Trockengemüse, Brotmangel und Ruhr

Ein Arbeiterbrief von den Bausteken der Reidsautobahnen

Unter der Ueberschrift Lebensbedingungen in einem deutschen   Arbeitslager, ein Arbeiter- Brief" bringt der ,.Manchester Guardian" die nachstehende Schilderung aus dem dritten Reich". Jedes Wort eines Kommentars würde die Wirkung abschwächen, die von den Aus­führungen des angesehenen liberalen englischen Blattes ausgeht, dem man bestimmt keine deutschfeindliche Haltung vorwerfen kann. Wir beschränken uns daher im folgenden auf eine wortgetreue Uebersetzung: Es gibt ganze Arbeiter- Kategorien in Deutschland  , deren Lebensstandard nicht nach ihren Tarif- Löhnen beurteilt werden kann; einigen Einblick in ihre Lebensbedingungen erhält man durch ihre Briefe. Der folgende Brief wurde von einem deutschen   Arbeiter geschrieben, der fein politischer Radikaler ist und auch nicht zu lebertreibungen neigt; er gibt ein Bild von dem Leben der Männer, die mit dem Bau der Reichsautobahnen   beschäftigt werden.( Die Leute arbeiten in Trupps und leben in Barackenlagern.)

" In unserem Lager," schreibt er, bekommt man jeden zweiten Tag 3 Pfund Brot und 100 Gramm Margarine... Wenn die Leute um 5 Uhr nachmittags von der Arbeit in ihre Baracken zurückkehren, erhalten sie zum Abendessen Trodengemüse und Erbsen. In der Regel ist das Essen kaum genießbar und die Leute schütten es oft weg. Wir bekommen gewöhnlich eine Ecke Käse oder Wurst, eine Salzgurke oder einen Hering zum Frühstück für den nächsten Tag. Nach den Versprechungen, die uns am Arbeitsamt gemacht worden sind, hätten wir Zucker und Milch so gut wie Tee und Kaffee zu bekommen; aber die Flüssigkeit, die man uns vorjeßt, iſt schwarz und bitter. Am zweiten Tag gehen die meisten Männer nur mit einem Stück trockenem Brot zur Arbeit, das ihnen übrig geblieben ist, und manchmal mit gar nichts. ( Die Schicht dauert mit Pausen 9 Stunden, den Weg von und zur Arbeit nicht gerechnet.) Es ist festgelegt, daß unsere Löhne während der Arbeitsstunden ausgezahlt werden, aber gegenwärtig ist die Auszahlung in den Baraden von 9-11 Uhr abends.

Breslauer Arbeiter erhalten einen Stundenlohn von 49 Pfennigen, Verheiratete dazu eine Reichsbethilfe von 1,30 Mart pro Tag, Ledige 40 Pfennig. Arbeiter vom Land haben für 49 Pfennig die Stunde ohne Zulage zu arbeiten. Für Kost und Unterkunft werden 1,05 Marf pro Tag vom Lohn abgezogen...

Es gibt im Lager kein Waschwasser. In Wagen kommt täg­lich zweimal Wasser von Baudiß.... Es wird in erster Linie für die Küche benötigt und gewöhnlich bleibt nichts zum Waschen übrig. Ein Teil der Leute wäscht sich in seinem Tee, da er doch nicht zu trinfen ist.... Die Baracken, die für je 18 Mann erbaut sind, werden in letzter Zeit mit ie 26 Mann belegt. Jedes Lager besteht aus 15-20 Baraden.

... Es ist hundefalt in den Baracken- es existiert nur ein Kofseimer in jeder zum Heizen. In dem Lager Baudiß II" brachen infolge des fortgesetzten Wassermangels Ruhr und Hautkrankheiten aus. Wenn die Leute von der Arbeit heimkommen, sind sie mit einer Schmutzfruste über­zogen.

Der Weg vom Lager zum Arbeitsplatz ein Marsch von etwa einer Stunde ist unbeleuchtet. In der Woche vom 11. zum 17 November fielen zwei Mann in ein Loch von 4½½ Meter Tiefe. Sie blieben dort bis zum nächsten Morgen in Schlamm und Wasser stecken, bevor sie geborgen werden konnten; einer der beiden hatte den Arm gebrochen.

Im Lager von Peterwitz sind die Verhältnisse ungefähr dieselben. Ende Oktober reichte das Essen nur für die Hälfte der Arbeiter. Ein großer Aufruhr entstand, und plötzlich wurde die Internationale" gesungen. Die Nachricht davon verbreitete sich wie ein Lauffeuer, und das Ergebnis ist, daß in diesem Lager pro Mann täglich 100 Gramm Schmalz oder Margarine hergegeben werden.

