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waren.

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lonne von zweihundert Trägern durch Luebo öfters zu fommen. Drei Besuche sind für| Schiffes als ich. Sein Nachfolger, ein Hollän­gekommen sein, die sämtlich Menschenfresser einen Mann genug," sagte er, die Eingebo- der, war bereits eingetroffen; und der vierte, renen fagen fich: Der weiße Händler ist be- der Assistent, war ebenfalls noch nicht lange Trotz alledem erschien es mir so unge- reits da, nun werden die Bulamatari und dort, ein junger Mensch von zwanzig Jah­heuerlich, daß im Jahre 1923 derartige Ver- die Soldaten bald folgen."" Die meisten ren, frisch aus   Lüttich gekommen, und schon hältnisse noch möglich sein sollten, daß ich bei Handelsniederlassungen liegen auf dem lin- vom Fieber zermürbt. einer großen Zahl von Leuten, Weißen so- fen Flußufer, der Verkehr mit dem Seen- Hier hatte ich nun den   Kongo vor mir, wohl als Schwarzen, Erkundigungen dar- gebiet auf dem rechten wird durch Walfisch- wie ihn meine Knabenträume sich ausgemalt über einzog. Der eine meiner Gewährsleute boote aufrecht erhalten, die dort   Kopal und hatten. Es gab Papageiensuppe, Bingafisch war der Sohn eines Häupilings; ex meinte, Solz holen. Von dem Kopal wird viel nach und Palmenkohl zu essen; auf der Sandbank Menschenfleisch sei im Geschmack jedem ande-   Europa ausgeführt; das Holz aus den im Fluß sonnten sich Krokodile. Und die Ge­ren vorzuziehen. Ein anderer Schwarzer, mit Sümpfen um den See Leopold II  . indessen schichten! Stundenlang hörte ich den Leuten dem ich mich durch Vermittlung meines Be- bleibt in   Afrika, es wird nach den Ländern zu, was sie aus dem dunklen Land hinter uns gleiters, eines von der alten Garde", ver- der Baluba und Lulua verkauft, wo seine von ihren früheren Erlebnissen zu erzählen ständigte, wandte sich plötzlich an den Belgier Rinde als Farbstoff Verwendung findet wußten: Geschichten von Elefantenjagden; mit den Worten: Aber Sie sind doch schon das Rot, mit dem sich die jungen Mütter von Freunden, die das Schwarzwafferfieber so lange hier, warum fragen Sie mich denn bemalen. dahingerafft hatte; von einem Stamm am über derartige Sachen? Sie wissen doch selbst, Der schönste Teil meines Flußlebens" See Leopold II  ., der roten Ton ißt; und von daß Menschenfleisch besser schmeckt als Zie- waren die Tage in Lubue; wie in einem Pal- einem andern, bei dem jede verheiratete Frau genfleisch." Er meinte also, daß der Europäer menhain eingebaut, schmiegt sich der Ort, ein über den vierten Teil ihrer Zeit frei ver­tatsächlich schon Menschenfleisch gegessen Zentrum der Compagnie du Kassai, an das fügen kann. Jeder vierte Tag gehört ihr; sie hätte, und mein Begleiter sagte, es wäre sanft geneigte Flußufer mit dem Urwald als fann tun, was sie will, und sich als Gefähr nicht ausgeschlossen, daß die Eingeborenen Abschluß im Rücken. Von den vier anwesen- ten suchen, wen sie will. Ihr Mann muß an ihm welches vorgesetzt hätten, ohne daß er es den Weißen wurde ich freundlich aufgenom- dem Tage ihrer Hütte fernbleiben und hat gewußt hätte. men. Der eine, ein Direktor der Gesellschaft, fein Recht auf Einspruch, wenn ein anderer einer der ältesten von der alten Garde", be- seinen Platz einnimmt. Geschichten von den fand sich nur vorübergehend auf einer In- Holzpfeilen mit vergifteter Spitze, womit die spektionsreise dort. Der Geschäftsführer der Badinga Affen und Ratten schießen, und von Niederlassung, ebenfalls Belgier, war reise- den Pfeilen mit Metallspigen als Waffe fertig für die Heimfahrt und nicht minder gegen Menschen, die nicht vergiftet sind, weil ungeduldig in der Erivartung des nächsten der Stamm fein Giftrezept dafür kennt.

Die Unteriverfung der Stämme an den Flüssen und am See Leopold II  . schreitet lei­der nur sehr langsam fort. Ein mir befann ter Kaufmann, der Palmnüsse und Kautschuk einhandelt, erzählte mir, daß er sich frei unter ihnen bewegen könnte, aber er wagte nicht,

Aus einem Gedichtzyklus: ,, Bergieute".

Bon Kurt   Kläber.

IV.

Der Aufrührer,

Es ist nur einer aus den dunklen Massen, Doch seine Sendung hat ihn jäh erhöht; Und seine Worte gellen durch die Gassen, Als wäre er schon immer ihr Prophet. Er spricht nicht viel. Es sind die kleinen Worte, Die ihrer Armut beigegeben sind. Doch jedes wächst und wird zu einer Pforte Und steilt sich hoch, als sei es Sturm und Wind. Und wird Orkan, und braust durch ihre Mauern, Als trüg er alle ihre Sehnsucht mit. Die Frauen werden schön. Die Kinder kauern. Die Männer heben sich. Dumpf hallt ihr Schritt.

