Das Urteil gegen Anton Brüning

Acht Jahre Gefängnis wegen Untreue, Betrugs und Konkursvergehens

Köln, den 5. Dezember 1934.

Im Brüning- Prozeß wurde das Urteil gesprochen. Der Angeflagte wurde zu einer Gesamtstrafe von acht Jah­ren Gefängnis und zu drei Jahren Ehrverlust wegen fortgesetter Untreue in Tateinheit mit Betrug in zwei Fällen, wegen weiterer drei Betrugsfälle und wegen Kon= fursvergehens verurteilt.

Aus der Urteilsbegründung

In der Urteilsbegründung sagte Landgerichtsdirektor Dr. Fehr, der Angeflagte habe. nur das einzige Bestreben achabt, sich unbegrenztes Vertrauen zu erwerben, um unter skrupelloser Ausnußung dieses Vertrauens seinem wahn­wißigen Erwerbssinn nachzugehen und Vermögen zu erraffen. Es sei eine Verfallszeit fonderglei= chen gewesen, der Besitz habe als einziger Gradmesser menschlicher Werte gegolten. Nur in solcher Zeit sei die Er­scheinung eines Dr. Brünina denkbar.

Jeder habe ihn für einen Herricher im Reiche des Geldes gehalten, für einen eifrigen Förderer von Kunst und Wissenschaft, und alles habe er nur pon fremdem Gelde geleistet. Sein Name sei nur mit Ehr­furcht genannt worden, wer hätte gewagt, gegen ihn etwas zu sagen? Er iei der opferbereite Parteimann gewesen, und niemand habe gewußt, ob bei seinem Aus: und Eingehen in die Reichskanzlei der damalige Reichskanzler nur sein Namensvetter gewesen sei.(!) So habe er als Exponent des allgemeinen Vertrauens gegolten, als Zierde der Partei, als treuer Sohn der Kirche, als erfolgreicher Finanzmann. Immer wieder müife man fragen, wie das möglich gewesen sei. Man habe eben die Tünche für Wahrheit genommen, und man tönne nur wünschen, daß diese 3eit jezt vorbei sei.

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Man sieht, der Herr Landgerichtsdirektor Dr. Fehr hat fromme Wünsche. Es gehört zu jedem richtigen" Urteil gegen einen Bankrotteur, die Jahre vor Hitlers Macht­ergreifung als Verfallszeit" zu bezeichnen. In Wahrheit hat die Korruption nie so geblüht wie heute. Nur ist sie jetzt ,, total" legalisiert. Es gibt fein Parlament als öffentliche Kontrollinstanz mehr. Kein Richter wird wagen, gegen einen führenden Nationalsozialisten vorzugeben, solange er noch vom braunen Orden beschützt wird. Millionen wissen be­reits, wie dick die Tünche ist, die die Wahrheit verbirgt, und auch die Herren Richter würden es bekennen müssen, wenn fie noch in einem Rechtsstaate amtierten.

Ke'ne Weihnachtsratilikationen ,, Alle Anträge sind abzulehnen"

Berlin  , den 4. Dezember 1934. Im Hinblick auf Anträge, die auf Gewährung von Weih­nachtsgratifitationen an Angestellte und Arbeiter von Körperschaften des öffentlichen Rechts im Sinne der zweiten Gehaltsfürzungsverordnung abzielen, hat der Reichsfinanzminister in einem Rundschreiben gebeten, solchen Bestrebungen, die Sondervorteile für einen fleinen Teil der im öffentlichen Dienst beschäftigten Arbeiter und Angestellten bezweckten, von vornherein entgegen­zutreten. Er bittet ferner für seinen Geschäftsbereich von Anträgen auf Bewilligung von Weihnachtsgratififa­tionen abzusehen, da derartigen Sonderbewilligungen auch ausnahmsweise ticht zugeftimmt werden könne. Die Ge­meinden und Gemeindeverbände sowie ihre gemein- und gemistwirtschaftlichen Betriebe sind verpflichtet, etwaige Anträge abzulehnen.