In allen Lagern

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auch in denen von Kostenblut, Phalo: wig, Wahlstatt gibt es offene Meuterelen und Rebel: lionen. Im Lager Baudiß I" brach am 23. November eine Menterei aus und wieder wurde die Internationale" ge­jungen. 8 Feldjäger, die geschickt worden waren, um Ord­nung zu schaffen, wurden schrecklich verprügelt. Das ist der Grund dafür, daß die Behörden feine Polizei mehr gegen die Leute einsetzen und stattdessen Spigel schicken; die werden aber gewöhnlich sehr schnell erkannt.

Da gab es einen Arbeiterzug von Kanth   nach Breslau  . Er sollte Samstag mittag 1 Uhr 18 abgehen, aber er fuhr nicht vor 2 Uhr 30. Inzwischen famen mehrere Züge an. Jedermann versuchte in einen von ihnen zu gelangen. Die Stationsbeamten und die Polizei waren hilflos. Am Sams tag, dem 20. Oktober, sperrte die Bahnpolizei die Station ab. Ein Schnellzug fuhr ein. Es wurde gerufen: Nur für Reisende! Alle Arbeiter zurückbleiben!" Das war das Aeußerste. Einige der Arbeiter fletterten über den Zaun, die meisten aber durchbrachen die Absperrung und stürmten den Zug. Der Stationsmeister versuchte die Menge zurückzu­halten, aber seine Mütze flog auf die Schienen. Die Bahn­polizei wollte Verhaftungen vornehmen, die Polizisten saben jedoch sehr schnell aus wie gerupste Hennen und schlichen sich in eine Ecke...

Es hat hier schon viele Unfälle gegeben; zwei davon waren verhängnisvoll.

Die nackte Wirklichkeit zeigt das wahre Aussehen des ,, dritten Reiches" viel besser als alle marristischen Versamm­lungen und Flugblätter. Konzentrationslager, Trocken­gemüse, Hungerlöhne das sind die herrlichen Zeiten, in die Herr Hitler   uns geführt hat.".

Konfliktsherd Arbeitsdienst

Die Wehrpolitiker des Nationa sozia ismus

wenn der

Hier wird seinem Führer immer folgen- Führer seinen Wünschen und Vorstellungen folgt. Er ist Cigenwillig, fein Machtmensch um jeden Preis, hat eine feit fundierte Auffassung, weiß, was er will, arbeitet unermüd­Tich, hält nicht soviel vom Reden wie andere, und macht ziel bewußt einen Schritt nach dem anderen. Er ist wirklich ein Wehrpolitiker und nicht nur ein SA.- Stabschef, wie Röhm  es war. Der hatte keine Gedanken über den Krieg von morgen, Organisationsform und Taktik einer zeitgemäßen Armee. Nicht einmal falsche! Reinerlei ernsthafte Arbeiten existieren von ihm, und wer es bisher nicht glauben wollte, der läßt sich vielleicht durch den Brief von Ernst an Heines belehren. Aus ihm geht hervor, daß der Stabschef der SA. feine größere Sehnsucht hatte, als die, dem Lamettahermann mit seiner Uniform zugleich die Haut über den Kopf zu ziehen". Wir haben nichts dagegen, wenn solche Konzentra tionslagerideale auch Eingang finden in den Führerkampi der Regierenden, aber ein Wehrprogramm ist das nicht. Und das fonnten die Gescheiterten nicht haben. Hierl hat es!

Er war ein typischer Berufssoldat mit Kenntnissen, an­gesehen im Generalstab. Erstaunlicherweise sah er in der Novemberrevolution mehr als eine Revolte. Ausführungen einer Denkschrift über die Münchener   Räterepublik und ihrer Niederschlagung, an der er teilgenommen hat, zeigen, daß er nicht im üblichen bürgerlichen Nationalsozialismus belangen war, daß er vielmehr einen Großteil der Arbeiterschaft für die Ideen des jungen Nationalismus" gewinnen wollte. Scharf unterschied er zwischen jungem" und" altem" Nationalismus und forderte fonsequente Abgrenzung von den nationalen" Wirtschaftskreisen und Parteien.

Sierl entwickelte ausgesprochen nationalbolschewistische Ideologien. Zu allen bündischen Organisationen hielt er Fühlung, mit ihren Führern setzte er sich auseinander, Jünger befruchtete ihn sehr.

