Illegale Berichte aus Oesterreich  

Die Anhaltelager" des christlich- autoritären Kurses

I.

Seit den Tagen des Februar, wo neben den zusammen­geschossenen Gemeindehäusern an den Plakatsäulen der Stadt abgebildet war, wie die Regierung dem Arbeiter die Bruderhand" reicht, sind die sogenannt maßgebenden Stellen nicht müde geworden, der Arbeiterschaft von Milde", Gnade"" Befriedigung zu reden. Worte. Die Gefäng nisse in Desterreich sind voll von Sozialisten. In den Kon­sentrationslagern ist leberbelag. Auf einen sozialdemo= tratischen Mandatar, der freigelassen wird, fommen hundert verhaftete Proleten. Der bloße Verdacht, eine anonyme An­zeige genügt heute, um Menschen um die Existenz zu bringen. Man sagt: eine Haft in Desterreich ist nicht dasselbe wie eine Haft in Hitlerdeutschland. Wöllersdorf   ist nicht Dachau  . Mit dieser Feststellung mögen sich Gefangene trösten. Jene, die draußen find, haben das Recht dazu nicht. Zweifellos, den Reford an Bestialität schlägt heute Deutschland  . Der österreichische Terror in weniger zielbewußte, organisiertes, gewolltes System, ist, wenn man will, schlampiger", gemüt­licher". Aber das Spiel, das hier auf österreichische Art mit Menschenschicksal und Menschenleben getrieben wird, etwa deshalb weniger empörend und anklagenswert, weil unter Hitler noch viel ärgere Dinge Selbstverständlichkeiten sind? § 1 der im September 1933 erlassenen Verordnung über Anhaltelager bestimmt: Personen, die in begründetem Ver­dacht stehen, staatsfeindliche oder sonstige die öffentliche Sicherheit gefährdende Handlungen vorzubereiten oder die Begehung oder die Vorbereitung solcher Handlungen zu be= günstigen, können zwecks Hintanhaltung von Störungen der öffentlichen Ruhe, Ordnung und Sicherheit zum Aufenthalt in einem bestimmten Gebiet verhalten werden."

Zur Zeit sind etwa 1000 sozialistische Personen" in Wöllersdorf  , dem größten österreichischen Konzentrations= lager, untergebracht, etliche hundert in einigen fleineren. Die Bestellung von 1700 neuen Bettoarnituren deutet darauf hin, daß man die Anstalt in Bälde zu erweitern gedenkt.( Die Frage für wen ist nicht schwer zu lösen, da ven den 5000 Nazis, die man dort internierte, allwöchent: lich hundert entlassen werden, während täolich neue Schubs Sozialdemokraten und Kommunisten eingeliefert

von

werden.)

oder man

Das österreichische Anhaltelager unterscheidet sich nicht nur dem Namen nach vom deutschen   Konzentrationslager. Das stimmt. Aber Menschen vernichtet werden hier wie dort. Man kann das ja auf verschiedene Weise machen: man fann ihn zu Tode prügeln, massafrieren, hinrichten,- fann ihm nur die Mittel entziehen, die er zum Leben braucht. Unbeschadet auch der Anwendung der zuerst ge= nannten Methoden befleißigt fich die christliche Regierung in Desterreich vornehmlich der zweiten. Das Bundesgesetz, laut dem bei Arrest über 14 Tage die Arbeitslosenunterstüßung cntzogen wird, bietet die Handhabe dafür, Häftlingen und Angehaltenen das Letzte, das Einzige zu nehmen, was sie haben, sie zu Bettlern zu machen. Das ist die Strafver­schärfung, die in hundert und aberhundert Fällen mit dem Humanen" österreichischen Anhaltelager automatisch ver­fnüpft ist. Es ist eben dieser Begleitumstand", der für so viele das Anhaltelager mögen auch die Lebensbe­dingungen, Kost bnd Behandlung, immer im Hinblick auf zur Marter deutsche Konzentrationslager, erträglich sein macht. Der hohe Prozentsatz der Nervenerfranfungen in Wöllersdorf  , ein Selbstmord und mehrere Selbstmordver­

bis

Heine Preisherabsetzung fur Markenartikel

Berlin  , 6. Dezember. Die mit so großem Tamtam eingeleitete Aktion zur Be­fämpfung der überhöhten Preise entpuppt sich immer mehr als ein Ablenkungsmanöver. Wirklich wirksame Maßnahmen find bisher lediglich gegenüber kleinen Händlern und Hau­fierern angewandt worden. Sonstige preisliche Eingriffe, die zu einer tatsächlichen Herab, eßung des Preisniveau führen fönnten, find bisher jedenfalls nicht getroffen worden.