Der Korruptionsstaat

Nach zweitägiger Verhandlung verurteilte das Landgericht in alle den Angeklagten Edwin Schuchardt, der als Be­triebszellenobmann Unterschlagungen begangen hatte, wegen fortgesetter Untreue und in einem Falle wegen einfacher Urfundenfälschung zu zwei Jahren Zuchthaus, drei Jahren Ehrverlust. Das strenge Urteil wurde damit be­gründet, daß Schuchardt durch sein Verhalten das Vertrauen der gesamten Beleaichaft eines Betriebes mißbraucht und burch leichtsinniges Wirtschaften mit den mühsam zufammen­gekommenen Spargeldern das Wohl vieler Rolfsgenossen geschädigt habe.

Zuchthaus für rassengemischte Liebe

500, mutige Aerzte" fordern es- Das Resultat einer Streicher- Rede

Wir sind es gewöhnt, in furzen Zwischenräumen aus Streichers Bezirt immer nene Proben des bran= nen Irrfinns zu empfangen. Fünfhundert deutsche  Aerzte versammelten sich in Fürth   und faßten einen Beschluß, der in der ganzen Welt das Ansehen der deutschen   Wissenschaft nicht unerheblich mehren dürfte. Aber hören wir die Tatsachen:

Die Fränkische Tageszeitung" vom 3. Dezem ber berichtet unter der Ueberschrift:" Eine mutige Entschließung'!" über eine Versammlung von 500 deutschstämmigen Aerzten in Fürth  , bei der nach einem Vor­trag des Professors Lurenbuiger und einer Rede des Gau­leiters Streicher ein Telegramm an den Reichsinnen­minister Dr. Frick gesandt wurde, in dem es u. a. heißt:

Als natürliche Folge ihrer weltanschaulichen Schulung durch den Gauleiter Julius Streicher   einerseits und der rassenpolitischen Ausführungen mit den entsprechenden Schlußergebnissen des heutigen Abends andererseits ge­statten sich die hier Versammelten an Sie die Bitte zu richten, baldigit dem schon in Krait befindlichen Arier- und Erbgesundheitsgeiez den selbstverständlichen, natur- und volksnotwendigen Abschlußparagrafen folgen zu lassen, des Inhaltes, daß jede versuchte förperliche Gemeinschaft zwischen deutscher   Frau und Judenstämmling genau so wie die vollzogene mit schwerster Strafe geahndet wird, bei der deutschen Frau mit der Aberkennuna der deutschen Staatszugehörigkeit, Verbringung in ein Arbeitslager und bei vollzogener förperlicher Gemeinschaft mit einem Judenstämmling mit Unfruchtbarmachung; beim Juden­stämmfing mit ebenfalls sofortiger Aberkennung der deut­ schen   Staatszugehörigkeit, mit Beichlagnahme feines ge­jamten Vermögens, mit mindestens fünf Jahren Zucht­haus und nachheriger sofortiger Ausweisung aus Deutsch­ land   als unerwünschter Fremdrafiger."

Das Telegramm ist unterzeichnet: J. A.: Dr. Dr. A. Stred, SA.- San.- Brigadeführer.

Die deutschen Intellektuellen sind in politischer Hinsicht in der zivilisierten Welt nie besonders hoch eingeschätzt worden. Die geistige Unterwerfung unter die Gedanken des minder­wertigen Streicher werden die Miñachtung der Welt ver­iefen Bis jetzt hat sich immer noch herausgestellt, daß die nationalsozialisti che Entwicklung der radikalen Einstellung folct. Es ist also in Zukunft damit zu rechnen, daß die Raffenfrage feine Abichwächung. sondern eine Verschärfung erfährt. Sie beginnt bereits ins Groteske sich zu steigen.

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Der Schluß des Telegramms an den Reichsinnenminister steigert freilich noch die Zuchthaus- Effekte des Anfangs. Es heißt dann wörtlich:

Deutschland   muß leben. Und Deutschland   kann nnr leben, wenn sein Bolt am Leben bleibt. Und das deutsche  Volt bleibt nur am Leben, wenn es ab sofort seelisch und förperlich raffiich rein erhalten wird. Und seelisch: förperlich raffisch rein kann das deutsche   Bolt nur werden,

Furtwänglers Abgesang

wenn ab sofort durch vorerwähnte Maßnahmen und Strafandrohungen praktisch jede weitere jüdisch- rassische Vergiftung und Bersenchung des deutschen Bintes ver hütet wird.

