Aber nach einet Truppenschau, die der Khan mit seiner Leibwache«Welt, gelang e» mir, ihn für die Länge einiger seiner Soldaten zu interessieren, und da er wußte, daß diese ald die besten und stattlichsten in-an- Turke stan berühmt waren, hatte er nicht- dagegen, daß der Fremde sich dessen vergewisserte. Alk die sechs Wochen zu Ende waren, hatte ich also erreicht, waS ich wollte, und konnte mit meinen auf kleinen Lastpferden gut verpackten Er- gebniffen ins Hauptquartier der Expedition nach Urumtschi zurückkehren. Die letzten Worte des Khans beim Abschied waren, ich möchte wiederkehren, von meinem Volk erzählen und seine Torgoten kennenlernen. And auf der Heimreise reiste in mir der Wunsch, nach Oereget, dem Herrsche rsitz des Khans, zurückzukehren, sobald es die Umstände erlaubten. Ans meinen früheren Reisen in der unabhängigen Khalkha-Mongolei und der China botmäßigen TschahharMongolei habe ich unter mongolischen Soldaten, Nomaden und Jägern gelebt, kaum tüchtigen Leuten, die von der Große früherer Zeiten zehrten und erzählten. J>l den letzten Jahren sind die mongolischen Khanate verschwunden, und immer öfter hörte man die Leute von„Sjanrbal" sprechen. Ter politische Sturm, der in der Spur des Weltkrieges über Asien zog, ist nur das, was in buddhistischen Büchern alter Zeitnr geweissagt
Ich bin eine von den Hunderten eines großen Warenhauses. Ich habe Ihnen geioiß schon Socken und Handschuhe verkauft. Vielleicht habe ich Ihnen zu der Krawatte geraten, die Sie noch tragen. Im Autobus starren Sie mich immer so an. Sie übersehen die billige Eleganz meines Mantels, und Ihr Wohlwollen gehört meinen Beinen. Mit diesen Beinen, sagt Ihr Blick— müssen Sie in ein Magazin. Wenn Sie noch frühstücken, bin ich mit dem kleinen, schwarzlackierten Stadtköffcrchen schon unterwegs ins Geschäft. Wie viele eilen mit mir, ich bin ja nur eine von den Hunderten nicht ganz ausgeschlafenen, noch träumenden, vorsichtig geschminkten Mädchen, die in die großen Warenhäuser müssen. Wir sehen nur flüchtig den erwachenden Himmel über den Plätzen, und für Augenblicke denken wir mit einer kleinen Sehnsucht an schilsumstandene Seen, in schweigenden Wäldern, dann verschluckt uns schon das Warenhaus. Hier bin ich wie Lissi und Olga, wie alle andereen, von neun Uhr früh bis sieben Uhr abends ein kleines Rädchen im großen Getriebe, eine Nummer, eine Kontrollmarke. Ich habe-jetzt einen schwarzen Kittel an, und mein Arbeitstag beginnt mit der höflichen Frage:„Bitte, was steht zu Diensten?" Es gibt noch Minuten, wo man Zeit hat, an den gestrigen Abend zu denken, an den Film, an den Kuß im Hausflur. Dann beginnt der Strom der Kunden dichter zu fließen, er bricht aus den Türen der Fahrstühle, über die Rolltreppen hinauf in alle Stockwerke. Mein Tisch ist umlagert von einer fragenden, bfllenden, fordernden, schreienden Schar fremder Menschen. Mein schwarzer Kittel fliegt hier hin und dort hin, mein Bleistift rast über den Block, mein Kopf tut mir wch, aber immer wieder frage ich:„Womfl kann ich dienen?* Wer bin ich, Eine Maschine? Ein Robot? Gin Mensch? Ich habe fti« Herz, nur ein Gesicht, dar gleichförmig lächelt, nur geschäftig»
ist, nämlich der Anfang zu« Sjambal, dem Untergang der Welt, der kommen muß, ehe eine neue und bessere Welt erstehen kann. Roch WO Jahre lang wird die Welt schlechter uitd schlechter, und danach folgt Sjambal, wo die guten und die bösen Menschen einen vernichtenden Kampf gegeneinander führen, einen Kampf, der damit endet, daß nur die guten Menschen am Leben bleiben. Danach tritt ein großer und guter Khan auf, der über alle Völker der Welt Herrchen wird, und dieser Khan ist von der weißen Raffe. Wenn der Khan ein hohes Alter erreicht hat, wird sein einziger Sohn sehr krank, und alle die be- rühmtepen Medizinmänner der weißen Raffe sind der Krankheit gegenüber machtlos. Aber da kommt ein buddhistischer Lama an daS Krankenbett, und eS geschieht das Wunder, daß der todkranke Sohn des Khans gesund wird. Dieser buddhistische Lama ist Maitreja , der Maidari der Mongolen, der zukünfttge Buddha, auf den die Welt wartet und der auf die Erde kommt, um die Menschen zu erlösen. Maidari geht nun zu einem Berg, der sich auf wunderbare Weise vor ihm öffnet, unddort empfängt er Gautama Buddhas Gewand. Feuer und Ranch steigen aus dem Berg auf, und von allem und allen ertönt ein Gemurmel: Om mani padme hum, O du heilige- Kleinod in der Lotosblume, Amen."