Bezeichnend für die Richtung der Preispolitik ist eine Er­klärung des Reichskommissars für Preisüberwachung, Dr. Goerdeler, in Bezug auf die Markenartikel. Dr. Goerdeler erklärte den Vertretern des Markenschutzverbandes aus­drücklich, daß ein allgemeiner Eingriff in die für Marken­artikel bestehenden Preisbindungen vorläufig nicht beabsich tigt jei. Der Reichskommissar behalte sich lediglich eine Nach­prüfung der Preisgestaltung von Fall zu Fall vor. Jedoch wird diese Nachprüfung, soweit sie überhaupt erfolgt, unter Hinzuziehung der Vertreter des Markenschutzverbandes ge= schehen.

Wir erinnern bei dieser Gelegenheit, daß seinerzeit die Brüning- Regierung denselben Goerdeler beauftragt hatte, innerhalb einer bestimmten Frist die Preise für Marken­artikel um 10 Prozent zu senken. Seitdem in Deutschland   die Regierung der nationalen Erhebung" besteht, sind eine ganze Reihe von Markenartikeln neuerdings im Preise erhöht worden. Aber die Hitlerregierung, die vorgibt, sozialistisch zu sein, hält es nicht für notwendig, die Preisbindungen bei Markenartikeln zu lockern und damit wenigstens eine teil­weise Herabsetzung des hohen Preisniveaus herbeiführen. Ein ieder weiß, daß die Kalkulation bei Markenartikeln gonz anders ist als bei den preislich nicht gebundenen Waren, und daß gerade hier die Relation zwischen Selbst­kostenpreis und Verkaufspreis außerordentlich hoch ist. Aber was tut nicht alles der Hitlersozialismus für das Wohl der Unternehmerschaft!

Reldisweinbeirat"

Es gibt endlich in dritten Reich" auch einen Reichswein­beirat. Das ist nicht eine Institution, die geschaffen wurde, um den Weinkonsum der Ley- Gestalten zu regeln. Vielmehr soll dieser Reichsweinbeirat die Spitze der weinbäuerlichen Berufsvertretung sein. Er wird nach einem eben veröffent­lichten Plan beim Reichsnährstand gebildet. Dieser Plan enthält Angaben auch über einen Reichsfachbeirat, einen Landesbeirat und Landeswein betrat, den Landesbauernschaf= ten und Kreis- und Betriebsbeirate.

Nur von den Winzern, um die es doch dabei vorwiegend geht, ist bloß im letzten Abjaz nebenbei die Rede! Dort heißt es, daß die landwirtschaftlichen Ortsfachberater, bzw. land­wirtschaftlichen Vertrauensmänner einen Winzer als Ver­trauensmann heranziehen können. ,, önnen"- notwendig ist das nicht!

Die Winzer erfahren hierbei die gleiche Behandlung wie die Arbeiterschaft bei der Arbeitsfront  ; sie dürfen mit Bei­trägen ein Heer von vielen tausenden Nazi- Bonzen mästen, die von Arbeiterfragen nicht die geringste Ahnung haben. Sie selbst aber haben fein Wörtchen mitzureden. Die Winzer werden nun vor Freude strahlen, wenn sie einmal ein neu­aebackenes Reichsweinbeiratsmitglied" aufsuchen wird!

suche sind darauf zurückzuführen, daß die Internierten den Gedanken an die hungernde Familie daheim, das Bewußt­sein, daß sie wieder in Freiheit" vor dem Nichts stehen, nicht ertrugen.

" It habe erst gestern," so rühmte sich Minister Fey nach Erlaß der Verordnung über die Anhaltelager, die neue Notverordnung unterschrieben, wonach man Personen nicht erst nach vollbrachter Tat, sondern schon vorher hinter Schloß und Riegel feßen fann."

Die Entscheidung darüber, wer hinter Schloß und Riegel" fommt, trifft in Desterreich heute die Polizei. Sie ist heute die oberste richterliche" Instanz. Lat   ein Gefangener die Strafe verbüßt, zu der ihn das Gericht verurteilt hat, so wird er der Polizei unterstellt. Wurde er freigesprochen, das Verfahren gegen ihn eingestellt, einerlei, er fommt in die Gewalt der Polizei. Die fragt telefonisch beim Sicher­heitskommissar an, was mit dem Mann zu geschehen hat, und das bestimmt, meist ohne Kenntnis des Aftes, ein, zwei, drei Monate, ein halbes Jahr, unbegrenzte Zeit Anhalte­lager.

