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an ihrem Leibe, wusch sich mit den Pfoten das daß ihr niemand in der Welt hilft, daß sie nie­Blut vom Kopfse und wimmerte leise aus Mit- mand bedauert und mit ihr fühlt, und einem leid über sich selbst. Sie hörte auf, fich zu Menschen gleich, sich flar Rechenschaft ablegend, waschen und betrachtete mit großen, dunklen dachte sie: Menschenaugen die hölzerne Wand ihrer Kiste. Und da lam es ihr ganz flar zum Bewußtsein,

,, Nur im Kampfe erringst du deine Rechte."

Das Dftergefchenk.

Nach dem Französischen von H. Heffe.

Seit vier Jahren arbeitete der Kleine Lorenz Der Alte zuckte die Schultern der Grube. Lorenz, der Däumling, nannte wirklich nicht. man ihn, denn er war so flein. Man hätte es tatsächlich nicht glauben mögen, daß ein solcher Zwerg so fräftige Arme, ein so starkes Kreuz gehabt hätte, um die schweren Kohlenwagen in der schwarzen Tiefe zu schieben.

Er hatte nie ein Zuhause gehabt und alles war in seiner Jugend dem Zufalle überlassen. Sine Mutter, die früh gestorben, hatte er nie gefannt, und auch seinen Vater nicht, der wohl irgendein armer Bergmann gewesen.

So war er sozusagen wild aufgewachsen. Er hatte vom Mitleid anderer Leute gelebt war im Hospital groß geworden und hatte dann früh arbeiten müssen, um niemandem zur Laft zu fallen.

In seiner Einsamkeit hatte er eines Tages einen anderen Paria wie er getroffen, den alten Bürger. Es war auch ein Bergmann  , doch eine alte Ruine, physisch wie moralisch, einäugig und mißgestaltet und fast immer betrunken.

Als er eines Abends noch mehr wie ge wöhnlich getrunken hatte, traf der Alte den Tleinen Lorenz, der weinte.

Was ist dir denn, Däumling? Hast du vielleicht zu viel getrunken?"

,, Nein, ich habe Hunger."

Der Trunkenbold brach in Lachen aus. Dann aber nahm er den Lorenz mit in seine Behausung.

Es war wahr, der Bursche war frank ge­wejen, recht frant sogar, und hatte daher keinen Lohn bekommen.

Der Alte holte einen Beutel hervor: Da hast du zu nagen, Däumling!" Dann schlief er wie ein Tiger. Als er am andern Morgen wieder nüchtern war, machte der Bergmann   große Augen, als er das Bürschchen sah, und konnte sich auf nichts mehr besinnen.

Na," sagte er schließlich, wenn es dir gefäll:..

"

Welch ein Elend!" meinten die Leute. Der Kleine haust bei diesem alten Sträfling."

Der Alte hatte in der Tat schon fünf- oder fechsmal bei Vater Philipp" gesessen.

Doch er war gutmütig zu dem Däumling, und so in ihrem gemeinsamen Elend lebten sie ganz in Frieden.

Täglich verrichteten sie ihre Arbeit tief in der Grube, einer fern dem andern, und am Abend waren sie froh, sich wiederzusehen, und erzählten sich die Kleinen Ereignisse ihres Tag­

wertes.

,, Däumling, der Grauschimmel ist heute ge= stürzt, als er einen zu schweren Zug anziehen wollte, und Blitz war böse. Das arme Tier gräntt sich ja in dem schwarzen Loch."

Es war in der Tat ihre große Zerstreuung und Freundschaft, diese beiden alten Pferde, die wie sie in der Grube arbeiteten, doch ohne je­mals das Tageslicht wiederzusehen.

Als die Fastenzeit zu Ende ging, sagte der Däumling zu dem Alten:

Jetzt sind wir in der Karwoche. Da darf man sich nicht betrinken!"

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und trant

Es war ihm sogar eine Idee gekommen. In einem alten Strumpf legte er einen Nidel zum andern all das Geld, das er in dieser Woche nicht in die Schenke getragen.

Am Ostertag brachte er dann dem Däum ling einen schönen Kuchen, den er gekauft hatte. ,, Wie, das ist für mich?"

Für dich, Däumling." Aber warum denn?" Es ist doch Ostern!"

,, An Feiertagen macht man sich also gegen feitig Freude?"

Ja, denen, die man gern hat." Zum erstenmal fannte nun der Junge die Freude eines Geschenkes, das kein Almosen war, und dieser Ostertag blieb ihm im Gedächtnis als der schönste Tag seines Lebens.

Eines Abends hatte der Alte wieder ge= trunken und, vom Laster entkräftet, wurde er vom bösen Fieber befallen.

Däumling" jagte er, mit mir geht's zu Ende. Das kommt vom Trinken. Es läßt sich

ein

Ich muß Sie sprechen, Steiger."

m

Was ist denn los, Däumling? Das ist ja wahres Wunder. Sonst kann man ja nie ein Wort aus dir herausbringen."

