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Ungerechte Steuern.

Unser deutsches Steuersystem ist so unübersichtlich ge­worden, daß es schon eines Spezialftudiums bedarf, um sich Darin auszufennen. Sehr übersichtlich, besonders für den Arbeiterhaushalt, find aber feine Wirkungen. Statt des ver­einbarten Lohnes erhält der Familienvater 15 bis 20, oft fogar 25 Pro3. weniger. Beiträge für die Sozialversiche rungen und vor allem die Lohnsteuer werden ihm ein behalten. Bon dem verbleibenden Rest muß zunächst die Miete gezahlt werden, die zu einem wesentlichen Teil aus Mietsteuer besteht. Was dann noch übrig bleibt, und für Lebensmittel und sonstige Bedarfsgegenstände ausge­geben werden fann, ist ebenfalls noch nicht steuerfrei. Bei jedem Einkauf find die Preise um 5 bis 10 Proz. erhöht burch Umsa fteuern.

Gas, Wasser und Elektrizität werden fast in allen Städten aus Gemeindebetrieben geliefert. Ebenso befinden sich Straßenbahnen und sonstige Verkehrsmittel häufig im Besiz ber Städte. Diese Gemeindebetriebe waren bisher steuerfrei. Eine neue Regierungsvorlage zur Körperschaftssteuer fordert, daß auch diese Betriebe Steuern abführen müssen. Wird Dieses Steuergesetz von der bürgerlichen Mehrheit des Reichs­tages angenommen, so werden die Fahrpreise, Gas-, Waffer und Elektrizitätspreise um den Steuerbetrag erhöht.

Steuern sollten verteilt werden entsprechend der Leistungsfähigkeit der einzelnen Bevölkerungsgruppen. Die Besitzenden sind stark heranzuziehen. Dagegen sind die Arbeiterkreise, die ihre Steuern häufig nur bezahlen können unter Verzicht auf ausreichende Ernährung und auf net­wendige Anschaffungen nur gering oder gar nicht mit Steuern zu belasten.

Dieser Forderung der Gerechtigkeit suchte die Sozial­demokratie zu entsprechen, indem sie im Reichstag beantragte, daß die steuerfreie Einkommensgrenze von 60 auf 100 m. monatlich heraufgesetzt wird,

daß Kranten, Erwerbslosen und Saisonarbeitern die volle Steuerfreiheit anzurechnen ist,

daß die Minderbemittelten von der Mietsteuer befreit werden, und daß die Einkünfte des Reiches aus der Mietsteuer auch wirklich für Wohnungsbau verwendet werden.

Bekanntlich wurde ein Teil der Mietsteuer, die man den Arbeitern abgeknöpft hat, von dem Schwiegersohn des deutsch  nationalen Ministers Schiele, der darüber als Beamter zu entscheiden hatte, nicht für den dringend notwendigen Bau von Arbeiterwohnungen verwendet, sondern ausgeliehen an eine - Filmgesellschaft. Ebenso ist aus den Steuerbe­trägen, die zum größten Teil von Arbeitern aufgebracht wurden, den Berg- und Industrieherren an der Ruhr eine bereits längst ausgeglichene Entschädigung in Höhe von 700 Goldmillionen noch einmal ausgezahlt worden. Nicht nur die Verwendung der Steuern ist in vielen Fällen standalös und dient ganz offen den Interessen der Befizenden. Auch die Belaftung der einzelnen Bevölkerungs­flaffen ist weit entfernt von dem sozialdemokratischen­

Auf Vater und Mutter...!

Bon Minna Todenhagen  .

Unter den Rekruten des Garderegiments war ein Bergmanns  . John. Das war eine Seltenheit. Den tiefen, schwarzen Kohlen schächten entſtlegen sonst teine Hühnengestalten, die Gnade fanden vor den Augen des Kaisers und Königs von Gottes Gnaden.

Der junge Refrut war ein Beweis für die Entwicklung feines Schlages durch Licht, Luft und Sonnenschein. Er hatte nicht, wie Dblich, des Vaters Beruf ererbt, wohl aber seine ernfte, schweigfame Wefensart, wie fle Bergleuten eigen ist. Für feinen Lebensweg mar ein Ereignis bedeutungsvoll geworden, das sich in feiner Kindheit zugetragen und fein gläubiges Herz früh mit schmerzlichen 3weifeln erfüllt hatte.

Gottesfürchtig und königstreu, waren die Bergleute feines Heimatortes Tag um Tag, Jahr um Jahr in die Grube gefahren. Hatten den schwarzen Reichtum unter dem Flügelfchlag des Todes ens Licht des Tages gefördert. Bei schwersten Entbehrungen Gottes geduldigste Kinder.

70 Broz aller Steuern aus Arbeit und Ber. Grundsatz einer gerechten Steuerverteilung. Heute werden brauch, also im wesentlichen aus Lohn- und Umsatzsteuer," aufgebracht. Nur mit 30 Proz. aller Steuereinnahmen ist der Besitz belastet.

Nicht die Gerechtigteit- die Macht spricht hier das entscheidende Wort! Fühlen sich die Befizenden start genug dazn, dann find fie eifrig bestrebt, einen möglichst großen Teil der Steuerlaften auf die Arbeiterschaft abzu wälzen.

