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haben trotz aller Bemühungen, die aus der Arbeiterschaft| danach einstellen. Sie haben im faiferlichen Deutschland   das recht­hervorgegangenen Menschen auf hervorragenden Posten zu verleumden und zu beschmuzen, bei Otto Braun   hierzu auch nicht den kleinsten Anlaß gefunden.

Diesen Mann, zu dem die Arbeiterschaft mit Stolz und Bertrauen aufblicken kann, hat die Sozialdemokratische Partei  als Kandidaten für den Präsidentenposten der Deutschen   Re­an die publik aufgestellt. Seine Wahl würde nicht nur Spitze der Deutschen Republik einen Mann stellen, der würdig und fähig ist, auf diesem Posten zu stehen, die Wahl von Otto Braun   würde den Frauen und Männern der auf Er­werbsarbeit angewiesenen Bevölkerungsschicht auch die Ga rantie bieten, daß unter seiner Leitung eine Rückkehr zur wilhelminischen Politik und Kriegsgefahr unmöglich ist.

Wir Arbeiterinnen und Arbeiterfrauen müssen deshalb in den Wahlkampf ziehen mit der Parole:

Für Republik  , Frieden und Freiheit! Für unseren Kandidaten Otto Braun  ! Gertrud Hanna  .

Wen wählen wir?

Bon Clara Bohm. Schuch.

Schneller, als es ein Mensch ahnen konnte, ist das wahlberech tigte deutsche   Bolt wieder zur aktiven politischen Betätigung auf gerufen. Durch den unerwarteten Tod des Reichspräsidenten Ebert ist die Neuwahl des Mannes, der an der Spize des Staates steht, notwendig geworden. Ebert war durch die Nationalversamm­ lung   in Weimar   am 10. Februar 1919 gewählt; die Amtsdauer war durch den Reichstag bis zum 30. Juni 1925 festgesetzt. Zum erften mal wird die Wählerschaft durch die Wahl am 29. März diefen Posten direkt besetzen. Das mündige deutsche   Volk trägt alfo allein und ganz die Verantwortung für alles, was sich an politischen Fol gen aus der Wahl des Reichspräsidenten ergibt. Und wieder lastet die Verantwortung besonders schwer auf uns Frauen, weil wir die größere Zahl der Wählerschaft dar stellen und darum in der Gesamtheit ausschlaggebend für das Er. gebnis find.

Ganz allgemeine politische Erwägungen stehen auch bei dieser Wahl im Vordergrund. Aber fie gelten nicht, wie bei den Reichs tags und Landtagswahlen oder bei sonstigen Wahlen zu den öffentlichen Körperschaften, der Partei in erster Linie, sondern ebenso wichtig ist der Mann, der zu wählen ist.

Der verstorbene Reichspräsident war nicht nur ein Sozialdemo frat, sondern er war auch eine Persönlichkeit von so starkem Ver­antwortlichkeitsgefühl für das Schicksal des ganzen Volkes, daß er das schwerste Werk in sich vollerdete: über den Parteien zu stehen. Nicht viele Menschen werden zu diesem Opfer und zu diefer Größe fähig sein. Reichspräsident Ebert hatte sich durch seine Haltung die Achtung aller gerechtdenkenden Menschen im In- und Ausland errungen und gleichzeitig den wütenden Haß aller Feinde der jungen Republik   gegen fich entfacht. Dieser Mann aus dem Bolle, der sich dank seiner Fähigkeiten den Führerplah im Staal errungen hatte und ihn vollkommen ausfüllte in schwerster Zeit, war all denen ein Dorn im Auge, die nur den Adel und die Führer­eigenschaft der Abstammung gelten laffen. Und die schmutzigsten Wege der Berleumdung gingen diese Kreise, um Ebert zur Strede zu bringen. Nicht offenem Mord, wie Erzberger und Rathenau  , ift diefer Mann erlegen; seine Feinde wußten, daß eine solche Tat einen Volkssturm entfesseln würde, der sie selber hinweggefegt hätte. Darum versuchte man es auf niederträchtigfte Art, die öffentliche Meinung geger den Reichspräsidenten zu vergiften, um dadurch den Mann tödlich zu treffen, dem persönliche linantastbarkeit als erstes Erfordernis feiner hohen Stellung galt. Hätte der verstorbene Reichspräsident gewußt, wieviel Achtung und Liebe in Deutschland  für ihn lebte, die maßlosen Angriffe hätten ihn wohl nicht so zer­mürben fönnen, daß er der Erkrankung so schnell zum Opfer ge fallen wäre.

