الهلا

Feieraber

Feierabe

d

r. 4.

Enterhaltungsbeilage.

Die Entdeckung des Meeres.

Bon 2ubfoig Bauer.

1927.

abgesetzt, und vielleicht findet Rockefeller   bei einer seiner Stiftungen Unterstüßung. Wird man frühere Kohlenbergwerke nicht besich­tigen wie heute alte Raubritterschlösser, Byra­miden oder Katakomben?

Eine Sitzung der französischen   Alademie| fen, die mehr als hundertfach alle andern| nicht einmal einen Petroleumfönig? Er ist der Wissenschaften. Alte Gelehrte horchen, die Kraftquellen übertrifft. Schon dies wäre un­Hand an die Ohren haltend, dem Vortrage geheuer, doch in ihrer Entdeckung stedt noch des berühmten Chemiters Claude zu. Sonst eine andere, wahrhaft beklemmende Möglich­ist hier nichts überraschend, aber in diesem feit. Das falte Meertiefenwasser verliert aus­Augenblick gibt es im Saale atentlofe Span genützt nur wenig von seiner Stälte; es könnte nung, ein bewegtes, erregtes Schweigen; es zu unausgefeßter Abfühlung in wahrhaft weht die Luft großer Sensationen, Journa phantastischen Mengen den heißen Ländern listen drängen sich. Claude liest mit allen geliefert werden. Genau so wie heute Gas, Zeichen leidenschaftlicher Ergriffenheit einen elektrische Kraft, Trinkwasser in die Häufer Vortrag vor, der das Ergebnis langer Unter- geführt wird. Doch nicht bloß in Häuser und suchungen ist, die er gemeinsam mit dem In Fabriken. Es wäre reichlich genug vorhanden, genieur und bekannten Physiker Boucherot um auch für ganze Ortschaften abgegeben zu borgenommen hat. Und wenn all dies, was werden, sie abzutühlen die Temperatur dau­Claude vorliest, was die verblüfften Gelehr ernd herunterzudrücken. Ein Kubikmeter ten hören, nicht rrtum ist, Vevivirrung und Meertiefenwasser entspricht an Kälteeinheiten Selbsttäuschung, so erlebt hier die Menschheit nach dem Vortrage von Claude- Boucherot einen entscheidenden Augenblick; eine neue 100 Kilogramm Eis. Er schlägt eine Ver­Epoche beginnt, noch schärfer von ihren Vor- wertung vor, die 100.000 Stubifmeter faltes gängerinnen unterschieden als in den Augen- Wasser in der Stunde herausholen würde. blicken, da Columbus beim vermeintlichen Das würde bedeuten, daß 30 oder 40 mit Indien   Anker warf, Gutenberg   seine ersten Eis vollbeladene Güterzüge in jeder Stunde Bibeln druckte, Berthold Schwarz   seine Bil- in eine solche Tropenstadt geliefert würden. vertörner mengie, die erste Eisenbahn schwer- Der Atem stockt, wenn man solche Prophe­fällig ratterte. Denn das, was die Herren Claude und Boucherot gefunden haben wol­leu, was sie als möglich, greifbar, morgen wirklich ankündigen, heißt nichts weniger, als daß eine ewige Energiequelle gefunden ist. Kohle ist vorgestern, Wasserkraft gestern, Be­troleum heute, dies aber ist morgen und übermorgen, fagen fie. Sie haben die schaf­fende Kraft im Meere entdeckt und sie kommen mit Berechnungen und Behauptungen, ver­blüffend, dem Laien märchenhaft scheinend, doch gedeckt durch ihre Namen und ihre Ar­beit, durch den ganzen Ernst dieses Saales and die dumpfe Erwartung, die ihnen entge­genschlägt.