Er konnte sich mit den Theorien des Organisators der neuen deutschen Armee, General von Seeckt, nicht einver= standen erklären, trat für eine andere Art der Ausbildung ein, weil er eine andere Auffassung über den Krieg von morgen hatte als der General von Seeckt, dessen An­schauungen damals unbestritten vorherrichten. Hierl hat in einem Werf, Grundlagen deutscher   Wehrpolitik" gegen Seedi Stellung genommen. Er erstrebt die allgemeine Wehr­pflicht, die Seeckt und die Reichswehr   ablehnen. Kann Hierf mit dem heutigen Bestand, der Organisationsform und Taftif der Reichswehr   im wesentlichen höchstwahrscheinlich einverstanden sein, so muß doch die Reichswehr   ihrerseits bemüht sein, die Formen des Arbeitsdienstes usw. den Reservebedürfnissen der Wehrmacht   anzualeichen. Einen ' Reichswehrsoldaten kann man für die Hierliche Konzeption

,, Hetzer"

Wie die Pressestelle des braunschweiglichen Staatsministe rians mitteilt ist ein Angeklagter Rudolf Mebling aus Braunschweig   im Schnellgerichtsverfahren vom Amtsgericht zu einer Gefängnisstrafe von drei Monaten verurteilt worden. Mehling habe auf seiner Arbeitsstelle bei der Reichsautobahn   in unverantwortlicher Weise vor einer größeren Anzahl seiner Arbeitsgenossen gegen die Bau­leitung gebeẞt und den Arbeitsfrieden gestört. Er habe fich in beleidigenden Vorwürfen gegen die Betriebsführung ergangen. dadurch Unruhe in der Arbeiterschaft erregt und den Fortgang der Arbeiten gestört. Die angestellten Ermitt­lungen hätten jedoch ergeben, daß die gegen die Betriebs­führung erhobenen Vorwürfe vollkommen unberech­tigt" gewesen seien.

Vor dem Schnellgericht hatten sich auch der 34jährige Chri­stian Volemann. der 32iährige Walter Hensel  , der 26iäbriac

immer gut gebrauchen. Schlimmstenfalls hat er zuviel ge­lernt, was aber sicher nicht schaden fann. Aber umgekehrt ist es nicht dasselbe. Ein Arbeitsdienstler, ausgebildet nach den Grundsäßen Hierls, fann sich für das System der Reichswehr   als unzulänglich erweisen, weil er zu wenig, vieles gar nicht und manches nur anders leisten kann.

Hitler gegen Säuberung

Sein Erlaẞ vom 3. Februar 1931

Gegenüber den Behauptungen. Hitler   habe von den vielen sittlichen Verfehlungen seiner SA.  - Führer und -Männer nichts gewußt und habe immer auf saubere Westen" gehalten, rufen wir seinen Erlaß vom 3. Februar 1931 in die Erinnerung zurück, in dem er es ausdrücklich ablehnt, seine SA. zu säubern und sogar die Warner in den eigenen Reihen mit Aus­schluß aus der Bewegung bedroht. Es heißt in Hitlers  Erlaß wörtlich:

" Der obersten SA.  - Führung liegen eine Reihe von Mel dungen und Anzeigen vor, die sich gegen SA.  - Führer und -Männer richten und vor allem wegen des Privatlebens dieser Persönlichkeiten Angriffe enthalten... Den obersten und oberen SA- Führern wird nun zugemutet, über diese Dinge, die rein auf privatem Gebiet liegen, Ent­scheidungen zu treffen. Ich weise diese 3a= mutung grundsäglich und in aller Schärfe zurück. Abgesehen davon, daß wertvolle Zeit, die im Freiheitskampfe notwendiger ist, nuglos vertan wird, muß ich feststellen, daß die SA.   eine Zusammenfassung von Männern zu einem bestimmten politischen Zwed ist. Sie ist teine moralische Anstalt zur Erziehung von höheren Töchtern, sondern ein Vers band ran her kämpfer. Aufgabe der Prüfung kann nur sein, ob der SA.- Führer oder Mann seine Dienst: pflicht erfüllt oder nicht, das Privatleben kann nur dann Gegenstand der Betrachtung sein, wenn es persönlichen Grundsätzen der nationalsozialistischen Weltanschauung widerspricht. Künftig werden die oberen A.- Führer, denen derartige Anzeigen zugehen, zunächst zu prüfen haben, ob nicht der Anzeiger, der Mißstim: mung und Unfrieden in die SA.   trägt, zur Verantwortung zu ziehen und gegebenenfalls der Ausschluß aus der SA  , bzw. aus der Bewegung zu beantragen sein wird."