Im Mai traten die sozialistischen   Internierten in Wöllers­ dorf   in den Hungerstreif und verlangten: Festseßung von Terminen ihrer Entlassung. Ihre Forderung wurde be= willigt freilich mit einer Klausel, die starf an das Geisel­prinzip gemahnt. Es wurde erklärt: Der Angehaltene geht nur donn frei, wenn in seinem Wohngebiet Ruhe und Ord­nung herrscht. Im übrigen: die Termine werden nicht ein gehalten. 3nnisch wurde erflärt: Im roten Oktober geht fein Komunist frei", und als am 30. September 124 Sozial­demokraten und Kommunisten zur Entlassung fommen sollten, wurden nur 24 freigelassen. Selbst Schwerkranke wurden über den Termin gehalten. Einem Lungenkranken wurde der Termin verlängert, ebenso einem Arbeiter. der sich eine Gesichtslähmung zugezogen hatte. Ein Mann, der an Magengeschwüren litt, wurde erst nach Wochen ins Spital überführt.

Ein Entlassener berichtet

Der Prozentsatz der Erkrankungen ist un aroẞ in Wöllersdorf   und wächst jetzt starf in der falten Jahreszeit. Sehr häufig sind Nerven- und Nierenerkrankungen. In einem Saal, in dem 70 Leute untergebracht sind, wurden innerhalb einer einzigen Woche fünf auf der Wahre hinaus­geschafft. Im Marodenhaus liege nregelmäßig 200-300. Oft dauert es wochenlang, bis ein Kranfer ins Spital gebracht wird. Ein Arzt ging freiwillig, es war ein Heimwehrarzt, weil er für die Kranken nichts ausrichten konnte. Jest werden die Aerzte alle 6 Wochen gewechselt, wohl damit sie sich nicht mit den Patienten anfreunden, Schlimm ist die völlige Abgeschlossenheit von den Angehörigen, man darf wohl schreiben unter strenger Zensur, aber Besuche sind überhaupt nicht erlaubt. Dazu bedarf es einer besonderen Bewilligung des Bundeskanzleramtes, die nur sehr schwer zu haben ist. Es fommt auch besonders in kleinen Nestern vor, daß man die Frauen in Abwesenheit der Männer aus dem Ort, in dem sie vielleicht jahrzehntelang mit dem Mann gelebt haben, in ihre Heimatgemeinden abschiebt, auf solche Weise nicht nur die Existenz der Menschen, sondern auch ihre Familie völlig zerstört."

Wie man sieht: die österreichischen Anhaltelager" sind mit nichten die weißen Raben, als die sie die christliche Regierung hinzustellen liebt. ( Schluß solgt)

Der kalte Pogrom" Aufsehenerregender Artikel der ,, Times"

London, 4. Dezember 1934. Times" veröffentlichen einen spalten langen Artikel aus Berlin  , in dem auf die Wirkungen des falten Pogroms" gegen die Juden in Deutschland   hingewiesen wird. Die Zeitung stellt fest, daß in neuerer Zeit weitere 10 000 Juden durch Maßnahmen der Regierung ihrer Existenzbasis in Deutschland   beraubt wurden. Die Wirtschaftsbasis der deutschen   Juden verengt sich immer mehr, weil fortgesetzt die freien Berufe den Nichtariern versperrt werden. Times" treten der jüngst im Auslande verbreiteten Auffassung ent= gegen, als ob bisher die Wirkungen der antisemitischen Gesetz gebung der deutschen   Naziregierung als übertrieben dar= gestellt worden seien. So habe man zum Beispiel erklärt, daß jüdische Banfiers von der Neuordnung der Dinge fast nicht

berührt wurden, weil der Reichsminister und Reichsvant präsident Dr. Schacht es verstanden hätte, ein Vorgehen gegen die Juden im Wirtschaftsleben zu verhindern, um die