Hande habe ich. Ich weiß nicht mehr, daß ich morgens ein Stück Himmel gesehen habe über einem Platz und nach etwa- Sehnsucht hatte, das in diesem Warenhause nicht geführt wird. Ich habe Preise und Sorten im Kopf und erkläre, preise an, bedaure, lächle, gebe recht, gebe nach, gehorsam einem ehernen Gebot, mit dumpfer Auflehnung manchmal, nervös gemacht durch törichte, wiederholte, nutzlose Fragen, aber immer unter dem Zwange meines Blickes, der Losung. Auch Sie kommen zu mir. Sie sind kurz und von oben herab, wenn Sie in Begleitung einer Dame, und aufdringlich, wenn Sie allein sind. Sie denken, ich bin nur eine von den Hunderten, ich bin wie diese und jene, von der Sie erzählen könnten, bei der Sie„Glück" gehabt haben. Wer bei mir werden Sie kein Glück haben, mein Herr, stellen Sie sich daS nicht so leicht vor. Abends abholen? Ins Kino gehen? Tanzen? Warum? Wozu? Liegt Ihnen so daran? Was Sie nicht sagen! Ich! Ausgerechnet ich! Ach, wie vielen hatten Sie es schon gesagt, die es geglaubt hatten. Es tut mir leid. Haben Sie sonst noch Wünsche? Eine Krawatte für den neuen Anzug? Ein schöne- Oberhemd für die Sommerhose? Rein, nicht? Bitte schön. Auf Wiedersehen!' Alter Esel!(Halblaut hinterher.) Du bist schön dumm! sagen die anderen in der Garderobe obei flüstern es mir hinter dem Ladentisch zu. Vielleicht bin ich schön dumm, daß ich noch warte und warte... Auf wen warte ich? Tag für Tag stehe ich hinter dem BerkaufS- tisch und warte am Ersten, daß ich den blauen Brief bekomme. Ich lächle„Gnädige Frau* zu sehr ungnädigen Damen, weil ich sie nicht schnell genug bedient habe. Aber wenn nichts zu tun ist, geht der Chef grollend durch die Abteilungen, und e» heißt, daß am Ersten wieder einige Kolleginnen ent
lassen werden sollen. Roch weiß niemand, wer. Es heißt nur so, die rind jene. Vielleicht ist man auch darunter. „Machen Sie ein fteundlichereS Gesicht!* sagt der vorbeikommende Ches wütend. Da vergesse ich rasch, daß ich am lösten unter den Entlassenen sein könnte, und mache ei» „fteundlichereS" Gesicht. Ja, ich lache auf einmal, ich bin auf einmal ganz geschäftig, obwohl wenig zu tun ist, ich bekomme heiße Wangen, ich rede auf einen Käufer ein, als solle er mir einen HeiratSantrag machen. Müde bringe ich am Abend den Block zur Abrechnung. Und der Erste kommt und ich bin— Gott sei Dank! Gott sei Dank!—, ich bin nicht unter den Entlaffenen. Ich leiste mir ein bessere- Mittageffen, trinke zwei Glas Bier, bin leichtsinnig— denke ich schon und rechne, ob ich mir das Sommerkleid kaufen könnte, dabei unS im Schaufenster steht. Ich vergeffe, daß meine Bezahlung miserabel ist und ungerecht. Glücklich und etwa- müde zähle ich die keinen Scheine, die mir bleiben, wenn ich damöblierte Zimmer bezahle...
Tiere schießen. DaS Tierreich ist bekanntermaßen mit alleü möglichen BertewigungS- und Angrifs-wafle» ausgestattet, di« in ihrer Wirkung so furchtbar sind wie nur irgendwelche listtg erklügelten KriegSwaffen der Menschen. Daß aber Tiere sogar regelrechte Schußwaffen besitzen und diese auf den Gegner obfeuern sollen, wird doch Wohl vielfach Kreiselndes Kopfschütteln erregen. Und doch haben die verschiedenen Forscher un- darauf aufmerksam gemacht, daß dem so ist., Seltsamerweise gehört gerade die uns so friedlich und hilflos erscheinende Schnecke zu den Tieren, die einen Revolver bei pch haben,' der mit einem Pfeil aus harter Kal-maffe geladen ist. Dieser Revolver fitzt an der rechts Seite vor dem Atemloch. Für gewöhnlich steckt der Pfeil im Lauf. Will die Schnecke schieße«/ so stellt sie den Lauf ein und schleudert de« Pfeil durch starke Attrskelspammng aus der Mündung, watend zugleich ein Sprühregen einer Weißen'Flüssigkeit verpufft. Trifft der' Kalkpfeil eine in der Nähe befindliche Schnecke,' so zuckt diese zusammen, da daß Geschoß sich in die Haut einbohrt. Uebrigens schießen die Schnecken stets nur auf ihresgleichen, vielleicht in der Erkenntnis, daß die Wirkung des Geschosses sockst doch verloren gehen würde. Seltsamerweise wird von de« Zoologen behauptet/ daß dieser Pfeil ein regelrechter Liebespfeil ist, der das Liebeswerben der Schnecke einleitet. Wenn aber zugleich betont wird, daß der Schall des Schusses fehle, so muß sich das um einen Trugschluß handeln, denn wahrscheinlich vernimmt daS Ohr der Schnecke schr wohl einen Knall, wenn auch unsere auf gröbere Schwingungen eingestellten Ohren nichts hören.>• Unter den Käfern gibt es einige, die eben-, falls Schüsse abgeben, und zwar lassen fie mit hörbarem Knall ein Gaswökkchen auipuffen/ wodurch sich ein ätzender Dampf entwickelt, der dem Gegner recht unangenehm sein mag. Wilhelm Bölschr berichtet auch von einer Barschart an den Küsten von Siam, die dort Schützenfisch genannt wird und— fast unglaublich aber wahr— aus dem Wasser an» Ufer mit Wasser schießt. Mit beängfttgender Zielsicherheit schleudern diese Fische dicke Wassertropfen auf Insekten, die in der Rahe de» Wasser» auf den Pflanzen sitzen, so daß die Insekte« in» Waffe, falle», worauf die
Sine Bertättfeti» sprieistt. Bon Kurt Rudolf Reubert.