Wer deutsches Blut vergiftet oder vergiften läßt, vers giftet oder läßt damit das deutsche   Volk vergiften. Und wer das deutsche   Volt vergiftet, begeht Landesverrat. Und Berräter ihres eigenen Landes gehören mit Schimpf and Schande aus der Voltss gemeinschaft bzw. aus dem Staatsverband ausgetilgt."

Ab sofort" nahmen also diese deutschen Aerzte eine Ent­schließung an, die ab sofort" für alle Zeiten in die Welt der Wissenschaften als einzia dastehende Kuriosität eingehen wird. Hier sind die Praktiken des Mittelalters, die wir in alten Büchern aus den Anfängen der Medizin belächeln, weit übertroffen worden. Hier grüßt nicht nur das Mittel­alter. Hier brüllt der Urwald.

Es gibt nur eine psychologische Erklärung dafür. Die Aerzte hörten sich vorher eine Ansprache Julius Streichers an, worüber die Fränkische Tageszeitung" in einem illustrierten Aufsatz berichtet:

Nichts war natürlicher, als daß Julius Streicher  gerade vor Aerzten zu diesem Thema das Wort nahm, über das er aus dem Schatz seiner reichen Erfahrungen, die ihm die jahrelange Arbeit in der Raisenfrage gab, als jogenannter Laie gerade Fachleuten viel zu sagen hatte. Die Erfahrung lehrt, daß der Welt das höchste Wissen, das Erhabenste oft von äußerlich unbedeuten den, von äußerlich fleinen Menschen ge­fchenft werde.

Deshalb ist es wichtig, daß die notwendige Aufklärungs­arbeit in den breiten Massen des Volkes gerade von den " Laten" vorangetragen wird. Wenn der Kampf der ver­lachten und verspotteten Nichtwissenschaftler, der Laien, nicht gewesen wäre, dann könnte heute die Fachwelt nicht auf so breiter Basis arbeiten."

Ernste Worte fand der Frankenführer, als er von der Ausmerzung des jüdisch- materiellen Denkens im Aerztestand sprach Noch gibt es zu viele Akademiker, die den Weg zum Volt nicht gefunden haben. Mit warmen Worten dankte der Gauleiter allen denen, die sich ehren­amtlich in den Dienst der Sache gestellt haben, die mit daran arbeiten. daß ein Aerzteftand entsteht, der bin­einpaßi in ein Reich von dem Adolf Hitler  jagt, daß es tausend Jahre bestehen wird!" Die ernsten Gesichter der Zuhörer bewiesen, daß Julius Streicher  , der Laie", gerade diesen Männern, die Fach­leute sind, den Aerzten viel gegeben hat."

Wir streiten nicht ab, daß diese Aerzte ins Hitlerreich hin­einpassen. Von der breiten Basis" der braunen Pathologie sind auch die Aerzte nicht ausgeschlossen. Das Resultat ihrer Begeisterung über die Rede Streichers ist das obige Tele­gramm.

Die letz'e große Dir gentenpersönlichkeit Deutschlands  legt alle Ämier nieder

Wilhelm Furtwängler  , der patentiert reinraffige Dirigent, eine der wenigen bedeutenden künstlerischen Per­sönlichkeiten, die dem dritten Reich" noch verblieben waren, hat demonstrativ alle seine Aemter niedergelegt. Er war Vizepräsident der Reichsmusikkammer  . Leiter des Berliner   Philharmonischen Orchesters und Operndireftor

Judenhetze in Oesterreich

Pro: es: versammlung in Wien  

B

Erregte Stimmung in der Provinz

Wien  , den 29. November 1934.

