Auch Dr. König bestätigt

Hitlers Parlamentär im großen Hauptquartier

In einer öffentlichen Erklärung gibt der gleichgeschaltete Redakteur Dr. König zu, aus rein vaterländischem Interesse" mit dem Führer der Volksfront Max Braun  verhandelt zu haben. Er will aber auf eigene Verantwortung und nicht in irgendeinem amtlichen oder halbamtlichen Auf­trag gehandelt haben. Indes bestreitet er nicht, daß er nach der Unterredung amtlichen deutschen   Stellen berichtet hat. Diese haben freilich nach der strikten Ablehnung, die ihre Angebote bei der Volksfront gefunden haben, zu weiteren Fühlern keine Lust mehr verspürt.

Daß Dr. König nun die Ausrede findet, er habe die verführte Anhängerschaft Brauns retten wollen", ist recht fomisch. Zu solchen Verhandlungen sucht man sich doch wohl nicht den Mann aus, den man als den Verführer betrachtet.

Zudem sind ja auch noch die Verhandlungen mit dem sozialdemokratischen Landesratsabgeordneten dieser ge= wesen, und da liegt bisher überhaupt noch kein Dementi des Hitlerparlamentärs vor.

Holland   sicht die Saar

Unter diesem Titel schreibt der Saarforrespondent von Het Handelsblad"( Amsterdam  ) einen großen Ar­fikel, dem wir die folgenden Absätze entnehmen: Der Betrieb in Saarbrücken   hat nicht den Reiz der Fröhlichkeit und der Ungezwungenheit. Der Betrieb hat die Merkmale von großer Spannung und von starkem Druck. Die Spannung ist auf das Ronto des Plebiszits zu schreiben, das über die politische und wirtschaftliche Zu­kunft des Saargebietes und seiner Bewohner entscheiden soll. Der Druck muß den politischen Einflüssen zuge­

Status quo bedeutet: Zurück zum Reich,

aber net gleich!

schrieben werden, die bestrebt sind, den Ausschlag der Ab­stimmung in eine bestimmte Richtung zu treiben, und die dabei hinsichtlich ihrer Mittel durchaus nicht wählerisch sind. Ueber- und unterirdisch wird in einer Weise agiert, die dem ganzen öffentlichen Leben ihren Stempel aufdrückt. Man kann das erkennen an einer unfairen Pressekampagne, die vor feinem Mittel zurückschreckt, keine Lüge verschmäht, feine Denunziation versäumt und sich vor keinem Verdacht schämt. In dieser malerischen Stadt von 130 000 Seelen hat fich eine Tagespresse entwickelt, die an Umfang und politi­scher Nuancierung beinahe

alles übertrifft, was auf diesem Gebiet besteht... Diejenigen, die sich nicht der deutschen Front" anschließen, und das gilt vor allem für die Landbevölkerung, werden mit wirtschaftlichem Boyfott, gesellschaftlicher Isolierung und physischen und moralischen Terror bedroht. Man denkt dabei an Konzentrationslager, und allgemeine Repressalie­maßnahmen nach dem Plebiszit, wenn das Saargebiet, worauf die deutsche   Front" fest rechnet, wieder deutsch  fein wird. Die Nationalsozialisten sollen schon, genau wie überall sonst, eine schwarze Liste angelegt haben, auf der alle, von denen bekannt ist, daß sie gegen Hitler   find oder fich für den Status quo ausgesprochen haben, als Staats­feinde eingetragen sind, mit denen abgerechnet werden muß. Man weist jetzt schon auf die Geschäfte, von denen man sagt: nach dem 13. Januar find diese Herren erledigt". Aus den Aeußerungen von Nationalsozialisten, die ich bei meinen Rundgängen in Saarbrücken   auffangen konnte, bin ich geneigt zu schließen, daß alle diese Gerüchte und Behauptungen keine Hirngespinste sind, sondern bitterer Ernst, mit dem man am Tage nach der Abstimmung ernst= haft zu rechnen hat."

