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Kameraden.

Das Kriegsbuch eines unbekannten| zu dem Wunsch, liegenbleiben zu können. Meine Soldaten m Westen nichts Glieder fleben am Boden, ich mache einen ver­Neues" von Erich Maria   Re- geblichen Verjud); sie wollen sich nicht lö­marque, gibt das aufwühlende Er- sen. Ich presse mich an die Erde, ich kann nicht lebnis einer Generation, die von der vorwärts, ich faise den Entschluß. liegen zu blej­Schulbank in den Schüßengraben zog ben. Aber sofort überspült mich die Welle er und unter Blut und Tod ihre Jugend nent, eine Welle aus Scham. Reue und doch begrub. Wir geben hiermit Erlaub auch Geborgenheit. Ich erhebe urich ein wenig, nis des Propyläen- Berlages, um Ausschau zu halten. Meine Augen brennen,  Berlin, der den Roman soeben er so starre ich in das Dunkel. Eine Leuchtkuge! fcheinen ließ eine Probe von der geht hoch; ach ducke mich wieder. großartigen und grimmigen Sachlich­feit des Wertes:

Neben mir zischt eine kleine Granate ein. Ich habe sie nicht kommen gehört und erschrecke heftig. Im gleichen Augenblid faßt mich eine finnlose Angst. Ich bin hier allein und fast hilflos im Dunkeln- vielleicht beobachten mich längst aus einem Trichter hervor zwei andere Augen, und eine Handgranate liegt wurffertig bereit, mich zu zerreißen. Ich versuche mich auf zuraffen. Es ist nicht meine erste Patrouille und auch keine besonders gefährliche. Aber es ist meine erste nach dem Urlaub, und außerdem ist das Gelände mir noch ziemlich fremd.

Ich mache mir flar, daß meine Aufregung Unfinn ist, daß im Dunkel wahrscheinlich gar nichts lauert, weil sonst nicht so flach geschossen

würde.

Ich kämpfe einen sinnlosen, wirren Kampf, ich will aus der Mulde heraus und rutsche doch wieder hinein, ich sage du mußt, es find deine Kameraden, es ist ja nicht irgendein dummer Befehl", und gleich darauf: Was geht es mich an, ich habe nur ein Leben zu verlie­ren".

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Das macht alles diefer Urlaub, entschul­bige ich mich erbittert. Aber ich glaube es selbst nicht, mir wird entfeilich flau, ich erhebe mich langsam und ſtemme die Arme vor, ziehe den Rüden nach und liege jetzt halb auf dem Rande des Trichters.

Da vernehme ich Geräusche und zude zu rüd. Man hört trop des Artillerielärms ver­dächtige Geräusche genau. Ich lausche;- das Geräusch ist hinter mir. Es sind Leute von uns, die durch den Graben gehen. Nun höre ich auch aedämpfte Stimmen. Es könnte dem Tone nach Kat fein, der da spricht.

Es ist vergeblich. In wirrem Durcheinan­der summen mir die Gedanken im Schädel ich höre die warnende Stimme meiner Mut- Eine ungemeine Wärme durchflutet mich ter, ich sehe die Russen mit den wehenden   Bär- mit einent Male. Diese Stimmen, diese weni­ten am Gitter lehnen, ich habe die helfe, wungen, leifen Worte, diese Schritte im Graben derbare Vorstellung einer Kantine mit Sesseln, eines Kinos in   Valenciennes, ich sehe quälend, jchenßlich in meiner Einbildung eine graue, ge­fühllose Gewehrmündung, die lauernd lantios mitgeht, wie ich auch den Kopf zu wenden ver­fuche: mir bricht der   Schweiz aus allen Poren.

Smmer noch liege ich in meiner Mulde. Ich sehe auf die Uhr; es sind erst wenige Mi­nuten vergangen. Meine Stirn ist uaß, meine Augenhöhlen find feucht, die Hände zittern, und tah teuche leise. Es ist nichts anderes als ein furchtbarer Augstanfall, eine einfach gemeine Hundeangst davor, den Kopi herauszusteden und weiterzukriechen.

Wie ein Brei zerquilli meine Anspannung

Wir haben einen Hopferich!

Von Werner Peter Larsen.

Ich hatte es meinem Sohne Hannes ver­Irochen ich mußte also Wort halten: am Nachmittag gingen wir ans. Gedränge, Men­fchen, Wagen, Pferde.

Biele Menschen", sagte Hannes lafonijch. Ja", sage ich. Viele Menschen."

hinter mir reißen mich mit einem Ruck aus der fürchterlichen Vereinsamung der Todes­angst, der ich beinahe verfallen wäre. Sie sind mehr als mein Leben, diese Stimmen, sie sind mehr als Mütterlichkeit und Angst, fie sind das Stärkste und Schüßendste, was es überhaupt gibi: es find die Stimmen meiner Kanteraden.

Ich bin nicht mehr ein zitterndes Stück Dasein allein im Tunkel ich gehöre zu ihnen und sie zu mir, wir haben alle die gleiche Angst und das gleiche Leben, wir sind verbunden auf eine einfache und schwere Art. Ich möchte mein Geficht in sie hineindrücken, in diese Stimmen. diefe paar Worte, die mich gerettet haben und die mir beistehen werden.

