الاول
Feierab
Jr. 21
hi
interhaltungsbeilage.
Feierabe
Begegnung nach dem Kriege.
Nach einer Skizze von Guido Milanefi.
Kälte, Schnee und Regen hatten ihn, der Mit einer Binde über dem Auge hinkte ein unlängst aus seiner Heimat hierher gekommen, Kellner vorbei; zwei an einen Stuhl gelehnte von den dunklen, unfreundlichen Straßen der Krüden rebeten gleichfalls eine deutliche Hauptstadt vertrieben. In den zu ebener Erde Sprache. gelegenen Saal des Hotels hatte er sich geflüch
Ein paar Krüden ! Ihr Besizer saß nahe tet, wo, obgleich es erst vier Uhr war, das elek- dem Gast, im Umkreis der Stühle desselben trische Licht wie in einer ununterbrochenen Tisches. Er sah den Mann an. Ein blaffer, blonNacht brannte. Auf der bunten Marmorimitation der Wände, auf dem an der Decke verschwendeten Gold, gliserten theaterhafte Lichtwirkungen; an der Seite befand sich ein Orchester neben einer Galerie, von welcher eine Treppe zu einer Art Basilika führte, die man zu Ehren der Göttin der Ernährung errichtet hatte. Man hörte Puccini im Verein mit einer Musik, die von den Rothäuten oder aus dem Innern Argentiniens stammte.
Der einsame Gast rauchte Zigaretten; vor ihm stand ein sarkastisch als Mokka bezeichnetes Kaffeesurrogat unb weiße Flüssigkeit, welche o Fronie! Milch bedeuten sollte. Die immer gleiche und doch stets sich wandelnde Szene die. ses Menschenmeeres fesselte den Fremden.
1928.
der ab, uni das stets wechselnde Bild zu genie Ben; sie glichen zwei Inseln des Schweigens in einem Ozean von Stimmen.
Aber plötzlich geriet der Krüppel in Betwe gung. An den Tischen vorbei drängte sich ein Herr auf ihn zu, mit der Haft eines Menschen, der einen langen nicht gesehenen Freund findet. Der mechanisch Zeitung durchblätternde Italiener beobachtete die herzliche Begrü Bung, die zwischen den beiden stattfand. Der Stoff des zwischen seinen Nach barn sich entwickelnden Gespräches wedte bald sein Interesse; er las nur scheinbar, um unauffälliger zuhören zu können.
,, Eine italienische Granate hat mich getroffen..."
Die beiden hatten sich seit 1917 nicht mehr gesehen; seit der Zeit, wo der später Gekommene ein deutsches Unterseeboot bejchligte, während der Verstümmelte der österreichischen Marine angehörte.
Der Jtaliener vernahm die Fragen: „ Was führt dich nach Berlin ?"... " Bei welchem Kampfe wurdest du verwundet?"
Ein grausiges Lächeln mit dem entstellten Kiefer ging der Beantwortung der Fragen voraus. Der Krüppel reifte über Berlin nach Hamburg , um in Amerifa eine Stellung bei einer Schiffahrtsgesellschaft anzutreten.
An Bord der Novara war es.„ Es iſt die Art der Blessierten, Zeit und Um ständ: ihrer Verlegungen auf das genaneste anzugeben So erzählte der Desterreicher:„ Es war der Morgen des 28 November 1917..."
Die Zeitung zitterte in den Händen des Zuhörenden.
Der Name dieses Schiffes und die
Es war nicht schwer zu mutmaßen, aus welchen Elementen die Mehrzahl diefer Menge, die sich einer sogenannten mondänen Zeitreuung hingab, sich zusammenfeste. Man sah aus Amerika zurüdgefehrte Deutsche, die auf Kosten der in einen Abgrund versunkenen Mark ein vergnügliches Dasein führten; hier und da amüsierten sich Schieber überlaut, jie schienen sich in ihrem unbestrittenen Dominium zu befinden, froh darüber, daß ihnen Spekulationen während des Todeskampfes der deutschen Mar! geglüdt waren. Es fehlten auch die schimmernden Sterne der Mensch war es, mit zertrümmerten, unglück| Daten!.. Eine der Novara voranjahrende Flotvon Damen nicht, deren weitgeöffnete Augen von lich ersetztem Unterkiefer. Eine starre Grimasse! unendlich schönen Verheizungen und winzigen Vielleicht einer aus den Argonnen , von Verdun , Anopineinträufelungen zeugten; sie warteten vom Chemin des Dames.... Auch er war ein auf den ersten, fie fixierenden Blick, der in einem Einsamer, auch er beobachtete die Anwesenden, stummen Gespräch arithmetischer Natur sich an vielleicht aus feinem anderen Grund, als die sie wendete. Auch die Aristokratie war vertreten; durch unseren Organismus bedingte Stunde in den minder beleuchteten Ecken saßen Repräsen- die des Effens zu erwarten. tanten vornehmer Abkunft; sie waren gekommen, Da geschah es, was einem mysteriösen Geum eine Stunde Freude nach dreinndzwanzig seh zufolge zwischen Mensch und Mensch immer Unter seinem Stommando geschah es! Die Stunden finsterer Entjagung zu genießen, in zu geschehen pflegt; der Verstümmelte jah zu dem Telemeter der Batterien tasteten den Raum mit düsterem Schweigen verharrten jie, vielleichi anderen Vereinsamten hinüber, sekundenlang unsichtbaren Händen ab nach den feindlichen hatte mancher socben eine schadhafte Stelle an hafteten ihre Blicke ineinander, ohne daß ein Schiffszielen und die Telephone übermittelten feinen gutgepflegten Schuhen entdeckt. anderer Ausdruck darin lag als der völliger In- längs der Feuerlinie den Befehl, auf die Novara differenz. Darauf wandten sich beide voneinan- zu halten; es war nichts zu hören als der Rhyth
Auch Spuren bes Arieges mangelten nicht.
tille aus sechs Torpedobootszerstörern war im ciften Morgengrauen aufgetaucht, um unsere Stüfte zu attadieren bei...... in einer Einbuchtung jüdlich der Bomündungen zwischen Po di Primaro und den Fiumi Uniti“, fuhr der Desterreicher fort...
Fronie des Schicksals! Es war fein Zweifel möglich!