Sehnsucht deutscher   Jugend

Jungensbriefe aus Wirklichkeit und Romantik

Gewiß: sie waren die Begeistertsten, haben am fanatischsten zu seinen Fahnen geschworen, damals, diese deutschent Jungens, weil sie am ärgsten enttäuscht, geradezu der Verzweiflung nahe waren und sich noch ein klein wenig den Glauben an das Schicksal, an eine Wende ihres kümmerlichen Daseins, an das Schicksal deutscher   Jugend bewahrt hatten... Kein Mensch nahm sich ihrer an, wenn sie stundenlang auf den Straßen herumstanden, in der Frühe sich die Zeitungen aus den Händen rissen, um nach offenen Arbeitsstellen zu suchen, wenn sie tagaus, tagein von Fabrik zu Fabrik, von Betrieb zu Betrieb, von Büro zu Büro wanderten und um Arbeit fragten. Bis sie es müde, mißmutig und verbittert brangaben. Das hatte ja doch alles keinen Zweck! Was hatte überhaupt das Leben für einen Zweck? Kein Inhalt, keine Freude kaum satt zu essen! Dann zogen sie, an schönen Sommertagen, in kleinen Trupps hinaus, auf Fahrt"- in den Wald, an die Seen, auf Hügel und Berge- saßen des abends am Feuer und sangen ihre schönen Wander- und Fahrtenlieder... Irgendeiner warf vielleicht einmal ein politisches Wort hinein- aber sie wollten nichts hören, wolten sich die farge Freude, die ihnen noch blieb, durch die Garstigfeit politischer Diskussion nicht verderben lassen.

Und dann dann war auf einmal alles aus! Es gab keine Fahrt" mehr, es gab nur" Dienst". Kluft" durften sie nicht mehr anziehen, man hatte sie ihnen her= untergeriffen, wenn sie nicht gutwillig sie auszogen es gibt nur noch Uniform! Ihre Bünde   hat man vernichtet, die Fah= nen und Wimpel verbrannt, Zelte ihnen gestohlen, ihre harm­To en Insignien und Fahrt- Erinnerungen zertrampelt. Es grb keine Wander- und Fahrtenlieder mehr nur noch Sampflieder". Es gab teine freie, fröbliche, unbekümmerte Kameradschaft mehr es gibt nur noch eine sehr vage Ge­meinschaft", iene von staatswegen" aufgezwungene Gleich­macherei. Es gab nicht mehr das im freien Spiel der jugend­lichen Kräfte sich entfaltende Selbstbewußtsein und Verant­wortungsgefühl- es gibt nur noch Disziplin", den kom­mandierten Gleichschritt, daß Eich- Ducen unter ein Führer­prinzip" mit dem oft genug die Unfähigen, ja die Unwürdigen ( wie die Annalen der Hitler- Jugend   immer wieder bewei­sen!) sich drapieren.

Nun sind bald zwei Jahre verflossen seit dem Tag! Sie haben ihre neue Jugend" im Zeimen des Olaf, die man ihnen so hymnisch vorgegaufelt batte, erlebt, sie baben die

Ein Wort an die saardeutschen Arbeiter

Man schreibt uns aus dem Reiche: Das ganze Deutschland  ist in ein Plafat- und Transparent- Meer getaucht. Aus allen Ecken und Enden leuchtet es uns entgegen: Keiner soll hungern und frieren!" Der Reichsredeminister Goebbels  und der Parademinister Göring verkünden Tag für Tag diese These, erläutern das Winterhilfswerk und wissen nicht genug den Opferfinn der Volfsgenossen zu loben. Die Gelder fließen reichlich. So reichlich, daß der geruhsame Bürger einen Schreck bekommt über all die Wohltäten, die den Hilfs= bedürftigen zufließen. Die Arbeitslosen werden tatsächlich verwöhnt. Es wird zu viel für sie getan!", sind Redens­arten, die man mehr als einmal zu hören bekommt. Wenn man aber diesen" Nörglern" den wahren Sachverhalt er­klärt, dann sett arenzenloses Erstaunen ein.

