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ummittelbare Zusammenhang da gegeben, wo die Bartelen, wie im deutschnationalen Falle, reine Berlegenheitsfandidatur treiben.

Die jetzige Zusammensetzung der Regierung, das Borgehen des Reichswirtschaftsministers Neuhaus in allen wichtigen wirtschafts­politischen Fragen haben gezeigt, daß dieser Regierung das Wohl ergehen der Agrarier und Industriellen wichtiger ist als das Interesse des ganzen Bolkes. Die größte Etappe des politischen Kampfes find Die Zollfragen.

Der Reichswirtschaftsminister hat bisher in feiner ganzen Taftit ge zeigt, daß er dem Geschäft zwischen Industrie und Landwirtschaft allzu wohlwollend gegenübersteht. Das große Geschäft heißt: Eisenaölle gegen Brotwucher!" Die Bor. bedingungen für die Industrie sind dank der tatkräftigen Unter stützung der Regierung, der Zusammensetzung des Reichstages günstiger denn je. Das bedeutet für die Landwirtschaft ein ebenso günstiges Echo. Wir haben es beim frechen Raubzug der Schwer. industrie, bei dem Abkommen der eisenerzeugenden und der eisen verarbeitenden Industrie mit den französischen   Eisenindustriellen eilebt, wie sich Herr Neuhaus als der Rechte zum Handlanger des internationalen Eisenkartells gegen die Interessen der deutschen  Bolkswirtschaft ermaß. Wir haben es erlebt, daß dieser Raubzug am deutschen Bolle noch als Hilfsbereitschaft gepriesen wurde. In dustrie und Landwirtschaft vertreten wader die Interessen ihres Geldbeutels.

Die Zölle zahlt das deutsche Bolt, das Proletariat. Der Alt­meister der Nationalökonomie L. Brentano hat gerade in der Ge. treidezollfrage in einem umfangreichen Wert bewiesen, daß eine Schußpolitif nach dem Kriege unmöglich ist. Er führt aus, daß nach seiner Ueberzeugung die Annahme der von der Regierung eingebrachten 3ollvorlage ein Unglüd für Deutsch  land sein würde. Er errechnet, daß nur rund 23 Broz. der deutschen  Landwirte an hohen Getreidepreisen intereffiert sein können. 9,64 Broz. der Bevölkerung haben von den Getreidezöllen einen Vorteil. Diesen ftehen 90,36 Proz. gegenüber, indifferent oder schwer dadurch be­laftet. Vor dem Kriege betrug die Last der Bevöl ferung durch die Zölle rund 1 milliarde, die also hauptsächlich von der überwältigenden Mehrheit des Bolles zagunsten der 9 Proz. getragen werden mußte. Wer heute für Wiederein­führung der Getreidezölle eintritt, vertritt das Sonderinteresse eines Zehntels des deutschen   Volkes zuungunsten der übrigen neun Zehntel. Diese Bevorzugung wollen sich die Parteien um Jarres ufw. auch durch die Präsidentenwahl sichern.

Es geht also bet diesem Kampf um handelspolitische, wirtschaftspolitische Dinge. Ein Antirepublikaner als. neuer Reichspräfident würde nicht nur die Républik, die Verfassung gefährden, er würde auch nicht die Ueberparteilichkeit finden, die notwendig ist. Er würde das wirtschaftliche Programm des Groß­agrariertums und der Schwerindustrie vertreten, das heißt Berieue rung der Lebensmittel, Niederhaltung der Löhne, Berlängerung der Arbeitszeit. Der Kampf geht um die Republik  , um die Demokratie, die Rechte des Proletariats. Wahl müdigkeit heißt Sieg den Gegnern, Sieg der Reaktion, heißt die elgenen Intereffen und die der Klaffengenossen verraten.

Frauen, auf zur Wahl am 29. März. Parole für alle Frauen ift Sieg der Sozialdemokratie, Sieg der Freiheit: Otto Braun  !" Lucie Dörre.

Knaben Leben die erste schwere Erschütterung seines findlichen Claubens.

Gerichtete Gemehrläufe laufen ab wie das Schidfal. Niemand wußte wie's gefchehen einer blieb auf der Strede: der Bater des Garderefruten.

Seine Mutter verließ mit ihm die Gegend, verzog in die Heimat, aus der sie dem Gefallenen einft gefolgt war. Schlug fich hart und rechtschaffen durchs Leben, erhielt trop ihres schweren Schicksals sich und ihrem Knaben den Glauben an Gottes aus­gleichender Gerechtigkeit. Bewahrte den Sohn aber vor dem Berg mannsberuf.

So schwer des Knaben Seele um den Tod des Vaters gelitten, so vermochte er doch nicht zu glauben, daß das Furchtbare gefchehen fein könne im Auftrag des Kaisers und Königs von Gottes Graben, Der von sich fagte: Als Instrument des Himmels betrachtend, gehe Ich meinen Weg, nur einzig und allein der Wohlfahrt und fried­lichen Entwicklung unseres Baterlandes gewidmet."

Wer stimmt für Jarres!