In Desterreich wird gegenwärtig ein Buch verbreitet, das den Titel führt: Gibt es jüdische Ritualmorde?" Sein Verfasser nennt sich Ghristian Loge. Das Buch ist im Ulrich- Mojer- Verlag, vereint mit dem Storia- Verlag Graz- Leipzig  , einer der größten fatholischen Verlags­anstalten, erschienen und in der Universitätsdruckerei Styria  " in Graz gedruckt. Es wird in Oesterreich   frei ver­trieben und bisher hat noch fein Staatsanwalt dieses Buch, das zweifelsohne den Tatbestand der Aufreizung zu Feind­feligkeiten gegen die jüdische Religionsgesellschaft(§ 302 des Strafgesetzes) und der Beleidigung einer gesetzlich anerkann ten Religionsgesellschaft(§ 303 des Strafgeiebes) bildet, be­schlagnahmt und ein Strafverfahren eingeleitet.

Das Buch bringt eine Reibe Abbildungen von angeblichen Ritualizenen. Auf einem Bilde z. B fieht man schon fünf Kinderleichen auf der Erde liegen, während die Juden dem sechsten Kinde das Blut abzapfen. Der Autor des Buches untersucht wissenschaftlich" die Frage des Ritualmordes. Er teilt die Juden in Ifraeliten und Judaisten ein. Die Jfraeliten leben nach Gottes­gebot, die Judaisten aber sind diejenigen,

von denen alles Böle tommt, auch der Ritualmord.

Bon dieser Erkenntnis aus ist es nun aber nicht mehr schmer, in weiterem Schlusse zu verstehen, wieso fanatische Judaisten dazu kommen fonnten, nach Erneuerung und Fortsetzung dieses nach ihrer Auffassung gottesdienstlichen San- und Racheopfers zut itreben. Daher Hoftienschändung, Durchbohrung, Berileischuna. Annageluna des fonfefrierten Opferbrotes, in dem, wie die Juden mußten, die Christen den darin verborgenen aenenwärtinen Erlöser verehrten. Daher Kreuziauna und sonstige blutige Opferungen von in Chrifti Namen( Wesen) Getauften, dadurch zu Gliedern seines mystischen Leibes gewordenen Christen... Insbeson­dere der abergläubisch- zauberische Gebrauch von Christen­blut ist, wie schon erwähnt, eine iudaistisch- dämonische Ber­zerrung des von Chriftus gebotenen Genusses des Fleisches und Blutes des Erlösers in der christlichen Kommunion. Der jüdische Blutaberglaube,

so groß auch die Rolle sein mag, die er im einzelnen Falle bei denjenigen spielen mag, die sich mit der Christenschlach­

tung beschäftigen, ist doch nur unwesentliches Rankenwert, das um das Wesen der Sache gewachsen ift: um die Opfer­schlachtung. Diese ist der Kern der Sache: eine gottesdienst­liche, also eine rituelle Handlung.... Indem die gesamte Judenschaft( mit verschwindenden, die Regel bestätigenden Ausnahmen) die unieugbare Tatsache des Ritualmordes bei einer Sefte jüdischer Eingeweihter mit typisch einmütigem Fanatismus auch gegen die unwiderleglichsten Beweisc ab­leugnet, wie die überwiesenen Mörder von Tiszla- Eizlar und Bolna leugneten, und indem die acfamte Judenschaft die Nitualmörder in jedem Falle typisch- einmütia deckt, verrät fie den Zusammenhang des Ritualmordes mit dem indaisti ichen Rasseninstinkt."

Das Buch tommt dann, nachdem es eine Reihe von Ritualmorden", so die Geschichte verschiedener heiliger Märtyrerfinder, insbesondere die Geschichte des Knaben Simon von Trient   darstellt und mit abscheulichen Bildern illustriert, zu der Schlußfolgerung, daß es Ritualmorde bis in unsere Zeit gebe.

Protestkundgebung der Juden

Die jüdische Bevölkerung Oesterreichs   ist über die Tat­sache, daß ein solches Mordwerf in der gegenwärtigen Zeit verbreitet wird, außerordentlich erregt. Bis jetzt ist jedoch feine Beschlagnahme erfolgt.