Zunächst ein Wort über die Freiwilligkeit" der Samm­lungen. Haus für Haus, Wohnung für Wohnung wird ab­gekloppt. Wer nicht gibt, wird diffamiert, mer zu wenig gibt, desgleichen. Du mußt geben, lautet die Parole auch für denjenigen, der. wie früher, lieber selbst den wirklich Be­dürftigen helfen will.

Wo bleibt nun das gesammelte Geld! Was erhalten die Bedürftigen an Unterstützung? Laßt Zahlen sprechen: Im Vorjahre wurden in Deutschland   rund 7 Millionen Familien von der Winterhilfe betreut, in diesem Jahre angeblich nur 3.5 Millionen. Im Vorjahre verblieb ein beträchtlicher leberschuß, It. Bekanntmachung von Goebbels  . In diesem Jahre ergeben Sammlungen und Eintopfgericht- Abgaben angeblich beträchtlich mehr als im Vorjahre. Und trotzdem erhalten die Bedürftigen bedeutend weniger. Es erhielten durch die NSV. Alleinstehende:

Weihnachten 1933: 2 Pid Mehl( 0,44 f.), 1 Pfd. Bucker( 0,40 Mt.), 1/2 Pfd. Schmalz( 0,50 Mt.), 1 Dose Milch ( 0,21 Mt.), Pid. Kakao( 0.55 M.), 1 Pfd. Reis( 0,22 Mf.), 1 Pfd. Erbsen( 0,40 mt.), 1 3tr. Brifetts( 1,01 Mf.). Summa 3,73 Mr.

Weihnachten 1934: 2 Vid. Mehl( 0.44 Mt.), 1 Pid. Zucker( 0,40 f.), ½ Pfd. Schmalz( 0,50 M.), 13tr. Brifetts( 1,01 Mf.) Summa 2.35 Mt.

Der Zentner Brifetts kostet 1,16 Mf., 15 Pfg. muß der Unterstützte selbst zahlen.

Im Voriahre gab es für den Monat Oftober bereits einen Zentner Brifetts, in diesem Jahre nichts. Der Bedürftige ( es findet eine haarscharfe Prüfung durchs Wohlfahrtsamt und NSV. statt!) erhielt im Vorjahre insgesamt 8 Zentner Briketts, zuzüglich der Weihnachtsaabe. insgesamt also für 11,81 Mf. In diesem Jahre 5 Rentner Brikett zuzüglich der Weihnachtsgabe, also insgesamt Wert 7.40 Mk. Für jede Person gibt es, wie im Vorjahre, 1 Rentner Kartoffeln. Verheiratete erhalten für jede Person vorstehendes Quan­

tum, mit Ausnahme der Brifetts, die nur einmal gegeben werden, dann für 2-3 Personen insgesamt eine Büchse Milch im Werte von 21 Pfg. Und da sage noch einer, daß die NSV. den Bedürftigen nicht helfe! Reiner zweifelt in Deutschland   daran, daß in diesem Winter feiner hungert und friert. Früher, als die verfl... Sozis noch etwas zu sagen hatten, erhielten die Arbeitslosen zu Weihnachten durch Stadt und Arbeitsamt bis zu 30 Mf, und mehr, dazu Ostern und Pfingsten besondere Beihilfen. Und trotzdem: es ist jetzt alles besser, gerechter und wohlbestellter in Deutschland  ( ft. Goebbels  !). Welch eine Wendung durch die Nazifügung! Fließt der Ueberschuß der Sammlungen etwa restlos ins Saargebiet als Wahlköder?