Die Aufstellung von Jarres zum Präsidentschaftskandle daten wurde beschlossen von einem Ausschuß, dessen Borsigen der Herr Loebell ist. Dieser Herr Loebell war im faifer lichen Deutschland   preußischer Minister und der schärffte Gege ner der Arbeiterschaft wie der politifchen. Gleichberechtigung der Frauen. Der Aufruf, in dem dieser Ausschuß Herrn Jarres zur Wahl empfiehlt, ist unterzeichnet von: Junge deutschlandbund, Werwolf, Deutscher Offi 3iers bund, Wiking, Bereinigte Baterländt. fche Berbände, Stahlhelm usw. Die Namen der Großindustriellen Borsig   und Bögler prangen neben dem Grafen We starp und Michaelis, dem Kriegs. reichstanzler, deffen Unfähigkeit sprichwörtlich wurde. Das Schamloseste aber ist die Unterzeichnung des Auf­rufes durch jenen Herrn von Killinger, der Leiter der Organisation des Consul Ehrhardt ist, der den Erz­berger- und Rathenau  - Mördern bei der Flucht behilflich war, der hinter dem Mordverfuch an Scheidemann   stand, und der sogar von den rechtsstehenden deutschen   Gerichten zu einer Strafe von acht Monaten Gefängnis wegen Landesverrats verurteilt werden mußte. Diese Strafe hat Killinger bisher nicht angetreten. Er hat ein Begnadigungsgefuch eingereicht, über das der zufünftige Reichspräsident zu entscheiden hat. Er empfiehlt durch die Unterzeichnung des Aufrufes die Wahl von Jarres, von dem er die Begnadigung erhofft. Soll es auch hier heißen: Eine Hand wäscht die andere!"?

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Arbeiterfrauen! Werdet Ihr mit Wifing, Werwolf und Stahlhelm für Herrn Jarres ffimmen, auf das Herr Killinger und andere Kumpane der Mordgejellen begnadigt werden? Der einzige ernsthafte Gegner von Jarres ist der Sozials demokrat   Otto Braun  . Stimmt gegen Killinger, Jarres, Stahlhelm und Werwolf! Wählt Otto Braun  !

Die Frauen im Reichstag.

Wo find die Intereffen der Frauen am stärksten vertreten? Aus der Statistit des Reichstags ergibt fich folgende Ber teilung der weiblichen Abgeordneten auf die ein zelnen Fraktionen:

Bon 181 Sozialdemokraten find 16 Frauen also 12,4 v.. 45 Kommunisten

82 Demokraten

19 Bayer. Volksparteilern 111 Deutichnationalen

51 Volksparteilern

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D

8

6,7

2

6,2

1

5,2

10

4,0

4

Die Zusammenstellung zeigt, daß der Prozentfaz der Frauen in der sozialdemokratischen Fraktion der weitaus höchste ist. Besonders bezeichnend ist, daß die Deutsch  . nationalen, die die höchfte Zahl weiblicher Stimmen bel den Wahlen erhalten haben, nur 4,5 Proz. oder dreimal weniger weibliche Abgeordnete in der Fraktion haben, als die Sozialdemokratische Partei  . Die Stimmen der Frauen nehmen die Deutschnationalen zwar gerne, aber bel der Berteilung der Mandate werden die Frauen hübsch im Hintergrunde gehalten.

Der große Tag fam. Die jungen Garderekruten flanden ihrem obersten Kriegsherrn zum ersten Male gegenüber. Dem Bergmanns­john im Refrutenrod längst im Unterbewußtsein zum Schicksal geworden, wird seine Ansprache zur Entscheidung: Mefferscharf treffen ihn die Worte Wilhelms II.: Mehr denn je hebt der Unglaube und Mißmut sein Haupt im Baterlande empor und es tann vorkommen, daß Ihr Eure eigenen Ber wandten, Brüder, ja Eltern niederschießen oder stechen müßt. Dann besiegelt die Treue mit der Einfegung Eures Herzblutes."

Also war der Vater doch im Auftrage seines Landes- und Brot­herrn gefallen weil er für die Wohlfahrt seiner Klaffengenoffen lämpfte, trotz dessen angeblicher Sendung von Gottes Gnaden für die Wohlfahrt des Volkes".

Einige Monate später standen Berliner   Arbeiter in gleichem Kampf. Startes Polizeiaufgebot in den Straßen Alarmbereit

Das hatte der Knabe in einer Bettung gelesen. Der Wohlschaft in den Kasernen. Der Bergmannssohn im Soldatenrod fahrt seiner und der Kameraden Familien hatte der Vater dienen wollen, also fonnte er dafür nicht in des Königs Auftrag den Tod erlitten haben. Das war sicherlich nur ein unglücklicher Zufall gewesen.

Der junge Rekrut wußte nicht recht, warum ihn gerade in den Tagen seit seiner Einberufung zum Militär die Gedanken an das tragische Erlebnis feiner Kindheit so besonders starf bewegten. Bar es das Bewußtsein, daß er bald dem König Aug in Auge den Treueid leisten sollte, indessen Zweifel an felne Sendung aus Gottesgnadentum fich in ihm regten.

durchlitt qualvolle Tage. Der Kelch ging an ihm vorüber dank der festen Organisation und Disziplin der Berliner   Arbeiterschaft, an der sich die Polizei schwer genug vergangen. Das Militär trat nicht in Attion. In den Instruktionsstunden aber wurden Armeebefehle behandelt, die die Verwendung des Militärs bis ins fleinste feft­legten für den Kampf gegen das arbeitende Volt, wenn es unbe waffnet mit friedlichen Mitteln die Verbesserung seiner Lage erfämpfen wolle.

Zwei Dienstjahre genügten, um aus dem treuen Monarchisten einen aufrechten Sozialdemokraten zu machen.