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Der alte Kapitän.

Eine chinesische   Slizze von W. Somerset Maugham  .

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Er war sechsundsiebzig Jahre alt. Er war| Aber, beim Herrgott noch einmal, er war doch fast noch ein Knabe, als er als zweiter Matrose ein Matrose! Eine der Schiffahrtsgesellschaften, mit einem Segler nach China   gelommen war, die auf dem Yangtje fuhren, gaben ihm eine und seit jener Zeit war er nie mehr in seine Stelle als kommandierender Offizier er Heimat zurückgekehrt. Seit jener Zeit war so hatte kein Kapitänszeugnis und so lehrte mancherlei vorgefallen. Lange Jahre hindurch er also auf den Fluß zurüd, den er so gut war er Kommandant eines chinesischen Schiffes fannie. Acht Jahre lang hatte er die Stelle gewesen, das von Schanghai   nach Jhang fuhr, innegehabt. und es war ihm jeder Zoll des großen und schredlichen Hangtse bekannt. Er war Kapitän eines Schleppers in Hongkong   gewesen und hatte in der siegreichen Armee mitgefochten. Er hatte sich während der Boxeraufstände eine schöne Beute erworben und war während der Revolution in Hankow gewesen, als die Re­bellen die Stadt bombardierten. Er war drei mal verheiratet gewesen, das erstemal mit einer Japanerin, dann mit einer Chinesin, und endlich, als er schon stark an die Fünfzig war, mit einer Engländerin. Alle Frauen waren ge­storben, doch die Japanerin blieb ihm für immer im Gedächtnis. Er pflegte gerne zu er­zählen, wie sie die Blumen in seinem Hause in

Und nun stand er auf der Brücke seines schmuden, kleinen Schiffes, das nicht einmal so breit war wie die billigen Einpenny- Dampfer auf der Themse  , eine prächtige Figur, aufrecht und schlank, als ob er ein Jüngling wäre, in einer schmucken, blauen Uniform, die Müze der Schiffahrtsgesellschaft anmutig auf seinem weißen Saare, mit seinem nett zugeschnittenen Spitzvarte. Siebzig Jahre alt. Ein hohes Alter. Er hatte den Kopf zurückgeworfen, hielt seinen Fernstecher in der Hand, neben ihm stand der chinesische   Lotse, und so starrte er den weiten, gewundenen Strom herunter. Eine ganze Flot­

tille von Dschunken mit ihren gebogenen Bugen und gehißten, bieredigen Segeln fuhren den Strom herunter und die Ruderer fangen einen monotorer Sang, während sie mit ihren knar. renden Rudern arbeiteten. Das gelbe Waffer spielte in der untergehenden Sonne lieblich in bleichen, sanften Farben, und der Sirom schien glatt wie Spiegeleis zu sein. Und er ging. entlang an den flachen Ufern und den Hütten eines verwahrloften Dorfes, in der nebligen Size des Tages und Bäume und Häuser am Ufer nahnten sich gegen den bleichen Himmel geradezu wie Silhouetten aus. Er erhob seinen Kopf, sobald er den Schrei von Wildgänsen bernahm, und er sah ihnen nach, wie sie in Form eines V wer weiß in welches ferne Land entflatterten. In der Ferne erhob sich auf einem Hügel ein Tempel im Sonnenglanze. Und da er dies so oft schon gesehen hatte, rührte es ihn gonz sonderbar. Der sterbende Tag gab ihm zu denken, er wußte nicht wieso, und er sann über seine große Vergangenheit und sein hohes Alter nach. Und er bedauerte nichts.

Beim heiligen Georg", murmelte er vor sich hin, schön, wunderschön war mein Leben!"

Böſes Weib und rechte| alfo foll eine rechte Jungfrau ſich meiſtenz

Schanghai   arrangierte, wie sie eine Chrysan- Böſes Weib und rechte

Jungfrau.

Predigten aus drei Jahrhunderten.