In diesem Zusammenhang noch ein paar interessante Streiflichter über die sozialen Verhältnisse im Vaterlande: Nach Mitteilungen der amtlichen Stellen sind über 50 Pro­zent der Arbeitslosen mittlerweile in Arbeit und Brot ge= bracht worden. In" Arbeit" stehen auch Hunderttausende von Bilichtarbeitern, die täglich 6 Stunden arbeiten( Straßen= fehren, Gartenarbeit, Wegearbeiten usw.) oder ererzie= ren müssen. Sie erhalten monatlich 24 Mt. und dazu täglich je eine Schüssel dünne Suppe. Wer nicht pariert, der fliegt und geht jeglicher Unterstübung verloren. Das gilt auch für die, die bereits ein Jahr im freiwilligen" Arbeits­dienst absolviert haben und nun glauben, eine Arbeitsstelle zu erhalten. Von 14 bis zu 55 Jahren marschieren hier die Pflichtarbeiter Tag für Tag hinaus.

Auf der gleichen Linie liegen auch die Leistungen der Arbeitsfront. Len hat ausdrücklich bekanntgegeben, daß die in den Gewerkschaften erworbenen Rechte erhalten blieben. In der Praris sieht es anders aus. Mir sind zahl= reiche Fälle bekannt, daß Kollegen mit mehr als 20jähriger Mitgliedschaft feine Unterstüßung erhalten, weil feine Bedürftigkeit" vorhanden. In andern Fällen erhielten Kollegen nach langer Wartezeit( bis zu 12 Wochen!) die Mitteilung, daß ihr Unterstübungsantrag abgelehnt sei, ,, weil die Karenzzeit nicht erfüllt" sei. Vor Ablauf von sechs Wochen gibts feine Unterstützung durch die Arbeitsfront, weil jeder Antrag in Berlin   aeprüft wird und stets Rück­fragen erforderlich werden. Wie einwandfrei wurden da­gegen früher von den Gewerkschaften die Leistungen gewährt. Auch zu Weihnachten gab es früher für die Arbeitslosen bis zu 20 Mf.( je nach Familienstand) an Extraunterstützung. Die Witwen der verstorbenen Kollegen erhielten 10 Mt. Und jetzt gibt die Arbeitsfront feinen Pfennig mehr. Alle Gelder verwaltet" ja die NSDAP  . Kolleae im Saarland  , weißt Dut, was Dir im Hitlerdeutschland blüht? Ziehe aus dem hier dargelegten die Lehre: Deutsch   immer, zu Hitler nimmer!

Die Saar   stimmt ab: Für oder gegen Hitler  

Von unserem Korrespondenten

Paris  , 7. Januar. Nachdem die französische   Presse wiederholt darauf hinge­wiesen hatte, daß die Saarbevölkerung in keiner Weise darüber aufgeklärt sei, was der Status quo bedeute, nachdem sie auch die Oeffentlichkeit davon unterrichtet hatte, daß die Blätter der deutschen Front" immer wieder die Möglichkeit einer zweiten Saarabstimmung bestritten, zeigt sie sich jetzt darüber sehr befriedigt, daß die Abstimmungsfom= mission nunmehr durch öffentliche Anschläge von dem diesbezüglichen Beschluß des Völker= bundsrates den Saarwählern Senntnis geben wird.

Leon Bailby meint im Jour", die Möglichkeit einer zweiten Abstimmung müsse all den Abstimmungsberechtigten sehr willkommen sein, die heute noch zwischen Ja und Rein" schwanken. Diese Lösung fönne am 13. Januar nur diejenigen in ihrer Absicht bestärken, die für den Status quo einträten.

In allen Zeitungen wird mehr oder minder deutlich darauf hingewiesen, welche Verantwortung Regierungskommission und Abstimmungsfommission damit übernommen hätten, daß sie am gestrigen Sonntag die Gegenfundgebung der deutschen Front" erlaubt hätten, die ja nur die Anhänger der Frei­heitsfront habe provozieren sollen.