In erster Linie sollte allerdings in diesem Kampf gegen den Ber­Storbenen die Sozialdemokratie als Partei, der Sozialismus als Idee getroffen werden, und nun wird der 29. März beweisen, daß die Masse des schaffenden Volkes fich zum Sozialismus bekennt und dem sozialdemokratischen Kandidaten ihre Stimme gibt. Denn das Bolk will die Fortsetzung der Berständigungspolitik mit den Nach barvölkern, damit das wirtschaftliche Leben sich weiter entwickeln kann und auch die Arbeiterschaft Schritt um Schritt wieder zu bef Jeren Lebensbedingungen gelangt. Würde aber eine solche Politik gewährleistet durch einen Reichspräsidenten, der den nationalistischen Parteien, den früheren Konservativen, zugehört? Niemals! Diese Parteien glauben, all das, was wir auf dem Wege friedlicher Berhandlungen und durch Anbahnung wirtschaftlicher Beziehungen erreicht haben und weiter zu erreichen suchen, viel schneller haben au fönnen, wenn sie auf den nächsten Krieg rüften und ihre Politik

loje Bolf regiert und möchten das auch in Zukunft wieder. Deshalb streben sie nach Wiederaufrichtung der Monarchie; ihr Präsident würde nichts anderes fein, als der Plahhalter des Monarchen und in diesem Geist würde er, nach dem Wunsch seiner Parteien, das Amt führen. Er wäre aus seiner Grundeinstellung heraus ein Feind der Republik   und der republikanischen Staatsverfaffung, nach der das Bolt fich feinen ersten Führer selber wählt.

Diese Parteien, die den verstorbenen Reichspräsidenten bei jeder Gelegenheit mit Schmuh bewarfen, die die Sozialdemokratische Bartel verhöhnten, weil sie angeblich keine Führer hatte; die dem Bolte immer wieder prophezeiten, daß aus ihren Reihen der große Mann kommen würde, haben aber nicht einmal einen fähigen Kan­didaten. Sie suchten und suchten und fanden ihn nicht. Wo war der Inhalt der großen Worte und Versprechungen? So war es im Weltkrieg, und so wird es immer sein, wenn eine verantwortliche Tat den Worten folgen soll.

Die Sozialdemokratie brauchte nicht zu suchen, fie konnte auswählen in ihren Reihen, wen fie für den würdigsten Nachfolger Ebeats hielt. Und sie stellte in Otto Braun   den Kandidaten für die Reichspräsidentenwahl auf, dem auch der Gegner die Achtung nicht versagen tann. Aus den Massen des Volkes hervorgegangen, tennt er alle Not und alle Sehnsucht dieser Masse und hat sein ganzes bisheriges Leben an ihrem Aufstieg gearbeitet. Er ist aber nicht nur die Garantie einer Friedenspolitik nach außen, sondern er ist uns Gewähr einer ge­rechten Politif im eigenen Cande, das hat er als preußischer Land­wirtschaftsminister sowohl wie als preußischer Ministerpräsident be­wiesen. Für sieben Jahre wird durch unsere Wahl der Präsident an die Spize Deutschlands   berufen. Darum erfordert diese Wahl­handlung die größte Ueberlegung und Verantwortlichkeit. Auch Wellen von Klatsch und Mißgunst dürfen unser ruhiges Urteil über die sachliche Eignung des Kandidaten, dem wir unsere Stimme geben. wollen, nicht trüben.

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Wet die friedliche Entwicklung Deutschlands   will und das wollen die Frauen alle der wählt am 29. März Offo Braun!|

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Die Republik  !

Die Republif, die Republik  !

Herr Gott  , das war ein Schlagen! Das war ein Sieg aus einem Stüd! Das war ein Wurf! Die Republik  ! Und alles in drei Tagen!

Die Republik  , die Republik  ! Vive la République!

Die Republik  , die Republik  ! Nun ist der Wall erstiegen! Nun ist gerannt die Mauerlüd- Die Republik  , die Republik  ! Und unsere Farben fliegen! Die Republik  , die Republik  ! Vive la République!

Die Republik  ! Die Republik  ! Wer redet von Entzweien? Was Böllerhaß! Die Republik  ! Als Freie, jochlos das Genic! So freten wir zu Freien! Die Republit, die Republik  ! Vive la République!

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Bon heute an die Republik 3wel Lager nur auf Erden:

Die Freien mit dem kühnen Blick, Die Sklaven, um den Hals den Strick! Sei's! Mag's enfchieden werden! Die Republik  , die Republik  ! Vive la République!

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Sonft aber hoch die Republik  ! Kein Kriegen mehr und Spalten. Kur fefter Bund zu Lieb und Glüd! Nur Bruderschaft die Republik  Und menfdch schön Entfalten! Die Republik  , die Republik  ! Vive la République!

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Ferdinand Freiligrath  .