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Hier war ein Mann, der in seinem Leben wahrscheinlich niemals etwas getan hat, um die­fer lahmen Welt weiterzuhelfen, und der nun für das Vergnügen einer Nacht ein halbes Tau­send Dollars hinlegte.

Am nächsten Tag las ich in einer Pariser Zeitung, daß Monsieur Fabre im Alter von 84 Jahren Hungers gestorben sei.

Und wer Monsieur Fabre? Er war der große Kenner und Schilderer des Lebens der Insekten.

Viktor Hugo nannte ihn den Homer der Insekten" Charles Darwin   zählte ihn zu den größten Auserwählten der Welt.

Frederic Mistral  , der provenzalische Dichter, der den Nobelpreis erhielt, erklärte Fabre als einen ebenso großen Poeten als Gelehrten.

Es war das Werk Fabre's, das Maeter­tecler" ermöglichte. lincks ,, Leben der Bienen" und Rostands Chan­

Alt, allein, von einer Krankenschwester ge­Pflegt, die Pfeife mit dem einzigen Finger fül­lend, der nicht lahm geworden war, zog er dem Tod enigegen, hungrig, von der Welt vergessen. Und wenn der russische Edelmann sein 500 Dollars- Abendessen in Nizza   beendigt hat, fährt er nach Paris   zu einem 1000- Dollars

Abendeffer.

Wie man Mähnenlöwen erlegt.

Von Rudolf de Haas  .

Im Verlage Hesse& Beder in| Lauer. Mit ihm zugleich sahen alle Weißen Leipzig   erſcheint demnächst ein feſſeln- und Schwarzen höchlichst intereſſiert den kom­des Buch über Ostafrika  , das den Titel menden Dingen entgegen. ,, Die Meuterer" führt. Der Verfasser, Rudolf de Haas  , schilder: darin aus eigener Erfahrung die Abenteuer, die einige deutsche Reiter während des Weltkrieges in Afrika   erlebten. Den nachfolgenden Abschnitt geben wir mit freundlicher Erlaubnis des Verlages wieder.

Gegen Mitternacht   war wieder Alarm. In wilder Panik hatten die Ochsen den Dornentral durchbrochen, wie in der Nacht zubor, und das Weite gesucht. Wieder war der Löwe erschie nen, um seinen Tribut zu heischen.

Keiner der Weißen hatte sich vom Lager erhoben; die Fruchtlosigkeit jedes Versuchs, in der Finsternis etwas auszurichten, war von bornherein allen klar. Als der Morgen grante, fanden Askari, die die Spur des Raubtiers auf­nahmen, ganz in der Nähe des Krals einen Ochsen, der von dem frechen Einbrecher aus der Umzäunung geschleppt und zur Hälfte aufge­fressen worden war.

Das ganze Lager verwunderte sich über die Dreistigkeit des Räubers. Die Nähe der Men schen flößte ihm augenscheinlich keine Furcht

mehr ein.

,, Warte nur, Bursche!" sprach Strecker, der einen Einfall hatte ,,, dir wollen wir bald genug das Handwerk legen!"

Wie jedermann, wußte auch der kleine Schwabe, daß Löwen  , die ein Stück Wild   ge­rissen haben, mit Vorliebe in der folgenden Nacht zu dem Riß zurückkehren. Darauf baute er seinen Plan.

Sofort machte er sich ans Werk. Um den Riz herum errichtete er einen Dornverhau, den auch das mächtigste Raubtier so leicht nicht über­springen konnte. Nur an einer Stelle ließ er einen bequemen Eingang frei.

Rechts vom Eingang baute er in Brusthöhe des Löwen   ein altes 71er Gewehr auf, das er zuvor geladen hatte. Die Waffe war in geschid ter Weise in den Büschen verborgen und ließ nur die Mündung frei. Links vom Eingang stand ein kleines, aber starkes Stämmchen. Von diesem Stämmchen aus spannte er eine starke Schnur quer über den offenen Eingang bis zum Gewehr, zog sie straff und verband sie dann durch eine Hebelvorrichtung mit dem Abzug. Jedes lebendige Wesen, das ahnungslos durch den Eingang auf den Riß zuging, drängte die Schnur zurück und brachte auf diese Weise die Waffe zur Entladung.