Im Excelsior" wird von dem Saarbrücker   Korre­spondenten dieses Blattes die Meinung ausgesprochen, daß der Kampf, der sich an der Saar   abspiele, tatsächlich seinen

Segnungen genossen und sind aufs bitterste enttäuscht! Sie taumelten damals in das neue Erlebnis hinein, wie in einen schönen Traum, in eine herrlich sich entfaltende Illu­sion aber, ach, es war nur eine Illusion! Gläubig waren sie, diese Jungens, entflammt, geradezu besessen- kann man es ihnen verdenken? Es ist das Recht der Jugend, sich mit allen Fasern preiszugeben an das Erlebnis, dessen sie staunend, wenn auch nicht begreifend, Zeugen waren. Sie glaubten an eine Schicksalswendeja, an eine Weltwende! Was hatte man ihnen doch alles versprochen, mit welch eitlen und berauschenden Worten hatte man sie gefödert! Jetzt stehen sie da und sind stumm! Zweifel nagen heftiger denn je an ihren Gedanken. Sie wissen, wieviel sie verloren haben, wie herrlich Schönes man ihnen nahm aber sie wissen bis heute nicht, was man ihnen dafür gegeben hat. Worte nichts als Phrasen! Die Garanten zu sein von Deutschlands   Schicksal und Zukunft": das ist der vom Propa­gandaminister über den Reichsjugendführer bis herab zum kleinsten Pimpfenführer ewig heruntergeleierte Wahlspruch!

Sie haben es satt, sich mit Phrasen traktieren zu lassen. Unwirsch tun sie ihren Dienst. Manchmal nur die Hälfte aller tritt zum Appell an. Heimlich tun sie sich zusammen, die, die sich kennen und einander vertrauen, und fahren des Samstag hinaus in die freie Landschaft, wie sie es früher taten, Zelte bauten, am Lagerfeuer ihre Lieder sangen, auch wohl mal ein Geländespiel" austrugen aber es war doch eben Spiel, freies, ungebundenes Spiel jugendlicher Kräfte nicht Kampf, nicht militärischer Drill! Nun hocken sie da und marschieren und üben Disziplin und üben, nicht weniger, an Schießgewehren und wenn sie, dazu komman­diert, auf Fahrt" gehen, dann ist das militärische Uebung", und wenn sie singen und spielen, dann ist das Haßgesang und Kampfgelüft, weil doch nie die Aktion" nachlassen darf, immer müssen fie in Bewegung" sein und die Bewegung" vorwärtstreiben.... Aber das laute und schmetternde Signal verfängt nicht mehr, diese fortwährende Aufpulverung aller jugendlichen Instinkte macht auf die Dauer müde und apa­thisch diese Jugend fühlt, wie sie immer im Kreise herum­geführt wird, einem Ziel entgegen, das sie nicht kennt, noch nicht einmal mit klaren Blicken sieht und dem sie mißtraut. Sie spüren, daß sie im Gefängnis sind. Die laute Fan­farenmusik und der ganze maskenhafte Sput, der um sie ge­trieben wird, mit Orden und glitzernden Uniformen und, flatternden Fahnen, das alles erregt sie nicht mehr, läßt sie falt und wirst ein bitteres Lächeln über ihre Züge. In ihren Fantasien aber lebt wieder das Bild von ehedem auf, dieses herrliche, bezaubernde Bild, da sie mit ihren Fahrtgenossen hinauszogen in die kleine und die aroße Welt.

Charakter völlig gewechselt habe. Man stimme nicht für oder gegen die Rückgliederung. Man stimme für oder gegen Hitler  . Man möchte sagen, daß nicht das Schicksal der Saar   auf dem Spiele stehe, sondern daß die Ab­stimmung um Hitler   selbst gehe.

Der Matin" gibt aus einer in Zweibrücken   gehaltenen und durch den. Rundfunk verbreiteten Rede den Satz wieder: Mar Braun und seine Genossen wollen die deutschen  Arbeiter an den französischen   Kapitalismus verkaufen." Es ist klar, daß solche Bemerkungen wenig geeignet sind, in der französischen   Oeffentlichkeit Sympathien für Hitlerdeutschland zu erwecken.