( gez.) Adolf Hitler  .

So sah der Säuberungs wille" aus. Das, was jetzt Schweinereien" heißt, wurde geduldet. Den Mecke= rern" drohte man den Ausschluß an.

Das Datum des Erlasses der 3. Februar 1981- ist besonders interessant und aufschlußreich, worauf bisher noch nirgends hingewiesen wurde. Ein Monat vorher, nämlich am 5. Januar 1931, teilte Hauptmann Ernst Röhm  , den Hitler am 30. Juni 1934 hat erschießen lassen, in der Nazi­presse mit:

Bom Vertrauen Adolf Hitlers berufen, übernehme ich ab 5. Januar 1931 den Dienst als Chef des Stabes. Ich bin mir bewußt, damit in entscheidender Stunde an entscheidende Stelle gerufen zu sein."

Es besteht kein Zweifel, daß die vielen Beschwerden über das Privatleben von SA.  - Führern, von denen in Hitlers  Erlaß die Rede ist, sich in erster Linie gegen Hitlers  neuernannten Stabschef Röhm   richteten, dessent schwule, homosexuellen Briefe vom 3. 12. 1928 aus München  , vom 25. 2. 1929 und vom 11. 8. 1929 aus Bolivien  zu jener Zeit bereits folportiert wurden. Man kann auch Hundert gegen eins wetten, daß Röhm   selber den Grlaß verfaßte, den Hitler am 3. Februar mit seinen Namen unterzeichnet, veröffentlicht hat.

Damals deckte Hitler   den Schweinebunt d" Röhm   als rauhen kämpfer", am 30. Juni 1934 ließ er ihn erschießen, angeblich, weil er ein Schweinehund" war, in Wirklichkeit, weil er Röhm   als den Chef der Lands­fnechtshorden zu fürchten begann. Hitlers   Erlaß vom 3. Februar 1931 zeigt, was es mit seinem Säuberungswillen auf sich hat.

Höchstwahrscheinlich ergibt sich daraus der noch heute be= stehende Dualismus in der Führung des Arbeitsplatzes. Obwohl Hierl nach der Machtübernahme durch den National= sozialismus zum Staatssekretär für den Arbeitsdienst bestellt wurde, hat er doch nicht soviel zu sagen, wie es scheint. Es befindet sich nämlich noch heute ein Gesetz in Kraft, das vom 16. Juli 1932 datiert. Auf Grund dieses Gesetzes liegt die fommissars für den Freiwilligen Arbeitsdienst". Es müssen also noch Kräfte am Werke sein, die an einem solchen Kom= missar Interesse haben. Hierl fonnte ihn noch nicht beseitigen. Mit Schacht und den liberalen" Wirtschaftsführern steht er sich auch nicht gut. Er wirft ihnen mammonistische Arbeitsauffassung vor und behauptet, für sie sei der Arbeits­dienst nicht mehr und nichts anderes als eine Quelle billiger Arbeitskräfte für private Unternehmungen. Für den Staat, so führt er allerdings auch aus, ist der Arbeitsdienst leider sehr häufig ein Konkurrenzunternehmen, das die Löhne drückt. Hierl beklagt sich auch über die schlechten Baracken, die man für den Arbeitsdienst nur zur Verfügung stellt, und verlangt die systematische Siedlung im Osten. Die Groß­städte will er, wie Schleicher und andere Generäle, auflockern und im Osten will er außerdem eine neue Industrie schaffen, um die westdeutsche Industriegeschwulst zu beseitigen. Daß sich die Industrie gegen alle diese Bestrebungen wendet, ist weitgehend bekannt. Er ist darum nicht sehr beliebt bei vielen Industriellen. Zweifellos hat Hierl einen schweren Stand. Auffallend ist. daß er von allen nationalsozialistischen Rüth= rern am wenigsten angegriffen und verdammt wird. Bisher verstand er es ausgezeichnet, sich im Hintergrund zu halten. Er hat eine Macht herangebildet, die bedeutungsvoller ist als SA. und SS. zusammen. Wie lange wird sie ihm noch gehören?