Die Lagerbewohner waren rechtzeitig vor dem Betreten der Stelle gewarnt worden. Mit der größten Ungeduld erwartete der Vizefeld­webel den Untergang der Sonne und lag dann in atemloser Spannung in seiner Hütte auf der

Sie kamen schneller, als man gedacht hatte. Gegen halb elf Uhr ertönte ein Schuß. Am liebsten wäre der Jäger sofort aufgesprungen und nach der Falle hingestürmt, um das Ergeb­nis seiner Künste festzustellen. Das halbe Lager hätte sich ihm mit Vergnügen angeschlossen.

Aber die Vernunft siegte, bei ihm wie bei allen andern. In der stockdunklen Nacht wäre jede Annäherung an die Falle eine Vermessen­heit gewesen, die unter Umständen Selbstmord bedeutete. Niemand konnte jagen, ob der Löwe nicht trotz schwerer Verlegung noch Kräfte genug besaß, sich an seinem Feinde zu rächen. Man fannte Fälle genug, in denen das tranfgeschoſ. sene Raubtier sich auf den Gegner gestürzt und ihm für alle Zeiten die Lust zu solchen Strei­chen benommen hatte.

dann wußte er, woran er war. Kein argwohn­erweckendes Geräusch ließ sich hören. Der Löwe war tot, mausetot, oder aber mit leichtem Streif­schuß entkommen. Vielleicht hatte er sich auch mit seiner letzten Kraft weiter in den Wald hinein­geschleppt, wenn er ernstlich getroffen war. In diesem Fall mußte ein ganzes Aufgebot von Schwarzen auf die Spur gesetzt werden, wollte man seiner habhaft werden. Blitzschnell waren ihm alle diese Gedanken durch den Kopf geschossen. Der quälenden. Un gewißheit mußte er auf der Stelle ein Ende machen. Mit gespanntem Hahn trat er einen Schritt weiter und spähte um die Ecke.

,, Hurra!" wollte er eben ausrufen, als ihm der Lant in der Kehle steden blieb. Ein dunkler Körper lag unmittelbar am Eingang zum Riz, starr und leblos, aber es war fein Löwe. Die Freude schwand aus den Zügen des Jägers und machte einer tiefen Enttäuschung Platz.

" Fifi!" murmelte er. Wie schade! Nur eine

"

und ich hatte mich so euf den Löwen  

gefreut!"

Ja, es war nur eine Fifi, eine Hyäne, eine der ganz gewöhnlichen gefleckten Hyänen! Das erkannten auf der Stelle auch die beiden Askari, die mittlerweile herangekommen waren

Mit der trotzdem gebotenen Vorsicht gingen alle drei hin. Die Hyäne hatte ein Gebiß, das mit dem des Löwen   an Stärke wetteiferte. In Afrika   war man an Ueberraschungen gewöhnt.

,, Amekwisha kufa zamani!" sagte einer der Askari. Alles Leben ist längst aus ihr ent flchen!"

Er hatte recht; der Augenschein war dies­mal nicht trügerisch gewesen.

Man.mußte es dem Schwaben lassen, er be­laß eine bewundernswerte Ausdauer. Kein Miz­erfolg lähmte je seine Energie.

Als der Abend kam, war die Hyäne abge­Der Vizefeldwebel fand in dieser Nacht kei- schleppt, um irgendwo draußen im Busch ihren nen Schlaf mehr. Er hatte noch nie einen 20- Stammesgenossen zum grausen Mahl zu die­wen geschossen und brannte nun darauf, die nen. Die Selbstschußvorrichtung hatte man wie­herrliche Trophäe in Augenschein zu nehmen. Der in Betrieb gejezt. Träge reihten sich die Minuten aneinander und wollten sich nicht zu Stunden auswachsen. Die Stunden schleppten sich wie Schnecken durch den Kreislauf der Zeit und krochen mit einer Lang jamkeit dahin, die eine Marter bedeutete. Die Nacht wollte und wollte nicht weichen.

