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Und Stiller fuhr aus Hollywood   fort, fuhr

bändern, eine Sammlung", die das Taschengeld Verzeichnis der Telephonnummern. Aber Brotkarten der eisernen Zeit und ten hinfällig liiert, die da säuberlich eingetragen sind, doch gewordenen Milliardenscheinen ein Schnürsenkel wer wird mir ohne heimliches Grinsen glauben, ausmaß in das Sing- Sing der Filmbranche

vieler Wochen wert war. Da zwiſchen ben bin ja mittlich gar nicht mit all dieſen centen| nach Europa  . Er ist geito bon

... er riß an dem Tage, an dem wir uns kennenlernten... dort eine gottlob verschwie gene Anstedblume und der gewisse Notizblod, der leise und unauffällig verloren ging, um dann unter um so auffälligeren Nebenumstän­den wiedergefunden zu werden und eine bedeut fame Rolle in einem Menschenleben zu spielen. Ferner eine Handvoll peinlicher, doch inzwischen endgültig taltgestellter Schidsalssaläge in Form von tütenblauen Tadelbriefen megen Faul­heit oder fortgesetzter Störung des Unter­richts"; meist von der gefürchteten Groß unter zeichnet, die immer Uebles sann und dabei stets den Anschein erweckte, als ob sie lächelte, weil jie stark vorstehende Oberzähne hatte. Wenn fie wüßte, daß ihre Niedertracht jetzt auch friedlich der Kategorie lieber Erinnerungen eingereiht worden ist und wenn ihr ord­nungheischender Blid nun erst die Kramschub lade sehen würde...

ich habe meine Tasche liegen lassen. 3r gendwo. Niemand weiß, was das bedeutet. Denn so eine Handtasche ist auch ein vertrauter

daß ich einzig und allein der Ordnung haber jede Adresse notiere, die mir mehrere mal über den Weg läuft?

Ich habe meine Tasche liegen lassen. Ein Brief ist auch noch darin, ein rnbeendeter, offener Brief, in dem ich meinen Gedanken zwanglos den Lauf lasse. Nun wird jedermann lesen, daß ich mich über S. lustig mache, weil er dauernd verlegene rote Ohren friegt und viermal hintereinander das gleiche erzählt, ohne es zu merken... daß er jedoch für allerlei Besorgungen nicht von der Hand zu weisen sei und deshalb vorläufig noch im Auge tebalten werden müsse. Und daß mein Gatte zwar ein gutgläubiges Schaf ist, jedoch mit seme: Harm lojigkeit allmählich auf die Nerven falle. Und wenn ich mich nur darauf besinnen konnte, wie weit ich jene Angelegenheit angedeutet habe, die ich ja auf keinen Fall andeuten darf aber, wie ich mich kenne, werde ich sie schon angedeutet haben!

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Was für ein Taschentuch war denn über­Ort, an dem man intimere Privatangelegen- haupt darin? Wie sie jetzt alles in den Händen heiten aufzubewahren pflegt, zumal die aktuellen halten und betritteln werden! Dinge, die man stets zur Hand haben muß, wie Das Blut schießt mir in die Wangen. beispielsweise einen Taschenkalender mit der Diese Ungewißheit ertrage ich nicht mehr! Das Tageseinteilung und den Verabredungen, in die Leben ist nicht mehr lebenswert für mich, nie Unbefugten der Einblick nur ungen gewährt wieder fann ich völlig unbefangen meiner Wege wird. Dasselbe gilt für den Block mit den fläggehen... denn: ich habe meine Tasche liegen­lichen Einnahmen und Ausgaben und einem lassen! Lotte Arnheim  .

Menschenhandel   in Hollywood  .

Bon Egon Erwin kifo.

( Schlußz.)

Die Filmgesellschaft A will einen Regisseur engagieren, der bei der Firma B angestellt ist, aber auf seinen Wunsch hin austreten könnte. Der Vorvertrag zwischen A und dem Re­giſſeur wird ſkizziert, fünfzehnhundert Dollar

die Woche.