Doch,

,, Krabbelmäuse", fagte Hannes refigniert. " Ja", sage ich. Krabbe.mänse."

Kauf mir..."

Unfere Blide begegnen fich; da muß ich lächeln. Und mit ememmal haben wir eine Krabbelmans.

Und nun ziehen wir tapfer unsere Straße fürbaz: Hannes, ich und die Krabbelmans. In meinem Mantel hüpft es wie tansend Flöhe und Heuschrecken aber was macht.as? O nichts, mein Söhnlein Hannes amüsiert fich,

Er geht neben mir ber, auf Zehenfpigen ,. den Arm bis zum Ellenbogen in mei er Tasche, und ist heiter und guter Dinge. Krabbelt es jehr?"

,, ja", sage ich. Ich danke." Ich bitte", fagt Hannes höflich. Vielleicht möchtest du überhaupt gana do hinein?"

Wo

den

Wo hinein?"

Na, zu dem Hopferich.

Hopferich?" jagt Hannes. Hopferic... ist denn so einer...?"

Na, in der Taiche."

In der Tasche? Ach so... Ja. bin ich auch ein Hopferich?

Freilich."

,, Und bist du denn auch ein Hopferith?" Nein."

Und Hannes denkt nach.

"

Warum bist du denn kein Hopferich, Vater?"

Er faun es nicht fassen.

,, Sieh mal", sage ich. fich ma! ba..."

Da sisen in einem Schaufenster grauge­leidete Heinzelmännchen vergnügt um einen Tisch und schmausen. O, wieviel Herrlichkeit..!

Rauf mir..." Jagt Hannes.

Ach, Hannes hat so ein kurzes Gedächt nis; er hat längst vergessen, daß er und ich arm find.

,, Willst du niar...?"

,, Doch", sage ich, ich will wohl. Aber du weißt doch..."

Was weiß ich?"

Daß wir arm sind."

Und Hannes schweigt. Er überlegt lange. Er fribbelt und frabbelt.

Arm?" sagt er nach einer Weile in maß­

Doch", sage ich. Ich will gern. Aber ich Tofent Staunen. Bater?! Arm? Noch immer?

tann nicht."

,, Warum kannst du nicht?"

Weil ich kein Geld habe."

Und Hannes denkt nach. Ich fühle, wie es in ihm arbeitet.

Gelb?"

Sm..." sagt er, warum haft du kein ,, Weil ich arm bin. ,, Ach so", sagt Hannes, arm? Ja, bin ich denn auch arm?"

Ja, du bist auch arm.

Aber ich will nicht arm sein!" sagte Hannes unwillig und zieht die Stirn fraus.

und die Straßen tauchen auf und versin fen; die Schaufenster ziehen vorbei. Da ist alles, was das Herz begehrt: der Kramladen mit richtigen Waren, mit Pfefferjäden und blauen Buderhüten und ein Puppentheater mit verschiebbaren Kulissen mal eine Wohn­stube and ein andermal der schönste grüne Wald und dann ein ganzer Hühnerhof und eine Burg und ein Segelboot, aber vor allem Auf dem Dönhoffplay aber stand ein doch eigentlich ein Teddybär, der im ganzen Schaufenster umberfugelt und kreuzfidele Bur- Mann, der regierte eine Belt für sich, eine selbäume schlägt. Mäusewunderwelt: rings um ihn herum hopste und sprang, Kribbelte und krabbelte: s.

Sannes ist zuerst einfach baff; aber dann brückt er die Nase an die Scheibe platt und macht riesengroße Augen.

,, Vater, fauf mir...!" fagt er und sieht mich ermunterub an. Ich aber soweige und Tächle.

Willst du nicht?"

O, Hannes! Er träumte einen Traumt die ganze Leipzigerstraße entlang, einen wunder lichen Märchentraum von Puppentheatern und Feen, Konfekt, Dornröschen und Bären.

Ei... in   Froschen...!" schrie der Mann. Ei... in   Froschen det Stück: Scheene Krab­belmänstes! Ei... in Froschen! Krabbelmäus­fes.... Krabbelmäustes... Krabbelmäns

tes

Und das Gefrabbele beginat.

Hut... ach, fo... Ja, aber.. wir haben doch nun eigentlich den Sopferich...?!"

Aus zwei Tieren ein neues. Das fünfte Bein. Nenbildung von Augen. Fesselnde Tieregperimente.

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Zu den Tieren, die sich besonders gut zu wissenschaftlichen Versuchszweden eignen, gehö­ren unsere Wassermolche( Triton), und dies be fonders wegen ihrer Fähigkeit. verlorene Kör­verteile sogar die Augen,- neu zu bilden. So ist es beispielsweise gelungen, der rechten Hälfte eines Molches die linke Körperseite eines anderen Molches anzufügen, also aus zivei Ties ren künstlich ein Tier zusammenzusetzen.

Da im Körper des Molches in der Regel reichlich Bildungsmaterial vorhanden ist, kann man die Tiere mitunter auch dazu bringen, auf eine bestimmte Reizung hin

ein neues Glied zu erzeugen, wie es dem Forscher Filatow feinerzeit an Moichlarven gelang, die auf eine gewiffe Be handlungsweise dadurch reagierten, daß fie ein fünftes Bein bildeten. Neuerdings hat nun des. riffifche Zoologe Dr. Najsenow auch ausge