Hitlerdeutschland sollte um so vorsichtiger mit derartigent Behauptungen sein, als doch sein Führer immer wieder seinen Willen betont, sich mit Frankreich   zu verständigen. So berichtet der Figaro" aus Berlin  , daß dort die maß­gebenden Politiker erklärten, Hitler   wolle nach der Saar­abstimmung Frankreich   ein ganz konkretes Angebot zwecks Abschlusses eines Uebereinkommens machen, weil ja mit der Saarfrage das letzte Hindernis zu einer Verständigung zwischen Frankreich   und Deutschland   aus dem Wege ge= räumt sei. Glaubt Hitler wirflich, mit einer solchen Fata Morgana die französische   Regierung dazu zu verlocken, daß sie das tut, was dem Berliner   Berichterstatter des Jour" zufolge die Naziblätter wider besseres Wissen behaupten: daß die französische Regierung von den Status- quo­Anhängern in Rom   und Genf   abgerückt sei und eine für Hitlerdeutschland günstige Saarabstimmung wünsche?"

vielleicht mit einem Bündelchen voller Sorgen, was morgen sein werde.... aber doch unbefümmert, fröhlich, ihrer selbst bewußt, dem Heute preisgegeben und dem jauchzenden Rausch ihrer Jugend. Die schöne, wilde Welt tat sich vor hinen auf, nicht autarkisch" umspannt mit Grenzpfählen oder Stacheldraht und ihre Sehnsucht schweifte hinaus über die Grenzen auf das Meer, in ferne Länder und zu seltsamen Abenteuern. Aber das ist ja heute nicht erlaubt Abenteuer gibt es nur, soweit sie volks- und wehrpolis tisch von Nutzen sind ferne Länder sind Länder der diversen Erbfeinde"- und das Meer darf für die hitlerische Jugend nur eine Domäne der Torpedos, Unterseeboote und Panzer­freuzer von A bis D bis... sein!

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Wenn diese Jungens nun einmal gerade nicht zu exerzieren haben, nicht durch Unterricht in Rassenfunde, Instruktionen wehrpolitischer Art oder sogenannte Luftschusübungen" in Anspruch genommen sind, und sie fühlen sich sicher im engen, vertrauten Kreis( denn überall sist ja auch heute noch in den scharf überwachten Organisationen der Denunziant, der Spizzel wenn er auch nur spizzelt, um desto schnellere Karriere zu machen!)- wenn sie zusammensitzen, dann flüstern sie wohl einmal von dem, was ihre Sehnsucht sucht, trällern leis die Fahrtenlieder, die sie früher brausend sangen, spinnen Märchen und Legenden, träumen von den stolzen Fahrten, die ihre Freunde früher einmal machten und kein Mensch hinderte sie daran, wenn die Luft sie hin­aus in die Welt trieb, zu neuen, unbekannten Ländern, zu Abenteuern, wie ihre Jungenseele sie ersehnte, aus Büchern las oder aus den Erzählungen der Großen hörte.

Sehnsucht dieser Jugend einer enttäuschten, irre­geleiteten Jugend, läßt sich nicht unterdrücken, diese Sehnsucht braust auf, wenn sie noch so kunstvoll und syste= matisch übertäubt wird, wird lebendig, weckt Nacheiserer.... Eifernde Jugend und diese Jugend wird reif! Sie leiden unter dem Truck, der sie einengt und schnürt- diese Jungen, die nun schon seit 20 Monaten im Gleichschritt marschieren müssen, immer im Kreise herum, längs den Grenzen, mit verstelltem Visier über die Grenzen hinausschauen und vie! leicht schon im Zielen sich üben müssen. Sie sollen den Feind sehen, der nach geschickter Propaganda- Methode längs den Grenzen dieses Hitlerdeutschland herum aufmarschiert sein soll und sie sehen nur ein fernes, schönes Land, den weiten, blauen Horizont, die Sonne, die über Gerechte und Un­gerechte aufgeht; sie hören den Wald rauschen, die Waffer strömen, Menschen sind gut und mildtätig, io hier wie drüben

der alte Wandertrieb der jedem deutschen  Jungen im Blut sitt, vadi fie und fockt in neuen, unbe­fannten Ufern: ( Schluß folat.)