Und wieviel haben Sie jetzt Gage?" fragt A.

Zu lügen hätte feinen Zwed, denn A wird ohnedies B anrufen, und die Firmen sind einan­der zur wahrheitsgetreuen Auskunft über Men­schenpreise verpflichtet, sogar über die Ziffern bereits abgelaufener Verträge. Also antwortet der Regisseur ehrlich:, 900."

,, Seien Sie nicht böse," sagt daraufhin A und zerreißt den Vertrag, da werden wir Sie selbstredend von B kaufen!"

Die Verträge laufen bis zu fünf Jahren, die jährliche oder halbjährliche Option ist ein seitig, das heißt: nur die Firma kann verlän­

gern.

Nicht einmal privat darf der Künstler mit einer anderen Firma verhandeln, nicht einmal privat darf eine Firma mit einem anderswo engagierten Künstler verhandeln. Das ist Kon­traktbruch und wird mit fünf Jahren Enga­gementslosigkeit bestraft.

Mehr als einmal ereignet sich folgendes: In der letzten Novemberwoche richtet ein Schau­spieler an seine Firma die Anfrage, ob er aus dem Vertrag austreten könne. Das möchte er gern, denn er weiß, eine andere Firma würde ihn engagieren: in ihrem neuen Film ist eine Rolle, bei der der Regisseur an ihn denkt. Also fragt er seine Chefs: Kann ich aus dem Ver­trag?"" Nein." Jedoch eine Woche später, am 30. November nimmt seine Gesellschaft die Option nicht auf, sein Fach bei der anderen Firma ist bereits besetzt. Nun kann er schnorren

gehen oder einen der vierzehn Nothelfer" beauf­tragen, es für ihn zu tun.

Aber die vierzehn Hollywooder Agenten tun es nicht. Sie verschicken nur Listen an die Un ternehmer. Wir vertreten:..." Erfolgt auf dieses Angebot eine Nachfrage, oder verschafft sich der Schauspieler selbst ein Engagement, so friegt der Agent zehn Prozent der Gage. Kein Gagenschacher erforderlich. Die Preise dürfen ja im innerstaatlichen Verkehr der Firmen nicht als Geschäftsgeheimnis behandelt werden, und höchstens das, was der Schauspieler im vorigen Engagement befam, bekommt er jetzt, da er stellungslos ist, ein freier Stünstler, ein free lancer  ". Nur selten steigt jemand im ziffern­mäßigen Wert; wenn er einen Erfolg erungen hat oder mehrere Firmen ihn gleichzeitig ver­fangen.

Nicht jeder wird mit dem gleichen Straf eingeliefert, mancher nimmt's leichter, mancher nimmt's schwerer, mancher hält fich für glüc lich, weil seinee Zelle aus Gold ist, mancher hält sich für glüdlich, weil er seine Zelle für Gold hält, und mancher hält sich für glücklich, weil die Daheimgebliebenen seine Zelle für Gold hal­ten.

Man kommt mit einer jungen Schauspie lerin zusammen, die bescheiden wohnt. Stolz aber zeigt sie die Zeitschriften ihres Vaterlandes, sagen wir Spaniens  . Ihr Porträt ist Titelblatt, Postkarten, die sie sendet, werden faksimiliert, jedes heimatliche Blatt kabelt um ihre Meinung für die Weihnachtsnummer, Mädchen und Jünglinge fragen sie brieflich, wie's anzustellen ist, auch im glücklichen Hollywood  , vielleicht des halb, vielleicht in der Hoffnung, doch einmal eine Rolle spielen zu dürfen.

Lieben und Ehen sind ehern geregelt. In jedem Vertrag steht, daß ihn die Firma auf­lös enfann, wenn das Benehmen des( der) En­gagierten öffer.tlich Anstoß ciregt. Und das tut sie auch, denn so allgewaltig die Filmbranche

iſt, noch allgewaltiger ist der Klatsch, besonders

der durch die Presse verbreitete, und noch all­gewaltiger die Macht des Sexualneides auf diesem puritanischen, scheinheiligen Kontinent.