Am Montagabend fand nun in Wien   eine jüdische Protest fundgebung gegen die Ritualmordliteratur statt, in welcher der Bizepräsident der Kulturgemeinde, Dr. Josef Löwenherz   und der Präsident des zionistischen   Landes­verbandes. Dr. Oskar Grünbaum, das Wort ergriffen. Die Versammelten protestierten stürmisch gegen die durch das Styria"-Buch den Juden zugefügte Beleidigung sowie da= gegen, daß diese Schrift in Desterreich unbeanstandet vertrie­ben werden darf. Die Versammluna nahm eine Resolution an, die die sofortige Beschlagnahme des Buches durch die Regierung verlangt.

Die Wiener   ifraelitische Kultusgemeinde ist, wie wir hören, bei den kompetenten Behörden bereits eingeschritten.

In der Deffentlichkeit wird außerdem noch darauf ver­wiesen, daß der Direktor der Styria  ", die das Buch herausgegben hat, der gegenwärtige Landesbauptmann von Steiermart, Dr. Stevan. ift.....

der Berliner Staatsoper. Lafonisch wird in amtlicher Mel­dung mitgeteilt, daß die Minister Goebbels   und Göring   seine Abschiedsgesuche bestätigt hätten.

Der unmittelbare Anlaß zum Konflikt ist den Lesern be­fannt. Furtwängler hatte es in einem Leitartikel der Nord­deutschen Allgemeinen Zeitung" gewagt, für den Komponisten Hindemith   einzutreten. Hindemith   war aber von den braunen Kulturdiftatoren auf die Aechtungs- und Boykott­liste gesetzt worden mit der Begründung, er sei nichtarisch verfippt", er sei der Typus des fulturbolichewistischen Form­zerstörers, er sei ein Kunjuntiurmusiker, der seine zersetzende Musik auch im britten Reich" in geschickter Anpassung an die neue Lage fortsetzen wolle.

Wilhem Furtwängler vertrat eine gegenteilige Meinung. Er bekannte sich zur hohen Begabung Hindemiths. Deutsch­ land   könne es sich einfach nicht leisten, seine besten künsteri­schen Kräfte zu verstoßen lahmzulegen oder in die Fremde zu treiben, denn es sei wahrhaftig mit genialen musikalischen Gestalten nicht allzu viel gesegnet.

Nun öffneten sich alle braunen Schleusen gegen Furtwäng ler. Die Reichsamtsleitung der NE.- Alturgemeinschaft" legte Verwahrung" ein. Es müsse ihm ,, mit aller Deut­lichkeit" gesagt werden, daß sein Versuch, die sachliche Ab­lehnung eines Kulturbolschewisten als politisches Denun­ziantentum zu diskriminieren, entschieden zurückgewiesen. werde. Noch toller trieb es freilich der Angriff" des Herrn Goebbels  . Hier hieß es, im Volke nenne man Hindemith  " Hundemist" Furtwängler   mache sich mit seiner Angst, daß Hindemith   auswandern könne, nur lächerlich".

Furtwängler   hatte sein möglichstes getan, um sich mit dem dritten Reich" einzurichten. Er hat, wenn auch nicht ganz ohne Widerstand, die Verfehmung nichtarischer Künstler mit­gemacht und zugesehen, wie die besten Konzertmeister seines Philharmonischen Orchesters herausgeworfen wurden. Man schickte ihn auf Gastreifen zur fünstlerischen Glorie des dritten Reiches".

Aber in dem Augenblick, als er es wagte, mit einer eigenen Meinung über eine künstlerische Frage hervorzutreten, wurde er nicht anders behandelt. wie alle die übrigen Mißliebigen. In Deutschland   wird er kaum noch dirigieren können, genau so wenig wie Walter und Klemperer. Der Verlust der letzten großen Dirigentenpersönlichkeit ist eine kulturpolitische Bloßstellung des dritten Reiches". Außerdem wird an einem besonders wirksamen Beispiel wieder einmal be­wiesen, daß jeder Gleichschaltungsversuch, der eine Ver­ständigung zwischen schöpferischer Leistung und brauner Totalgewalt erhebt, zuletzt scheitern muß.