doch verraten. Die Unruhe des Wildes, die Aufregung der Vögel und Affen in Gegenden, wo sich feine Leute der Delgesellschaften auf halten, sind untrügliche Beweise für die An­wesenheit der Indianer.

Ihre Angriffe führen sie bei Nacht aus. Sie sammeln sich bei Einbruch der Dämme­rung am Rande der Lichtung und schießen, durch die Büsche und Bäume verborgen, Pfeile in das Lager der Fremden und auf die an den Bohrtürmen arbeitenden Mannschaften. Mitunter liegen fie auch an den Flüssen im Hinterhalt und greifen die Besatzungen von Kähnen und Barkassen an. In letzter Beit sind auch Angriffe auf den Kleinbahnzug, der Material nach den Lagerräumen bringt, erfolgt. Der Führer war gezwungen, die Wagen los­zufuppeln und mit der Lokomotive zu flüchten.

Die Angriffe haben während des letzten Jahres sowohl ihrer Zahl nach als auch an Heftigkeit zugenommen. Als die Oelgesell­schaften zum ersten Male in das Indianer gebiet eindrangen, haben sie versucht, sich den guten Willen oder wenigstens die Neutralität der Eingeborenen zu sichern. Sie haben Brot, Schmuckstücke, Beutel mit Salz und andere Sachen, von denen man annehmen konnte, daß die Indianer sie brauchen könnten, ausgesetzt. In einem anderen Falle nahmen zwei In­genieure ein Boot und ruderten ohne beson deren Schutz nach einem Indianerdorf. Sie hatten verschiedene Geschenke mitgenommen und hofften gut empfangen zu werden. Als sie an­kamen, war das Dorf verlassen. Sie legten ihre Liebesgaben nieder und zogen ab Kaum hatten sie die ersten Meilen hinter sich, wurde ihr Rückzug durch Pfeilschüsse, die aus den Dschungeln am Ufer kamen, sehr beschleunigt.

Die Delgesellschaften haben ihren Leuten Anweisung gegeben, nur bei einer direkten Herausforderung zu schießen. Die dauernd drohende Angriffsgefahr jedoch, die eine ge­steigerte Wachsamkeit erfordert, sobald eine Abteilung das Lager verläßt, haben die Leute so zermürbt, daß sie schon bei der geringsten Bewegung im Walde, die gar nicht von den Judianern herzurühren braucht, losknallen. Es herrscht also im Indianergebiet ein dauernder Kriegszustand.

Ein unglücklicher Zufall hat die feindselige Haltung der Motilonen gegen die Weißen noch mehr verschärft. Während der Trockenzeit hat der Wald an vielen Stellen Feuer gefangen. Tausende von Morgen in der Umgebung der Bohrstellen sind abgebrannt. Die Indianer nahmen an, daß dieses Feuer aus böser Ab­sicht zwecks Vernichtung ihrer Jagdgründe an­gelegt wurde, und führten seitdem einen an Heftigkeit gesteigerten Feldzug gegen ihre ver­meintlichen Feinde.

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nicht erschöpft. Außer den Pfeilen der In dianer lauern heimtüdische Krankheiten und die Gefahren des Urwaldes auf sie.

Wer von uns denkt, wenn wir in be­quemen Kraftwagen über die glatten Asphalt­

straßen fahren und unsere Tants mu dem aus Erdöl   hergestellten Betriebsstoff füllen lassen, an die Opfer, die die Technik des Erdöls von ihren Pionieren fordert?

Bithfé wählt einen Galten.

Eine tatarische Legende.

Bitshes Stimme hörte, zart und flar wie ein Als der Djignit Seydamet zum erstenmal Silberglöckchen, fagte er sich, daß Allah   nur eine paradiesische Schönheit mit einer solchen Stimmte begnadet haben tönne.

nach ihrer Freundin: Bitshé rief von der Terrasse ihres Hauses

Fatme! Fatme!" Seydamet näherte sich dem Hause und

flüsterte:

Du hast mir einen Dolch ins Herz ge Ich beschwöre dich, lüfte ein wenig deine stoßen... ich bin am Ende meiner Kräfte! Tshadra, zeige mir dein Gesicht!" Bitshé drehte den Kopf, hob mit der linken Hand ein wenig ihren Schleier:

Seydamet hat gesehen.

von seinem Dorf hieher, alle Tage ging Bitshé, Alle Tage tam jetzt der Djignit Seydamet unter den verschiedensten Vorwänden, auf die Terrasse. Einmal überraschte Seydamet sie an der Quelle und sie mußte ihm schwören, daß sie auf ihn warten werde, bis er das Heirats angebot durch den Vermittler überbringen lasse.

Aber Bitshé war seit langem dem reichen Aber Bitshé war seit langem dem reichen Besitzer von Kalech- Medjet, Djan Arslan Moursa, versprochen; ihre Eltern verständigten sie erst am Vorabend der Hochzeit davon. Als

Ja, wie du siehst!"

hörst du: Kehre zurück!"