Das ist es, was sie bieten: die Aus nübung des Temperaturunterschiedes, der in den Tropenmeeren zwischen dem heißen Was fer der Oberfläche und dem eisigen der gro­Ben Tiefen besteht, wo die Strömungen von den Polen   fließen. Und sie führen aus, wie durch ein System geringen Drudes, durch Ausnutzung physikalischer Gesetze eine bestän­dige und ungeheure Strafiquelle geschaffen werden könnte. Die andauernde Differenz der Temperatur zwischen Tiefe( von 1000 Meter an) und Oberfläche beträgt 22 bis 25 Grad. Durch thermodynamische Aktionen wäre es möglich, hier eine Leistung zu fchaf

Von all dem steht natürlich nichts in den Ausführungen und Berechnungen der beiden französischen   Gelehrten, sie haben ihre Rech­nungen, Tabellen, Beweise, und es kann dent Unkundigen natürlich nicht einfallen, irgend­ein Urteil über ihre Erfindung abzugeben, so wenig wie er wagen wird, sie Utopien zu nennen. Was sie vorschlagen, mag möglich oder unmöglich sein, es ist jedenfalls um nichts wunderbarer als die um den Erdball freisende Menschenstimme, als die gebändig­ten Wasserfälle, die Kraft, die in einem Ra diumatom stedt, als hundert Dinge und Er­findungen, die wir als Selbstverständlichkeit bedentenlos in jedem Augenblick hinnehmen. Mag sein, daß dies ein Irrtum ist oder eine Umwälzung, deren Umfang wir heute auch noch nicht im Entferntesten erfassen können; zeiung vernimmt. Die Entdeckung des Mee- darüber wird erst die Zukunft entscheiden. res als motorische Kraft würde zugleich das Doch wir haben gelernt, dem Worte ,, unmög Ende der Tropen bedeuten. Afrika   würde auf- lich" zu mißtrauen, wir, die wir die Entfer­hören, der heiße Erdteil zu sein. Unendliche nung besiegt, den Raum verkleinert, Arten Gebiete dort find dünn bevölkert, müssen es verändert, dem Tode Bild und Stimme der sein; die Hige gestattet weder eine andauernde Sterblichen entrissen haben, und darauf aus Arbeit noch kann der ausgedörrte Boden sind, ihm eine erneuerte Jugend abzulisten. Frucht geben. Es fehlt an Existenzbedingun- Warum sollte dies, was die Herren Clande gen für Wälder, die qußbaren Tiere können und Boucherot verkündigen, unmöglich sein? fich nicht entwickeln. Aber die Herren Claude Gewiß ist aber, und dies verkündigen sie und Boucherot haben ihre thermodynamischen selbst, daß die Errichtung einer solchen An­Berechnungen gemacht, und so nebenbei ver- lage, welche die motorische Kraft des Meeres ändern sie damit, wenn man ihnen glauben ausnüßen soll, daß die Umwandlung von darf, das Angesicht der Erde. Mit einem etwa 100.000 Stubikmeter Meerwasser durch Schlage werden viele Millionen Quadratkilo feine Wärmedifferenz efiva 10 Millionen meier Boden zu Fruchtland, in das ein Dollar beanspruchen würde. Nur" 10 Mil­Strom von Einwanderern sich ergießen fann. lionen Dollar, fagt ein fachfundiger Bericht Alle Lebensbedingungen verändern sich. Tro- darüber, sagt es ganz ohne ronie; denn es penkrankheiten werden ein unbekannter Be wäre ja damit eine gleichmäßige, nie ver­griff. Die Tsetsefliege stirbi aus, Fauna und fagende Straftquelle geliefert, deren Nebenpro­Flora der Tropen verschwinden. Dem Tiger dufte die Stälte, ausreichen würde, un unge fröstelt, die Papageienschwärme schreien zor beure Gebiete bewohnbar zu machen, die nig in Landschaften, die sie nicht mehr ivie menschliche Arbeitskraft dort ins Europäische dererkennen, die Affen, unfere armen Ver zu steigern, also zu vervielfachen, und wer wandten, verlieren ihr lebtes Heim. Tier- einen Rechenstift zur Hand nimmt, der wird und Pflanzentragödien vollziehen sich, wäh- sogleich die Bilanz ziehen können, daß allein rend zugleich alle Bedingungen des Eriver jenes Nebenprodukt ausreichen würde um bes, der Besiedlung und industriellen Erzen eine vortreffliche, unermeßliche Verzinsung gung zauberhaft umgestoßen find. Gab es 1 jener armseligen ersten 10 Millionen Dollar