Abraham a Santa Clara  , der berühmte Kanzelredner des 17. Jahrhunderts, schilderte in einer Predigt ein böses Weib:

zu Hause aufhalten zur Vermeidung aller bösen Gelegenheiten. Denn die Jungfrauen, die sich immer auf Wegen und Gassen sehen lassen, sind vor losen Schelmen nicht sicher."

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theme oder eine Kirschblüte in eine Base steckte. Und immer wieder erinnerte er sich daran, wie bezaubernd sie eine Teeschale mit ihren beiden Händen zu halten pflegte. Er hatte eine Anzahl In der gewaltigen Schimpfkanonade des Kinder, aber interessierte sich nicht um sie: weiland Wiener Hofpredigers- der übrigens sie hatten sich in den verschiedenen Häfen von faule Männer und Trunkenbolde, auch aus den China   niedergelassen, waren in Banken und Es ist besser, in der Wüsten sich aufhal- höchsten Streifen, nicht um ein Saar milder in Schiffskanzleien angestellt, und er bekam fic selten zu Geficht. Stolz war er auf seine Tochter, ten beh giftigen Basilisken, beh grausamen feinen Predigten behandelte spüren wir die als einziges Mädchen aus letter Ehe mit Amphibien, beh erschröcklichen Drachen, bey noch heute die Kraft der ehrlichen Ücberzeugung. der Engländerin stammte, doch sie hatte sich schädlichen Krocodillen, bey wilden Salaman- Seine Nachfolger auf den Kanzeln aber brach. dern, beh blutgierigen Tygern, bey zornigen ten drei Jahrhunderte später wohl eine Imi­sehr gut verheiratet und war nach England gegangen. Er bekam sie nie mehr zu Gesicht. Löwen, Bären und Wölfen, als bey einem öösentation seines Stils zustande: doch sie griffen Die einzige Perfon, zu der er eine Zuneigung Weibe. Ein böses Weib ist ein Schiffbruch ihres nicht wie ihr Vorbild in das lebendig kreisende fühlte, war sein Bursche, der mit ihm seit fünf Mannes, sie ist ein steter Wetter- Hahn im Leben, sondern in ein Gerümpel von Muff und undvierzig Jahren lebte. Er war ein kleiner Sause, sie ist eine übel laufende Klapper- Büchse, Verlogenheit. Das böse Weib Abraham a Santa eingeschrumpfter Chinese, mit einem fahlenie ist ein fränkischer Stiefel- Balg, den man sie ist ein fränkischer Stiefel- Balg, den man Claras hat immer gelebt die rechte Jung­Kopfe, langsam und feierlichen Bewegungen. wichster Wetter- Mantel, in dem das Wasser der fast alleweil schmieren müßte. Sie ist ein ge- frau" der Berner Frömmler nie." Er war schon stark über die Sechzig. Sie rauf­ten sich beständig miteinander. Der alte Bete- Ermahnung nicht eingehet, sie ist ein Blas­Tan" pflegte dem Burschen" zu sagen, daß er bala des feurigen Zorns, sie ist ein Zugpflaster zu nichts mehr nüze sei und daß er ihn daher des Beutels, sie ist ein Maniter, das manchen armen Mann zu todt beißt, sie ist eine Luer­wegschicken müsse, und der Bursche" pflegte ihmt wieder zu erwidern, daß er vom Bedienen tier- Stuben aller Bosheit, sie ist ein Braban­tisches Stamm- Wappen, darinnen ein zänkischer eines verrückten fremden Teufels müde gewor Hundskopf, ſie iſt ein Friedhof der guten Tage, sie ist eine giftige Schlange, eine bittere Aloe, sie ist ein übler Sauerampf, ſie iſt ein ewiger Blas- mich- an, eine Commissarin der drey Fu­rien, sie ist das letzte Gebet im Bater Unser: erlös uns von allem Uebel; sie ist ein höllischer Brennspiegel, der Fröhlichkeits- Kehr- aus, ein immerwährendes Igelsest, sie ist eine Haspel der Ungelegenheiten, sie ist ein Jahr- Maret der Zankwörter, furzum jie ist, ist, ist, was nicht fattsam beschreiben kann."

den fei. Doch wußten beide voneinander, daß feiner seine Worte ernst meinte. Sie waren beide, die alten Leute, gute Freunde mitein­ander und blieben es wahrscheinlich, bis sie der Tod trennte.