Verlegen drehte der Bursche den Hut in den Händen.

Ich möchte nur um Erlaubnis zum Ans fahren bitten."

Du bist wohl nicht gescheit! Was willst du denn?"

Es ist nur so eine Idee von mir. J muß ettoas in die Grube bringen. Ich fann es nichtg gut fagen.

Der Steiger runzelte die Augenbrauen. Die Grube ist doch nicht zum Spielen da." Das weiß ich wohl.

Und trohdem willst du hinein?" Ja."

Der Däumling bekam die Erlaubnis zum Anfahren. Die Anschläger, die ihn auf den Förderforb fießen, faben zu ihrem Erstaunen, daß er ein großes Palet mitnahm.

Was hast du denn darin, Däumling? Oftereier?"

,, Vielleicht."

Unten in der Mitte angelangt, lud er der schweren Ballen auf die Schulter, und die Lampe vor sich hebend, drang er in einen langen, fin steren Gang.

Die Grube war still und leer wie ein Grab. Er ging und ging wohl eine halbe Stunde lang durch die von Stempelhölzern gestützten Gänge.

Endlich lam er an eine Art Nische, wo die beiden alten Pferde in ihrem Stalle vor einer mit Stroh gefüllten Raufe angebunden

nun nichts mehr ändern. Ich tat es, um zu zu wares fie den Burschen gewahrten, wieherten vergessen. Ich hatte nämlich auch einen Burschen die Pferde freudig.

wie du verloren. Na, lebe wohl, kleiner Kame­rad. Es ist doch dumm, so zu trinken. Ah, und noch eins! Grüße den Grauschimmel und den Blitz, die armen Tiere, unsere einzigen Freunde. Sei gut zu ihnen. Weißt du, man muß gütig sein im Leben..."

*

*

Nun war es fast acht Monate nach dem Tode des Alten, daß der kleine Bursche allein in der bescheidenen Hütte wohnte. Er hatte den Trunkenbold beerbt eine Truhe, zwei Stühle und einen fast neuen Bergmannskittel, den er anziehen würde, wenn er groß wäre.

Ohne jede Freude tat er jetzt seine schwere Arbeit, da er keine anderen Freunde mehr hatte als die beiden alten Pferde, die die schweren Rohlenwagen zogen.

Und er fühlte sich um so trauriger, da es wieder Ostern werden wollte, und er an dieses Fest im vergangenen Jahre dachte und an das schöne Geschenk des Alten.

Er hörte die anderen Burschen, die alle noch Mütter und Schwestern hatten, und die sich im voraus freuten.

Ich bekomme einen schönen neuen Anzug, Däumling!"

,, Und ich einen Geldbeutel mit einem neuen, blanken Taler darin!"

,, Und ich ein Geschichtenbuch." ,, Und du, Däumling, was friegst du?"

Träumerisch ging er seinen Weg, und die Erinnerung an die Worte des Alten beschäftigten seinen Geist: An Feiertagen macht man denen Freude, die man am liebsten hat.

Freude machen? Went denn? Nach dem Tode des alten Bergmannes, der so gut zu ihm gewesen war, hatte er sich mit niemand ange­freundet, und fein ganzes schlichtes Wejen wen dete sich dem Grauschimmel und dem Blih zn.

An der Stille in der Grube wußten fie,

daß heute Ruhetag war, und sie blieben auf

ihrer Streu liegen.

Da näherte der Däumling fich ihnen und streichelte sie mit der Hand.

" Da," sagte er, das ist für euch! Heute ift Feiertag!"

Dann pacte er aus, was er in dem Paket mitgebracht: grünes Gras und frischen, fetten Luzernklee, die nach dem Frühling dufteten. Da freßt mur!"

Das war das Ostergeschent des kleinen, braven Däumlings.

Für toen arbeiteft Du, Bater? Mußt du denn jeden Tag arbeiten? Jeden Tag sonst haben wir nichts zu

essen.

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Bekommst du denn Essen für deine Arbeit? Essen nicht, aber Geld dafür kaufen wir>> Essen, Trinken, Kleider und was wir sonst noch brauchen.

Die reichen Leute haben mehr Geld als wir. Da arbeiten fie wohl auch mehr?

Sie arbeiten weniger oder gar nicht. Woher haben sie da das Geld?

Sie lassen andere für sich arbeiten. Zum Beispiel mich und meine Arbeitskollegen, alle Arbeiter überhaupt.

Dafür geben sie dir doch Lohn?

Aber nicht so viel, als ich ihnen Arbeit liefere. Was ich mehr arbeite, nehmen sie sich, machen es zu Geld und steden es als Profit ein

Warum gibst du es ihnen?

Weil ich muz. Tue ich es nicht, werde ich entlassen. Dann habe ich keine Arbeit, kein Geld, und wir haben lein Brot.

Wenn du nun zu einem anderen Kapita­listen gehst?

Da ist es genau so.

Aber da find doch die reichen Bente Diebe,