Nun gut, seze deinen Weg fort- aber

Bitshé entfernte sich eiligst. Seydamet rang mit dem Tode. Ihm war alles gleichgültig geworden, er begriff nichts mehr oder wollte

nichts begreifen. All ihre Tränen, all ihre Beschtvörungen beantwortete er mit feiner Silbe. Bloß ein einziger Satz entschlüpfte seinen ist mir alles eins!" eiskalten Lippen: Was soll mir das jetzt? Nun

fam Bitshé zu den Räubern zurück, wie jie es Den Tod im Herzen, weinend und seufzend, als möglich zu töten und sie dadurch von einem versprochen hatte. Sie beschwor sie, sie so rasch verzweiflungsvollen Leben zu bewahren. Einige Play! Rührt nichts an!" schrie der Hauptmann Räuber hatten bereits ihren Wagen geplündert. ,, Tut alles schleunigst wieder an seinen Jusuf seinen Kameraden zu. Und sich zu der jungen Frau wendend, sagte er: jungen Frau wendend, sagte er: Prophet mögen dich trösten!" Geh deines Weges! Allah und sein

Immer noch verzweifelt, fam Bitshé zu ihrent Gatten zurück und erzählte ihm alles, was sich zugetragen hatte. Moursa ließ sie aus­Mullah und sprach vor ihm die gesetzliche reden, doch dann rief er augenblicklich den Mullah und sprach vor ihm die gesetzliche Scheidungsregel aus:

Seydamtet von der bevorstehenden Heirat seiner Geliebten erfuhr, fonnte er den Schmerz nicht auf aus meinem Haus, bis dir die Galle ertragen und vergiftete sich. überläuft!

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Drei Monate verstrichen.

Mitten beim Fest, der Ball war schon in Kehre zurück zu deinen Eltern, Allah   sei vollem Gange, fam Bitshés Dienerin und ver­mit dir!" fündete ihr die traurige Nachricht; doch sie fügte hinzu, Sevdamet lebe noch. Die Braut weinte bitterlich unter ihrem Schleier... und als sie im Hause ihres Gatten antam, wollte dieser die Ursache ihrer unstillbaren Tränen wissen. Bitshé erzählte ihm die volle Wahrheit.

,, Er hat sich vergiftet, er liegt bereits im Todeskampf! Ich bitte dich, laß mich zu ihm geben, seine Verzeihung erbitten! Erlaube mir, feine letzten Augenblicke zu erleichtern dann will ich bis zum Grabe deine treueste Sklabin sein!"

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Während dieser Zeit erholte sich Seydamet eine alte Frau hatte ihm in letzter Minute Gegengift gegeben.

Der Räuberhauptmann Jussuf verließ nach seiner Begegnung mit Bitshé seine Kameraden, 30g nach Bachjisaray auf die Straße des Heils und beschwor den großen Khan Girey, ihm seine Sünden zu vergeben. Der Prophet rührte das Herz des Herrschers und er begnadigte den ,, Geh nur geh!" fagte Djan Arslan Räuberhauptmann. Moursa.

Unterdessen begann Arslan Moursa zu bereuen, daß er seine Frau davongejagt hatte; er langweilte sich und fand kein Vergnügen mehr daran, den Mond zu betrachten.

So geschah es, daß eines Tages alle drei antamen, um Bitshés Hand anzuhalten. Aber ihre Eltern. die mit Schrecken an all das zurüedachten, was sie durch eigene Schuld durchgemacht hatten, erklärten ihrer Tochter:

dir am besten gefällt! Sei gewiß, daß wir dir ,, Liebes Kind, wähle selbst denjenigen, der unseren Segen geben werden und desgleichen

dem, den dein Herz sich erwählen wird!"

Bitshé lief davon und befahl, daß man sie| so rasch als möglich zu Seydamets Dorf führen jolle. Aber bei der Teufelsquelle versperrte eine Die Kamps der Delgesellschaften und ihre Räuberbande ihr den Weg. Ganz verzweifelt sonstigen Anlagen sind durch Militär bewacht. warf Bitshé sich dem Räuberhauptmann zu sonstigen Anlagen sind durch Militär bewacht. Füßen, beschwor ihn, sie ihren Weg fortjeben zu Die venezuelanische Regierung, welche die Konzessionen an die Delgesellschaften vergibt, laffen, sagte ihm, daß jede Minute fostbar für muß für die Erhaltung ihres Eigentums und sie wäre, daß sie ihm ihr Wort gäbe, zurück­die Sicherheit der Arbeiter sorgen. Um diese blick nur darum handle, ihre Seele zu retten, zukehren, daß es sich für sie in diesem Augen­Verpflichtung wirksam durchführen zu können, und daß sie die eben erst getraute Gattin werden die Lichtungen in der Umgebung der Arslan Moursas sei. Kamps und Bohrstellen so weit ausgedehnt, daß die Indianer bei einem Angriff aus ihren Deckungen heraustreten müssen. Ferner wer­den Wachen aufgestellt und die Gegend wird mit Scheinwerfern abgeleuchtet. In der Regel Wie die Menschen heutzutage dern einzelne durch die Lebensführung, offen­haben diese Maßnahmen für die Sicherung der bar überlastete Organe altern den anderen Lager ausgereicht, jedoch sind die Reisenden in weit voraus und führend, wenn sie ihrerseits den Eisenbahnzügen und auf den Booten immer In dem eben erschienenen 5. Band seines die Todesgrenze erreicht haben, ohne Rücksicht noch nicht genügend vor den Indianern ge- Werkes Das Leben des Menschen" schreibt auf die Lebensfrische der anderen zum früh­schützt. Doch damit ist das Maß der Schivie- Dr. Fr. Kahn: Der moderne Mensch altert zeitigen Tod des Gesamtorganismus. Der rigkeiten, mit denen Geologen und Bohrleute nicht normal, indem alle seine Organe gleich- Bauer, der den Tag bei harter Arbeit, aber im Tarrafeld zu kämpfen haben, noch lange mäßig dem Alter entsprechend einborren, son- sonst geregelten und mäßigen Lebensweise in

,, und dein Mann hat dich ziehen lassen?" fragte der Räuberhauptmann erstaunt.

altern.

Bitshé besann sich feinen Augenblick. Sie wählte den Räuberhauptmann Jussuf.