Erlebnisse im Kannibalenland. -rauen und Schweine.   Der Derdüngnttvolle Schädel.   Wenn , Menschenfresser Appelit bekommen. Der rettende Trick. Bon Merlin Moor« Taylor. den Ne I schuf, mutz sie rin da- Die Frauen übertreffen di« Männer höchst lesenswerten Werk, Zahl in den Bergen; denn die Opfer, die feine eigenen> wird mitgenommen!' beschränke mich' dem wiederzu- an die auf ' die Männer. Co umwerben die Frauen eifrig die heiratsfähigen Männer, und-ie Sirte   will, daß die Fran dem Manne den Antrag macht. Selten wird er abgelehnt. Je mehr Frauen ein Mann hat, um so größer und ertragreicher sind seine Gärten, die sie bearbeiten. So ho» jeder Mann zwei bis sechs Frauen. Der Verlust einer Frau will wenig sagen, wo man sofort eine neue haben kann. Aber ein Schwein zu verlieren ach das bedeutet ein wirkliches Unglück!. Um neues Schwein zu bekommen, m.ß man Dickicht durchstreifen und^eS fangen, wenn es itoch Nein ist; man muß eS selbst aufziehen und dabei sogar dl:.Brust einer Frau abwechselnd mit den Kindern nehmen lasssn. So folgt dem Tode eines Schweines oft ein Dtord, und der Mord führt unfehlbar zu neuen Morden, und das Blutvergießen befällt ganze Dörfer und Stämme... Als wir bereits ins Gebiet der Kanibaleu voraedrunge i warm rrbl'ckten wir eines Ta­ges den Schiwl eines längst Verstorbenen, der den Zaun eines Bestattungsgerüstes schmückte. Ich streLe die Hand an« und wollte ihn zu näherer Brsichngung hcrunternehmen. Ta umklammerte jemand mc-nen Arm«ie mit einer Eisenzange. Neben mir stand Fornier, der alte Dorfpol'zirt anS Rarai. Seine Augen waren weit ensgeristen' der Atem kam ihm in schweren Stößen au« den Nasenflügeln. Rühre ihn nicht an, Herr, oder wir müssen alle sterben!" sagt« er. Ich acht« die Urberzeugungen eine- jeden Mitmenschen und hätte sicher auch den alten Fornier bei seinem Aberglauben gelassen, aber HumphrieS dachte anders. Jedenfalls ging er an unS vorbei, nahm den Schädel vom Zaun und ließ ihn in seinen Händen hin- und her- rollen. ,^kein Eingeborener soll mich ins Bockshorn jagen, offen oder sonst irgendwie! Der Schädel p, Im nächsten Dorfe, in das wir kamen, er­wartete« uns die Bewohner. Sie waren vor dem Tore versammelt und liefen weg, als wir unS näherten; aber sie blieben nicht weit ent­fernt stehen und schiene« Weder feindselig noch erschrocken zu sein. Da erblickte einer von ihnen den Schädel unter Fornier« Arm. Im Rn versckwiand da« freundliche Grinsen von seinem Mntld«; seine Gestalt richtete sich auf; seine Augen funkelten in ihren tiefen Höhlen; und er sprach ein paar zornige Worte. Im nächsten Augenblick waren er und seine Gefährten aus unserer Räh« geflüchtet. Der Weg führte unS am nächsten Morgen den Kamm des Berges entlang. Seltsamer­weise erblickten wir keinen Schwarzen. Aber ich konnte daS Gefühl nicht loswerden, daß das Dickicht um«ns nicht so einsam war, wie eS schien. Eine unheilverkündende Stille lag dar­über... Ich ging hinter den beiden Polizisten und bemerkte» wie auch sie unruhig waren. Ihre Unruhe steckte mich an;' ich macht« den Revolver in der Ledertasche an meiner Hüfte loS, so daß ich ihn mit einer Handbrwegung heraus ziehen und abfeuern konnte. Die nachstehenden Schilderungen Weißer kann verstehen, warum es so bei entnehmen wir mit Genehmigung des Schwarzen ist. Verlages F. A, Brockhaus dem soeben U-erschienenen, I~ das der Verfasser unter dem TitelBei. Menschenfrrflerei fordert, entfallen zumeist den-Kannibalen von Papua" über seine"" : Erlebnisse im Innern von Britisch-Ren- E gninea geschrieben hat. Am Vorabend de« Tages, an dem wir in Berge anfbrechen wollten, begaben wir uns zeitig zur Ruhe. Aber kaum war unserGute Rächt" verklungen, als wir das Geräusch nack- irr Füße auf den Stufen des Häuschens hörten, Und eine Stimme ehrerbietig, aber eindringlich: »Tanbaüa! Taubada!"(Herr! Herr!) rief. Auf der Veranda stand ein Eingeborener inst buschigem Kopf im Lichte einer großen Lampe. Er wär wegmüde, und seine Dorfpol l- jistenuniform zeigte die Spuren des Schmutzes der Ebene und der Wellenspritzer auf feiner ^»otssahrt vom Hauptland über den HaU- Snnd. MDieser Bursche," sagte ConNelley,stammt ans einem Bergdorf, das ungefähr den letzten Vorposten der Kultur und des Einflusses der Regierung darstellt. Es handelt sich um einen ernsthaften Aufruhr in Kapatea, dem Bezirk der neben dem seinen liegt. Die Leute sind außer Rand und Band urü> liege« im Kampfe mit einem anderen Bezirk, Kevezzi. Di« Lage ist bedenklich. Denn wir nicht erscheinen und eiligreifen,' verlieren sie ihr Vertrauen zur Re ­gierung und verfallen so gut wie sicher wieder in ihre frühere