Der Prominente, der einer Dame hinein­fällt, die sich bei ihm als Schülerin der Schau­spieltunst eingeschlichen hat und nach erreichtem Ziel mit Heiratsansprüchen hervortritt, der tut gut daran, das 6- Uhr- Flugzeug von Los An geles nach New York   zu benußen, um das nächste Schiff nach Europa   zu erreichen. Die Kollegen helfen ihm bei der Abfahrt.

Nicht ohne Neid hören umschwärmte, ver. götterte Kinogrößen zu, erwähnt ein Besucher aus der Fremde ein mittelmäßiges Abenteuer. Sie fönnen sich's nicht leisten. Geht man mit einem Liebling der Welt in Los Angeles   bum­meln, so verkleidet er sich und gibt dem Begleiter Maßregeln, ja keine Andeutungen zu machen, nichts vom Film zu sprechen; er hat Angst: eine harmlose Schälerei fann Erpressung oder Skan dalartikel gebären.

Was anderswo als Flirt gilt, hier ist es riskante Tat, was in Filmateliers der alten Welt Selbstverständlich ist, ist in denen der neuen eine Ausnahme. Ein Regisseur in Holly­ wood   unterläßt es im Atelier, den Mädchen hilfreich unter die Arme zu greifen.

Ehe und Liebe vollziehen sich am reibungs losesten in der gleichen Gagenklasse. Es ist am vernünftigsten, wenn Douglas Fairbanks   die Mary Pickford   heiratet und beide zusammen Erfolg errungen! Erfolg ist ein Rollenfach. bleiben. Nur liegen leider die Verhältnisse nicht Wer nicht für dieſes Rollenfach engagiert ist, immer so far. Oft genug wird einer Schau­gilt zumeist nur als gut, ſofern er dem Erfolgspielerin die Rolle wegen Unfähigkeit weg­reichen gute Möglichkeiten schafft, weiterhin recht genommen, während ihr Gatte ein neues, blen­erfolgreich zu sein. Im allgemeinen haben die dendes Engagement friegt. Eine Woche später Chargenspieler unter bedeutend schlechteren Ver- ist die zur Mesalliance gewordene Ehe geschieden. hältnissen zu arbeiten als der Protagoniſt, ſie Er sucht sich einen Star zur Gattin. müssen jede Rolle übernehmen, auch die des Bösewichts, wodurch manche ihr ganzes Kapital, die Popularität als sympathischer Junge für immer zerstören. Denn durch den Film ist der Erdball zu jenem Tiroler Dorf geworden, das den Darsteller des Franz Moor verprügelte.

Eine Rolle ablehnen? Mauris Stiller wet­gerte sich, die Regie von Weg allen Fleisches" zu führen, seine künstlerische Kraft, edle Schau­spieler und Millionen Dollar für die Lebendig machung eines solchen Dredmanuskriptes auf zuwenden. Wissen Sie," sagte ihm Schulberg überlegen, daß Sie mit dieser Weigerung Ihre Gage verlieren, 25.000 Dollar?"" Nu, wenn schon," erwiderte der Schwede berlinerisch.

Aber nicht alles, was das Publikum mit scheuem Raunen nennt, ist Star. Es gibt ge­feierte Größen. die monatelang ohne Beschäf tigung und ohne Gagen sind und sich, wie wir gesehen, die Miete ausborgen müssen. Und selbst wer für den Verkauf seines Schattens fürstlicher bezahlt ist als Peter Schlemihl  , ver dient noch keinen Bruchteil von dem, was die Geschäftsleute der Branche verdienen; Mr. Ir­ ving Thalberg  , 28 Jahre alt, General Producer der Metro- Goldwyn  , macht zum Beispiel eine Million Dollar im Jahr. Seh'n Sie, das ist ein Geschäft, sowas bringt was ein...

... jedoch ein jeder kann das nicht, das muß verstanden sein, Mr. Kisch!"