Unruhe von der Wirtschaft fernzuhalten. Alle diese Behaup­tungen, stellen Times" fest, stimmen nicht ganz. Die Schraube wird besonders gegen jüdische Angehörige der freien Berufe und gegen die jüdischen Kleinhändler angesetzt, der Druck ist ein stetiger und vernichtender. Die von Dr. Goebbels   geleitete Kulturfammer wendet den Ariergrundsatz erbarmungslos nicht allein gegen ausübende Künstler an, sondern auch gegen die mit dem Kunstleben verbundenen Wirtschaftsmänner und die Angestelltenschaft. Infolge dieser Wirksamkeit der Kulturkammer sind etwa 2000 jüdische Fa: milien, deren Ernährer im Theater und Filmleben beschäf= tigt waren, auf die Straße geworfen worden. Die gleichen Methoden werden von der Kammer für bildende Künste angewandt; auch diese Kammer hat es erreicht, daß 500 jüdische Künstler mit ihren Familien brotlos wurden. Außer den zahlreichen jüdischen Journalisten, die aus dem Presse­leben eliminiert wurden, sind nun auch tausende Juden, die wirtschaftlich mit dem Pressegeschäft verknüpft waren, durch Goebbels  ' Pressekammer auf die Straße gesetzt worden. Man greife nicht zu hoch, wenn man die Zahl der jüdischen Fa= milien, die in der letzten Zeit durch die Goebbelsschen Kam­mern ihrer Eristenzbasis beraubt wurden, mit 10 000 ansetzt. Times" bemerken noch, daß Dr. Schacht ernstlich be­müht sei, das Los der Nichtarier erträglicher zu gestalten. So

8. B. intervenierte Dr. Schacht fürzlich in Braunschweig  gegen den in Zusammenhang mit Streichers Braunschweiger Besuch dort proklamierten antijüdischen Boykott. Er erließ als Wirtschaftsminister eine Verordnung, die Boykottposten vor den jüdischen Geschäften zurückzuziehen. Als dies geschah, strömte das Publikum, das anscheinend mit den antisemiti­schen Fanatikern nicht übereinstimmt, in die jüdischen Ge= schäfte.

Synagoge in die Luft gesprengt

Berlin  , 4. Dezember 1984.

Die Synagoge in der Stadt Arhaus in Westfalen   ist in der Nacht mit Dynamit in die Lust gesprengt worden. Die Andachtsstätte der Juden von Arhaus ist vollkommen zer­stört. Die Polizei fahndet nach den Tätern,

Gerüchte

Und was daran schuld ist

Man schreibt uns aus Hessen  :

Der Reichsstatthalter Sprenger von Hessen  , befannt als Diätensprenger noch in der Zeit vor Hitlers Machtüber= nahme, scheint außer dieser Untugend noch eine andere schlechte Eigenschaft zu haben. Wir meinen ja jetzt nicht die Angelegenheit mit seiner Villa. Danach frägt ja unsereiner nicht. Das interessiert die SA. mehr. Sprenger, wo hast du deine Villa her." war an einem schönen Morgen in roter Inschrift zu lesen auf dem Bürgersteig vor der Villa. Trotz der Leibgarde, die das Haus ständig bewachte.

Es gibt in Hessen   einen Witz über den Reichsstatthalter, das heißt es gibt viele Wizze über ihn. Er dürfte dem Göring bald den Rang ablaufen. Aber einer ist doch sehr bezeichnend für ihn: Eine Frau kauft sich einen Wäsche­sprenger in einem Warenhaus. Nach einigen Tagen beflagt sie sich bei dem Abteilungschef, daß die Sache nicht richtig funktioniere. Während die Frau schildert, wie sie den Sprenger verwendet habe, fällt der Verkäufer ihr in das Wort: Vor allem müssen Sie beachten, der Sprenger funk­tioniert nur, wenn er voll ist."

Das weiß man in Hessen   schon lange, daß dem so ist. Es war vor Jahresfrist ungefähr, als der Statthalter plötz= lich erkrankte. Was war denn über diesen sonst so starken robusten Menschen gefommen? Der Herr Reichsstatthalter wohnte einer Veranstaltung im Landestheater   bei. Und weil Nüchternheit bei ihm eine Seltenheit ist, war er selig. Ob es nun Begeisterung war oder eine Schwäche, der Herr Reichsstatthalter   verrichtete plötzlich ein Geschäftchen von der Loge herunter. Mag das Publikum hier wohl auch Heil" gerufen haben. Jedenfalls sein Adjutant erfaßte die Situation blitzschnell und verbrachte seinen teuren Herrn in das Sanatorium.