Wildheit. Wenn Sie Ihre Reise so weit ausdehnen, daß Sie die aufständischen Gebiete mitnehmen, tun Sie unendlich viel Gutes und entheben mich der Notwendigkeit, selbst einen Streifzug dorthin zu unternehmen." Wir steckte« unser« Pfeifen an und lehnten «ns'in die Stühle zurück, während Eounrlley den Torfpoliziften wegschickt« und unS erzählt«, was er von Kapatea wußte. <Sie sind ja als Neuling mit Papua noch nicht so yertrant." wandte er sich zu mir,und fo^rrkläre ich Ihnen am besten erst einiges über die Bergbewohner." Ich will nicht versuche«. Dorre wiederzrrgrben, sondern darauf, das Wesentlichste von geben, was er mir erzählte. Als die Natur Neuguinea  .... ktonifcher Laune gewesen sein; denn sie schuf ein Land mit wilden, drohenden, furchtoebietenden Bergketten, wo da? Leben für die Wilden ein beständiger Kampf ums Dasein ist von der Wiege stis zum Grabe. Zn jeder Stunde um ­schwebt sie der Schatten des Todes; denn wenn sie nicht von den Feinden, hie jeden Stamm umgeben, erschlagen und anfgefresien werden, bedroht sie das Gespenst des Hungertodes als Folge'der häufigen Mißernten in ihren felsigen Gärten, die mit Baumstämmen überstreut und mit Zuckerrohr und Bataten bepflanzt sind. Tas Mld beschränkt sich aus ein paar Vögel, «in gelegentliches Känguruh, das kaum größer ist als eine Ratte, und vielleicht einen Emu, der sich aus dem Tiefland her verirrt hat. Es gibt stin anderes Fleisch als das erschlagener Heinde. So schätzt man in den Bergen seine Schwei- ue höher als sein« Frauen. Man mag sich nach jo gegen diese Rangordnung stränLen, selbst«in Zwanzig Meier hinter der Biegung mün- dete-er Pfad plötzlich auf eine lleine Lichtung. AIS   wir sie betraten, hörten wir ein-Knistern im Gestrüpp. Dann drang ein wildes Geschrei an- unser Ohr und das Dickicht um unS. das »och vor einem Augenblick so still und einsam gewesen war, wimmelte von Eingeborenen und starrte von chren Waffen. Ein einziger Blick genügte, mir zu zeigen, wie der Kreis um uns immer enger wurde. Ihre blutdürstigen Gesichter leuchteten schon vor Freude; denn sie dachten an den bevor­stehenden SchmauS. Im Augenblick erkannte ich den vollen Ernst unserer Lage. Jeden Augenblick mußte der Hagel von Geschossen über uns herein­brech:«,'dann würden die Wilden uns über­rennen und-mit mir und meinen beiden Poli­zisten war«s aus. Warum wir nicht schon längst über den Haufen gerckstnt waren, verstand ich nicht. Wie ein Blitz durchzuckte mich die Antwort auf diese Frage und die Lösung des Rätsels, bei hem drei Mensch:nleben auf dem Spiele standen. Ich ließ den Revolver fallen und riß de« breitkrempigen Hut vom Kopf, faßte mein Hemd am Halsband und streifte es ab. Dann schritt ich auf die Wilden zu. So lange etwa, als eine Uhr braucht, um ein halb dutzendmal zu ticken, standen wir da und starrten einander an, die nackten Wilden und ich. Dann wurden sie sichtlich verstört, ihre Reihen begonnen zu schwanken, sie schöpf­ten tief Atem, einer stieß rin langgezogencs lliii!" aus, und dann stürmten sie in wilder Flucht durch das Gestrüpp fort. Mein« Borausfetznng war richtig gewesen. Sie hatten nie zuvor einen Weißen erblickt, und als ich nun, bis zur Hälft« entlleidet, da­stand und die Sonnenstrahlen meinen Leib über gossen, waren sie bis ins Mark erschrocken. Dsr Trick kam uns auch später noch gut zu­statten, wenn wir den Eingeborenen bange- machen wollten. Wo dln ich dergekommen. Wo bin ich hcrgekommrn, wo hast du mich ausgelesen?" fragt« das Kind seine Mutter. Sie antwortete halb weinend, halb lachend und drückte das Kind an ihr, Brust. Dn warst verborgen in meinem Herze« als eine Sehnsucht, Liebling. Du warst in den Pnppen meiner Kinder­spiele: und wenn ich aus Lehm das Bildnis meines Gottes formte jeden Morgen, dana formt« und vernichtete ich dich. In all meinem Hoffen und Lieben, in meinem Leben, in dem Leben meiner Mutter hast du gelebt. Im Schoße des»nsterblichen Geistes, der über unserem Hause waltet, bist du genährt worden durch Menschenalter. In meiner Mädchenzeit, da mein Herz seine Blumenblätter aufschlotz, schwebtest du als ihr Dust darüber. Deine zarte Sanftheit blühte in meinen jugendlichen Gliedern wie rin Wolkenglühen vor Sonnenaufgang. Himmelserwähler Liebling des Morgen- lichtes, dn bist den Strom des irdischen Leben- heruntergcschwommen, und zuletzt bist dn an meinem Herzen gestrandet. Ich schaue in dein Gesicht, und Unfaß­bares überkommt mich. Tu, der olkcr. gehört, bist mein g-^>^rden. Bor Angst, dich zn verlieren, halt ich dich eng an meiner Brust. Welche^ Zauber Hot den I Schatz der Welt in diese meinoArme verstrickt!" 1 Rabindranath Tagore  .