Die Macht der Befizenden hängt zum großen Teil ab von der Zahl der Arbeiterstimmen, die fie bei Wahlen ein fangen können. Biel   zu gut ist ihnen das bisher gelungen. Manchem Arbeiter und besonders mancher Arbeiterfrau werden inzwischen die Augen aufgegangen fein über den Wahlschwindel der Deutschnationalen. Sie werden die kommenden Präsidentenwahlen benutzen, um die Macht der Rechten zu verringern.

Wird am 29. März Jarres, der Präsident des Rechtsblodes, gewählt, so werden die Deutschnationalen das als einen neuen Machtzuwachs ansehen und ihre ein. feitige Begünstigung der Besigenden weiter fortfehen. Das tann feine Arbeiterfrau wünschen. Alle Frauenstimmen gehören deshalb

Otto Braun  , dem Kandidaten der Arbeiterschaft!

Worum es geht.

Der 29. März ist ein Schicksalstag für das deutsche Bolt. Wie bei allen politischen Wahlen, so ist auch hier die Entscheidung mit in die Hand der deutschen Frauen gelegt, und es gilt mehr denn je, diefen Tag nicht zum Rückschritt, zum Schaden des deutschen Boltes, des Proletariats, werden zu laffen. Jetzt soll die Frau beweisen, daß fie in ihrer politischen Erziehung einen Schritt vorwärts ge tommen ist, daß sie die doppelte Eigenschaft befizt, rückschauend das Bergangene einer Kritif zu unterziehen, daraus zu lernen und vor. ausschauend für die eigene Sache einzustehen. Wir sollen den Reichs präsidenten wählen!

Die

Das Amt des Reichspräsidenten dauert fieben Jahre. Er ist der einzige führende politische Beamte, der auf Jahre hinaus fest gewählt wird. Wichtige innenpolitische Befugnisse stehen dem höchsten politischen Beamten des ganzen Deutschen   Reiches und Boltes zu, dem Repräsentanten gegenüber dem Ausland. Stellung des Reichspräsidenten   ist also unabhängig vom Wechsel der Bartelen, vom Wechsel der Parlamente und Kabinette. Seine Stellung erfordert also für die besonderen Aufgaben eine besondere Persönlichkeit. Wir alle wiffen, daß Herr Jarres, der Berlegenheits­fandidat der Rechten, nicht diese Persönlichkeit ist. Es ist sehr lehre reich,

die Taktik der Parteien

in diesem Wahlkampf zu beobachten. Die Parteien stellen, mehr oder weniger geeinigt, Kandidaten für die Reichspräsidentenwahl auf. Das führt den Gedantengang unmittelbar auf die Betäti gung der Parteien, ihrer Siele und Wünsche zurück. Trotz der überparteilichen Stellung des Reichspräsidenten   ist der

herrn immer noch treu ergeben, fahen fich außerstande, mit den frog der erhöhten Unterhaltungsfoften gleichbleibenden Löhnen auch nur das nötigste bestreiten zu können. Wiederholt waren sie wegen Lohnerhöhungen vorstellig geworden.

Zwischen Hangen und Bangen über den Berlauf eines erneuten Borstoßes ging eines Tages die Kunde durchs Revier, daß ein Besuch des obersten Landesherrn zu erwarten fel. Die gutgläubigen Herzen der Bergleute atmeten erleichtert auf. Man brachte die Reise mit den Nöten der Bergleute in Verbindung. Alle bitteren Gedanken wurden zurückgedrängt. Jeder tut das Seine, um den kleinen Flecken des Reviers zum Empfang ein würdiges Ansehen zu geben. So auch der Heimatort unseres Refruten.

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Stundenlang hatte er mit anderen Kindern den Wagen des faiserlichen und föniglichen Herrn erwartungsvoll entgegen ge­schaut. Nun flogen sie in Windeseile vorüber. In legter Minute hatte der Vater noch die Geistesgegenwart, eine Bittschrift, die er glaubte überreichen zu können, in einen Wagen hineinzuwerfen. Wieder vergingen Wochen banger Erwartung nichts ge schah- Die Lage der Bergarbeiter gestaltete sich immer büfterer. Kinder und Erwachsene füllten vorzeitig die Friedhöfe. Im Elend Sie wußten nichts von dem Reichtum, deffen Ursprung ihre fristete die Bevölkerung ihr Dafein. Rohlenförderung war, fie fühlten nur ein stetiges Ansteigen der Bis eines Tages das Unerhörte geschah die Bergleute traten Preise für allen Lebensbedarf. Kohle und Eisen hatten Deutsch   in den Streif! Das Ungewöhnliche hielt zunächst die Knaben­land zum Induftrieland gemacht, das seine Entwicklung durch ein feele in Spannung, bald aber fam ein Tag, an dem es nicht ein­Schußzollsystem fünftlich zu beschleunigen fuchte. In dieser Treib- mal mehr das sonst übliche färgliche Wahl gab. Just an diesem hauskultur entstanden große Reichtümer auf der einen Seit und Tage traf im Bezirk Militär ein verwandelte die Gegend in erdrückende Armut auf der anderen Seite. ein Heerlager fuhr gegen friedliche, um Brot für ihre Kinder tämpfende Arbeiter Maschinengewehre auf brachte in des

Die Bergleute der fiskallschen Gruben, ihrem Brot und Landes­

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