Im Frühjahr 1934 sollte anläßlich der 2000- Kilometer­fahrt durch Hessen   der Herr Reichsstatthalter   in einer Kundgebung in Mainz   sprechen. Die Ankunft verzögerte sich starf. Endlich um ein Uhr erschienen die Volkswagen  . Der Statthalter mit seinem Gefolge kam geschritten. Ja aber was ist denn das? Der Mann scheint ja vollkommen gebrochen. Sein Adjutant zur Rechten und ein anderer Pg. zur Linken. so wankten drei Mann zur Tribüne. Es war keine Schwäche, der Herr Statthalter hatte mal wieder einen sitzen". 20 000 oder noch mehr Menschen stehen schon stundenlang in Erwartung. Aller Augen ruhen auf den Lippen des Herrn Statthalters.

Von seinen Lippen kommt aber nichts als ein widerlicher Alkoholgeruch. Die Mundwinkel triesen   von dieser zuviel genossenen Flüssigkeit. Der Reichsstatthalter will sprechen. Es geht nicht. Er lallt einige unverständliche Worte. Nun versucht es der Adjutant; auch er bringt keinen Ton mehr heraus. Die drei verließen, wie sie famen, wankenden Schrittes die Ehrentribüne. Mit stummen Gebärden ver= folgte die Menge diese Vorgänge. Niemand wagte die ge­heimnisvolle Stille zu brechen, die über der ganzen Menschenmenge lag. Da endlich erscheint eine Frau auf der Tribüne. Es war eine Führerin der NS.  - Frauenschaft. Sie richtete nun ungefähr folgende Worte an die Ver­sammelten: Es ist bedauerlich, daß unser Herr Reichsstatt­ halter   in einem solchen Zustande erscheinen mußte, aber" fuhr sie mit erhobener Stimme fort, Schuld daran sind die Winzer und Bauern des Rheingaues, bei denen der Herr Reichsstatthalter zu Besuch war, die unserem Herrn Statthalter so viel zu trinken gaben. Dieses scham­lose Verhalten der Bauern muß auf das schärfste verurteilt werden. Diese Leute( die Weinbauern) haben keinen Platz mehr in der Volksgemeinschaft. Sie gehören in das Konzen­trationslager nach Osthofen  ." Nach dieser Pantoffelrede war die Kundgebung geschlossen.

Wie gesagt, das sind so Gerüchte" in Hessen  , und es gibt sehr viele, die sie als angebliche Augen- und Ohrenzeugen verbreiten.

Wie steht eigentlich der Führer" und Reichskanzler zu seinem Reichsstatthalter Sprenger? In Hessen   möchte man das gerne wissen.

Ueberall Gerüchtemacher ,, Das Zuchthaus noch zu wenig"

Braunschweig  , 5. Dez. Auf dem Kreisparteitag der NSDAP  . des Kreises Gandersheim   wandte sich der Gau­leiter Von Südhannover- Braunschweig  , Schmalz, mit scharfen Worten gegen die Gerüchtemacher. Es sei zuweilen schwer, den getarnten politischen Gegner und Verleumder zu erkennen, und das mache den Kampf schwerer als er einst gewesen sei, als der Gegner nach außen hin kenntlich gewesen sei. Wenn gegen die Gerüchtemacher nicht energisch vorgegangen werde, dann würden sich diese erfühnen, auch vor der höchsten Autorität nicht halt zu machen. Es sei nicht nur Klatschsucht und Dummheit, wenn immer wieder über diese oder jene Führer Ver ch= tigungen ausgesprochen würden, sondern die Urheber dieser Gerüchte hätten durchweg die bewußte Absicht und den bösen Willen, ins Volk langsam das Gefühl zu pflanzen, daß die politischen Kämpfer nicht Vorbild genug seien. Des­halb sei es notwendig, sich gegen die Gerüchtemacher zu einer verschworenen Gemeinschaft zusammenzuschließen. Gegen Saboteure werde mit aller Strenge vorgegangen, für Ge= rüchtema cher aber sei das Zuchthaus noch zu wenig.

Die Reichgewordenen spielen Wohltun

Göring, Goebbels   und andere gehen sammeln Berlin  , 6. Dezember.

Am kommenden Samstag, dem Tag der nationalen Soli­darität, findet in ganz Deutschland   eine große Sammelaktion zugunsten des Winterhilfswerks   statt. Eine große Anzahl von höheren Beamten und führenden Persönlichkeiten der Reichsministerien beteiligen sich an der öffentlichen Sammel­tätigkeit. U. a. werden Reichspropagandaminister Goeb bels, Ministerpräsident Göring  , Oberbürgermeister Sahm, SA.- und SS.  - Führer, bekannte Schauspieler und Schauspielerinnen in den Straßen für die Notleidende sammeln.