aus dem Bericht der beiden Revisoren zu ersehen war. Der Staatsanwalt be­antragte 2 Jahre Zuchthaus, Aberkennung der Ehrenrechte auf 3 Jahre und 100 RM. Geldstrafe. Das Gericht erfannte wegen Untreue, Volksschädigung und Unterschlagung auf ein Jahr und sechs Monate 3uchthaus und drei Jahre Ehrverlust, sowie 100 RM. Geldstrafe.