Das Märchen.

Von Alexej   Tolstoj.

Das Bild.

Einst bekam das Schwein den Wunsch, eine Landschaft zu malen. Es näherte sich der Planke, wälzte sich im Schmuß, und dann streifte es mit seinen schmierigen Hüften an der Planke herum. Das Bild war fertig.

Das Schwein entfernte sich ein wenig, blin zelte und grunzte.

Aber das Schwein würdigte ihn feines zen Vorfall überhaupt gar keine Gedanken ge­Blickes. habt; denn sein Gehirn ist kleiner als eine Erbse. Das Schwein lag auf der Seite, hörte den So ist die Sache. Lobreden zu und grunzte.

Um diese Zeit faut ein Maler, stieß das Schwein mit dem Fuß und begann die Planke mit roter Farbe zu bemalen.

Das Schwein quietschte und lief zum Vich hof.

,, Mein Bild ist vernichtet! Der Maler hat es mit Farbe beschmiert... Dieses Leid kann ich nicht überleben....!"

,, Barbaren, Barbaren..." girrte die Taube. Auf dem Viehhof schrie alles ach und weh, man tröstete das Schwein, und nur der alte Ochse sprach:

Der Kater Waßita.

Bei dem Kater Waßjka brachen wegen Al­tersschwäche nach und nach alle Zähne aus. Und wie groß war sein Vergnügen, wenn er Mäuse jagen konnte!

Ganze Tage lang liegt er nun vor dent war­men Defchen und denkt: Wie könnte ich meine Zähne in Ordnung bringen...?

Und er fam wirklich darauf, ging furzer hand zur alten Zauberin.

,, Großmütterchen!" murrie der Kater ,,, tau­sche mir meine Zähne aus, gib mir scharfe, ,, Es lügt, es wird die Sache schon über eiserne, die meinigen habe ich mir schon lange abgebrochen!"

leben."

Das Mäuschen.

Neber den hellen Schnee läuft das Mäus­chen, hinter sich einen schmalspurigen Weg las­send, den die Abdrücke seiner Pfötchen gezeichnet haben.

Das Mäuschen denkt nichts; denn sein Ge­hirn ist fleiner als eine Erbse. Das Mäuschen fand im Schnee einen Tannenzapfen und blin­zelte ständig mit dem kleinen Auge, ob der Marder nicht in der Nähe war.

Der böse Marder aber troch schon nach der Da sprang ein Star dazu, hüpfte vor das Spur des Mäuschens und kehrte mit seinem Bild, piepste und sprach:

Schlecht, langweilig."

roten Schwanz den Schnee.

Er hat das Maul schon aufgerissen und war Wie?" meinte das Schwein, wurde unzu- tet nur auf den Augenblick, wo er sich auf das frieden und verjagte den Star. Mäuschen stürzen wird...

Es kamen Truthennen, nickten mit den Häl­sen und sagten: Wie lieb, wie lieb!"

Und der Truthahn schlug mit den Flügeln Herum, blies sich auf, daß er ganz rot wurde und krächzte: Was für ein großes Werk!"

Kam ein abgemagerter Hund herbeigelan­fen, beschnupperte das Bild und sagte:

Nicht schlecht, mit Gefühl... Arbeiten Sie nur so weiter!" Und hob das Hinterbein auf.

Das Mäuschen aber zerkragte sich plötzlich die Nase an dem Zapfen. Und vor Schreck fiel es in den Schnee, tief hinunter, nur sein Schwänzchen wedelte. Und es ist verschwunden.

,, Nun, meinetwegen!" sagte die Zauberin, ,, aber dafür wirst du mir das geben, was du mit den neuen Zähnen als erste Beute erwischen

wirst.

Der Kater schwor, nahm seine eisernen Bähne und lief nach Hause.

Bei Nacht aber ist er ungeduldig, geht von Bimmer zu Zimmer und schnuppert nach den Mäusen.

Plötzlich flimmert etwas, gerade vor ihm. Er warf sich darauf, aber verfehlte sein Ziel. Er ging weiter und wieder flimmerte

etwas.

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,, Warte nur," dachte Kater Waßika, blieb, stehen, schielte, drehte sich um und wirbelte wie ein Kreisel, erfaßte mit den eisernen Zähnen seinen eigenen Schwanz.

Und in der Sekunde tauchte die alte Zau­berin auf.

,, Gib mir," sagte sie ,,, den Schwanz gemäß unserem Uebereinkommen." Der Kater murrte, miante, überstürzte sich vor Tränen. Nichts zu Der Marder knirschte mit den Zähnen. So machen! Er gab ihr den Schwanz und blieb ein Bech! Und der Marder wanderte gemächlich zurück fupiert. Tagelang liegt er vor dem auf dem weißen Schnee weiter. Bös, hungrig Defchen und denkt: wohl dem, der ihm nicht begegnet!

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Oh, wäret ihr geblieben, wo ihr wart, ihr Und das Mäuschen hatte über diesen gan- leisernen Zähne...!"