Führung des Arbeitsdienstes in den Händen des Reichs Stelan Großmann

Man wird den Eindruck nicht los, daß sich Hierl bewußt zurückhält, ifm sich nicht zu sichtbar mit dem heutigen Regime zu solidarisieren. Er wird noch heute viel von dem denken, was Ludendorff ausspricht. Einmal sagte Hierl:" Persönlich möchte ich nichts anderes. als ein treuer Gefolgsmann

meines Führers sein..." Möchte! Ob ichs fann, das hänat

vom Führer ab! So möchten fie es alle. So wollten es auch jene, die erschossen wurden. Der Arbeitsdienst ist ein Kon­fliftsherd, einer von vielen mindestens so bedeutsam für kommende Auseinandersetzungen wie die SS.

Fred War,

Albert und der 39jährige Gitel Schumacher zu ver­antworten Die Auflage lautete aui abotage. Ten An geflaaten, die an der Reichsautobahn im Bauabschnitt Braun­somela beschäftigt waren, wurde zur Last gelegt, im De­

zember die Beamten einer dort tätigen Baufirma und einer Kraftverkehrsgesellschaft beleidigt und bedroht und ihre Arbeitskollegen zum Ungehorsam aufgefordert zu haben. Bei ihrer Vernehmung bestritten die vier An­geklagten die ihnen vorgeworfenen Straftaten, wurden jedoch durch die Aussagen der Zeugen überführt. Es wurde bei der Vernehmung festgestellt, daß die Angeklagten zum Teil früher in der Kommunistischen Partei organisiert waren. Der Staatsanwalt beantragte gegen Loiemann und Heniel je 10, gegen Knackited: 4 und gegen Schumacher 3 Monate Gefäng­nis. Das Urteil des Schnellgerichts lautete für Polemann auf Monate Gefängnis, für Hensel auf 4 Monate, für Knackstedt auf zwei Monate und für Schumacher auf einen Monat Gefängnis.

Stefan Großmann  , ein tapferer und h chb: higfer Streiter moderner Publizistik, ist in Wien   nach langem Leiden gestorben. Publizist: das ist zu wenig gejagt gür Charakteristik dieses beweglichen Geistes, der neben dem Artikel des Tages Essays und Romane schrieb.

Großmann 1875 geboren- war ein Wiener Kind, in tieferem Sinne, als im Hinblick auf seine Herkunft. Er trat nach längerem Studium bereits um die Jahrhundertwende schriftstellerisch hervor und betätigte sich vor allem als Jour­nalist. Die Wiener   Volksbühne wurde von ihm gegründet und eine Zeitlang geleitet. Die Volksbühne war eines der interessantesten Theater Wiens, sie war literarisch mutig und batte Glück in der Auswahl der Schauspieler. Mancher Künstler, der an dieser Bühne wirkte, gewann damals oder später einen großen Namen, so Rudolf Forster  , Agnes Straub  , der Komiker Karl Ettlinger  , Maria Mayer, Ernst­Deutsch, Frizz Kortner, Raoul Aslan  .

Lange war Großmann auch Theaterkritiker der Wiener Arbeiter- Zeitung". Nach dem Striege übersiedelte er nach Berlin   und übernahm die Feuilletonredaktion der Vossi­schen Zeitung". Er gab ferner durch zehn Jahre Das Tage­buch" heraus und wußte es zu einer der gelesensten und bekanntesten politischen und fulturpolitischen Zeitschriften Teutschlands zu machen. Seit 1928 hatte Großmann freilich nichts mehr mit dem Tagebuch" zu tun. Zuletzt war er Mitarbeiter der Ullstein- Blätter, wirfte entscheidend auf deren Gestaltung ein und schrieb das Verschiedenartigste zwischen Leitartikel, Tagesglosse und Theaterreferat. Als die Nationalsozialisten zur Macht kamen, wurde Großmann ,, nahegelegt", Deutschland   zu verlassen. Er wendete sich nach Wien   und lebte hier, von seinem Lungen- und Herzleiden sehr hergenommen, als Privatmann.

Von seinen Büchern wurden die Novellen Tie Gasse", Herzliche Grüße", Der Vorleser der Kailerin", jerner die Romane Die Partei" und Chefredakteur Roth   führt Kriz" am bekanntesten. Vor einigen Jahren erregte in Ber  .. Großmanns Drama Die beiden Adler" beträchtliches St.if. sehen. Viktor und Friedrich Adler   waren die Hauptgestalten dieses Stückes. Aber auch zahlreiche andere Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens Oesterreichs   kamen darin vor. Friedrich Adler   protestierte gegen die Aufführung. 1930 veröffentlichte Großmann seine Selbstbiographie, die jehr bezeichnend für ein so leicht entflammtes Wesen Ich war begeistert" trägt. den Titel

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