Gegen neun Uhr abends krachte ein Schuß, und wieder verbrachte der Vizefeldwebel eine Nacht, die nicht enden wollte. Alle anderen Wei­Ben schliefen sofort wieder ein. Keiner bezwei felte, daß eine weitere Fifi ihre Aasgeier mit dent Leben bezahlt hatte; auch Strecker selbst be­fürchtete es.

Als der erste grane Streifen über dem Walde aufdämmerte, schlich Streder am Kral Sobald der Morgen anbrach, schlich er ve­vorbei, dem Baume zu, an dem er die Falle auf- hutsam wie am Tage zuvor zu der Stelle, an gestell: hatte. In dem Halbdunkel jenseits der der die Ueberreste des Ochsen lagen. Keiner der Lichtung, auf der die Ochsen nach mühseliger| Reiter hielt es der Mühe für wert, ihn zu be­Verfolgung glücklich wieder untergebracht wor gleiten. Jeder nahm an, der Löwe, der schon den waren, mußte er sich erst einmal nach der die vorletzte Nacht nicht gekommen war, habe Stirne greifen; fast hätte er den Stamm nicht längst auf den Riß verzichtet und anderswo Er­wiedererkannt, vor dem der Riß lag. jazz gefunden. Nur eine Hyäne fonnte den Ort betreten, der durch den Schweißgeruch einer ver­endeten Hyäne verpestet war.

Einen Augenblick zögerte er, sich weiter vor­zuwagen; die nächste Minute konnte unter Um­ständen verhängnisvoll werden. Als er sich um­Streder hatte sich diesmal die Sertlichkeit sah, weil er ein Geräusch gehört zu haben glaubte, erblickte er zwei Askari, die sich rasch bei Tage genau eingeprägt und einen Punkt aus. näherten; augenscheinlich hatten auch sie ihre findig gemacht, von dem er ſofort einen umſaſ­Neugierde nicht länger bezähmen können. Vor senden Ueberblick gewann. In wenigen Minu­den beiden Schwarzen hätte jedes Zandern einen en war er angelangt. Tiefe Stille herrschte fatalen Eindruck gemacht. In schneller Ent- ringsum. Es war genau wie tags zuvor. schlossenheit schritt er weiter, auf jede Möglich­feit gefaßt, bleich, behutsam, aber durchaus Herr seiner selbst

Die Lage wurde durch das Gelände kom pliziert. Der Wald war an dieser Stelle außer ordentlich stark mit Unterholz bewachsen und ge= stattete gar keine Uebersicht. So war es ganz natürlich, daß der kleine Schwabe, wie beherz: er auch sonst war, den Puls denn doch etwas schneller schlagen fühlte, als er dem verhängnis vollen Baume nähergekommen war.

So, jetzt war er an Ort und Stelle. Nur um das nächste Geſträuch brauchte er zu spähen,

Vorsichtig spähte er hin. Der Platz war leer. Im nächsten Moment trat er in die Lichtung hinaus und schritt auf die verhängnisvolle Stelle zu. Die Schnur war zerrissen, das Gewehr ab­geschossen, eine Schweißspur nicht zu ſehen

Erstaunt wandte er sich um und stieß im gleichen Augenblick einen hellen Jubelschrei aus. Acht Schritt vor ihm lag ein prächtiger Mähnen. lowe   in einer Senke und rührte sich nicht mehr. Allem Anschein nach hatte er den' ödlichen Schuß mit einem mächtigen Luftsprung quittiert, sich überschlagen und, ohne den Boden noch ein­mal zu berühren, den Sturz in die Mulde getan.