Es ist amüsant, die Schilderung einer frommen Jungfrau aus einem Berner Mis­ſionsblättchen des Jahres 1928 dagegenzu­stellen:

Eine rechte Jungfrau muß sein wie die Gloden am Karfreitag: still und eingezogen.

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Was foftete die Entdeckung Amerifos?

Die Entdeckung Ameritas ist erstaunlich billig gewesen, wenn man den Berechnungen trauen darf, die ein holländischer Gelehrter aufgestellt hat. Er hat nämlich nicht mehr als 6036 Gulden herausgerechnet. Um zu diesen Resultat zu kommen, hat er eingeherde Studien über die Verhältnisse instellen mussen, unter denen Kolumbus   und eine hrtgenossen in dem denkwürdigen Jahre der Entdeckung lebten. Das Gehalt eines Admirals betrug in' ener Beit 768 Gulden jährih da nun die Expe dition von Anfang Augu 1492 bis Ende Feber 1493 dauerte, so erhielt Kolumbus  , für diese Zeit ein Gehalt von 511 Gulden. Weiter mußte die Frage beantwortet werden: wieviel Schiffe, Offiziere und Mannschaften nahmen an der Expedition teil, und wie groß war ihr Gehalt. Aus alten Schiffsjournalen ermittelte der hol­ländische Gelehrte, daß der Kapitän eines Schiffes in jener Zeit 492 Gulden jährlich verdiente Das Jahresgehalt der übrigen

Als er die Engländerin geheiratet hatte, 30g er sich von seiner Schifferei zurück und legte seine Gelder in einem Hotel an. Aber er hatte teinen Erfolg damit. Es war ein Sommer aufenthalt, etivas abseits von Schanghai  , und zu einer Zeit, bevor man noch Motorräder in China   kannte. Er war ein gesellschaftlicher Mensch und brachte einen großen Teil seiner Zeit im Ausschanke zu. Er war freigeberisch und schenkte ebensoviel Freibier wie für Geld aus. Er hatte auch die besondere Gewohnheit, ins Bad zu spuden; die empfindlicheren Gäste Wie eine Orgel: sobald sie auch nur ange- Schiffsbesaßung schwankte zwischen 55 und 72 nahmen daran Anstoß. Als sein letztes Weib starb, fand er bald heraus, daß sie es gewefen war, die die Sachen zusammenhielt, und furze Zeit nachher fonnte er der Schwierigkeiten nicht mehr Herr werden. Alle seine Mittel waren durch den Ankauf der Realität erschöpft, und jetzt stark mit Sypotheken belastet, und die Ver­lufte stiegen von Jahr zu Jahr. Er mußte daher das Anwesen einem Japaner verkaufen, und nachdem er, achtundsechzig Jahr alt, seine Schulden gedeckt hatte, stand er ohne Benny da.

tastet wird, schreit sie laut.-- Wie eine Spital fuppe: die hat nicht viel Angen; also soll eine rechte Jungfrau nicht viel herumgaffen. wie eine Enle: die kommt fein wenig ans Tageslicht. Wie ein Spiegel: wenn man dem ein flein wenig zu nahe kommt und anhaucht, so macht er ein finsteres Gesicht. Wie ein Licht: das in einer Laterne eingeschlossen viel sicherer ist, als außer derselben. Besonders aber wie eine Schildkröte: die ist allezeit zu Haus, de sie ihr Haus mit sich herumträgt;

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Gulden. Nach langen Berechnungen kam dann der Forscher zu dem bereits erwähnten Resultat von 6063 Gulden, welche die Entdeckung Ame  rikas die spanische Regierung gekostet hat.

Die Berechnung mag wohl stimmen. Also 6036 Gulden für die Entdeckung Amerikas  . Das ist wirklich nicht viel Geld. Aber wenn man sieht, welche Zustände sich seit Einführung der Prohibition hier entwickelt haben, dann fommt einem selbst diese bescheidene Summe doch noch reichlich hoch vor.